Jordan – Bibel-Lexikon
Auf diesen Fluss in Palästina wird erstmalig Bezug genommen, als Lot die Talebene des Jordan wählte. Sie war bewässert „wie der Garten des HERRN" (1. Mo 13,10). Das erste große Ereignis fand hier statt, als die Wasser des Jordan oberhalb stehen blieben und unterhalb abflossen, so dass Israel trockenen Fußes hindurch ziehen konnte. Einige Zeit früher war das Volk Israel schon durch das Rote Meer gezogen, allerdings unterscheiden sich diese beiden Durchzüge in einigen Einzelheiten.
Am Roten Meer hob Mose seinen Stab, und die Wasser teilten sich. Am Jordan dagegen blieb das Wasser stehen, als die Priester als Träger der Bundeslade ihre Füße in das Wasser stellten.
Auch blieb(en) die Bundeslade (mit den Priestern) dann im Flussbett stehen, bis das ganze Volk hindurch gezogen war. Zwölf Steine wurden nun aus dem Flussbett genommen, um auf dem Land einen Steinhaufen zu errichten. Weitere zwölf Steine wurden im Flussbett selbst platziert, die später wieder von dem Wasser bedeckt wurden. Die Wasser des Jordan stauten sich bei Adam, ca. 30 km oberhalb des Durchquerungsortes der Israeliten. Die Wasser des Roten Meeres dagegen bildeten eine Mauer zur Rechten und zur Linken (Jos 3,8-17; 5,1-24).
Diese Begebenheiten haben eine sinnbildliche Bedeutung:
Der Durchzug durch das Rote Meer steht für Christus, der für den Glaubenden starb, wodurch dieser dem Tod und dem Gericht entkam. Der Durchzug durch den Jordan versinnbildlicht den Gläubigen, der nach Kolosser 2,20 und Kolosser 3,1 mit Christus gestorben und auferweckt ist (der Weg des Todes wurde zum Weg des Lebens). Der Fluss, der zu dieser Zeit seine Ufer übertrat, deutet die Macht des Todes an, die von Christus in seinem Tod erlitten und durch seine Auferstehung überwunden wurde.
Der Jordan selbst ist häufig als ein Bild des Todes gedeutet worden, der notwendigerweise durchzogen werden muss, um in den Himmel einzutreten. Aber er deutet eher den Eingang in eine himmlische Berufung an, in der ein Christ schon hier auf der Erde durch sein Gestorbensein mit Christus steht.
Er steht jetzt im Konflikt mit den „geistlichen Mächten der Bosheit in den himmlischen Örtern" (Eph 6, 10-18): Israel musste einst den Kampf gegen die Kanaaniter führen, um das ihnen verheißenen Land in Besitz zu nehmen.
Außerdem ist der Jordan auch die Grenze zu dem verheißenen Land. 2 ½ Stämme machten sich dort ansässig und blieben somit kurz vor dem Empfang der verheißenen Segnungen stehen. Sie sind ein Bild vieler Christen, die nicht im Glauben ihr (durch Tod und Auferstehung) gewonnenes himmlisches Teil erfassen, das Gott für sie beabsichtigt. Genau wie diese 2 ½ Stämme, die als erstes in die Gefangenschaft geführt wurden, sind diese Christen eher den Angriffen des Feindes ausgesetzt.
Das Anschwellen des Jordan verursacht Schwierigkeiten und Gefahren. Es verhindert nicht nur das Durchqueren der gewöhnlich dafür vorgesehenen Furten, sondern stört auch die wilden Tiere, die sich normalerweise am Ufer lagern (vgl. Jer 12,5; 49,19; 50,44).
Es ereigneten sich auf dem Jordan oder an seinen Ufern einige Konflikte, die hier aber nicht näher aufgeführt werden. Im Neuen Testament taufte Johannes im Jordan.
Der Jordan unterscheidet sich aufgrund seines Höhenunterschiedes von allen anderen Flüssen auf der Welt. Der hebräische Name „Yarden" bedeutet „der Herabsteigende". Der Fluss hat einen außergewöhnlich großen Höhenunterschied zwischen seinem Ursprung bis hin zur Mündung ins Tote Meer. Als Ursprungsquellen können sogar drei Quellen bezeichnet werden: Die höchste nahe Hasbeiya zwischen Hermon und Libanon mit ca. 520 m über dem Meeresspiegel. Die zweite Quelle befindet sich nahe den Ruinen Banias, das antike Cäsaräa-Philippi. Die dritte befindet sich in der Nähe von Tell el Kady, dem antiken Dan.
Die drei Ströme vereinigen sich mit einigen kleineren, um schließlich in das Sumpfgebiet des Hule-Sees zu gelangen, welches auch als „die Wasser von Merom" bezeichnet wird. Dieser Hule-See liegt schätzungsweise 2 m über dem Meeresspiegel.
Der Jordan geht dann von dem See in einen Strom über, der ungefähr 30 m breit ist und nach Süden fließt. Ungefähr nach 3 km befindet sich eine Brücke, die Jisr Benat Yakub heißt und soviel wie „Brücke der Töchter Jakobs" bedeutet. Man vermutet, dass sie einst von Jakob überquert worden ist. Von dort aus verengt sich der Strom und fließt gewaltsam das felsige Flussbett hinunter. Bevor er den See Genezareth erreicht, fließt er wieder sanfter. Die Entfernung zwischen dem Hule-See und dem See Genezareth beträgt ca. 16 km, wobei die Mäander des Flusses diesen auf ca. 21 km verlängern. Der See Genezareth liegt ca. 212 m unter dem Meeresspiegel. Das ergibt einen beachtlichen Höhenunterschied von ca. 214 m in 21 km. Der Fluss verlässt den See mit einer Breite von etwa 30 m und passiert sehr bald die Überreste einer römischen Brücke. Ca. 10 km nach dem See Genezareth befindet sich die Brücke Jisr el Mujamia. Der Fluss ist an dieser Stelle tief und fließt schnell, allerdings ist ungefähr 24 km weiter südlich eine Insel zu finden, die den Fluss teilt. Dort und an anderen Stellen, z. B. bei Jericho, ist er eher seicht.
Eine andere Brücke ist Jisr ed Daniel bei 32° 6’ N.
Die breiteste Stelle des Flusses wird mit ca. 165 m angegeben. Dort ist er ca. 1 m tief und mündet ins Tote Meer. Die Mündung liegt ca. 417 m unter dem Meeresspiegel und 205 m unter dem See Genezareth. Die direkte Entfernung beträgt 104 km, die zurückgelegte Strecke des Wassers allerdings 320 km. Auf seinem Weg durchläuft der Fluss 27 Stromschnellen.
Es gibt sowohl vom Osten als auch vom Westen her Zuflüsse in den Jordan. Die beiden Hauptströme kommen von Osten, nämlich der Jarmuk oder Wady Hieronax und der „Jabbok", heute „Wady Zerba" genannt. Sie werden beide zeitweise als Flüsse bezeichnet.
Das Tal, in welchem der Jordan fließt, heißt Ghor. Es ist im Osten durch Hochebenen und im Westen durch hohe Berge begrenzt.
Im Talkessel selbst befindet sich terrassenförmige Vegetation. Die Ufer des Flusses sind mit einem Dschungel von Weiden, Schilf- und Bambusrohr bewachsen (siehe Salzmeer).