Abraham – Bibel-Lexikon
Abram
Sohn Tarahs und Enkel Nahors, die siebte Generation nach Sem. Sein Name war zuerst Abram ("Erhabener Vater"), wurde jedoch von Gott in Abraham ("Vater einer Menge") umgeändert (1. Mo 17,5). In diesem Namen ist die Segnung der Nationen durch Gott gesichert. Die Familie Abrahams wohnte in Ur in Chaldäa und diente anderen Göttern (Jos 24,2). Abraham war der erste, der eine eindeutige Berufung von Gott empfing, nicht nur, um das götzendienerische Land seiner Vorfahren, sondern auch seine Verwandtschaft und sein Vaterhaus zu verlassen und in ein Land zu ziehen, das Gott ihm zeigen würde. Gott würde ihn segnen und ihn zum Segen sein lassen, würde diejenigen segnen, die ihn segneten und würde all diejenigen verfluchen, die ihn verfluchten (1. Mo 12,1-3). Er wurde sozusagen der Verwalter von Gottes Verheißung und Segnung.
Abraham gehorchte dem Auftrag Gottes zuerst nur teilweise. Er verließ zwar Ur und wohnte in Haran in Mesopotamien, aber mit seinem Vater und seinen Verwandten. Er kam nicht ins Land Kanaan, bevor sein Vater starb (vgl. Apg 7,2-4). Als er dann ins Land kam, verhieß Gott ihm, dass er seinen Nachkommen das Land geben würde. Abraham baute daraufhin einen Altar und rief den Namen des HERRN an (1. Mo 12,8). Als eine Hungersnot im Land aufkam, zog Abraham nach Ägypten, und aus Mangel an Glauben bezeichnete er Sarai als seine Schwester. Daraufhin wurde sie in das Haus des Pharaos gebracht. Der Herr hielt seine Hand über sie und schlug den Pharao mit Plagen. Als dieser hörte, dass Sarai Abrahams Frau sei, schickte er beide mit einem Tadel fort. Als Abraham in die Nähe von Bethel kam, konnte er wieder den Namen des Herrn anrufen. Sein Viehbesitz war jetzt so groß geworden, dass zwischen seinen und Lots Schafhirten Streit ausbrach, und Abraham ließ seinen Neffen Lot wählen, wo er wohnen wollte. Wenn er nach rechts gehen würde, würde Abraham nach links gehen, und so trennten sie sich. Der HERR erklärte erneut, dass er das Land, das Abraham in seiner ganzen Ausdehnung sehen konnte, seinen Nachkommen geben würde.
Als nächstes wird berichtet, dass Lot gefangen genommen und nach Norden weggeführt wurde. Abraham jagte dem Feind nach und brachte alles zurück. Er weigerte sich, auch nur einen Faden von der Beute des Königs von Sodom zu nehmen, denn er wollte nicht auf diese Weise reich gemacht werden. Er wurde aber von Melchisedek, dem König von Salem, Priester Gottes, des Höchsten, gesegnet. Dieser brachte ihm Brot und Wein, und Abraham gab ihm den Zehnten von allem. Gott offenbarte sich nun selbst dem Abraham als sein Schild und sein sehr großer Lohn.
Als Abraham Gott gegenüber klagte, dass er ja keinen Sohn hätte, sagte Gott ihm, dass er einen Sohn haben würde und dass seine Nachkommen wie die Menge der Sterne am Himmel sein würden. Abraham glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. Dies ist das erste Mal, dass von Glauben geredet wird. Dennoch fragte er, woran er erkennen sollte, dass seine Nachkommen das Land besitzen würden. Er sollte eine dreijährige junge Kuh, eine dreijährige Ziege und einen dreijährigen Widder nehmen, eine Turteltaube und eine junge Taube. Diese zerteilte er in der Mitte, mit Ausnahme der Vögel, und legte die Stücke einander gegenüber. Als die Sonne unterging, ging ein rauchender Ofen und eine Feuerflamme zwischen den Stücken hindurch: ein Bild des Feuers, das die Schlacke verzehrt und ein Licht für den Pfad ist. Am gleichen Tag machte Gott einen Bund mit Abraham, dass er seinen Nachkommen das Land vom Strom Ägyptens bis an den großen Strom, den Strom Euphrat (vgl. Jer 34,18.19) geben würde. Es wurde durch den Tod der Opfertiere, ein Bild von Christus, bestätigt. Als Abraham in einen tiefen Schlaf gefallen war, wurde ihm mitgeteilt, dass seine Nachkommen in ein fremdes Land kommen sollten, wo sie 400 Jahre bedrückt werden würden (1. Mo 15; siehe Israel in Ägypten).
Abraham hatte geglaubt, dass Gott ihm einen Sohn geben würde, aber jetzt wartete er nicht auf Gottes Zeit. Auf Anraten von Sarai ging er eine Verbindung ein mit Hagar, einer Magd, und Ismael wurde geboren (1. Mose 16) ‒ ein Bild vom Gesetz, also dem Versuch des Menschen, durch eigene Anstrengung Segnungen zu erlangen.
Gott offenbarte sich Abraham nun als „der allmächtige Gott". Dieser Name weist darauf hin, dass alle Hilfsquellen in Gott selbst zu finden sind. In Übereinstimmung mit diesem Namen redete Gott mit Abraham und machte einen Bund mit ihm. Nun wurde sein Name von Abram in Abraham umgeändert, denn er würde ein Vater vieler Nationen werden. Abraham sollte vor dem Allmächtigen wandeln und vollkommen sein und den Bund halten, indem alle Männer beschnitten werden sollten (ein Bild davon, nicht auf das Fleisch zu vertrauen), was er sogleich ausführte. Sarais Name wurde in Sara umgeändert, denn sie sollte eine Fürstin (die Bedeutung von „Sara") werden und einen Sohn haben.
Anschließend empfing Abraham drei Besucher. Als zwei ihn später wieder verlassen, wird über die dritte Person gesagt: „Und der HERR sprach: Sollte ich vor Abraham verbergen, was ich tun will?" In Verbindung mit Johannes 15,14.15 wird klar, warum Abraham „Freund Gottes" genannt wird (2. Chr 20,7; Jes 41,8; Jak 2,23). Gott teilte Abraham seine Gedanken mit, wodurch dieser ermutigt wurde, für die Gerechten in Sodom Fürbitte zu tun.
In Gerar lässt Abrahams Glaube ihn erneut im Stich, wo er Sara als seine Schwester ausgibt. Dies hätte zur Sünde führen können, wenn Gott sie nicht beschützt hätte, und Abraham wird erneut getadelt.
Als Isaak geboren wurde, entstand bald ein Konflikt zwischen Ismael, einem Vorbild des Fleisches, und Isaak, einem Vorbild des Geistes. So wurden Hagar und ihr Sohn Ismael fortgesandt (1. Mo 21; vgl. Gal 4,22-31). Dann prüfte Gott Abrahams Glauben, indem er ihm auftrug, Isaak zu opfern. Abraham gehorchte, und wenn der Engel des Herrn nicht dazwischengetreten wäre, hätte er ihn getötet, da er glaubte, „dass Gott auch aus den Toten aufzuerwecken vermag". Nach dem bildlichen Tod und der Auferstehung Isaaks wurde die bedingungslose Verheißung an Abraham bekräftigt, dass in seinem Samen (das ist Christus) alle Völker der Erde gesegnet werden würden (1. Mo 22,18; Gal 3,14.18). Wenn irgendjemand Christus angehört, so ist er Abrahams Same und Erbe nach der Verheißung. Die Verheißung ist der ganzen Nachkommenschaft sicher, „nicht allein der vom Gesetz, sondern auch der vom Glauben Abrahams, der unser aller Vater ist" (Röm 4,16).
Durch Glauben war Abraham in einem solchen Maße ein Fremdling (Heb 11,9), dass er bei Saras Tod ein Stück Land von den Kindern Heths kaufen musste, um ein Grab im Land zu sichern (1. Mo 23). Er war so darum bedacht, dass Isaak nicht eine der Töchter der Kanaaniter heiraten sollte, dass er seinen Knecht (vielleicht Elieser) zu seinen Verwandten schickte, um eine Braut für Isaak zu suchen. Er war überzeugt, dass Gott seinen Engel senden und der Auftrag erfolgreich sein würde. Dies führte dazu, dass Rebekka Isaaks Frau wurde (1. Mo 24).
Abraham hatte noch eine andere Frau, Ketura, und Nebenfrauen, von denen er Söhne hatte; aber diesen gab er Geschenke und sandte sie ostwärts, so dass Isaak und seine Nachkommen friedlich im verheißenen Land leben konnten. Abraham starb im Alter von 175 Jahren und wurde neben Sara begraben.
Die Geschichte Abrahams im 1. Buch Mose unterteilt sich in 3 Abschnitte:
A. Kapitel 12-14: Sein öffentlicher Wandel und sein Zeugnis als Berufener Gottes.
B. Kapitel 15-21: Seine private und häusliche Geschichte mit Gott, welche uns das Wachstum seiner Seele veranschaulicht.
C. Kapitel 22-25: Hier wird ein prophetischer Umriss von bestimmten Ereignissen gegeben: das Opfer Christi, die vorübergehende Beiseitesetzung Israels, die Berufung der Braut und schließlich, am Ende der Tage, die Segnung der Nationen.
Das Volk Israel stammt von Abraham ab, und wir wissen, mit welchem Eifer sie sich auf diese Abstammung beriefen, obwohl sie leider nicht denselben Glauben hatten und haben. Aber dennoch war ihnen das Land gegeben worden und, wenn Gottes Zeit kommt, werden sie mit Sicherheit in ihr „Vaterland" zurückgebracht werden, wo sie nach Prüfungen und Züchtigungen gesegnet werden.1
Da Abraham der Vater Ismaels und weiterer Söhne war, die er nach Osten gesandt hatte, brauchen wir uns nicht zu wundern, dass er in diesem großen Teil der Welt eine Person von universeller Berühmtheit ist, und dass es zahlreiche Überlieferungen über ihn gibt. Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass ihre Beziehung zu Abraham noch in ihrer Gunst während des tausendjährigen Reiches gefunden werden wird, wenn die Verheißung, dass „sein Same wie der Sand am Meer" sein sollte, ihre Erfüllung finden wird.
In Anbetracht der vielfältigen Kundgebungen, womit Gott sich selbst an ihm offenbart hat, ist das Leben dieses Patriarchen für den Christen größter Aufmerksamkeit wert, sei es im Hinblick auf die Bildung seines Charakters angesichts dieser Offenbarungen, hinsichtlich der Parallelen auf dem Weg des Glaubens oder bezüglich der bedingungslosen Verheißungen über den Besitz des Landes Palästina, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft.
Fußnoten
- 1 Anm. d. Übers.: Dieser Artikel wurde im 19. Jahrhundert geschrieben, als von einem Staat Israel noch keine Rede war. Der Anfang dieser Prophetie ging mit der Gründung des Staates Israel am 14. Mai 1948 in Erfüllung.