Titus, Der Brief an – Bibel-Lexikon
Der Brief an Titus ist einer der Hirtenbriefe (Pastoralbriefe). Letztere werden so bezeichnet, weil sie an einen einzelnen Diener des Herrn gerichtet sind. Der Brief wurde offensichtlich nach Paulus' erster und vor seiner zweiten Gefangenschaft in Rom geschrieben. Wann sonst hätte er Titus in Kreta zurücklassen können (vgl. Tit 1,5)? Von wo aus der Brief geschrieben wurde, ist nicht bekannt. Er wird etwa auf das Jahr 63/64 n. Chr. datiert.
Der Brief betont die Aufrechterhaltung eines guten Lebenswandels und der Ordnung in der Versammlung und stellt die Grundsätze fest, auf denen gute Werke und Ordnung basieren.
Kapitel 1
In den einleitenden Grüßen weist Paulus auf die Ratschlüsse Gottes sowie die Erkenntnis der Wahrheit, „die nach der Gottseligkeit ist", hin. Anschließend legt Paulus dar, für welchen Zweck er Titus in Kreta zurück gelassen hatte:
- um die Dinge in Ordnung zu bringen, die noch unvollständig geblieben waren und
- um Älteste in jeder Stadt anzustellen, die in Vers 7 auch als „Aufseher" bezeichnet werden.
Im Folgenden werden dann die Qualifikationen für das Amt eines solchen Aufsehers aufgeführt. Es ist keine besondere Gabe dafür erforderlich, jedoch ist ein untadeliger moralischer Charakter sowie ein gesunder Glaube unentbehrlich (vgl. Tit 1,13). Es gab in Kreta nämlich viele Betrüger, insbesondere unter denen aus der Beschneidung, deren Münder gestopft werden mussten.
Die Kreter besaßen ein schlechtes nationales Ansehen, was aus den folgenden Worten, die einer von ihnen selbst gesagt hat, deutlich hervorgeht: „Kreter sind immer Lügner, böse, wilde Tiere, faule Bäuche." (Dieses Zitat stammt von Epimenides, einem Dichter des 6. Jahrhunderts v. Chr. Seine Aussprüche wurden als Orakel zitiert, was eine Begründung dafür sein mag, dass er „Prophet" genannt wurde.) Sie mussten scharf zurechtgewiesen werden, „damit sie gesund seien im Glauben (…). Den Reinen ist alles rein; den Befleckten aber und Ungläubigen ist nichts rein, sondern befleckt ist sowohl ihre Gesinnung als auch ihr Gewissen" (Tit 1,13.15).
Kapitel 2
Titus sollte Dinge reden, die der gesunden Lehre entsprachen und Ermahnungen enthielten, die an die verschiedenen Altersgruppen angepasst waren. Auch an die Diener sollte er Ermahnungen richten, wobei er selbst in allen Dingen ein Vorbild guter Werke sein sollte. Seine Lehre sollte derart sein, dass sie nicht verurteilt werden konnte. Anschließend folgt eine zusammenfassende Darstellung des Christentums als der Kraft im praktischen Leben eines Menschen, der durch die Gnade unterwiesen wird. Die Gnade Gottes ist erschienen und brachte für alle Menschen Heil. Auch belehrt sie nun den Christen, wie er praktisch leben sollte, nämlich in der Erwartung der glückseligen „Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus, der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken" (Tit 2,13.14).
Kapitel 3
Titus sollte Unterwerfung unter die weltlichen Mächte und Gehorsam in jedem guten Werk lehren. Sie waren durch Gottlosigkeit gekennzeichnet gewesen, aber die Güte und Liebe des Heiland-Gottes war erschienen und hatte sie gemäß seiner Barmherzigkeit errettet durch die Waschung der Wiedergeburt (die moralische Reinigung verbunden mit der neuen Ordnung der Dinge im Christentum; vgl. Mt 19,28) und die Erneuerung des Heiligen Geistes. Diesen hatte er „reichlich über uns ausgegossen durch Jesus Christus, unseren Heiland" (Tit 3,6; wobei die „Erneuerung" mehr ist als Neugeburt; sie ist die wirkende Kraft des Heiligen Geistes im Gläubigen), damit sie als solche, die durch seine Gnade gerechtfertigt worden sind, „Erben würden nach der Hoffnung des ewigen Lebens". Titus sollte auf dem Betreiben von guten Werken bestehen, aber törichte Streitfragen galt es zu vermeiden. Ein Sektierer sollte nach zwei Zurechtweisungen abgewiesen werden. Ein solcher hatte sich dann gewissermaßen selbst verurteilt.
Einige persönliche Details werden noch hinzugefügt und der Brief schließt mit dem Segenswunsch des Apostels.