Ehebruch – Bibel-Lexikon

In den zehn Geboten wurde Ehebruch verboten, aber weder dort noch an anderer Stelle ist diese Sünde näher beschrieben. Was den Mann betrifft, so scheint klar zu sein, dass, wenn er Verkehr mit einer Frau hatte, diese aber nicht verheiratet war, er nicht des Ehebruches angeklagt wurde, auch wenn er selbst verheiratet war. Wie „er" konnte er auch, wenn es ihm doch erlaubt war, mehrere Frauen sowie Nebenfrauen und Sklavinnen zu haben? Wenn er Ehebruch mit einer verheirateten oder verlobten Frau beging, sollten beide getötet werden (5. Mo 22,22–24). Für die Frauen galten strengere Regeln: Sie durfte mit niemanden außer ihrem Ehemann Verkehr haben. Falls ein Ehemann seine Ehefrau der Hurerei verdächtigte, gab es eine Probe mit Wasser der Bitterkeit, um die Unschuld der Frau zu prüfen (4. Mo 5,11–31). Aber wir lesen nirgends, dass ein Mann tatsächlich für begangenen Ehebruch gesteinigt wurde oder eine Frau das bittere Wasser trinken musste.

Aus dem N.T. wissen wir, dass Mose wegen der Herzenshärte des Volkes eine gewisse Lockerung des Gesetzes zugelassen hatte. Nach 5. Mose 24,1 durfte ein Mann seine Frau entlassen, wenn er etwas „Anstößiges" (Fußnote: „die Blöße einer Sache") an ihr fand - womit wohl die geschlechtliche Verbindung mit einem anderen Mann gemeint ist. Dies war wesentlich einfacher als eine verdächtige Frau vor Gericht zu bringen. Zur Zeit des N.T. war es gängige Praxis, dass ein Mann seine Frau entließ, wenn sie ihm nicht mehr „gefiel", was er dann mit der Scheidebrief-Regelung rechtfertigte. Aus diesem Grund geht der Herr auch so hart gegen die Entlassung vor, als die Pharisäer ihn in Matthäus 19,3–9 darauf ansprechen.

Es konnte sein, dass die Männer selbst kein reines Gewissen besaßen, wie zum Beispiel die, welche die ehebrecherische Frau zum Herrn brachten (Joh 8,3). Wir haben eine schreckliche Darstellung von Schuld in Richter 19, und Jeremia beschuldigt Israel des Ehebruchs, was förmlich nach Gericht schreit. Er vergleicht das Volk mit wohlgenährten Pferden, da sie umherschweifen und jeder nach der Frau seines Nächsten wiehert (Jer 5,8; 13,27). Der Herr Jesus erklärte, dass ein Mann moralisch Ehebruch (oder Unzucht) in seinem Herzen beging, wenn er eine Frau begehrte (Mt 5,28). Ehebruch hatte auch eine symbolische Bedeutung. Israel war dem HERRN verheiratet worden, doch anstatt sich wie eine treu Ehefrau zu verhalten, hatte sie andere Liebhaber gesucht ’„und mit ihren Götzen [...] Ehebruch getrieben’’ (Hes 23,37). In der gleichen Weise handelt die falsche Kirche, welche Jesabel in ihrer Mitte duldet. Gott wird sie ’„und die, die Ehebruch mit ihr treiben, in große Drangsal (bringen), wenn sie nicht Buße tun von ihren Werken’’ (Off 2,22).


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