Wunder – Bibel-Lexikon
Menschen, die wahrhaft an die Inspiration der Schrift glauben, können keinen Zweifel daran haben, dass durch die Kraft Gottes sowohl zur Zeit des A.T. als auch des N.T. echte Wunder gewirkt worden sind. Es ist so genannte Philosophie oder Skepsis, welche die Menschen irreführt. Es wird viel von den Naturgesetzen gesprochen und es wird selbstbewusst behauptet, dass diese unwiderruflich sind und keine Abweichungen zulassen. Dann wird hinzugefügt, dass ständig vorher unbekannte Naturgesetze entdeckt werden. Wenn unsere Vorväter den Einsatz von einigen der neuesten Entdeckungen, wie dem Computer, dem Handy etc. sehen könnten, würden sie diese auch als Wunder bezeichnen. So wird argumentiert, dass die Handlungen, die in der Schrift als Wunder beschrieben werden, bloß der Anwendung irgendeines Naturgesetzes entsprachen, welches damals noch unbekannt war.
Alles dies basiert auf einem Trugschluss. Es gibt keine Gesetze der Natur in dem Sinne, dass die Natur ihre eigenen Gesetze gemacht hat. Vielmehr handelt es sich um Gesetze in der Natur, die Gott in seiner Weisheit als Schöpfer begründet hat. Aber der, welcher diese Gesetze bestimmt hat, hat sicherlich dieselbe Macht, um diese aufzuheben, wenn es ihm gefällt. Obwohl von Zeit zu Zeit bisher unbekannte Gesetze in der Natur entdeckt werden, können sie keineswegs Dinge wie die Auferweckung toter Menschen zum Leben erklären. Auch finden sie keine Begründung dafür, dass Blinde sehend werden, Taube wieder hören können, Lahme wieder gehen können und die, welche von bösen Geistern besessen sind, von diesen befreit werden. Auch kann keine natürliche Philosophie ein Gesetz entdecken, die solche Dinge, wie das Schwimmen des Eisenkopfes einer Axt im Wasser, begründen. Die einfache Wahrheit ist, dass Gott in weiser Absicht erlaubte, dass einige der Naturgesetze aufgehoben wurden. Er zeigte bisweilen seine allmächtige Kraft, z. B. als er die Israeliten mit Manna vom Himmel versorgte und Tausende mit einigen Broten und Fischen speiste oder Tote ins Leben zurückrief.
Die Wörter, die im A.T. mit „Wunder" übersetzt werden, sind:
- oth, „ein Zeichen", wie es auch oft übersetzt wird (4. Mo 14,22; 5. Mo 11,3).
- mopheth, „ein Wunder", wie es meistens übersetzt wird. Es handelt sich um etwas, was nicht dem normalen Verlauf von Ereignissen entspricht (2. Mo 7,9; 5. Mo 29,3).
- pala, „wunderbar" (Ri 6,13).
Mose wurde befähigt Wunder zu wirken, wobei zwei verschiedene Ziele erreicht werden sollten. Ein Ziel bestand darin, die Kinder Israel davon zu überzeugen, dass Gott ihn gesandt hatte. Gott gab ihm drei Zeichen, die er vor ihnen zeigte. Sein Stab wurde eine Schlange und war danach wieder ein Stab. Seine Hand wurde aussätzig und wurde dann wiederhergestellt. Außerdem konnte er das Wasser des Nils in Blut verwandeln (2. Mo 4,1–9).
Die anderen Wunder, die von ihm in Ägypten gewirkt wurden, sollten dem Pharao die gewaltige Macht Gottes zeigen. Gott sagte, „ich will (…) meine Zeichen und Wunder mehren im Land Ägypten. (…) Und die Ägypter sollen erkennen, dass ich der HERR bin, wenn ich meine Hand über Ägypten ausstrecke und die Kinder Israel aus ihrer Mitte herausführe" (2. Mo 7,3–5). Die zehn Plagen folgten, welche Wunder oder Zeichen der Macht Gottes waren. Diese Zeichen geschahen aber nicht nur für die Ägypter, sondern auch für die Israeliten, wie später eindeutig gesagt wird (4. Mo 14,22; Ri 6,13).
In der folgenden Liste werden wir sehen, dass zur Zeit des A.T. noch viele andere Wunder getan wurden - durch Mose in der Wüste, durch die Propheten im Land und einige durch das direkte Handeln Gottes vom Himmel aus, wie bei der Befreiung der drei Freunde Daniels aus dem brennenden Feuerofen und der Bewahrung Daniels vor den Löwen usw. Alle diese Wunder waren tatsächlich Taten Gottes. Seine Diener waren lediglich das Instrument, durch welches sie ausgeführt wurden.
Die wichtigsten Wunder im A.T.
In Ägypten: | |
Aarons Stab wird eine Schlange | 2. Mo 7,10–12 |
Die zehn Plagen: | |
Das Wasser, das zu Blut gemacht wurde | 2. Mo 7,20–25 |
Frösche | 2. Mo 8,1–11 |
Steckmücken | 2. Mo 8,12–16 |
Hundsfliegen | 2. Mo 8,16–20 |
Pest | 2. Mo 9,1–7 |
Geschwüre (Beulen) | 2. Mo 9,8–12 |
Gewitter und schwerer Hagel | 2. Mo 9,14–26 |
Heuschrecken | 2. Mo 10, 1–15 |
Dunkelheit | 2. Mo 10,21–23 |
Tod der Erstgeburt | 2. Mo 12,29.30 |
Die Teilung des Roten Meeres | 2. Mo 14,21–31 |
In der Wüste: | |
Das Genießbarmachen des Wassers von Mara | 2. Mo 15,23–25 |
Manna vom Himmel | 2. Mo 16,14–35 |
Wasser aus dem Felsen bei Rephidim | 2. Mo 17,5–7 |
Tod von Nadab und Abihu | 3. Mo 10,1.2 |
Die Verschlingen der Murrenden durch die Erde und der Tod |
4. Mo 16, 25–35 |
Das Sprossen von Aarons Stab bei Kades | 4. Mo 17,21 |
Wasser aus dem Felsen bei Meriba | 4. Mo 20,7–11 |
Die feurige Schlange: Israel wurde geheilt | 4. Mo 21,8.9 |
Bileams Eselin spricht | 4. Mo 22,21–35 |
Durchquerung des Jordan | Jos 3,14–17 |
Im Land: | |
Fall der Mauer Jerichos | Jos 6,6–25 |
Das Stillstehen der Sonne und des Mondes | Jos 10,12–14 |
Das Verdorren und die Heilung der Hand Jerobeams | 1. Kön 13,4–6 |
Vermehrung des Öls der Witwe | 1. Kön 17,14–16 |
Auferweckung des Sohnes der Witwe | 1. Kön 17,17–24 |
Verbrennung des Obersten und seiner Männer | 2. Kön 1,10–12 |
Teilung des Jordan durch Elia | 2. Kön 2,7.8 |
Himmelfahrt Elias | 2. Kön 2,11 |
Teilung des Jordan durch Elisa | 2. Kön 2,14 |
Gesundmachen des Wassers von Jericho | 2. Kön 2,19–22 |
Beschaffung des Wassers für das Heer | 2. Kön 3,16–20 |
Vermehrung des Öls der Witwe | 2. Kön 4,2–7 |
Auferweckung des Sohnes der Sunamitin | 2. Kön 4,32–37 |
Genesung des Todes im Topf | 2. Kön 4,38–41 |
Speisung von 100 Männern mit 20 Gerstenbroten | 2. Kön 4,42–44 |
Heilung von Naamans Aussatz | 2. Kön 5,10–14 |
Schwimmen des Eisenkopfes der Axt | 2. Kön 6,5–7 |
Auferweckung des toten Mannes, als er Elisas Knochen berührte | 2. Kön 13,21 |
Zurückgehen des Schattens an den Stufen der Sonnenuhr | 2. Kön 20,9–11 |
Unter den Heiden: | |
Erlösung der drei Freunde Daniels im brennenden Feuerofen | Dan 3, 19–27 |
Erlösung Daniels von den Löwen | Dan 6, 16–23 |
Jona wurde aus dem großen Fisch gerettet | Jona 2,1.10 |
Im N.T. werden drei griechische Wörter benutzt, die denen im A.T. ähneln.
1. τέρας, „ein Wunder", das oft mit dem Wort „Zeichen" verbunden ist: „Zeichen und Wunder". Die Menschen waren im Allgemeinen beeindruckt von den Wundern, die geschahen.
2. σημεῖον, „ein Zeichen". Es ist das Wort, welches im Johannes-Evangelium ausnahmslos für „Wunder" gebraucht wird.
3. δύναμις, „Macht", das mit „Wunder", gewaltige Taten", „Mächte" übersetzt wird.
Diese drei von Gott ausgewählten Wörter erklären das Wesen der Wunder. Sie waren „Wunder", die die Aufmerksamkeit des Volkes auf sich zogen. Sie waren „Zeichen", dass Gott sein Volk besucht hatte und dass die Taten des Herrn Jesus ihn als den verheißenen Messias auswiesen. Sie waren „Mächte", da sie übermenschlich waren. Diese drei Wörter werden angewandt auf die Wunder des Herrn Jesus (Apg 2,22), auf die Wunder, die Paulus bewirkte (2. Kor 12,12), und auf das Werk des Antichristen, des Mannes der Sünde, in zukünftigen Tagen (2. Thes 2,9).
Die Wunder des Herrn und seiner Apostel geschahen fast alle zum Wohl der Menschen, indem sie von ihren Krankheiten der Seele und des Körpers geheilt wurden, von bösen Geistern befreit wurden und dadurch das Reich Satans beraubte wurde. Das Wunder in Verbindung mit dem Verfluchen des Feigenbaums unterscheidet sich von den anderen. Es war ein Zeichen des Gerichts Gottes über die Juden. Aus der Ausdrucksweise verschiedener Abschnitte kann man schließen, dass längst nicht alle Wunder des Herrn berichtet werden (Mk 6,55.56; Joh 21,25)
In Markus 16,16–18 steht geschrieben, dass die, welche an den Herrn Jesus glauben, durch das Zeugnis der Apostel, auch in der Lage sein würden Wunder zu wirken. Aus der frühen Kirchengeschichte gibt es zahlreiche Zeugnisse, dass dies tatsächlich der Fall war, speziell im Hinblick auf das Austreiben böser Geister. Justin der Märtyrer, Irenäus und Tertullian sagten gegenüber ihren heidnischen Verfolgern aus, dass in dem Namen Jesu die Macht vorhanden war, um dies zu bewirken, und die verfolgenden römischen Kaiser wurden aufgefordert, dies zu bezeugen. Während die Christen verfolgt wurden, waren solche Wunder ein sichtbarer Beweis der Macht Gottes und des Wertes des Namens des Herrn Jesus. Als die römischen Kaiser sich im 4. Jahrhundert zum Christentum bekannten und die Massen sich dem anschlossen, war das Zeugnis von Christus auf der Erde ausreichend bestätigt worden. Daher gab es keinen weiteren Bedarf an solchen Zeichen. Satan hatte in den Tagen der Apostel solche, die diese Wundertaten nachahmten (vgl. Apg 8,9; 13,6–8; 19,19), wie er sie auch sicherlich danach noch hatte und in der Zukunft haben wird, wenn es ihm gestattet werden wird, einen Irrwahn unter die Menschen zu senden (vgl. Mt 24,24; 2. Thes 2,9.10; Off 13,13.14).
Ist nicht die Umkehr eines Sünders ein Wunder, wenn sie auch nicht explizit als Wunder bezeichnet wird? Es erscheint unmöglich für jemanden, der aus der Dunkelheit zum Licht kam und in Jesus Christus erschaffen wurde (mit allen sich daraus ergebenden Früchten und Auswirkungen), an der Wirklichkeit anderer Wunder zu zweifeln, die Gott in seiner heiligen Schrift niedergelegt hat.
In der beigefügten Liste der Wunder im N.T. wird deutlich, dass einige nur in einem Evangelium vorkommen, was zeigt, dass jedes der Evangelien seine eigenen Wunder hat. Einige Wunder finden sich in zwei Evangelien, viele in dreien und nur eins wird in allen vieren berichtet. Keiner außer Gott konnte diese Auswahl treffen. In der Tat ist die Heilige Schrift selbst eine genauso deutliche Offenbarung der Macht und Weisheit Gottes wie jedes einzelne Wunder.
Die wichtigsten Wunder im N.T.
Wunder | Matthäus | Markus | Lukas | Johannes |
Zwei blinde Männer werden geheilt | 9,27-31 | |||
Der böse Geist wird ausgetrieben | 9,32.33 | |||
Der Stater im Maul des Fisches | 17,24-27 | |||
Ein tauber und stummer Mann wird geheilt | 7,31-37 | |||
Ein blinder Mann wird geheilt | 8,22-26 | |||
Der Fischzug | 5,1-11 | |||
Der Sohn der Witwe wird auferweckt | 7,11-17 | |||
Eine Frau wird von einem Geist der Schwäche befreit | 13,11-17 | |||
Ein Wassersüchtiger wird geheilt | 14,1-6 | |||
Zehn Aussätzige werden gereinigt | 17,11-19 | |||
Malchus' Ohr wird geheilt | 22,50.51 | |||
Wasser wird zu Wein gemacht | 2,1-11 | |||
Der Sohn eines königlichen Beamten wird geheilt | 4,46-54 | |||
Ein lahmer Mann wird geheilt | 5,1-9 | |||
Ein Blindgeborener wird geheilt | 9,1-7 | |||
Lazarus wird aus den Toten auferweckt | 11,38-44 | |||
Fang von 153 Fischen | 21,1-14 | |||
Die Tochter einer Syro-Phönizierin wird geheilt | 15,21-28 | 7,24-30 | ||
Speisung der 4000 | 15,32-38 | 8,1-9 | ||
Der Feigenbaum verdorrt | 21,18-22 | 11,12-24 | ||
Der Diener eines Hauptmanns wird geheilt | 8,5-13 | 7,1-10 | ||
Ein blinder und stummer Besessener wird geheilt | 12,22 | 11,14 | ||
Der mit einem Dämon Besessene in der Synagoge wird geheilt | 1,23-28 | 4,33-37 | ||
Petrus‘ Schwiegermutter wird geheilt | 8,14.15 | 1,30.31 | 4,38.39 | |
Ein Aussätziger wird geheilt | 8,2-4 | 1,40-45 | 5,12-15 | |
Ein Gelähmter wird geheilt | 9,2-7 | 2,3-12 | 5,18-26 | |
Der Sturm wird gestillt | 9,23-27 | 4,36-41 | 8,22-25 | |
Ein Mann unreinen Geistes wird in Gadara geheilt | 8,28-34 | 5,1-20 | 8,26-39 | |
Jairus‘ Tochter wird auferweckt | 9,18-26 | 5,22-43 | 8,41-56 | |
Der Blutfluss der Frau wird gestillt | 9,20-22 | 5,25-34 | 8,43-48 | |
Der Mann mit der verdorrten Hand wird geheilt | 12,10-13 | 3,1-5 | 6,6-11 | |
Der Junge mit dem stummen Geist wird geheilt | 17,14-18 | 9,14-27 | 9,37-42 | |
Die blinden Männer werden geheilt | 20,30-34 | 10,46-52 | 18,35-43 | |
Der Herr Jesus wandelt auf dem See | 14,24-33 | 6,47-51 | 6,16-21 | |
Speisung der 5000 | 14,15-21 | 6,35-44 | 9,12-17 | 6,5-14 |