Gefangenschaft – Bibel-Lexikon
Dieses Wort bezieht sich im A.T. auf die „Wegführung" Israels und Judas. Diese verlief in mehreren Etappen und begann unter dem assyrischen König Tilgat-Pilneser (745-727 v. Chr.), der auch unter dem Namen Pul bekannt ist. Dieser führte in den Jahren 733 und 732 v. Chr. die Rubeniter, die Gaditer und den halben Stamm Manasse weg (1. Chr 5,26), was zeigt, dass die Israeliten, die nicht über den Jordan zogen und so nicht in den vollen Genuss der Segnungen des verheißenen Landes kamen, als erstes in die Gefangenschaft weggeführt wurden. 2. Könige 15,29 ist zu entnehmen, dass Tilgat-Pilneser zudem den Stamm Naphtali wegführte, nachdem er die Städte Ijon, Abel-Beth-Maaka, Janoach, Kedes und Hazor eingenommen hatte, die alle im Norden und westlich des Jordan in Galiläa, also im Land Naphtali, liegen. Hier wird aber auch Gilead genannt, das östlich des Jordan liegt und einen Teil des Gebietes der zweieinhalb Stämme darstellt. Diese Stelle fasst also letztendlich zusammen, welche Gebiete dieser König in Israel eroberte und welchen Teil der Stämme Israels er nach Assyrien gefangen wegführte. All dies geschah „in den Tagen Pekachs", der von 740 bis 732 v. Chr. regierte.
Für die Gefangenschaft des verbliebenen Teils von Israel wird das Datum in 2. Könige 18,10.11 genau angegeben. Es war im neunten Jahr des Königs Hosea und im sechsten Jahr Hiskias, als Samaria von den Assyrern nach einer dreijährigen Belagerung eingenommen wurde. Dies geschah im Jahr 722 v. Chr. Die Gefangenen wurden weggeführt nach Halach und Habor am Strom Gosans (diese Namen werden auch in 1. Chr 5,26 erwähnt und dort wird noch der Name Hara hinzugefügt). Es wird angenommen, dass diese Orte im Norden Assyriens lagen, aber in der oben genannten Stelle aus 2. Könige werden die Worte „und in den Städten der Meder" hinzugefügt. Diese lagen weiter östlich, sodass die dorthin umgesiedelten Israeliten weit entfernt waren von ihren Brüdern in Assyrien und von Juda, das später nach Babylon weggeführt wurde.
Die Gefangenschaft Judas erfolgte in drei Phasen. 605 v. Chr. führte Nebukadnezar die heiligen Geräte und Gefangene weg, darunter waren auch Daniel und seine Freunde. Dies war der Anfang der ”Zeit der Nationen" (2. Chr 36,6.7). Die zweite Gefangennahme erfolgte 597 v. Chr., als Jojakin 3 Monate regiert hatte. Dies wird auch die „große Gefangenschaft" genannt. Zedekia wurde als Vasall Babylons zurückgelassen (2. Kön 24,14; 2. Chr 36,10). Die dritte und letzte Wegführung geschah am 586 v. Chr., nachdem Jerusalem und der Tempel nach einer zweieinhalbjährigen Belagerung zerstört worden waren (2. Chr 36,20; 2. Kön 25,2.3; Jer 52,5.6). Die 70 Jahre Gefangenschaft, die von Jeremia vorgesagt wurden (Jer 25,11.12), begannen 605 v. Chr. an und endeten 538 v. Chr. mit dem Erlass von Kores, des Königs von Persien (Jer 29,10; Esra 1). Auf die Wegführung nach Babylon wird auch in Matthäus 1,11.17 hingewiesen.
Nur die zwei Stämme, nämlich Juda und Benjamin, kehrten aus der Gefangenschaft zurück, wobei einige aus den zehn Stämmen ihnen möglicherweise gefolgt sind (vgl. Lk 2,36).1 Sie hielten das Land wieder in Besitz, bis ihr Messias erschien, was aber mit vielen Veränderungen und Unbeständigkeiten verbunden war. Seine Verwerfung und Kreuzigung führte dazu, dass Jerusalem durch die Römer im Jahr 70 nach Christus zerstört wurde, und die Juden über die ganze Welt zerstreut wurden.
Fußnoten
Verweise auf diesen Artikel
Wegführung