Philemon, Der Brief an – Bibel-Lexikon
Über Philemon ist nicht mehr bekannt als das, was man im vorliegenden Brief findet, und es wird auch nicht eindeutig gesagt, wo er seinen Wohnsitz hatte. Die Ähnlichkeit der Grüße mit denen aus dem Brief an die Kolosser und die Erwähnung des Onesimus in diesem Brief führen aber zu dem Schluss, dass Philemon wohl in Kolossä wohnte, und dass beide Briefe von Rom aus um 62 n. Chr. verschickt wurden. Obwohl in Phlm 2 die Versammlung in Philemons Haus Erwähnung findet, handelt es sich um einen persönlichen Brief an Philemon und seine Frau.
Onesimus, ihr Sklave, war davongelaufen und wurde, da er sich durch den Dienst des Paulus bekehrt hatte, von letzterem zu seinem Herrn zurückgesandt. Paulus bittet nicht um die Freiheit für Onesimus, sondern dass er jetzt aufgenommen würde wie ein Bruder, ja sogar wie Paulus selbst. Paulus macht nicht apostolische Autorität geltend, sondern bittet inständig als der „Gefangene" und „der Alte". Geleitet durch den Heiligen Geist ist der Brief ein wohlwollender Appell, und es wird auf Schwierigkeiten eingegangen in einer Angelegenheit, die viel Taktgefühl verlangte. Falls der Sklave Philemon beraubt hatte, würde Paulus es zurückzahlen; aber er erinnert Philemon daran, wie viel er ihm schuldig war, sogar „auch sich selbst".
Manche mag es überraschen, dass ein solcher Brief Teil des inspirierten Wortes sein sollte. Aber er ist „nützlich": Fünfzehn Jahrhunderte lang verfügten Christen weitestgehend über Sklaven als Besitz. Viele haben vielleicht nie an deren Bekehrung gedacht oder waren sogar dagegen voreingenommen. Ein Bure in Südafrika erzählte einmal einem Prediger, obwohl er selbst ein Christ war, dass er sicher sei, er könne genauso Hunden wie seinen afrikanischen Dienern predigen. Gott sah den Bedarf eines solchen Briefes. Der Sklave war „ein geliebter Bruder" geworden.