Joel, Das Buch – Bibel-Lexikon
Auch wenn in der Prophezeiung selbst keine Zeitangaben angegeben werden, wird Joel als der früheste von den kleinen Propheten eingeschätzt, der in Verbindung mit Juda steht. Das Leitmotiv der Weissagung ist „der Tag des HERRN", der fünfmal im Zusammenhang mit den zukünftigen Gerichten erwähnt wird, die die vollen Segnungen für Israel und die Erde einführen werden. Dann wird auch der HERR sein Teil erhalten: ein Speisopfer und ein Trankopfer für ihn selbst.
Kapitel 1
Der Prophet nimmt die Verwüstung, die in seinen Tagen durch ein Heer von Insekten entstanden ist, zum Anlass, die Priester, die Fürsten und das Volk zu einem Fasten aufzurufen, und zu einer Festversammlung im Haus des HERRN, um dort zum HERRN zu schreien. Dann fügt er hinzu: „Ach, welch ein Tag! Denn nahe ist der Tag des HERRN, und er kommt wie eine Verwüstung von dem Allmächtigen." Hier ist es Verwüstung, offenes Gericht, ebenso wie es dann sein wird, wenn Gott die Welt in Gerechtigkeit richten wird. Das Heer der Insekten war nur ein Vorbote dafür, allerdings richtete Gott bereits durch diese gegenwärtige Sache; er richtete, anstatt dass es Freude und Fröhlichkeit im Haus Gottes gab. Der Prophet sagt, das Gericht „ist nahe", aber Gottes Langmut schob die volle Ausführung noch auf, und sie tut es immer noch.
Kapitel 2
Der Tag des HERRN ist nahe, und die Posaune soll Lärm zum Streit blasen (vgl. 4. Mo 10,9). Es wird immer noch auf das Heer der Insekten Bezug genommen, aber dabei wird in die Zukunft geschaut, wenn Gott seine Gerichte über das Land bringen wird. Es ist seine Heeresmacht, und es ist sein Heerlager: Der Tag des HERRN ist groß und sehr furchtbar. Das Volk wird zur Buße aufgerufen, ihre Herzen zu zerreißen und nicht ihre Kleider, denn Gott ist gnädig und barmherzig. Die Posaune sollte auf Zion geblasen werden, um zu einer Festversammlung zu rufen (vgl. 4. Mo 10,7). Die Priester und alle anderen werden aufgefordert zu weinen und zu beten. Gott wird hören und die Feinde zerstören, besonders die nördliche Heeresmacht 1, und er wird sein Volk in große Segnungen einführen.
Kapitel 3
Wenn sie umkehren, wird der Heilige Geist auf sie und auf alles Fleisch ausgegossen werden. Diese Stelle wird von Petrus in Apostelgeschichte 2,16-21 zitiert, aber Israel als Nation kehrte daraufhin nicht um. Es war nur ein Überrest, der sich dem HERRN zuwandte und in die von Gott gegebenen Segnungen einging - keine äußeren und sichtbaren Segnungen, wie es zukünftig sein wird. Vor dem großen und furchtbaren Tag des HERRN wird es dann auch Zeichen im Himmel und auf der Erde geben. Solche Anzeichen gab es auch laut der Geschichtsschreiber vor der Zerstörung Jerusalems, so dass dieser Abschnitt, der in Apostelgeschichte 2 zitiert wird, damals eine teilweise Erfüllung gefunden haben mag. Die vollständige Erfüllung an einem zukünftigen Tag steht jedoch noch aus.
Kapitel 4
Dieses Kapitel geht auf die näheren Umstände der letzten Tage ein, soweit sie Juda und Jerusalem betreffen; die Wiederherstellung der zehn Stämme wird hier nicht behandelt. Die Nationen haben Gottes Volk in vielerlei Hinsicht unterdrückt und es als Sklaven verkauft. Gott wird dieses auf ihre eigenen Köpfe zurückbringen. Sie werden aufgerufen, sich selbst zu bewaffnen, alle ihre mächtigen Männer heranzubringen und in die Talebene Josaphats (das ist das Tal des Gerichtes) zu kommen, wo Gott sich mit ihnen befassen wird. Im Tal der Entscheidung (oder des Dreschens) werden sie in Stücke geschlagen werden. Wenn die Feinde Gottes und Judas zerstört sein werden, wird es große Segnungen für sein Volk geben, das Gott in seiner Liebe gezüchtigt hatte. Aber dann wird er unter ihnen als einem gereinigten und wiederhergestellten Volk wohnen.
Fußnoten