Leviatan – Bibel-Lexikon

In Psalm 104,26 wird das Wort lewyathan für ein reales See-Lebewesen verwendet. In Jesaja 27,1 wird diese Wort bildhaft für den Teufel verwendet. An zwei weiteren Stellen scheint der Heilige Geist auf heidnische Mythen anzuspielen: In Psalm 74,14 wird von Gott gesagt, dass er „die Häupter des Leviatan" zerschmettert hat. Dies deckt sich mit einem ugaritischen Mythos, nach dem Anat, die Schwester Baals, einen sieben-köpfigen Drachen tötete 1. Einige Gelehrte setzen den Leviatan in Hiob 3,8 mit einem Wesen namens Lotan gleich, das durch seinen Köper Sonne und Mond verdunkeln konnte 2.

Es bleibt noch anzumerken, dass eine solche Anlehnung an heidnische Mythologie keinesfalls einen Glauben in diese bedeuten muss, sondern lediglich figurativ zu verstehen ist, so wie wir heute Goethe und Schiller oder auch die Märchen der Brüder Grimm zitieren. An den genannten Stellen, ist der Leviatan ein Bild des Feindes bzw. der Feinde des Volkes Israel.

Die Bedeutung des Wortes in Hiob 40,25–41,26 dagegen ist umstritten. Hier zeigt Gott dem Hiob ein offensichtlich recht großes Lebewesen, das einige beeindruckende Eigenschaften und Fähigkeiten aufweist. Unter dem Hinweis auf die Tatsache, dass diese Beschreibung auf kein heute bekanntes Lebewesen zutrifft, verweisen einige Ausleger auf die Möglichkeit, dass mit lewyathan auch hier ein Fabelwesen gemeint sein könnte. Neben vielen anderen Problemen dieser Auslegung sollten folgende Punkte nicht übersehen werden:

  1. Zum einen ist zu bedenken, dass die Worte „Zunge" (Hiob 41,25), „Nase", „Kinnbacken" (Hiob 41,26) und „Kopf" (Hiob 41,31) im Singular stehen, während das Wesen der ugaritischen Fabeln sieben Köpfe hat. Sollte also der Leviatan die „siebenköpfige Schlange" sein, so würde Gott in der Aufzählung der beeindruckenden Eigenschaften eine der beeindruckendsten Eigenschaften weggelassen haben.
  2. Außerdem ist der Zusammenhang zu beachten: Ab Hiob 38 stellt Gott Hiob die Größe seiner Schöpfung vor. Welchen Sinn hätte in einem solchen Zusammenhang die Erwähnung eines Fabelwesens?

Es wurden immer wieder Versuche unternommen, den Leviatan mit irgendeinem lebenden Lebewesen zu identifizieren. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts versuchen viele diesen Leviatan mit dem Krokodil zu gleichzusetzen 3. Aber auch hierbei treten enorme Probleme auf:

  1. Die Körpergröße: Gott sagt „Alles Hohe besieht er sich" (Hiob 41,26) und „Vor seinem Erheben fürchten sich Starke, vor Verzagtheit geraten sie außer sich" (Hiob 41,17). Beides deutet darauf hin, das der Leviatan das größte Lebewesen war, und dass es insbesondere im Stehen groß war. Beide Kriterien erfüllt das Krokodil nicht.
  2. Der Bauch: „Unter ihm [d.h. an seinem Bauch - Anm. des Autors] sind scharfe Scherben" (Hiob 41,22). Das Krokodil jedoch besitzt am ganzen Körper einen durchgehenden Schuppenpanzer, nur am Bauch ist dieser verletzlich.
  3. Die Fähigkeit des Feuerspeiens: Das Krokodil ist genau so wenig wie jedes andere bekannte Tier (lebend oder ausgestorben) in der Lage, Feuer zu speien. Dies ist aber die vielleicht eindrucksvollste Eigenschaft, die der HERR dem Leviatan zuschreibt (Hiob 41,12.13).

Besonders seit der Entdeckung der Dinosaurier wird darüber spekuliert, ob der Leviatan nicht ein solches Reptil gewesen seien könnte. Entgegen der evolutionistischen Deutung würde dies dann bedeuten, dass Mensch und Dinosaurier Zeitgenossen auf dieser Erde waren 4. Leider ist es bis heute nicht gelungen nachzuweisen, dass es einst feuerspeiende Dinosaurier gegeben hat. Die vielen Drachen-Mythen, die auf allen Erdteilen mit beeindruckender Übereinstimmung überliefert sind, legen den Schluss nahe, dass der Mensch irgendwann einmal mit solchen Wesen in Kontakt geraten ist. Auch naturwissenschaftlich ist es nicht unmöglich, dass ein Lebewesen Feuer speien kann: Wir kennen den Bombardier-Käfer, der heiße Gase auf seine Angreifer versprüht. Wir kennen auch Lebewesen, die leuchten. So ist es auch sehr gut denkbar, dass es einmal Tiere gegeben hat, die durch ihr Maul oder ähnliche Körperöffnungen Gase oder Gasgemische entweichen lassen konnten, die sich beim Kontakt mit der Luft spontan entzündeten.

Fußnoten

  • 1 Nach: Gray, J.: Texts from the Ras Shamra, Documents from Old Testament Times, ed. D. Winton Thomas, New York, 1961, nach: Eric Lyons: Behemoth and Leviathan – Creatures of Controversy, Reason & Revelation, Apologetics Press, Montgomery, Alabama, Januar 2001 (http://www.apologeticspress.org/modules.php?name=Read&itemid=154&cat=1, 19.01.2006)
  • 2 z.B.: Payne, J. B.: Theological Wordbook of the Old Testament, ed. R. Laird Harris, Chicago, Illionois, 1980, nach: Eric Lyons: Behemoth and Leviathan – Creatures of Controversy, Reason & Revelation, Apologetics Press, Montgomery, Alabama, Januar 2001 (http://www.apologeticspress.org/modules.php?name=Read&itemid=154&cat=1, 19.01.2006)
  • 3 z.B.: Wilson, J.V. Kinnier: A Return to the Problems of Behemoth and Leviathan, Vetus Testamentum, 25:1-14, Januar 1975, nach: Eric Lyons: Behemoth and Leviathan – Creatures of Controversy, Reason & Revelation, Apologetics Press, Montgomery, Alabama, Januar 2001 (http://www.apologeticspress.org/modules.php?name=Read&itemid=154&cat=1, 19.01.2006)
  • 4 Entgegen der Auffassung vieler Evolutionisten (seien es athesitische, oder theistische) weisen die Daten der Geologie nicht zweifelsfrei auf eine "alte" (d.h. einige Mio. Jahre alte) Erde hin, sondern es gibt einige Hinweis darauf, dass die Erde um einiges jünger ist. Siehe dazu auch den Artikel Schöpfung.

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