Gesetz Moses – Bibel-Lexikon
Das Gesetz war wie eine Richtschnur, die durch Gott gegeben wurde, um die Verworfenheit des Menschen offenbar zu machen. „Das Gesetz aber kam daneben ein" (Röm 5,20), das heißt, nicht um die Sünde zu steigern, sondern um ihre Anstößigkeit zu zeigen, und um die Sünde vor die Seele zu stellen, „denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde" (Röm 3,20). Der Apostel sagte, er würde nicht gewusst haben, dass die Lust in ihm ist, wenn das Gesetz nicht sagen würde: „Du sollst nicht begehren" (Röm 7,7). Der Gegenstand des Gesetzes war deshalb die Abscheulichkeit der Sünde zu zeigen, während es den Gehorsam des Menschen gegenüber Gott erprobte. Es wurde nur dem Volk Israel gegeben - der einen Nation, die einen besonderen Platz im Handeln Gottes einnahm und an der er den Menschen im Fleisch versuchte. Die Überschrift der zehn Gebote lautet: „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich herausgeführt habe aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft" (2. Mo 20,2), und das konnte nur für die Israeliten gelten. Wiederum sagt Gott: „Nur euch habe ich von allen Geschlechtern der Erde erkannt" (Amos 3,2). Die Heiden werden als solche beschrieben, die das Gesetz nicht haben (Röm 2,14), obgleich sie das Werk des Gesetzes in ihren Herzen geschrieben zeigten und ein Gewissen besaßen, welches Zeugnis gab, wenn sie etwas Falsches taten. Als die Nationen mit Israel in Verbindung kamen und hörten, was Gott moralisch von den Menschen forderte, wurden sie zweifellos mehr oder weniger verantwortlich gegenüber dem Licht, das sie empfingen. Als schließlich der Lichtglanz des Evangeliums ausstrahlte, wurden die galatischen Christen scharf dafür getadelt, dass sie sich wieder unter das Gesetz stellten, während sie als Nationen diese Position doch vorher niemals eingenommen hatten. Einige Dinge die im Gesetz verboten waren, waren wirklich unrecht, wie Diebstahl, Mord etc., aber andere Dinge waren nur deshalb unrecht, weil Gott sie verboten hatte. Dies sieht man beispielsweise an dem Gebot, sich davon zu enthalten, bestimmte Tiere, die als „unrein" bezeichnet wurden, zu essen.
Das Gesetz trug im Hinblick auf die Verordnung von Opfern und Festen im Wesentlichen den Charakter eines Vorbilds und liess erahnen, was in Christus erfüllt werden sollte. In Übereinstimmung damit konnte Paulus als Jude sagen: „Also ist das Gesetz unser Erzieher gewesen auf Christus hin" (Gal 3,24), und der Herr sagte: „Denn wenn ihr Mose glaubtet, so würdet ihr mir glauben, denn er hat von mir geschrieben" (Joh 5,46). Dies ist ein wichtiger Punkt, denn in dem Abschnitt in Galater 3 heißt es weiter, dass das Gesetz diese Rolle eines Erziehers eingenommen hat, „damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden". Nachdem der Glaube gekommen war, befand sich der Gläubige nicht mehr länger unter einem Erzieher (Gal 3,25). Ein bekehrter Jude war nicht mehr länger unter Gesetz - genauso wenig wie ein Gläubiger aus den Nationen, den Gott nie unter das Gesetz gestellt hatte! Siehe Erzieher.
Dies wird oft so ausgelegt, dass der Christ zwar nicht mehr in Bezug auf seine Rechtfertigung unter Gesetz steht, jedoch im Hinblick auf seinen praktischen Wandel, als eine Art Lebensregel. Diese Theorie steht aber im Gegensatz zu den Aussagen der Schrift, welche sagt: „Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade." (Röm 6,14). Ein Christ ist gestorben mit Christus und lebt in Gott, jenseits der Zuständigkeit des Gesetzes, welches angewendet wird auf den Menschen im Fleisch, den Menschen „in dem Adam" (1. Kor 15,22). Das Christentum ist in seiner wahren Kraft nicht getrennt von Tod und Auferstehung. Siehe auch Galater 5,18.
Viele behaupten, dass das zeremonielle Gesetz aufgehoben, das moralische Gesetz aber trotz allem bindend sei. Dieser Unterschied zwischen zeremoniellem und moralischem Gesetz kann nur insofern wahr sein, als dass das Gesetz die Verkörperung von moralischen Prinzipien ist, welche stets die Verhaltensregeln für ein intelligentes Wesen als solches sein müssen. So werden die rechtschaffenen Anforderungen des Gesetzes jetzt durch solche, die nach dem Geist wandeln, erfüllt, während ihnen gesagt wird, dass sie dem Gesetz gestorben sind durch den Leib Christi. Die Schrift spricht nur von „dem Gesetz". Das Gesetz eingegraben in Steine (die zehn Gebote) wird genannt „der Dienst des Todes" nicht das Gesetz des Lebens für einen Christen (2. Kor 3,7). Das Gesetz hat keine Macht über die Sünde; tatsächlich sagt das Gesetz nicht eher, dass eine bestimmte Sache nicht getan werden darf, als ein Verlangen aufkommt, diese zu tun. Die Schrift sagt mit keinem Wort, dass der Christ durch das Gesetz beherrscht werden soll, sondern sie sagt, dass die Gnade ihn lehrt, wie er seinen Weg zu gehen hat (Tit 2,11.12). Weil er unter Gnade ist, wird die Sünde keine Herrschaft über ihn ausüben. Das Gesetz schildert, wie ein gerechter Mensch auf dieser Erde sein sollte. Es war vollkommen für den Zweck, für welchen es gegeben wurde, aber wie bei der Frage der Scheidung zu sehen war (Mk 10,4), erlaubte es etwas, was Gott im Anfang nicht für den Menschen vorgesehen hatte, und hiervon gab Christus Zeugnis. In Matthäus 5,21-48 erwähnt der Herr fünf einzelne Punkte, welche sie in alten Zeiten gehört hatten. Im Gegensatz hierzu gab er Gesetze, die in Übereinstimmung mit der neuen Ordnung der Dinge waren, die er brachte. Das Gesetz erreichte nicht den Verantwortungsbereich des Christentums. Der Christ hat einen höheren Maßstab - Christus selbst. Er soll „würdig des Herrn" wandeln zu allem Wohlgefallen. Er hat Christus Jesus als Herrn empfangen, so soll er in ihm (Kol 1,10; 2,6) und ebenso „würdig des Gottes" (1. Thes 2,12) wandeln. Tatsächlich sollte es sein Ziel sein, mit Paulus sagen zu können: „Denn das Leben ist für mich Christus" (Phil 1,21).
Der Mensch klammert sich natürlicherweise an das Gesetz, denn es erkennt ihn als lebend im Fleisch an. Obwohl er es in allen Punkten nicht halten kann und somit der Fluch folgt, ist er dennoch nicht willig, diesen Boden zu verlassen. Der verherrlichte Christus ist der Eine, den Gott nun anerkennt - nur er ist passend für Gottes Herrlichkeit. Daher ist jeder, der nicht „in Christus" ist, als Sünder bereits verurteilt durch das Licht, das in die Welt gekommen ist.