Timotheus, Die Briefe an – Bibel-Lexikon
Es wird im Allgemeinen angenommen, dass diese Briefe vom Apostel Paulus nach seiner zweijährigen Gefangenschaft in Rom geschrieben wurden, die uns am Ende der Apostelgeschichte beschrieben wird: Der erste Brief in der Zeit, als er in Freiheit war, der zweite Brief als er zum zweiten Mal ein Gefangener war und auf seinen nahen Märtyrertod wartete. Der erste Brief wurde wahrscheinlich um 64 n. Chr. von Mazedonien aus geschrieben, und der zweite Brief zwei Jahre später.
Der erste Brief an Timotheus
Der erste Brief hat den Charakter eines Ansporns an einen apostolischen Abgesandten zu dem Verharren in der gesunden Lehre in der Versammlung und in der Vorsorge für das Wohlergehen der Heiligen. Des Weiteren finden wir die Eigenschaften eines Mannes, der als Aufseher oder Diener geeignet ist. Sie sollten bewährt im Glauben und in der Gottseligkeit sein. Der Brief sieht die Versammlung in ihrem ursprünglichen Zustand - die Versammlung Gottes in Ordnung - im Gegensatz zum zweiten Brief, in welchem das Haus als in Unordnung betrachtet wird. Das Haus Gottes steht im Gegensatz zum jüdischen Tempel und Gott wird in seinem Wesen als Heiland-Gott im Blick auf den Menschen vorgestellt.
Kapitel 1
Nach der Einleitung erwähnt Paulus, dass er Timotheus bat, in Ephesus zu bleiben, damit er einigen geböte, nicht falsche Lehren zu lehren, noch sich mit Fabeln und nutzlosen Geschlechtsregistern abzugeben, die Streitfragen hervorrufen und nicht die Verwaltung Gottes fördern, die im Glauben ist. Das Endziel des Gebotes war: Liebe aus 1. reinem Herzen und 2. gutem Gewissen und 3. ungeheucheltem Glauben. Stattdessen wollten einige Gesetzlehrer werden. Das Gesetz ist nützlich, aber nicht für die Gerechten bestimmt ist, sondern für die Gesetzlosen und Zügellosen aller Art und für alles, was der gesunden Lehre entgegen ist, nach dem Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes, das Paulus anvertraut war, ihm, der zuvor der größte aller Sünder war. Seine Errettung war ein Vorbild von Gottes Barmherzigkeit allen anderen gegenüber. Die Erwähnung seiner Berufung ruft einen Lobpreis bei Paulus hervor.
Kapitel 2
Gebete sollen für alle Menschen getan werden, damit die Heiligen ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit, im Hinblick auf die Freiheit für Gottes Zeugnis. Gott will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Hier geht es nicht um Gottes Ratschluss, sondern um sein Angebot in Gnade als Heiland-Gott den Menschen gegenüber (siehe 2. Kor 5,20). Christus ist der Mittler zwischen Gott und Menschen, und er gab sein Leben als Lösegeld für alle, wovon das Zeugnis in diesen Tagen der Gnadenzeit verkündigt werden sollte. Paulus war als Herold, Apostel und Lehrer der Nationen berufen worden. Des Weiteren will Paulus, dass die Männer beten, indem sie heilige Hände aufheben, und dass die Frauen sich in bescheidenem Äußeren und mit guten Werken schmücken. Sie sollen in der Stille lernen und nicht lehren oder Autorität über den Mann ausüben. Die ursprüngliche Ordnung in der Schöpfung und die Geschichte des Sündenfalls unterstützen diese Anweisungen.
Kapitel 3
Die Qualifikation eines Bischofs, oder Aufsehers, und die eines Diakons, oder Dieners, bestehen nicht so sehr in besonderen Gaben, sondern in Gottseligkeit und einem guten moralischen Charakter. Paulus hoffte, in Kürze zu Timotheus zu kommen, aber er schrieb diese Dinge, damit Timotheus wisse, wie man sich im Haus Gottes verhalten solle, das 1. die Versammlung des lebendigen Gottes und 2. der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit ist. Es ist nämlich gegründet worden, um die Wahrheit auf der Erde zu bewahren. „Anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Gott ist geoffenbart worden im Fleisch, gerechtfertigt im Geist (in der Kraft Christi durch den Heiligen Geist: vgl. Röm 1,4), gesehen von den Engeln (sie sahen Gott in Christus), gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit" (1. Tim 3,16) - ein Abriss von Gottes Wegen in Gnade unabhängig von den Wegen, die mit den Verheißungen Israels verbunden sind, und im Gegensatz zu dem Gesetz.
Kapitel 4
Der Geist sagt voraus, dass in späteren Zeiten einige vom Glauben abfallen werden und dass Menschen auf die Lehre von Dämonen achten werden, indem sie Askese und falsche Heiligkeit predigen. Timotheus sollte ein guter Diener Jesu Christi sein, indem er den richtigen Gebrauch der Dinge lehrte, die Gott in seiner Barmherzigkeit den Menschen gegeben hat. „Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert" (1. Tim 4,9). Der lebendige Gott ist der Erhalter (Mt 5,45) aller Menschen, besonders der Gläubigen. Timotheus sollte diese Dinge lehren und nach ihnen leben und nicht die Gnadengabe vernachlässigen, die ihm durch Weissagung und mit (nicht durch, vgl. 2. Tim 1,6) Auflegen der Hände der Ältestenschaft gegeben wurde (vgl. 1. Tim 1,18).
Kapitel 5
Paulus gibt Timotheus persönliche Anweisungen, wie er seinen Dienst auszurichten habe, insbesondere im Hinblick auf die Unterweisung der Ältesten und Witwen. Er sollte ein wenig Wein nehmen, wegen seines häufigen Unwohlseins.
Kapitel 6
Den Knechten werden Anweisungen gegeben und ihr Verhalten gegenüber ihren Herren angesprochen. Die Gefahr der Unabhängigkeit, die sich in Verbindung mit solchen einschleicht, die reich werden möchten, wird hervorgehoben und Timotheus, als Mann Gottes, wird ermahnt, diese Dinge zu fliehen, den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen und das ewige Leben zu ergreifen. Ihm wird vor Gott und vor Jesus Christus geboten, das Gebot unbefleckt, unsträflich zu bewahren „bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus: die der selige und alleinige Machthaber zu seiner Zeit zeigen wird, der König der Könige und Herr der Herren, der allein Unsterblichkeit hat, der ein unzugängliches Licht bewohnt, den keiner der Menschen gesehen hat noch sehen kann, dem Ehre sei und ewige Macht! Amen" (1. Tim 6,14-16). Wir haben hier die unerreichbare Majestät Gottes in seiner ewigen Existenz. In Offenbarung 19 ist der Herr Jesus der König der Könige und der Herr der Herren. Hier wird der, welcher den Herrn Jesus als solchen offenbaren wird, so bezeichnet. Ermahnungen werden hinzugefügt. Ein abschließendes Wort an Timotheus und eine Segnung beenden diesen Brief.
Der zweite Brief an Timotheus
Die Tatsache, dass der Apostel, als er den zweiten Brief schrieb, am Ende seines Dienstes angekommen war, gibt ihm ein besonderes Augenmerk. Er blickt auf seinen Dienst zurück und bedauert, dass alle, die in Asien waren (das ist Kleinasien, Ephesus mit eingeschlossen), sich von ihm abgewandt hatten. Das Haus Gottes als ein Bekenntnis war in Unordnung und eine Wiederherstellung als Ganzes nicht mehr möglich, sodass der Apostel seinem Knecht nur noch Anweisungen hinterlassen konnte, wie er in solch einem Zustand handeln sollte. Dies charakterisiert den Brief.
Kapitel 1
Nach einem Gruß, in dem er Timotheus sowohl Barmherzigkeit als auch Gnade und Friede wünscht, dankt Paulus Gott, dem er von seinen Vorfahren her mit reinem (nicht immer erleuchtetem) Gewissen gedient hat, indem er unablässig in seinen Gebeten an Timotheus denkt und sich an seinen ungeheuchelten Glauben erinnert und den seiner mütterlichen Vorfahren. Er wünscht, dass Timotheus die Gnadengabe anfache, die er durch das Handauflegen von Paulus erhalten hat, denn Gott hatte ihm nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Timotheus wird ermuntert, sich nicht des Zeugnisses des Herrn zu schämen, noch des Paulus, seines Gefangenen.
Gottes Heil und Berufung nach seinem Ratschluss und die Gnade in Christus Jesus vor ewigen Zeiten wurde durch die Erscheinung des Heilands geoffenbart, der den Tod zunichte gemacht und Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium - eine Offenbarung, welche die Seele über den Tod und seine Macht erhebt. Timotheus wird ermuntert, das Bild gesunder Worte festzuhalten, das er von Paulus gehört hatte, und durch den Heiligen Geist das ihm anvertraute Gut (der göttlichen Wahrheit) zu bewahren. Alle in Asien hatten sich von Paulus abgewandt - nicht zwingenderweise vom Bekenntnis Christi, aber von der praktischen Bedeutung seines Todes und seiner Auferstehung (vgl. 1. Tim 1,3.4; Off 2; 3).
Kapitel 2
Timotheus sollte treuen Männern anvertrauen, was er von Paulus gehört hatte - dadurch wurde Vorsorge für die Weitergabe der Wahrheit getroffen. Timotheus wurde ermahnt, Trübsal als ein guter Streiter zu ertragen. Zur Verdeutlichung wird das Verhalten von solchen vorgestellt, die dem Kriegsdienst nachgehen, von solchen, die bei Spielen um die Vorherrschaft kämpfen, und von Knechten. Er wird aufgefordert, Jesus Christus als auferstanden aus den Toten, gemäß dem Evangelium von Paulus, im Gedächtnis zu halten. Die Befolgung dieser Wahrheit ruft den Widerstand des Menschen nach dem Fleisch hervor. Falsche Lehren, die wie Krebs um sich fressen und den Glauben zerstören, wie die, dass die Auferstehung schon geschehen sei, wurden gebracht, „doch der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: (Gottes Seite) Der Herr kennt die sein sind; und: (Die Seite des Menschen) Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit!" (2. Tim 2,19). Böses ist auf dem Schauplatz des christlichen Bekenntnisses aufgekommen, der mit einem großen Haus verglichen wird, in welchem Gefäße zur Ehre und Gefäße zur Unehre sind. Der Weg des Knechtes in solch einem Fall wird vorgestellt, nämlich sich selbst von letzteren zu reinigen, um ein Gefäß zur Ehre zu sein, „nützlich dem Hausherrn" (2. Tim 2,21). Es folgen Ermahnungen.
Kapitel 3
Es wird vorausgesagt, dass in den letzten Tagen gefährliche und schwere Zeiten eintreten werden, die aus der Einführung von Verfälschungen der Wahrheit in Verbindung mit einer Form der Gottseligkeit hervorgehen. Solchen bösen Taten würde nur mit der Kraft des göttlichen Lebens in den Seelen begegnet werden können, und daher weist Paulus auf seine Lehre, seinen gottgemäßen Lebenswandel und seine Leiden hin und fügt hinzu: „Alle aber auch, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden" (2. Tim 3,12). Böse Menschen und Betrüger werden zu Schlimmerem fortschreiten. Timotheus sollte in den Dingen bleiben, die er gelernt hatte und von denen er völlig überzeugt war, weil er wusste, von wem er gelernt hatte (vgl. 2. Tim 3,10). Er kannte die heiligen Schriften von Kind auf. Das wichtige Zeugnis, dass alle Schrift von Gott eingegeben ist und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit (indem es das darreicht, was zu jeder Zeit nötig ist), „damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt" (2. Tim 3,17), wird hinzugefügt.
Kapitel 4
Paulus ermahnt Timotheus „vor Gott und dem Herrn Jesus Christus, der da richten wird Lebendige und Tote, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich" (2. Tim 4,1), seinen Dienst zu erfüllen. (Es handelt sich hier nicht um das Kommen des Herrn für die Seinen, sondern um seine Erscheinung und sein Reich, von dem in Verbindung mit der Verantwortung der Heiligen gesprochen wird.) Es war für Timotheus das Notwendigere, das Maß seines Dienstes zu erfüllen, denn Paulus war kurz davor abzuscheiden. Er hatte seinen Lauf vollendet, den guten Kampf gekämpft, den Glauben bewahrt. Die Krone der Gerechtigkeit lag für ihn bereit und für alle, die die Erscheinung Christi lieben. (Die Erscheinung Christi zu lieben, die Zeit seiner Herrlichkeit, ist charakteristisch für das Christentum.)
Es folgen verschiedene Einzelheiten. Das Vertrauen von Paulus zu Markus war wiederhergestellt (vgl. Apg 13,13; 15,36-40). Paulus bittet Timotheus seinen Mantel (vor dem Winter, 2. Timotheus 4,21: Der Leib gehört dem Herrn), die Bücher und besonders die Pergamente mitzubringen. Paulus hatte seine erste Verantwortung vor Nero und alle hatten ihn verlassen (er betet für sie), aber der Herr stand ihm bei und stärkte ihn. Er war aus dem Rachen des Löwen gerettet worden und war noch imstande das Evangelium zu verkündigen. Der Herr würde ihn vor jedem bösen Werk retten und für sein himmlisches Reich bewahren, dem er die Herrlichkeit zuweist. Grüße und Segenswünsche beschließen diesen Brief.