Zehnte – Bibel-Lexikon

Die Gabe des Zehnten für Gott, oder für seine Vertreter, wurde schon lange bevor es eine Vorschrift im Gesetz gab, geleistet. Abraham gab den Zehnten der Beute Melchisedek. Jakob gelobte, dass er Gott den Zehnten von dem geben würde, das Gott ihm geben würde (1. Mo 14,20; 28,22; Heb 7,2-9). Es gibt Hinweise, dass heidnische Völker den Zehnten für heilige Zwecke und als staatliche Steuer hingaben, indem er ihren Göttern oder siegreichen Generälen geweiht wurde oder ihrem Herrscher als eine ständige Einkommensquelle diente.

Die Zehnten unter dem Gesetz waren

1. Die, die den Leviten gegeben wurden: Sie umfassten den Zehnten von allem Ertrag. Jedes zehnte Tier, das unter dem Stab vorüberzog, musste gegeben werden, ob es gut oder schlecht war. Falls es vertauscht wurde, mussten beide Tiere (auch das eingetauschte, Anm. d. Übers.) gegeben werden. Falls Tiere oder Feldfrüchte gelöst wurden, musste ein Fünftel hinzugefügt werden (3. Mo 27,30-33; 4. Mo 18,21-24; Neh 10,37.38). Wieder der Zehnte von dem Zehnten, der den Leviten gegeben wurde, war der Anteil für die Priester (4. Mo 18,26-28).

2. Nach dem Einzug in das Land musste ein zweiter Zehnte von allem Ertrag nach Jerusalem gebracht werden. Oder, wenn die Entfernung zu groß war, konnte er in Geld umgetauscht werden. Wenn der Opfernde in Jerusalem ankam, konnte er alles kaufen, was er sich wünschte, um es dort mit seinen Kindern, seinen Knechten und den Leviten, die zu dieser Zeit dort sein würden, zu essen (5. Mo 12,6-12.17.18; 14,22-27).

3. In jedem dritten Jahr ("Jahr des Zehnten" genannt) wurde nach Josephus ein dritter Zehnte gegeben (Jos. Ant. Iud. 4,240: vgl. Tobit 1,7,8), oder es wurde, was wahrscheinlicher ist, in jenem Jahr eine Abänderung in Bezug auf den zweiten Zehnten gemacht: Er wurde nicht nach Jerusalem gebracht, sondern in den Toren niedergelegt und dort unter den Leviten, den Fremden, den Waisen und Witwen aufgeteilt (5. Mo 14,28.29; Amos 4,4).

Am Ende des „Jahres des Zehnten" musste der Opfernde eine feierliche Erklärung vor dem HERRN abgeben, dass er das Gebot des HERRN vollständig ausgeführt hatte und dass er nichts von dem Zehnten für seinen eigenen Gebrauch vorenthalten hatte. Und auf dieser Basis musste er für den göttlichen Segen für Israel bitten. Eine der Beschuldigungen, die gegen Israel am Ende des A.T. vorgebracht wurden, war, dass sie Gott beraubt hatten, weil sie die Zehnten und die Opfer vorenthalten hatten. Und deswegen wurde die ganze Nation „mit dem Fluch … verflucht". Aber wenn sie die Zehnten in Gottes Vorratshaus bringen würden und Gott prüften, würden sie im Übermaß gesegnet werden (Mal 3,8-12).

In der Zeit des Neuen Testamentes waren viele sehr genau beim Zahlen des Zehnten von kleinen Dingen, während sie die wichtigeren Dinge des Gesetzes vernachlässigten - Gericht, Barmherzigkeit und Glauben (Mt 23,23). Ein bestimmter Zehnte oder Fünftel ist im N.T. nicht zwingend vorgeschrieben, sondern es wird Freigebigkeit auferlegt. „Einen fröhlichen Geber liebt Gott" (2. Kor 9,7). Derjenige, der sparsam sät, wird sparsam ernten; und derjenige, der freigebig sät, wird reichlich ernten: „Der, der Mitleid mit dem Armen hat, leiht dem Herrn" (Spr 19,17). Paulus sagte den Heiligen, dass sie etwas beiseite legen sollten für die gesonderte Sammlung für die Armen, so wie Gott einem jedem gegeben hatte. Gott verlangte von ihnen das, was sie hatten und nicht das, was sie nicht hatten. Die arme Witwe, die zwei Scherflein eingelegt hatte, legte mehr ein als die Reichen, weil es ihr ganzer Lebensunterhalt war. In der ersten Zeit der Versammlung gaben viele ihre ganzen Besitztümer auf, und die Gläubigen hatten „alles gemeinsam" (Apg 2,44). Aber schon bald danach gab es Versagen, und wir können von dem allgemeinen Tenor der Briefe lernen, dass solch ein Zustand sich nicht fortsetzen würde. Aber der Grundsatz bleibt, dass wir keines der Dinge, die wir besitzen, unser Eigen nennen.

Gott hat verordnet, dass die, welche das Evangelium predigen, von dem Evangelium leben sollten. Der, welcher in dem Worte unterwiesen wird, soll alle guten Dinge dem mitteilen, der ihn unterweist (Gal 6,6).


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