Gideon – Bibel-Lexikon
Gideon war ein Sohn des Joas, aus dem Stamm Manasse. Er war einer der Richter in Israel. Ein Engel des Herrn erschien ihm, während er Weizen ausschlug, um ihn vor den Midianitern zu verbergen. Er sagte: „Der HERR ist mit dir, du tapferer Held!" (Ri 6,12). So wurde der wahre, jedoch schwache Glaube Gideons gestärkt und er fragte: „Wenn der HERR mit uns ist, warum hat denn dies alles uns betroffen? Und wo sind alle seine Wunder, die unsere Väter uns erzählt haben?" (Ri 6,13). Der HERR fügte hinzu: „Geh hin in dieser deiner Kraft und rette Israel aus der Hand Midians! Habe ich dich nicht gesandt?" (Ri 6,14). Gideon brachte vor, dass seine Familie arm war und dass er der Jüngste in dem Haus seines Vaters war. Aber er wurde nochmals ermuntert. Die erste Aufgabe, die er ausführen sollte, war, den Altar des Baal niederzureißen und einen Altar für den HERRN zu bauen, um daselbst ein Opfer darzubringen. Gideon gehorchte, aber er tat es nachts, weil er Angst hatte, es am Tag zu tun. Die Männer der Stadt forderten seinen Tod, aber sein Vater beschützte ihn, indem er sagte: „Lasst Baal für sich selbst rechten." Deshalb nannten sie Gideon symbolisch Jerubbaal, was „Baal rechte mit ihm" bedeutet. In 2. Samuel 11,21 heißt er Jerubbeseth ("Lass die beschämende Sache selbst rechten"), was dasselbe bedeutet, ohne den Namen des Baal zu erwähnen (vgl. Jer 11,13; Hos 9,10).
Gehorsam führte zu Stärke: Der Geist des HERRN kam über ihn, er blies in eine Posaune und sandte Boten zu den Stämmen Manasse, Aser, Sebulon und Naphtali. Aber sein kleiner, jedoch echter Glaube wollte ein Zeichen von Gott, dass Gott Israel durch ihn erretten würde. Gott antwortete in seiner Gnade durch die Feuchtigkeit und die Trockenheit auf dem Woll-Vlies. Gott erklärte, dass Gideons Gefolge zu groß war: Sie würden den Ruhm für sich in Anspruch nehmen und sagen: „Meine Hand hat mich gerettet!" (Ri 7,2). Deswegen forderte er diejenigen, die furchtsam und verzagt waren, auf, zurückzukehren. Es kehrten mehr als zwei Drittel um, sodass nur 10.000 übrig blieben. Das ist ein Beweis davon, dass die Mehrheit des Volkes ungeeignet war, um für den Herrn zu kämpfen. Es waren noch immer zu viele, so dass sie jetzt auch noch am Wasser geprüft wurden: Diejenigen, die sich auf ihre Knie niederließen, um zu trinken, wurden zurückgesandt. Nur 300 Männer blieben übrig, nämlich diejenigen, die nur etwas Wasser von ihrer Hand leckten und mit einer kurzen Erfrischung zufrieden waren.
Gideon sollte nun in das Lager des Heeres hinabgehen, denn Gott hatte es ihm in seine Hand gegeben. Wenn er sich fürchtete, sollte er mit seinem Knecht gehen und hören, was die Feinde besprachen. Er war noch immer verzagt, und deshalb ging er, um zu lauschen. Er hörte, dass die Feinde von ihm redeten, indem sie ihn mit einem Laib Gerstenbrot verglichen, und dass Gott Midian in seine Hand geben würde. Gideon teilte seine Männer in drei Abteilungen auf, jeder war mit einer Posaune und einem Krug mit einer Fackel darin ausgestattet. Als sie das Lager erreichten, stießen sie in die Posaunen. Die Krüge wurden zerbrochen. Die Midianiter erschraken. Einige töteten sich in dieser Verwirrung und dieser Furcht gegenseitig. Die anderen flohen, verfolgt durch die Stämme, die oben genannt wurden und durch Ephraim. Ephraim klagte in seinem Stolz Gideon an, dass er sie nicht von Anfang an mitgenommen hatte, aber eine mäßigende und weise Antwort beschwichtigte ihren Zorn. Die Eroberung war abgeschlossen und die Männer von Sukkoth und Pnuel wurden bestraft, weil sie Gideon kein Brot gaben, als er ermattet war.
Israel wollte, dass Gideon über sie regierte. Gideon aber lehnte dies ab, indem er sagte: „Der HERR soll über euch herrschen" (Ri 8,23). Er bat jedoch seine Männer um die goldenen Ohrringe, die sie von den Feinden als Beute genommen hatten. Mit diesen machte er ein Ephod und stellte dieses in seiner Stadt auf. Ganz Israel hurte dem Ephod nach und es wurde Gideon und seinem Haus zum Fallstrick. Der Mann des Glaubens, der einst den Altar des Baal umgerissen hat, wurde irregeführt durch ein goldenes Ephod. Ein Denkmal für das Eingreifen Gottes ist kein gelebter Glaube an den Gott, der den Sieg gegeben hat. Die Zeit des Sieges ist eine Zeit besonderer Gefahr, in der viele, die nicht wachsam sind, abfallen.
Zur Lebzeit Gideons lebte Israel 40 Jahre in Frieden. Aber nach seinem Tod kehrte das Volk zurück zum Götzendienst und war undankbar gegenüber dem Haus Gideons (Ri 6,11-40; 7,1-25; 8,1-35).