Hiob, Das Buch – Bibel-Lexikon
Alles was wir von der Geschichte Hiobs wissen, finden wir in dem Buch, das seinen Namen trägt. Er lebte im Land Uz, das wahrscheinlich nach Uz (oder Huz - im Hebräischen ist dies dasselbe), dem Sohn Nahors, Abrahams Bruder, benannt war. Eine weitere Verbindung mit dieser Familie ergibt sich dadurch, dass Elihu der Sohn des Busiters Barakeel war (Hiob 32,2), denn Bus war der Bruder von Uz (1. Mo 22,21). Man vermutet, dass das Land Uz im Südosten Palästinas lag, der arabischen Wüste zugewandt. Von Hiob wird gesagt, dass er „größer als alle Söhne des Osten" war (Hiob 1,3). Das Buch ist nicht datiert, aber weil in ihm keine Hinweise auf das Gesetz oder auf Israel vorhanden sind, ist es wahrscheinlich, dass Hiob in der Zeit der Patriarchen lebte. So ist auch der Name „Allmächtiger", der Abraham offenbart wurde, Hiob, seinen drei Freunden und Elihu bekannt. Hiob wird als „vollkommen und rechtschaffen" bezeichnet, als einer der Gott fürchtet und das Böse meidet. Dennoch erlitt er den Verlust seines gesamten Besitzes, seine Kinder wurden getötet und sein Körper wurde von Schmerzen geplagt.
Die große Schwierigkeit des Buches besteht in der Regierung Gottes, die nicht wie bei Israel unmittelbar ausgeübt wird, sondern gemäß seiner Vorsehung in einer Welt, in die Sünde und Tod eingetreten waren, und wo Satan - falls Gott es zuließ - seine entgegenstreitende Macht ausüben konnte. Gottes Handeln mit den Menschen in Regierung und Züchtigung dient zum Guten. Aber dies führt zu einer weiteren Frage: Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott? Eine Frage, die nur im Evangelium beantwortet wird.
Hiobs drei Freunde missverstanden diese Regierung Gottes völlig, wenn sie behaupteten, dass er Böses getan haben müsse, weil er sonst nicht auf diese Weise behandelt worden wäre. Hiob ärgerte sich über ihr Urteil über ihn, und indem er sich selbst rechtfertigte, beschuldigte er Gott in seinen Wegen mit ihm. Der Schlüssel zu diesem Teil des Buches ist, dass Hiob erprobt wurde. Sein Herz wurde erforscht, damit sein wahrer Zustand zum Vorschein käme, damit er Gott in seiner Weisheit und Macht kennenlernen würde und damit er verstünde, dass Gottes Wege den Segen des Menschen beabsichtigen.
Die Versuchungen kamen alle von Gott: Er war es, der Satans Aufmerksamkeit auf Hiob lenkte, dort in der wunderbaren Sicht der unsichtbaren Dinge, wo sich die „Söhne Gottes" vor den HERRN stellten. Satan war stets bereit, die Menschen zu quälen und ihm Beweggründe zur Last zu legen, aber seine Absichten wurden durchkreuzt. Auch nachdem Hiobs gesamter Besitz und seine Söhne und Töchter hinweg gerafft waren, betete er immer noch an, indem er sagte, dass der HERR, der gegeben hat, auch derselbe HERR ist, der weggenommen hatte. Er pries den Namen des HERRN. Danach, als sein Körper ganz mit Wunden bedeckt war, wurde seine Frau von Satan benutzt, um ihn zu versuchen und ihn dahin zu bringen, Gott zu fluchen. Aber Hiob antwortete: „Wir sollten das Gute von Gott annehmen, und das Böse sollten wir nicht auch annehmen?" „Bei allem diesem sündigte Hiob nicht mit seinen Lippen" (Hiob 2,10). Satan war geschlagen, er wird in diesem Buch nicht wieder erwähnt.
Dann kommen Hiobs drei Freunde, und obgleich er bislang nicht mit seinen Lippen gesündigt hatte, bringen seine Freunde dennoch hervor, was in seinem Herzen war. Wenn sie auch Gottes Regierungswege mit ihm nicht verstanden und ihn fälschlicherweise anklagten, so sagten sie doch manche richtige Dinge über diese Regierung bezogen auf anderen Fälle. Eliphas spricht - kurz gesagt - über persönliche Erfahrung. Er sagt: „So wie ich es gesehen habe: Die Unheil pflügen und Mühsal säen, ernten es" (Hiob 4,8). Bildad ist die Stimme der Tradition und der Autorität der Vorzeit. Er sagt: „Denn befrage doch das vorige Geschlecht, und richte deinen Sinn auf das, was ihre Väter erforscht haben" (Hiob 8,8). Zophar steht für Gesetz und Religiosität. Er sagt: „Wenn Frevel in deiner Hand ist, so entferne ihn, ... dann wirst du dein Angesicht erheben ohne Makel" (Hiob 11,14-15).
Das alles führt Hiob dazu, seine Rechtschaffenheit gegenüber den Menschen vorzubringen. Er sagt zu Gott: „Du weißt, dass ich nicht schuldig bin und dass niemand da ist, der aus deiner Hand errettet? Deine Hände haben mich ganz gebildet und gestaltet um und um, und du verschlingst mich!" (Hiob 10,7-8). „Nur will ich meine Wege ihm ins Angesicht rechtfertigen. [...] Sieh doch, ich habe die Rechtssache gerüstet! Ich weiß, dass ich Recht behalten werde." (Hiob 13,15.18). Danach richtet er fälschlicherweise Gott - provoziert von den Verdächtigungen und Fehlurteilen seiner Freunde - und sagt: „Gott gab mich preis dem kleinen Kind (oder: dem Ungerechten), und in die Hände der Gesetzlosen stürzte er mich." „Siehe, ich schreie über Gewalttat und werde nicht erhört; ich rufe um Hilfe, und da ist kein Recht." „Er wäge mich auf der Waage der Gerechtigkeit, und Gott wird meine Unsträflichkeit erkennen." (Hiob 16,11; 19,7; 31,6). Jedoch gesteht er gegenüber Gott: „Wenn ich auch gerecht wäre, so würde mein Mund mich doch verdammen." Und wieder: „Wenn ich mich mit Schnee wüsche und meine Hände mit Lauge reinigte, dann würdest du mich in die Grube tauchen, und meinen eigenen Kleidern würde vor mir ekeln" (Hiob 9,20.30.31). Aber die ungelöste Frage in Hiobs Gedanken war: Warum sollte Gott sein Herz auf die Menschen richten? Er ist so groß, und die Menschen so vergänglich und elend. Warum würde Gott ihn nicht allein lassen, um seine Tage auszufüllen? Denn Hiob hatte das Empfinden, dass es Gott war, der sich mit ihm beschäftigte, und dass er nicht aus gewöhnlichen Gründen gemäß der Vorsehung litt. Seine Freunde konnten dies nicht erklären.
Dann trat Elihu hervor: Er ist ein Bild von Christus als Mittler, und er sprach im Namen Gottes. Er sagte: „Der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Odem des Allmächtigen belebt mich. [...] Siehe, ich bin Gottes wie du" (Hiob 33,4.6). Er machte deutlich, dass Hiob nicht recht tat, wenn er eher sich selbst rechtfertigte als Gott. Er sprach von Gottes Handeln mit der Menschheit: Wie Gott zum Menschen redet - sogar in Träumen - um ihn zu unterweisen. Und wenn ein Ausleger vorhanden ist, einer unter tausend, der ihm zeigen kann, wie seine Seele wahrhaftig vor Gott steht, so wäre er befreit vom Gang hinab in die Grube; denn Gott hat eine Sühnung erfunden. Gott züchtigt den Menschen, um ihn in seine Abhängigkeit zu bringen, so dass er „ihn wohlgefällig annehmen" kann.
In Hiob 36 schreibt Elihu seinem Schöpfer Gerechtigkeit zu und versichert Hiob, dass „ein an Wissen Vollkommener" bei ihm ist. Gott verachtet niemanden, und er zieht seine Augen nicht vom Gerechten ab. Und wenn sie betrübt sind, so ist es nur zu ihrem Segen. Elihu schließt, indem er näher auf die unbegreifliche Macht Gottes eingeht.
Danach nimmt sich Gott selbst der Sache Hiobs an. Indem er von den Werken seiner eigenen göttlichen Weisheit und Macht in der Natur redet, zeigt er im Gegensatz dazu die völlige Bedeutungslosigkeit Hiobs. Wollte Hiob etwa vorgeben, Gott zu unterweisen bezüglich der Weisheit seiner Wege? Hiob antwortet: „Zu gering bin ich" (Hiob 40,4) und schweigt. Gott fährt fort, mit ihm zu streiten: „Willst du sogar mein Recht zunichte machen, mich verurteilen, damit du gerecht seist?" (Hiob 40,8). Und wiederum weist er auf seine Macht in der Natur hin. Hiob bekennt, dass er sich über Dinge geäußert hatte, die er nicht verstand - Dinge, die zu wunderbar für ihn sind und von denen er nichts wusste. Er sagte: „ Mit dem Gehör des Ohres hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum verabscheue ich mich und bereue in Staub und Asche." (Hiob 42,5-6).
Jetzt hatte Hiob die Lektion gelernt, die Gott ihn zu lehren beabsichtigte. Er nimmt nun den ihm angemessenen Platz der Nichtigkeit vor Gott ein. Dort kann Gott mit ihm anknüpfen. In 1. Korinther 1 wird Christus als die Weisheit und Macht Gottes gesehen, wenn der Mensch durch das Kreuz zunichte gemacht wird. Hiob hatte Gott gesehen, und alles hatte sich gewandelt. Gott tadelte Hiobs Freunde. Sie hatten nichts Wahres von ihm gesprochen, wie Hiob es tat. Sie mussten ein Opfer bringen, und Hiob musste für sie beten. Hiob war Gottes Diener, und ihn würde Gott annehmen. Gott segnete sein Ende mehr als seinen Anfang. Er bekam große Besitztümer, sieben Söhne und drei Töchter. Nach seiner Wiederherstellung lebte er noch 140 Jahre.
Noch zweimal wird Hiob zusammen mit Noah und Daniel erwähnt, in Verbindung mit seiner „Gerechtigkeit". Als der Zustand Israels so schlecht geworden war, wird gesagt, dass sogar die Gerechtigkeit dieser drei Männer, wenn sie anwesend gewesen wären, lediglich ihre eigenen Seelen errettet hätte, aber nicht einmal Sohn oder Tochter (Hes 14,14.20). Hiobs Geschichte hat Bestand als ein Beispiel für Ausharren, und weil hier gezeigt wird, was das Ende des Herrn ist, dass er „voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist" (Jak 5,11).