Paulus – Bibel-Lexikon

Weitergeleitet von »Saulus von Tarsus«.
Bedeutung des Namens
Paulus = der Kleine, Geringe

Der Apostel Paulus kam aus dem Stamm Benjamin, ein Hebräer reiner Abstammung, und wurde in Tarsus geboren, einer Stadt in Cilicien. Dadurch bekam er die Privilegien der römischen Staatsbürgerschaft. Paulus war ein Jünger Gamaliels und ein strenger Pharisäer. Zuerst wird er uns als ein junger Mann namens Saulus vorgestellt, zu dessen Füßen die Zeugen und Mitschuldigen von Stephanus’ Steinigung ihre Kleidung niederlegten. Er wurde zu einem gewalttätigen Verfolger der Heiligen, sowohl der Männer als auch der Frauen. Er tat dies mit großer Hingabe im Glauben, Gottes Diener zu sein. Seine Umkehr, die das Erscheinen des Herrn bewirkt hatte, war einmalig; er hatte sich so sehr verändert, dass er ein tapferer Kämpfer für Christus wurde, nicht wie vorher ein Verfolger von Christus in der Person seiner Heiligen. Sofort danach predigte er in den Synagogen, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Das ist ein kennzeichnender Punkt seines Zeugnisses. Als ihm die Juden in Damaskus nach dem Leben trachteten, zog er weg nach Arabien, wo er zweifellos tiefe Herzensübungen hatte, aber auch mehr über den Herrn lernte.

Nach drei Jahren zog er los, um Petrus in Jerusalem zu treffen, wo er mutig im Namen des Herrn Jesus predigte. Die Juden trachteten ihm abermals nach dem Leben, worauf er über Cäsarea nach seiner Geburtsstadt Tarsus gesandt wurde. Dort wurde er von Barnabas abgeholt um gemeinsam nach Antiochien zu gehen, wo das Evangelium bereits wirksam war, und arbeiteten beide dort. Nachdem er in Begleitung von Barnabas anlässlich des dortigen Mangels Güter mit nach Jerusalem genommen hatte (sein zweiter Besuch dort), begann er seine erste Missionsreise nach Zypern und Kleinasien. Er und Barnabas kamen dann wieder zurück nach Antiochien, wo er „eine lange Zeit" verweilte. Bei einer Meinungsverschiedenheit darüber, ob bekehrte Griechen beschnitten werden müssen, reiste er zur Klärung diese Frage mit Barnabas nach Jerusalem, und kam dann nach Antiochien zurück. Diese Stadt war eine der Städte, wo das Wirken des Heiligen Geistes am ausgeprägtesten war. Weit weg von Jerusalem, war diese Stadt nicht so sehr den jüdischen Einflüssen ausgesetzt, obwohl die Gemeinschaft mit den dortigen Heiligen aufrechterhalten wurde.

Kleinasien, Mazedonien und Griechenland waren die Gegenden, die Paulus während seiner zweiten Missionsreise besucht hat. Anders als Barnabas, der Johannes Markus mitzunehmen wünschte (dieser hatte sich auf Paulus’ erster Missionsreise von ihnen getrennt), nahm sich Paulus Silas als Begleiter mit und reiste so mit der vollen Zustimmung der Brüder ab. Einen Teil der Reise wurden sie auch von Timotheus begleitet. Paulus blieb eineinhalb Jahre in Korinth, wo er die beiden Briefe an die Thessalonicher schrieb. Dann besuchte er Jerusalem zur Zeit des Passahfestes und kehrte dann nach Antiochien zurück. Seine dritte Missionsreise führte durch Galatien und Phrygien. Als er Ephesus besuchte, trennte er die Nachfolger Jesu von der Synagoge und traf sich mit ihnen in der Schule des Tyrannus. In Ephesus schrieb er den Ersten Brief an die Korinther und wahrscheinlich auch den Brief an die Galater. Nach dem von Demetrius initiierten Tumult ging er nach Mazedonien und schrieb dort den Zweiten Brief an die Korinther. Daraufhin kehrte er wieder nach Korinth zurück und verfasste dort den Brief an die Römer.

Paulus predigte in Troas, nachdem er durch Mazedonien gereist war und von Philippi mit dem Schiff abgesegelt war. Dabei trachteten die Juden ihm ständig nach dem Leben. Als er nach Milet kam, ließ er die Ältesten aus Ephesus holen und nahm Abschied von ihnen. Dann kam er nach Tyrus, wo er sich auch von den dortigen Geschwistern verabschiedete, und erhielt die Warnung, nicht nach Jerusalem zu gehen. Auch in Cäsarea wurde er vor dem gewarnt, was ihm in Jerusalem erwarten würde, aber Paulus sagte, dass er nicht nur bereit wäre, für den Namen des Herrn Jesus gefangen genommen zu werden, sondern auch für ihn zu sterben.

Paulus erreichte Jerusalem kurz vor Pfingsten. Um zu zeigen, dass er ein guter Jude sei, baten ihn die dortigen Brüder vier Männer zu sich zu nehmen, die ein Gelübde abgelegt hatten, und sich mit ihnen zu reinigen. Aber als er dies tun wollte, wurde er von einigen Juden aus Asien ergriffen und geschlagen. Ein Oberster der Römer, Lysias, rettete Paulus jedoch aus den Händen dieser Juden. Nachdem er vor das Synedrium gestellt wurde, rettete dieser ihn erneut und brachte ihn bei Nacht sicherheitshalber nach Cäsarea zum Landpfleger Felix. Dort wurde der Fall von Felix angehört und behielt Paulus als Gefangenen bei sich in der Hoffnung, er würde von ihm ein Bestechungsgeld für seine Freiheit erhalten. Zwei Jahre später wurde Felix durch Festus abgelöst und ließ Paulus gefangen zurück, um die Gunst der Juden zu bekommen. Die Juden baten Festus, Paulus nach Jerusalem zu schicken, damit sie ihm auf dem Weg dorthin eine Falle stellen und ihn umbringen konnten, aber als Paulus vor Festus erschien, lehnte er eine Reise nach Jerusalem ab und berief sich dabei auf den Kaiser. Auch König Agrippa bekam seinen Fall zu hören und er wurde letztendlich nach Rom verwiesen. Das Schiff dorthin erlitt jedoch Schiffbruch bei Malta, wo er überwinterte. Alle Passagiere waren zuvor gerettet worden.

Als er nach Rom kam, schickte er nach den Ersten der Juden und predigte zu ihnen; einige von ihnen glaubten, die Mehrheit lehnte die Gnade Gottes jedoch ab (Jesaja 6,9.10 erfüllend). Er, obwohl er immer noch ein Gefangener war, blieb zwei Jahre in seinem selbst gemieteten Haus. Dort schrieb er den Brief an die Kolosser, den Brief an die Epheser, den Brief an die Philipper und den Brief an Philemon.

Soweit wird die Geschichte des Paulus in der Apostelgeschichte mitgeteilt; aber in den späteren Briefen wird angedeutet, dass er nach den zwei Jahren in Rom freigelassen wurde. Was er danach tat, wird uns nicht sicher berichtet; wahrscheinlich besuchte er Ephesus und Mazedonien (1. Tim 1,3), schrieb den Ersten Brief an Timotheus, reiste nach Kreta (Titus 1,5) und Nicopolis (Titus 3,12), schrieb den Brief an Titus (die frühen Schreiber1 sagen, dass er nach Spanien gereist war, wovon wir wissen, dass er es sich gewünscht hatte, Rö 15,24.28), besuchte Troas und Milet (2. Tim 4,13.20), schrieb den Brief an die Hebräer, und als er das zweite Mal als Gefangener in Rom war, schrieb er, als er seinen Tod nahen sah, den Zweiten Brief an Timotheus. Frühe Schreiber sagen, dass er mit dem Schwert enthauptet wurde; dies ist wahrscheinlich, da er römischer Bürger war.

Paulus erhielt seine Vollmacht direkt von Christus, der ihm in Herrlichkeit erschien. Diese Quelle seiner Apostelschaft legt er besonders im Galaterbrief dar. Durch Paulus wurde neues Licht betreffs der Kirche in ihrem himmlischen Charakter hervorgebracht; er war Gottes besonderer Apostel, wenn es um diese Dinge geht. Ihm wurde die Wahrheit offenbart, dass die Versammlung der Leib Christi ist, und die Lehre des neuen Lebens in Christus Jesus, bei der offensichtlich kein Unterschied gemacht wird zwischen Juden und Heiden. Dies zog eine große Verfolgung durch die Juden und jüdischen Lehrer nach sich, die weder bereit waren, das Gesetz aufzugeben, noch den Gedanken ertragen konnten, dass Nichtjuden dieselbe Stellung vor Gott haben wie sie selber. Das hob Paulus hervor, denn es war sein Auftrag als Apostel für die Nichtjuden. Paulus wurde auch anvertraut, was er „mein Evangelium" nennt: Dies war das „Evangelium der Herrlichkeit" (Christus in der Herrlichkeit, der die Sünden der Christen hinweggetan hat und als der letzte Adam, der Sohn Gottes vorgestellt wird, 2. Kor 4,4). Es bringt nicht nur die Rettung - so groß wie das ist! - sondern sondert den Gläubigen von dieser Erde ab und passt ihn Christus an, so wie er in der Herrlichkeit ist.

Paulus war ein bedeutender und treuer Diener Christi. Er war zufrieden damit, nichts zu bedeuten, damit nur Christus verherrlicht werde. Zu den Thessalonichern war er sanft wie „eine nährende Frau ihre eigenen Kinder pflegt" (1. Thes 2,7). Zu den Korinthern war er jedoch streng, als sie die Sünde in ihrer Mitte duldeten. Ihnen gegenüber musste er seine apostolische Autorität behaupten, als einige Verleumder seinen Einfluss unter ihnen zunichte machen wollten. Zu den Galatern war er noch strenger: Sie standen in Gefahr, durch falsche jüdische Lehrer, die die Wahrheit des Evangeliums untergruben, im Glauben Schiffbruch zu erleiden.

In den Briefen bekommen wir einen kurzen Einblick in das Leben Paulus’. Er betete für die Entfernung seines Dornes im Fleisch, der ihm gegeben wurde, damit er nicht überheblich würde. Er bekam als Antwort, dass ihm Gottes Gnade genügen möge, und deswegen konnte er sagen: „Daher will ich am allerliebsten mich vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus über mir wohne. Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Schmähungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten für Christum; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark" (2. Korinther 12,9.10). Auch konnte er sagen: „Das Leben ist für mich Christus" und „Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, es ergriffen zu haben; eines aber tue ich: Vergessend was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christo Jesu" (Philipper 3,13.14). Als Märtyrer hat er dieses Ziel erreicht. Die Aufzählung seiner Entbehrungen und Leiden in 2. Korinther 11,23-28 deckt auf, dass nur ein kleiner Teil seines großen Dienstes in der Apostelgeschichte berichtet wird.

Fußnoten

  • 1 im Deutschen wird dafür auch der Ausdruck "Kirchenväter" verwendet (Anm. d. Red.)

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Saulus von Tarsus


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