Klagelieder, Das Buch – Bibel-Lexikon

Dieses Buch zeigt das Mitempfinden und Interesse Gottes an den Drangsalen Seines Volkes. Dies vermindert sich auch dann nicht, wenn Er selbst es ist, der sie aufgrund ihrer Sünden in Bedrängnis gebracht hat. Von dem Herrn heißt es: „In all ihrer Bedrängnis war Er bedrängt" (Jes 63,9). Dies wird auch in Lukas 19,41-44 deutlich, wo der Herr Jesus über Jerusalem weint.

Kapitel 1 und 2

Jeremias Geist war ebenso bewegt, und er klagte über das Unglück, das über sein geliebtes Volk und ihre Stadt Jerusalem gekommen war. Er appellierte an die Vorübergehenden: konnten sie solches Leid sehen, das durch eine Drangsal gekommen war, die von dem HERRN in seinem erbitterten Zorn gesandt worden war - und davon unberührt bleiben? (Klgl 1,12). Er fügt dann hinzu, dass der HERR in Seinem Tun gerecht war, denn sie hatten gegen seine Gebote rebelliert (Klgl 1,18).

Kapitel 3

Der Prophet schildert seine persönlichen Leiden im Einzelnen: sie waren dem mitfühlenden Leiden Christi sehr ähnlich, von denen an anderen Stellen gesprochen wird. Aber im 22. Vers erinnert sich der Prophet der Erbarmungen des HERRN und spricht von seiner Hoffnung zu Gott. Wegen Seines Mitempfindens waren sie nicht aufgerieben worden. Und es war gut zu warten und still auf Gott zu hoffen. Der HERR verstößt nicht auf ewig (Klgl 3,31) und plagt und betrübt nicht von Herzen. Der Prophet ruft dann zur Buße und Umkehr zu dem HERRN auf. Er vertraut darauf, dass Gott hört und er bittet um die Vernichtung ihrer Feinde.

Kapitel 4

Jeremia breitet alle demütigenden Niederlagen, die sie erlitten hatten, ausführlich vor dem HERRN aus und erwähnt besonders die Fürsten, die Propheten, die Priester und das Volk. Und dann sagt er voraus, dass Gottes Zorn auch über Edom kommen würde, das sich zweifellos über das Unglück Jerusalems gefreut hatte. Er konnte hinzufügen, dass die Strafe der Tochter Zion zu Ende war - sie würde nie mehr weggeführt werden.

Kapitel 5

Jeremia fleht in beeindruckender Weise zu seinem Gott. Er hatte über alles ein Bekenntnis abgelegt und hatte seine Hoffnung auf Gott zum Ausdruck gebracht. Aber die Drangsale drückten den Propheten schwer nieder. Seine letzten Worte sind: „HERR bring uns zu dir zurück, dass wir umkehren; erneuere unsere Tage wie vor alters! Oder solltest du uns ganz und gar verworfen haben, allzusehr auf uns zürnen?" (Klgl 5,21.22).

Schlussbemerkungen

Die Abfassung der Klagelieder ist ungewöhnlich. Die ersten vier Kapitel stehen in alphabetischer Ordnung und jedes Kapitel besteht aus 22 Versen, entsprechend der Anzahl der Buchstaben des hebräischen Alphabets. Nur in Kapitel 3 wird jeder Buchstabe für jede der drei Strophenzeilen benutzt bevor der nächste Buchstabe folgt, so gibt es in Kapitel 3 insgesamt 66 Verse. In den Kapiteln 1, 2 und 4 beginnt der erste Vers mit „A"; Vers 2 mit „B" und so weiter, wie wir es auch aus einigen Psalmen kennen. In Kapitel 3 beginnt jede der „Dreizeilengruppe" mit dem gleichen Buchstaben. So beginnen die Verse eins, zwei und drei jeweils mit „A"; die Verse vier, fünf und sechs jeweils mit „B" und so bis zum Ende des Kapitels. Das Gebet in Kapitel 5 dagegen ist nicht alphabetisch geordnet.

In der hebräischen Bibel bilden die Klagelieder einen Teil der „Heiligen Schriften" (hebr. ‚hagiographa’) und stehen zwischen Ruth und Hesekiel. In der jüdischen Liturgie wurde dieses Buch erwählt, um an dem Fastentag (dem neunten des fünften Monats, vgl. Jer 52,12) im Gedenken an die Zerstörung der Stadt und des Tempels sowohl durch die Chaldäer [586 vor Christus] als auch durch die Römer [70 nach Christus] vorgelesen zu werden.