Kolosser, Brief an die – Bibel-Lexikon
Man geht davon aus, dass Paulus diesen Brief während seiner zweijährigen Gefangenschaft in Rom (61-62 n. Chr.) geschrieben hat. Meyer und andere Kritiker glauben, dass dies während der Gefangenschaft in Cäsarea geschah. Die persönliche Herrlichkeit von Christus als Haupt des Leibes, der Versammlung, wird besonders betont. Die Hoffnung, die vor den Heiligen liegt, bezieht sich auf den Himmel. Sie werden als Auferstandene betrachtet, jedoch nicht als solche, die in Christus in den himmlischen Örtern mitsitzen, wie es im Epheserbrief geschildert wird (Eph 2,6). Es wird näher auf das Leben des neuen Menschen eingegangen, aber der Heilige Geist wird nur einmal erwähnt: „eure Liebe im Geiste…" (Kol 1,8).
Kapitel 1
Nach der Begrüßung und der Danksagung an Gott, für das, was Paulus über ihren Glauben gehört hatte (denn scheinbar war er nicht in Kolossä gewesen), teilt er ihnen mit, dass er für sie betet. Sein Wunsch, der in diesem Gebet zum Ausdruck kommt, ist, dass sie mit der Erkenntnis des Willens Gottes erfüllt werden und einen dem Herrn würdigen Wandel führen, indem sie ihm in allen Dingen gefallen, und dass sie mit aller Kraft gekräftigt werden (Kol 1,9-11). Dann dankt er dafür, was Gott für sie getan hatte, was für alle Christen wahr ist (Kol 1,12-14). Danach folgen die Herrlichkeiten Christi als Mensch und Schöpfer-Gott. Er ist der Haupt des Leibes, der Versammlung (Kol 1,15-19). „Es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle in ihm zu wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen, indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes." Die Heiligen waren schon versöhnt, wenn sie im Glauben ausharrten (was die Echtheit des Glaubens bestätigen würde) (Kol 1,20-24). Paulus hatte einen doppelten Dienst - im Evangelium (Kol 1,23) und in der Versammlung (Kol 1,24-25). Die Leiden, die er an seinem Leib erfuhr, ergänzten die (nicht-sühnenden) Leiden des Christus. Seine Offenbarungen, die er bezüglich des Geheimnisses der Versammlung Gottes bekam, vollendeten das Wort Gottes im Hinblick auf die Themengebiete, auch wenn zu diesem Zeitpunkt Gottes Wort noch nicht vollständig aufgeschrieben war. Paulus arbeitete, um jeden Menschen vollkommen (das bedeutet erwachsen) in Christus darzustellen.
Kapitel 2
Paulus lag das Wohlergehen der Gläubigen sehr am Herzen, dass sie gewurzelt, auferbaut und gegründet seien in dem Glauben, damit sie nicht durch die Philosophie und hinterlistige Lehren von Menschen, die nicht Christus predigten, vom Wege abkämen. „In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig", und sie waren „vollendet in ihm" (Kol 2,9). Nichts durfte zwischen sie und Christus kommen. In Christus besaßen sie die Realität der Dinge, die in der Beschneidung und der Taufe angedeutet wurden. Sie waren gestorben und wieder auferstanden mit Christus. Die Gläubigen wurden in Kolosser 2,16.17 davor gewarnt, in die jüdischen Dinge und die okkulte fleischliche Philosophie der Nationen verwickelt zu werden - also in all das, was im Gegensatz zu dem Prinzip, Christus als Haupt zu haben, stand. Da sie mit Christus gestorben waren, waren sie auch von allen menschlichen Verordnungen befreit. Dies wird als die negative Seite bezeichnet.
Kapitel 3
Hier bekommen wir die positive Sichtweise, „mit Christus auferstanden" zu sein. Die Gläubigen sollten ihre Gedanken auf das richten, was droben ist - als himmlische Menschen, die noch auf der Erde sind. Wenn der HERR wieder erscheinen würde, würden sie auch mit ihm in Herrlichkeit erscheinen. Christus war ihr Leben und deswegen sollten sie an sich alles „töten", was von dem Fleisch ausging. Dann gibt es eine Aufzählung von Dingen, die ganz praktisch abgelegt werden sollten, weil der alte Mensch mit all diesen Werken abgelegt worden ist. Nachdem der neue Mensch angezogen worden ist, gibt es eine Liste von Dingen, die nun auch angezogen werden mussten (das Darstellung Christi, der „in jedem" ist). Über allem stand die Liebe. Der Friede Christi sollte ihre Herzen regieren, und das Wort Christi sollte reichlich in ihnen wohnen, indem sie sich gegenseitig mit Liedern lehrten und ermahnten. Des Weiteren folgen Ermahnungen an die Frauen, Männer, Kinder, Väter und Knechte. Praktisches Christentum sollte in jeder Lebensstufe sichtbar werden.
Kapitel 4
Es folgen Ermahnungen an die Herren und dann an alle. Tychikus und Onesimus würden ihnen alles, was Paulus betraf, noch mitteilen. Dann folgen die Grüße. Dieser Brief sollte auch der Versammlung der Laodizeer vorgelesen werden und der Brief, der von Laodizea zu ihnen kam, sollte in Kolossä vorgelesen werden. (Vielleicht wurde der Epheserbrief von Versammlung zu Versammlung weitergereicht.) Nach einer Botschaft an Archippus, dem Gruß mit der Hand des Paulus und der Bitte, seiner Fesseln zu gedenken, schließt der Brief mit den Worten „Gnade sei mit euch!" (Kol 4,18).