Philipper, Der Brief an die – Bibel-Lexikon

Dieser Brief ist hochinteressant, weil er bestimmte Merkmale aufweist, welche die vorgestellte Wahrheit mit Zuständen verbinden, die den heutigen sehr ähnlich sind. Das Zeugnis wird hier nicht unter dem Gesichtspunkt betrachtet, dass es den Widerstand der jüdischen Führungsschicht hervorruft, wie am Anfang der Apostelgeschichte, oder im Konflikt mit jüdischen Einflüssen steht, wie in Antiochien. Vielmehr steht im Vordergrund, dass es in Berührung mit der Weltmacht (Rom) gerät, die Paulus, den Träger dieses Zeugnisses, festgenommen hatte.

Dazu kommt, dass die Juden in Kapitel drei als völlig verderbt angesehen werden und von ihnen als von „der Zerschneidung" gesprochen wird. Im selben Kapitel werden viele der bekennenden Christen als „Feinde des Kreuzes des Christus" beschrieben, die alles für die Befriedigung ihrer Lüste tun und deren Ende Verderben ist.

Was die Predigt des Evangeliums anging, so konnte sich der Apostel, obwohl er sich daran erfreuen konnte, dass es gepredigt wurde, nicht wirklich zufrieden geben mit den Motiven, welche diese Aktivität hervorriefen. Der so beschriebene Zustand weist erstaunliche Ähnlichkeiten zur heutigen Situation der Christenheit auf.

Kapitel 1 und 2

Der unmittelbare Auslöser für den Brief war die Reaktion des Apostels auf den praktischen Ausdruck der Gemeinschaft im Evangelium, den die Philipper ihm gegeben hatten. Der Gegenstand seines Schreibens war, dass sie zu seiner ungetrübten Freude eine tadellose Antwort auf die Vorstellungen Gottes für sie auf dieser Erde geben sollten. Die Absicht dabei war, dass sie durch den Tod Christi in absoluter Selbstverleugnung hinsichtlich des Zustands ihrer Gesinnung durch Gottes Macht als eine göttliche Generation (Kinder Gottes) erkannt würden, die gemeinsam den Platz einnahm, den Christus in der Welt eingenommen hatte: als Lichter in der Welt, um das Wort des Lebens darzustellen. Das ist hier der eigentliche Platz der Versammlung in Bezug auf das Zeugnis.

Kapitel 3 und 4

Der zweite Teil des Briefes (Kapitel 3 und 4) ist ausgesprochen persönlich. Angesichts religiöser Anmaßungen, mit denen sich Menschen rühmten, vergleicht sich der Apostel im Bild mit einem Mann, der ein Rennen läuft. Die Laufen in der Rennbahn bedeutete übertragen, dass er bei jedem Schritt all das hinter sich ließ, was ihm als Mensch von Natur aus von Bedeutung war - das alles hatte für ihn nur noch den Wert von Straßendreck, wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, seines Herrn. Gleichzeitig brachte jeder Schritt seine Seele noch stärker unter die Macht der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.

Während er die Heiligen ermuntert, ihn nachzuahmen, ermahnt er sie auf Grund derselben Motivation in Einigkeit voranzugehen und gleich gesinnt zu sein. Im Gegensatz zu vielen, die nur mit den Dingen auf dieser Erde beschäftigt waren, erinnert er sie, dass ihr Bürgerrecht im Himmel sei, dass sie Christus als Heiland erwarteten, der sie in absolute Übereinstimmung mit ihm selbst bringen würde.

Das abschließende Kapitel zeigt, wie sich der Apostel für den Einzelnen interessiert und wie er sich mit einem jeden beschäftigt. Es offenbart seine Besorgnis, dass den Heiligen durch Gebet und Flehen der Friede Gottes erhalten bleibe in Bezug auf alle Dinge, die natürlicherweise Sorgen hervorrufen. Zudem wird die moralische Überlegenheit deutlich, die ihn in den Umständen aufrechterhielt, wobei das Geheimnis sein absolutes Vertrauen in die Güte Gottes war, den er im Glauben „meinen Gott" nennt.

Schlussbemerkungen

Der Brief wurde geschrieben, als Paulus Gefangener in Rom war, wahrscheinlich gegen Ende seiner Inhaftierung, um 63 n. Chr., als er erwartete, freigelassen zu werden und die Heiligen in Philippi wieder zu besuchen.