Auszug, Der – Bibel-Lexikon
Dieser Begriff wird oft gebraucht, um auszudrücken, wie die Kinder Israel aus der Sklaverei in Ägypten herausgeführt wurden. Unter den Plagen von Ägypten versteht man die vorbereitenden Handlungen Gottes mit dem Pharao. Sie sollten dazu dienen, ihm die Macht des Gottes zu zeigen, dessen Volk er in Sklaverei hielt. Der Tod aller Erstgeborenen in Ägypten brachte die Ägypter so weit, dass sie die Israeliten anflehten, wegzuziehen. Sie wurden dadurch bereitwillig, ihnen viele Dinge zu geben, die die Israeliten „forderten" (nicht „ausliehen"). Da es unter den Israeliten 600.000 Männer gab, hat man berechnet, dass einschließlich Frauen und Kinder die Anzahl der Israeliten wohl nicht weniger als zwei Millionen betrug. Es gab auch ein großes Mischvolk, das mit ihnen auszog, und sehr viel Vieh. Es muss ein herrlicher Anblick gewesen sein, eine so gewaltige Menge von dem Ort ihrer Sklaverei wegziehen zu sehen. Dieser Auszug wird oft das Werk des allmächtigen Gottes genannt. „Und er führte sie heraus mit Silber und Gold, und kein Strauchelnder war in seinen Stämmen. Froh war Ägypten, dass sie auszogen; denn ihr Schrecken war auf sie gefallen" (Ps 105,37.38).
Wir lesen, dass die Israeliten „gerüstet" aus dem Land Ägypten auszogen1 (2. Mo 13,18). Das gleiche Wort, chamushim, wird auch im Bezug auf die Art und Weise, in der Israeliten den Jordan überquerten, verwendet, als sie genügend Zeit hatten, sich in Reih' und Glied aufzustellen (Jos 1,14; 4,12). Das o. g. Wort erscheint auch bei der Beschreibung des Heeres der Midianiter und Amalekiter. Im Blick auf ihr geordnetes Lager vor dem Kampf wird als von „Gerüsteten" gesprochen (Ri 7,11).
Hieraus können wir schließen, dass die Israeliten nicht in Unordnung umherzogen. Das Haupt jedes Stammes wird die Kontrolle über denselben gehabt haben und konnte seinen Zug entsprechend ordnen. Es ist möglich, dass sie in Fünferreihen angeordnet waren, weil wir später von „Häuptern über fünfzig" lesen, aber es ist klar, dass sie geordnet auszogen, denn es war Gott, der sie herausführte und es wäre seiner unwürdig gewesen, sie als ein ungeordnetes Volk ausziehen zu lassen. Außerdem findet man in der Schrift den Ausdruck, dass der HERR sie herausführte „nach ihren Heeren" (2. Mo 12,51).
Das Volk wurde nun von Raemses nach Sukkot geführt, dann nach Etam und von dort nach Pi-Hachirot, das zwischen Migdol und dem Meer liegt, gegenüber von Baal-Zephon.
Im Blick auf den Durchzug durch das Rote Meer wurden in der Vergangenheit Versuche unternommen, sich auf eine Stelle festzulegen, wo das Wasser flach genug ist, dass der Ostwind, von dem in der Bibel gesprochen wird, die Wasser hätte zurücktreiben können. Dies waren allerdings nur Bemühungen, das Wunder und den Gott, der es für sein Volk bewirkte, loszuwerden. Das Wort sagt sehr deutlich, dass die Wasser wie „eine Mauer" zu ihrer Rechten und ihrer Linken standen. Als das Wasser zurückkehrte, war es genug, um das Heer des Pharao ertrinken zu lassen. Es muss daher an einer tiefen Stelle des Meeres gewesen sein, an der sie hindurch zogen.
Das Rote Meer mag sich früher in nördlicher Richtung weiter ausgestreckt haben als heute, aber das beeinträchtigte die Sache nicht. Die Befreiung war vollständig: Sie durchquerten das Rote Meer auf trockenem Boden und sahen ihre Feinde später tot am Flussufer liegen. Gott hatte sie herausgeführt, seine Feuersäule hatte sie beschützt. Er hatte sie willig gemacht zu gehen, denn manche hatten sogar vorher gesagt: „Lass ab von uns, dass wir den Ägyptern dienen." (2. Mo 14,12). Das hätte ihre armen, ängstlichen Herzen befriedigen mögen, aber es hätte nicht Gott befriedigt, noch wäre es in Übereinstimmung mit seinen Verheißungen an Abraham, Isaak und Jakob gewesen. Sie mussten befreit werden und sie wurden auch befreit. Und dann konnten sie Gott lobsingen, der sie „erlöst" hatte und sie durch seine Stärke zu seiner heiligen Wohnung geführt hatte (2. Mo 15,13).
Die Art ihrer Befreiung stellt vorbildlich die Stellung des Christen dar, der durch den Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus befreit wurde von der Knechtschaft dessen, der die Macht des Todes hat.
Der Durchzug weist ebenfalls auf den Tod des Herrn Jesus für sein Volk hin. Hier wird er jedoch als derjenige angedeutet, über dessen Seele alle Wogen des Zornes Gottes über die Sünde hingingen (Ps 42,8).
Fußnoten
- 1 Die Englische Übersetzung fügt als Fußnote hinzu: "in Reihen zu je fünf".