Petrus, Der erste Brief des – Bibel-Lexikon
Der erste Brief des Petrus war an gläubig gewordene Juden gerichtet, die in der Zerstreuung in Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien lebten. Möglicherweise wurde er von Babylon am Euphrat gesandt, wo viele Juden ansässig waren. In dem Brief selbst gibt es keine Hinweise auf sein Abfassungsdatum; allgemein wird er jedoch auf die Zeit zwischen 60 und 64 n.Chr. datiert.
Die Lehre des Briefes ist gegründet auf eine lebendige Hoffung durch die Auferstehung Christi, im Gegensatz zu der Erwartung der Juden auf der Erde. Die Gläubigen werden als Fremdlinge und Pilger betrachtet, die Errettung in ihrer Vollendung als zukünftig gesehen, die Errettung der Seele als gegenwärtiges Ergebnis, im Gegensatz zu zeitlichen Befreiungen. Der Gedanke eines „geistlichen Hauses", bestehend aus lebendigen Steinen (Kap. 2), verbindet den Brief mit der Offenbarung, die Petrus in Matthäus 16 gegeben wurde. In gleicher Weise lenkt die Andeutung des Berges der Verklärung im zweiten Brief unsere Gedanken zu der Vision des Tausendjährigen Reiches in Matthäus 17, wovon Petrus Augenzeuge war.
Der Brief könnte kurz zusammengefasst als eine gnädige Einführung der Gläubigen in die Bedeutung und Wirklichkeit ihrer geistlichen Vorrechte bezeichnet werden. Gleichzeitig werden sie jedoch ermahnt anzuerkennen, dass sie Gegenstände der moralischen Regierung Gottes auf Erden sind. Sie waren in der Zeit zwischen den Leiden Christi einerseits und den darauf folgenden Herrlichkeiten andererseits hier auf der Erde gelassen. Sie riefen Gott als Vater an, werden als versöhnt und von neuem geboren angesehen und sollten durch die vernünftige Milch des Wortes Gottes wachsen bis zur Errettung, indem sie geschmeckt hatten, dass der Herr gütig ist.
Obwohl sie unter der Regierung Gottes leiden mochten, hatten sie, indem sie zu Christus als dem lebendigen Stein gekommen waren ("von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar"), in geistlicher Weise Vorrechte erlangt, welche die Juden, die diese Verheißungen in natürlicher Weise besaßen, verwirkt hatten. Sie waren zu einem geistlichen Haus aufgebaut, zu einer heiligen Priesterschaft - sie waren „eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum" (1. Pet 2,9). Daher waren sie geeignet für den zu Gott hin gerichteten Dienst einerseits und für das den Menschen zugewandte Zeugnis andererseits. Die Berufung des Christen wird hierdurch völlig zum Ausdruck gebracht.
Trotz all dieser Vorzüge jedoch sollten die Gläubigen sich daran erinnern, dass sie nichts hatten, worin sie sich nach dem Fleisch rühmen konnten. Unter den Nationen waren sie Fremdlinge und Pilger, Gegenstände der moralischen Regierung Gottes, die wegen des Zustands Israels litten. Und deswegen hatten sie diejenigen anzuerkennen, die Gott mit Ehre Macht hier auf der Erde betraut hatte. Aber die Augen des Herrn waren auf die Gerechten gerichtet, und Seine Ohren offen für ihr Flehen: das Angesicht des Herrn war gegen die gerichtet, die Böses taten. Die grundsätzliche Haltung der Regierung war zugunsten derjenigen, die Gutes taten, und wenn sie um der Gerechtigkeit willen leiden sollten, so sollten sie sich freuen. Der Punkt, auf den es ankam, war, dass niemand von ihnen als Übeltäter leiden sollte.
Es ist bemerkenswert, dass sich der Apostel in der Behandlung von Pflichten im Zusammenhang mit den sozialen Beziehungen an Ehemänner, Ehefrauen und Hausbedienstete (nicht Sklaven) wendet, und die besondere Art und Weise, in der er sich mit dem Wandel der beiden erstgenannten Gruppen beschäftigt, stellt eine bemerkenswerte Schönheit dieses Briefes dar.
Der besondere Charakter des Zeitpunkts, an dem Gericht als der sichtbare Ausdruck von Gottes moralischer Regierung unmittelbar bevorsteht, wird durch den Bezug auf die Zeit Noahs gekennzeichnet, dessen Zeugnis durch die Zubereitung der Arche das Zeugnis des kommenden Gerichts, gleichzeitig aber ein Weg der Rettung war. Im Falle des Christen hat die Taufe viel mit diesem Charakter und mit dieser Bedeutung gemeinsam. Und in Kapitel 4 wird gesagt, dass die Zeit gekommen ist, „dass das Gericht anfange bei dem Haus Gottes; wenn aber zuerst bei uns, ... wo will der Gottlose und Sünder erscheinen?" (1. Pet 4,17.18).
Der Brief endet mit besonderen und rührenden Ermahnungen an die Ältesten und die Jüngeren, indem die ersteren besonders ermahnt werden, die Herde Gottes zu hüten. Das ist von tiefem Interesse, da die Ermahnung von jemandem ausgesprochen wird, der selbst mit dieser Aufgabe betraut wurde, wie es in Johannes 21 berichtet wird.