Jeremia, Das Buch – Bibel-Lexikon
Diese Weissagung beginnt im 13. Jahr Josias, 627 v. Chr., und reicht bis in die Zeit nach der Zerstörung Jerusalems. Die große Gefangenschaft begann 597 v. Chr., als Zedekia von Nebukadnezar in Jerusalem gelassen wurde. Bis 586, elf Jahre später, blieb Jerusalem unzerstört. Der Prophet Jeremia versuchte mit großen Bemühungen, Zedekia dazu zu bringen, den Herrn zu fürchten. Das, was diesen Propheten besonders kennzeichnet, ist der Kummer. Es betrübte ihn zu sehen, wie Juda sich vom HERRN entfernte; er war traurig darüber, dass er das Gericht Gottes über das Volk, das er liebte, voraussagen musste. Das betrübte ihn zusätzlich zu dem, was er wirklich erlitt von der Hand derer, denen er helfen wollte. Ähnliche Leiden können wir beim Herrn Jesus in Bezug auf Jerusalem sehen sowie bei Paulus hinsichtlich der Versammlung. Bei manchen Gelegenheiten wurden Jeremias Gleichnisse durch Handlungen ausgeführt, um bei dem sorglosen Volk einen stärkeren Eindruck zu hinterlassen.
Die Prophezeiungen sind nicht chronologisch angeordnet, jedoch liegt diesem Umstand zweifellos eine göttliche Absicht zugrunde. In der Septuaginta weicht die Anordnung der Kapitel weitgehend von dem hebräischen Text und den heutigen Bibelübersetzungen ab. Der Grund dafür ist aber nicht bekannt. Es scheint, dass die Septuaginta von einer falschen Abschrift hergestellt wurde, oder dass der Text von den Übersetzern missverstanden wurde, denn es gibt einige Abweichungen von dem Hebräischen. Der Ausdruck „der Herr sagt" wird 46 Mal ausgelassen; insgesamt machen die Auslassungen ungefähr einen Achtel des ganzen Textes aus.
Kapitel 1
Jeremia wird in seinen Dienst eingesetzt, für den er von seiner Geburt an geweiht worden war. Er sollte als Prophet zu den Nationen gehen, in deren Mitte Israel gesetzt worden war, als unmittelbares Zentrum der Regierung Gottes auf der Erde. Jeremia hatte große Furcht, aber ihm wurde die Gegenwart Gottes zugesichert. Er sah einen Stab eines Mandelbaums (der Baum, der als erstes zu blühen beginnt), was zeigen sollte, dass Gott eilen würde, um seine Worte auszuführen. Danach sah der Prophet auch einen siedenden Topf, der von Norden her, also aus der Richtung Chaldäas, nach Süden gerichtet war.
Kapitel 2 bis 6
Dieser Abschnitt ist ein Appell an Jerusalem mit Ermahnungen zur Buße und Warnungen vor dem, was Israel zugestoßen war. Dieser Aufruf geschah in den Tagen Josias, als es zwar eine Erneuerung gab, aber sie nicht mit ihrem ganzen Herzen zu Gott zurückgekehrt waren: „Die abtrünnige Israel hat sich gerechter erwiesen als die treulose Juda." (Jer 3,6.11).
Kapitel 7 bis 10
Dieser Abschnitt betrifft den Tempel. Das Volk prahlte mit dem Besitz des Tempels, aber dort gab es Unaufrichtigkeit und Götzendienst. Es werden bewegende Ermahnungen gegeben und Gerichte verkündet.
Kapitel 11 bis 12
Die Verantwortlichkeit des Volkes wird deutlich gemacht. Sie waren einen Bund mit Gott eingegangen, und doch gingen sie zum Götzendienst über, so dass der Herr fragen musste: „Was hat mein Geliebter in meinem Haus zu schaffen?" (Jer 11,15). Das Gericht musste folgen, aber hier und da wird auch von zukünftigen Segnungen gesprochen. Eine tiefe Betrübnis darüber, dass Gerichte nötig sind, ist vorhanden. Jeremia 12,14 zeigt den Dienst des Propheten gegenüber den Nationen, „meine[n] bösen Nachbarn".
Kapitel 13
Mit dem Bild des verdorbenen Gürtels, den Jeremia vergraben musste, wird vorhergesagt, dass der Stolz Jerusalems zunichte gemacht werden würde. Wie ein Gürtel an den Hüften eines Menschen haftet, so hatte der Herr sich zu seinem Ruhm mit ganz Israel umgürtet (Jer 13,7.11), aber sie hatten ihn trotzdem verlassen (vgl. Lk 19,41-44). Manche Kritiker halten es für sehr unwahrscheinlich, dass Jeremia den Aufrag erhielt, von Jerusalem bis hin zum Euphrat zu gehen, um den Gürtel zu verstecken, und dann noch einmal, um ihn wieder zurückzuholen. Manche meinen, dass es lediglich eine Vision gewesen sei, wieder andere sagen, dass statt Euphrat Ephrat (also Bethlehem) gemeint ist. Wie auch immer, selbst wenn Jeremia vielleicht nur ein einziges Mal gegangen wäre, wäre es bereits eine bemerkenswerte Lektion des Gehorsams dem HERRN gegenüber, eine solch lange Strecke für einen derartigen Botengang zurückzulegen. Das Gleichnis der Weinkrüge folgt, mit Ermahnungen an das Volk, Buße zu tun von seinen Schandtaten.
Kapitel 14 und 15
Eine schwere Hungersnot tritt auf. Der Herr wollte nicht, dass man sich bei ihm für das Volk verwendete, doch Jeremia erkennt die Sünde des Volkes an und tritt für sie ein (Jer 14,20.21). Aber die Antwort des Herrn in Jeremia 15 ist furchtbar. Die falschen Propheten waren ohne Entschuldigung, sie wurden völlig abgewiesen. Jeremia wurde von ihnen gehasst, obwohl er das Volk liebte (Jer 15,10). Er hatte vor dem Volk für den Herrn gestanden, nun wird er von ihm als Repräsentant des Überrestes angesehen. Der Herr würde ihn zum Guten stärken (Jer 15,11). Währenddessen waren die Worte des HERRN die Freude seines Herzens (Jer 15,16). Der HERR würde ihn befreien (Jer 15,20.21).
Kapitel 16 und 17
Der Prophet wird aufgefordert, sich keine Frau zu nehmen, denn die Kinder an diesem Ort sollten nur sterben (vgl. Mt 12,46-50).Gott würde sie aus dem Land vertreiben, aber für sie würde Barmherzigkeit für die Zukunft aufbewahrt sein. Der Prophet wurde von dem Volk verspottet, er musste sie aufrufen, den Sabbat einzuhalten (Jer 17,21.22).
Kapitel 18 bis 20
Gott war der Töpfer, und das Volk war der Ton. Er konnte mit ihnen oder mit jeder anderen Nation so handeln, wie es ihm gefiel. Er konnte sie entweder zerbrechen oder auch aufbauen. Aber sie entschieden sich, nach ihren eigenen Gedanken zu wandeln (Jer 18,12). Deshalb würde Gott sein Wort an ihnen erfüllen (Jer 19,10.11). Das Volk führte einen Anschlag gegen Jeremia aus. Er wurde in den Stock gelegt und von Paschchur geschlagen, dem daraufhin der Untergang angekündigt wurde (Jer 20,1-6). Jeremia beklagt sein Schicksal (Jer 20,7-18).
Kapitel 21 bis 24
Als Nebukadnezar gegen Jerusalem zog, sandte Zedekia zu dem Propheten, um zu erfahren, ob der Herr für sie in Erscheinung treten würde. Jeremia musste die furchtbare Nachricht mitteilen, dass Gott selbst gegen sie kämpfen würde. Dem Volk wurde gesagt, dass sie überleben sollten, wenn sie sich dem König von Babel ausliefern würden, andernfalls würden sie sterben. Sie wurden zur Buße ermahnt. Außerdem werden ausführlich die Prophezeiungen gegen Schallum 1 (Jer 22,10-12), Jojakim (Jer 22,13-19) und Konja 2 (Jer 22,24-30) mitgeteilt. „Wehe den Hirten" (Jer 23,1)! Es gibt aber auch einen Tag des Segens, der dann kommt, wenn der wahre Sohn Davids, der gerechte Spross und König, regieren und blühen wird (Jer 23,5-8). Danach wird eine Wehklage gegen die falschen Prophten angestimmt (Jer 23,9-40). Das Volk, das von Nebukadnezar mit Jekonja nach Babel gebracht wurde, wird im 24. Kapitel mit guten Feigen verglichen, dagegen werden solche, die unter Zedekia im Land zurückblieben, mit schlechten Feigen verglichen.
Kapitel 25
Kapitel 25 gibt eine Zusammenfassung von Gottes Gerichten durch Nebukadnezar und der 70jährigen Gefangenschaft für Juda. Danach sollen Babel und alle Nationen um Palästina herum unter Gottes Gerichte kommen. Jedoch beginnt das Gericht bei der Stadt, die den Namen Gottes trägt (Jer 25,29).
Kapitel 26
Am Anfang der Regierung Jojakims rief Jeremia zur Buße auf, aber die Priester und Propheten forderten seinen Tod. Die Fürsten beschützten ihn jedoch, und die Ältesten erinnerten das Volk daran, dass auch Hiskia nicht den Propheten Micha getötet hatte (Jer 26,8.16-19). Offenbar entgegnete man daraufhin, dass aber einst Jojakim den Propheten Urija doch getötet hätte. Wie dem auch sei, schließlich beschützte Achikam Jeremia.
Kapitel 27
Sehr wahrscheinlich ist in Jeremia 27,1 statt Jojakim Zedekia gemeint (vgl. Jer 27,5.12). Trotzdem könnte es aber auch sein, dass die Weissagung dem Propheten Jeremia in den Tagen Jojakims gegeben wurde, obwohl diese Zeit nicht bis zu den Tagen Zedekias reicht. Der König wird ermahnt, sich dem König von Babel zu unterwerfen.
Kapitel 28
Hananja weissagt falsch, Jeremia widersteht ihm und sagt seinen Tod voraus.
Kapitel 29
Jeremia schrieb an die Gefangenen in Babylon und drängte sie, sich dort heimisch einzurichten. Gott würde sie am Ende der 70 Jahre zurückbringen (Jer 29,5.10). Die falschen Propheten werden verflucht.
Kapitel 30 und 31
Die Gefangenen sollten mit Gewissheit wieder zurückkehren, aber diese Kapitel beziehen sich auf die Zukunft, und die beschriebene Wiederherstellung wird nach der „Zeit der Drangsal für Jakob" stattfinden (Jer 30,7). Es wird eine bisher nie dagewesen Drangsalszeit sein (vgl. Mt 24; Mk 13). Die Segnungen des neuen Bundes betreffen sowohl Juda als auch Israel (Jer 31,31). Gott wird für sie in Erscheinung treten, die Wiederherstellung wird vollständig und allumfassend sein, mit universalen Segnungen.
Kapitel 32 und 33
Jeremia wurde von Zedekia gefangen genommen, aber dennoch kaufte er ein Feld als symbolisches Zeichen seiner Gewissheit, dass die Gefangenen zurückkehren würden. Im 33. Kapitel reicht die Weissagung bis in die Zukunft hinein, wenn der Herr Jesus als Spross der Gerechtigkeit und als Nachfolger Davids erscheinen wird (Jer 33,15).
Kapitel 34
Jeder, der hebräische Knechte besessen hatte, hatte einen Bund mit Zedekia geschlossen und hatte die Knechte freigelassen. Aber nachher machten sie sich diese wieder zu Knechten (Jer 34,8-11). Dieses Verhalten wird von Jeremia verurteilt, und das fällige Gericht wird vorausgesagt.
Kapitel 35
Die Treue der Rekabiter wird als ein ehrenwertes Vorbild vorgestellt. Gott würde sie segnen und ihnen Wohlstand geben.
Kapitel 36
Jeremia veranlasste Baruch, seine Weissagungen gegen Jerusalem auf eine Buchrolle zu schreiben. Als diese dem König Jojakim vorgelesen wurde, verbrannte er sie und versuchte, den Propheten und Baruch zu verhaften, aber Gott versteckte sie (Jer 36,4.23.26). Daraufhin wurden die Prophezeiungen noch einmal auf eine andere Rolle geschrieben.
Kapitel 37 bis 39
Die Einnahme Jerusalems stand unmittelbar bevor. Jeremia war im Begriff, die Stadt zu verlassen, aber er wurde festgenommen, geschlagen und ins Gefängnis geworfen (Jer 37,15). Zedekia erleichterte ihm zwar seine Gefangenschaft, aber als Jeremia vorhersagte, dass die Stadt fallen würde, wurde er in eine Grube geworfen, wo er in Schlamm hineinsank (Jer 37,21 - 38,6). Dort wurde er von Ebedmelech befreit, einem Äthiopier, dem daraufhin Segen verheißen wurde (Jer 38,11-13; 39,16-18). Die Stadt wurde eingenommen. Zedekia wurde von den Chaldäern gefangen genommen, und seine Söhne wurden vor seinen Augen getötet. Ihm selbst wurden die Augen geblendet, und man brachte ihn nach Babel (Jer 39,5-7). Jeremia wurde von Nebukadnezar beschützt (Jer 39,11-12).
Kapitel 40 bis 45
Diese Kapitel beschreiben die Geschichte des Überrestes, der unter Gedalja im Land blieb. Auch Jeremia gehörte dazu. Gedalja wurde von Ismael ermordet, der von dem König der Ammoniter gesandt war; das Volk führte er weg (Jer 40,14; 41,2.10). Jedoch wurden sie von Jochanan gerettet. Jeremia wurde gebeten, bei Gott für sie nach dem rechten Weg zu fragen. Das Volk versprach gehorsam zu sein (Jer 42,1-6). Gott bat sie, im Land wohnen zu bleiben, aber sie weigerten sich zu gehorchen und zogen nach Ägypten, und auch Jeremia nahmen sie mit sich (Jer 42,9.10; 43,4-7). Obwohl sie von Jeremia gewarnt wurden, verübten sie dort beharrlich Götzendienst (Jer 44,15-17). Das Ende Jeremias wird uns nicht berichtet.
Kapitel 46 bis 51
Den verschiedenen Nationen, die in Verbindung mit Israel standen, werden Gerichte angekündigt. Gott hatte manche von ihnen als seine Werkzeuge benutzt, aber ihr Stolz, ihre Bosheit und Gewalt mussten im Nachhinein bestraft werden. Die Gerichte würden fallen auf Ägypten, die Philister, Moab, die Ammoniter, Edom, Damaskus, Kedar, Elam und Babel. Die Weissagung gegen Babel wurde in ein Buch geschrieben und Seraja, dem Reisemarschall (wörtlich: Fürst des Ruheortes), gegeben, um es nach Babel zu bringen, damit man es dort lesen könne. Danach sollte er einen Stein an das Buch binden und es in den Euphrat werfen. Babel sollte für immer verwüstet sein.
Babel nimmt in der Jeremias Prophezeiung einen besonderen Platz ein. Israel und Juda waren untreu gewesen, und die Regierung der Erde war daraufhin Babel anvertraut worden. Aber Babel hatte versagt, und ihre Zerstörung führte zur Befreiung Judas, sodass sie in ihr Land zurückkehren konnten. Das ist in gewisser Weise ein Bild des Gerichts über das letzte Reich an einem noch zukünftigen Tag, wenn Israel wieder vollständig wiederhergestellt sein und gesegnet wird. Dies wird an manchen Stellen vorgeschattet, so z. B. in Jeremia 50,17-20, wo davon gesprochen wird, dass Juda und Israel vergeben wird. Der Abschnitt endet in Jeremia 51,64 mit den Worten „Bis hierher die Worte Jeremias".
Kapitel 52
Dieses Kapitel schildert historische Begebenheiten und ist nahezu identisch mit 2. Könige 24,18 - 25,30.
Der Name des Propheten Jeremia taucht im N.T. in Matthäus 2,17; 16,14; 27,9 auf.
Fußnoten