Gesetz – Bibel-Lexikon
Das Thema „Gesetz" ist in der Schrift nicht beschränkt auf das Gesetz, was durch Mose gegeben wurde. Gott gab Adam ein Gebot (oder Gesetz), welches Adams anschließende Sünde zu einer Übertretung machte. „Wo aber kein Gesetz ist, da ist auch keine Übertretung" (Rö 4,15), wenn auch Sünde vorhanden sein mag, so in der Zeit zwischen Adam und Mose: „Denn bis zu dem Gesetz war Sünde in der Welt; Sünde aber wird nicht zugerechnet, wenn kein Gesetz da ist" (Rö 5,13). Dies bedeutet zweifellos, dass bestimmte Handlungen im Zuge der Regierungswege Gottes nicht zugerechnet wurden, wenn es kein Gesetz gab, dass sie verbot. Die Menschen sündigten und der Tod regierte, wenngleich sie „nicht gesündigt hatten in der Gleichheit der Übertretung Adams" (Rö 5,14), weil ihnen kein bestimmtes Gesetz gegeben worden war. Die Nationen, die das Gesetz nicht hatten, waren jedoch sich selbst ein Gesetz (Rö 2,14), indem sie ein gewisses Empfinden für Gut und Böse besaßen, und ihr Gewissen gab dementsprechend Zeugnis. Es ist eine falsche Definition von Sünde, wenn man sagt, dass sie „die Gesetzesübertretung" ist, wie es in manchen Übersetzungen von 1. Johannes 3,4 heißt. Vielmehr ist Sünde „die Gesetzlosigkeit", d. h. der Mensch handelt nach seinem eigenen Willen - trotz Beschränkung und ohne Rücksicht auf seinen Schöpfer und seinen Nächsten.
„Gesetz" kann als ein Prinzip im Gegensatz zu „Gnade" betrachtet werden, in welchem Sinn es im N.T. vorkommt, wo das Wort „Gesetz" oft ohne den Artikel steht (obwohl bisweilen auf dieselbe Weise auf das Gesetz Moses angespielt werden mag). In diesem Sinn erhebt sich die Frage, was der Mensch für Gott ist, und schließt daher Werke ein. „Die Täter des Gesetzes werden gerechtfertigt werden" (Rö 2,13). Aber wenn auf der anderen Seite Errettung geschieht „durch Gnade, so nicht mehr aus Werken; sonst ist die Gnade nicht mehr Gnade" (Rö 11,6). Die Schlussfolgerung besteht darin, dass „aus Gesetzeswerken (…) kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden" wird. Niemand kann auf diesem Grundsatz errettet werden. Im Gegensatz dazu „ist, ohne Gesetz, Gottes Gerechtigkeit offenbart worden". Der Gläubige wird „umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist" (Rö 3,20-24). „Gesetz" als ein Prinzip steht in der Schrift auch im Gegensatz zu „Glaube". „‚Der Gerechte wird aus Glauben leben.‘ Das Gesetz aber ist nicht aus Glauben, sondern: ‚Wer diese Dinge getan hat, wird durch sie leben‘" (Gal 3,11.12).
Das Wort „Gesetz" wird auch für einen festen und unveränderlichen Grundsatz verwendet, so z. B. bei dem Wort „Naturgesetz". In der Schrift lesen wir von dem „Gesetz des Glaubens", dem „Gesetz der Sünde", dem „Gesetz der Gerechtigkeit", dem „Gesetz des Geistes des Lebens" etc. (vgl. Rö 7,21).
Der Ausdruck „Gesetz" wird im N.T. gelegentlich als Bezeichnung von anderen Teilen des A.T. neben dem Pentateuch gebraucht. Der Herr sagte: „Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: ‚Ich habe gesagt: Ihr seid Götter‘?", wobei es sich um ein Zitat aus den Psalmen handelt (Joh 10,34; ähnlich in 1. Kor 14,21).
Das Gesetz der Freiheit (Jak 1,25; 2,12) beinhaltet, dass, wenn die Natur entsprechend ist, die auferlegten Dinge vielmehr zur Freude sind, als dass sie eine Last darstellen. Das Befolgen der Gebote des Herrn ist eine Frucht der göttlichen Natur - sie sind deshalb sowohl Gesetz als auch Gnade.