Hosea, Das Buch – Bibel-Lexikon
Es wird nichts über die Vorfahren des Propheten Hosea berichtet, außer dass er der Sohn Beeris war. Er prophezeite in den Regierungszeiten Ussijas, Jothams, Ahas‘ und Hiskias, der Könige von Juda, und Jerobeams, des Königs von Israel. Er beschäftigt sich besonders mit dem moralischen Zustand des Volkes und dabei vorwiegend mit Israel sowie mit den Gerichten, die kommen würden. Israel wird von Beginn an als in Rebellion stehend gesehen. Die Prophezeiung lässt sich folgendermaßen einteilen: Die Kapitel 1-3 schildern Gottes Absichten mit Israel und in den Kapiteln 4-14 wird das Volk angesprochen, wobei noch weitere geringfügige Unterteilungen möglich sind.
Kapitel 1
Hosea sollte ein Gleichnis ausführen, indem er ein „Hurenweib" nahm, was bedeuten mag, dass die Frau, die er nehmen sollte, ihm untreu werden würde. Aber hier gilt der Grundsatz, dass die Gnade angesichts der Sünde überreichlich vorhanden ist (vgl. Rö 5,20). Hoseas Frau stand symbolisch für Israel, das Gott gegenüber untreu geworden war. Der Prophet nahm Gomer, die Tochter Diblaims, die ihm einen Sohn gebar, der auf Anweisung des HERRN Jisreel genannt wurde (ein Ort, der die Gerichte Gottes bezeugt hatte, vgl. 2. Kön 9,30-37). Die Frau Hoseas gebar dann eine Tochter und nannte sie Lo-Ruchama (Nicht-Begnadigte), was darauf hinweist, dass Israel kein Erbarmen mehr zuteil werden sollte. Danach gebar Gomer wieder einen Sohn und gab ihm den Namen Lo-Ammi (Nicht-mein-Volk). Gott würde Israel nicht als sein Volk anerkennen. Dennoch wird ihnen unverzüglich eine zukünftige Segnung angekündigt. Zudem sollten die, welche eigentlich keinen Anspruch darauf hatten, Gottes Volk zu sein, „Kinder des lebendigen Gottes" genannt werden. Paulus wendet dies in Römer 9,26 auf die Nationen an, während er die Aussage in Hosea 2,25 auf die Juden bezieht.
Kapitel 2
Es wird ein Überrest vorgestellt - die „Brüder" und „Schwestern" des Propheten, die, an welchen der Geist wirkte und denen die Botschaft „Mein Volk" (hebr. Ammi) und „Begnadigte" (hebr. Ruchama) galt. Sie werden mit ihrer Mutter - Israel in der Masse - rechten und ihr sagen, dass sie nicht die Frau des HERRN ist. Mit ihr muss im Gericht verfahren werden, aber das Tal Achor (wo Gottes Zorn gewendet wurde, vgl. Jos 7,26) sollte eine Tür der Hoffnung sein. Sie wird in der Lage sein, den HERRN „mein Mann" (hebr. Ishi) zu nennen, und nicht „mein Baal" (mein Herr). Diejenigen, welche nicht Barmherzigkeit erfahren hatten, werden diese erlangen und solche, die „Nicht-mein-Volk" genannt worden waren, würden sagen können: „Mein Gott" (vgl. 1. Pet 1,10).
Kapitel 3
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Es werden weitere Details von der Untreue und der Ablehnung seitens des Volkes berichtet. Sie sollten viele Tage ohne einen König oder ein Opfer, ja sogar ohne einen Götzen sein (was dem gegenwärtigen Zustand Israels entspricht); aber sie werden danach wieder umkehren und den HERRN und ihren König, das ist Christus, suchen.
Kapitel 4
Der Appell an ihre Gewissen beginnt. Die Sünden des Volkes werden aufgezeigt. Ihre Propheten hatten versagt und das Volk wurde vertilgt aus Mangel an Erkenntnis. Die Priester hatten ebenso versagt, sodass von ihnen gesagt werden musste: „Wie das Volk, so wird der Priester sein" (Hos 4,9). In Vers 15 wird Juda davor gewarnt, dem bösen Beispiel Israels zu folgen. In Vers 17 und in mehreren anderen Stellen wird Israel Ephraim genannt - nach dem Stamm, der das Haupt der zehn Stämme darstellte.
Kapitel 5
Die Priester, das Volk und der König werden angesprochen. Sie hatten alle gesündigt und waren zurechtgewiesen worden, aber sie waren nicht zu dem HERRN umgekehrt. Anstatt dass Ephraim sich in seinem Kranksein an den HERRN wandte, hatte es den Assyrer aufgesucht, einen König, der sie nicht heilen konnte.
Kapitel 6 und 7
Der Prophet ruft das Volk auf bewegende Weise dazu auf, zum HERRN umzukehren. Dies musste in Wahrhaftigkeit und nicht nur in äußeren Formen geschehen. Sie hatten wie Adam den Bund übertreten (vgl. Rö 5,14). Das Volk ermutigte den König und die Fürsten in ihrer Bosheit. Ihre Schwachheit war offenbar, denn Fremde hatten sie verzehrt. Sie würden sich nicht nach oben wenden.
Kapitel 8
Sie werden immer noch wegen ihrer Gottlosigkeit bedroht. Israel hatte „die Altäre zur Versündigung vermehrt" und sich auf Assyrien, einen Arm des Fleisches, gestützt. Juda hatte auf seine befestigten Städte vertraut. Auf beide sollte Gericht fallen.
Kapitel 9
Dieses Kapitel offenbart eine bewegende Mischung der Zuneigung des Propheten zu seinem Volk und der Gerichte, die er gezwungen ist gegen sie auszusprechen. Verschiedene Bilder werden gebraucht, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
Kapitel 10
Israel war ein leerer Weinstock. Sie werden wegen ihrer Altäre und der goldenen Kälber angeklagt. Seit den Tagen von Gibea hatten sie gesündigt (vgl. Ri 19,15-25).
Kapitel 11
Israel war aus Ägypten herausgerufen worden, aber die Erfüllung dieses Rufs wurde erst in der Geschichte des Herrn bestätigt (Mt 2,15). Wegen ihrer Sünde sollten sie wie Adama und Zeboim sein (vgl. 5. Mo 29,23). Assyrien sollte der Ort ihrer Gefangenschaft sein. Der HERR sehnte sich nach ihnen und würde sie nicht vernichten, denn er ist „Gott und nicht ein Mensch" (Hos 11,9).
Kapitel 12
Der Prophet geht näher auf Gottes moralische Beziehung zu Israel ein, damit das Ausmaß ihrer Verwerfung von Seiten des HERRN sie von ihrer Sünde überführen möge. Sie sollten betrachten, wie Gott mit Jakob umgegangen war. Der Prophet bezieht sich in diesem Kapitel, wie auch in Kapitel 10,9, auf den Beginn des Bösen in der Geschichte des Volkes. Jakobs Charakter fand sich in seinen Nachkommen wieder.
Kapitel 13
Erneut zeigt sich der Konflikt zwischen der Zuneigung des Propheten zu seinem Volk und der Strafe, die Gott gezwungenermaßen verhängen musste. Fast im selben Moment, in dem das Gericht verkündet wird, werden abermals Gottes Gedanken der Gnade geäußert.
Kapitel 14
Dies Kapitel spricht von Wiederherstellung. Das Volk räumt seine Ungerechtigkeit ein und bittet um Vergebung. Assyrien soll nicht länger angerufen werden, noch soll das Werk ihrer Hände ihr Gott genannt werden. Überreichliche Segnung wird dann vorhergesagt. Ephraim wird sagen: „Was habe ich fortan mit Götzen zu schaffen?", worauf Gott antwortet: „Ich habe ihn erhört und auf ihn geblickt." Ephraim spricht erneut: „Ich bin wie eine grünende Zypresse", und die Antwort Gottes lautet: „Aus mir wird deine Frucht gefunden" (Hos 14,9). Die Weissagung endet mit der Erklärung, dass die Weisen und die Verständigen die offenbarten Dinge begreifen werden. „Denn die Wege des HERRN sind gerade, und die Gerechten werden darauf wandeln; die Abtrünnigen aber werden darauf fallen" (Hos 14,10).
So wird das Handeln Gottes mit Israel und Juda in Hosea vielleicht vollständiger dargestellt als in irgendeinem anderen der kleinen Propheten. Die Gelehrten halten Hosea von allen Propheten als am schwierigsten zu übersetzen, da zahlreiche abrupte Übergänge enthalten sind, welche schwer zu verstehen sind, weil sich das Buch strengstens an jüdische Gegebenheiten hält.