Jerusalem – Bibel-Lexikon
Man bringt dieser Stadt wegen der mit ihr verbundenen Begebenheiten in der Heiligen Schrift und ihrer zukünftigen Herrlichkeit verständlicherweise viel Interesse entgegen. Die Bedeutung des Namens ist nicht ganz sicher: einige übersetzen „Grundlage des Friedens", andere „Besitz des Friedens". In ihrer Geschichte hatte Jerusalem nur sehr wenige Jahre Frieden, nämlich unter dem König Salomo. Haggai 2,9 erinnert jedoch daran, dass die Erfüllung der Vorhersage „an diesem Ort will ich Frieden geben" noch aussteht. Dabei bezieht er sich zweifelsohne auf die Bedeutung des Namens „Jerusalem".
Jerusalem wird zuerst in 1. Mose 14,18-20 in Verbindung mit Melchisedek (König von Salem) erwähnt, der ein deutliches Vorbild auf Christus (Heb 7,1-2) als König und Priester im 1000jährigen Reich ist.
Die zweite Erwähnung finden wir in Josua 10,1, als Adoni-Zedek König von Jerusalem war. Adoni-Zedek ist ein deutliches Vorbild von dem Antichristen, der ebenfalls von Gott gerichtet werden wird (Jos 10,26; Off 19,20).
Zu diesem Zeitpunkt hatte Israel mit dieser Stadt nichts zu tun. Adoni-Zedek lebte ungefähr 400 Jahre bevor David diese Stadt voll in Besitz nahm (2. Sam 5,6-9). Wahrscheinlich haben die Kanaaniter dieser Stadt den Namen gegeben, die aber auch Jebus genannt wurde (Ri 19,10).
In Psalm 76,3 1 lesen wir von Salem. Dieser Ausdruck weist prophetisch auf die zukünftige Wohnstädte Gottes in der Stadt Jerusalem hin.
In Jesaja 29,1.2.7 erscheint Ariel als ein dichterischer Name für Jerusalem und kann mit „Gotteslöwe" oder „Gottesherd" übersetzt werden.
In Jesaja 52,1 und Matthäus 4,5; 27,53 wird Jerusalem als „heilige Stadt" bezeichnet. Durch den Tempelbau und den Berg Zion, der einen Teil der Stadt bildet, wurde Jerusalem zu dem Ort des Segens auf der Erde. Auch in der Zukunft wird Jerusalem der Ort des Segens sein, wenn Israel wiederhergestellt sein wird.
Jerusalem wurde von den Kindern Juda eingenommen und in Brand gesteckt (Ri 1,8). Es wurden jedoch nicht alle Jebusiter hinausgetrieben, denn einige wohnten noch in einem Teil der Stadt mit Namen Burg Zion, als David die Herrschaft über ganz Israel antrat (2. Sam 5,6). Die Festung wurde von David erobert und Jerusalem wurde zur königlichen Stadt.
Das große Interesse an dieser Stadt entstand dadurch, dass diese Stadt von Gott erwählt wurde, um seinen Namen daselbst wohnen zu lassen (5. Mo 12). Hinzu kommt, dass in Jerusalem der Tempel Gottes stand, wo die Gnade über das Gericht triumphierte. Siehe auch Zion und Moriah. Während Salomos Herrschaft wurde Jerusalem sehr reich und auch der Tempel gebaut. Bei der Teilung des Reiches wurde sie zur Hauptstadt Judas. Jerusalem wurde einige Male ausgeraubt. 588 v.Chr. wurden die Stadt und der Tempel durch den babylonischen König zerstört. Im Jahr 536 v.Chr. (also 70 Jahre nach der ersten Wegführung im Jahr 606 v.Chr.; Jer 25,11.12; 29,10) veröffentlichte der König Kores eine Erklärung, dass Gott ihm aufgetragen habe, ihm ein Haus in Jerusalem zu bauen. Aus diesem Grund wurde es den gefangenen Juden erlaubt, nach Jerusalem zurückzukehren. Im Jahr 455 v.Chr. bekam Nehemia den Auftrag, die Mauer der Stadt wieder aufzubauen. Jerusalem musste bis zur Zeit des Herrn viele Wirren durchstehen. Zu dieser Zeit war die Stadt Teil des Römischen Reiches. Im Jahr 70 n.Chr. wurde Jerusalem durch die Römer zerstört. Die Ruinen der Stadt ruhten lange, bis die Stadt im Jahr 136 n.Chr. durch Hadrian wieder aufgebaut wurde und Aelia Capitolina genannt wurde. Man errichtete am Ort des früheren Tempels dem Göttervater Jupiter einen neuen Tempel. Den Juden wurde es zunächst unter Todesstrafe verboten, die Stadt zu betreten. Im 4. Jh. wurde es ihnen dann einmal im Jahr erlaubt. Nach der Bekehrung des Kaisers Konstantin zerstörte er dann den heidnischen Tempel der Stadt. Im Jahr 614 n. Chr. wurde Jerusalem von den Persern erobert und geplündert. 628 n.Chr. wurde sie dann von Heraklius zurückerobert. Danach fiel die Stadt in türkische Hände. 1099 n. Chr. wurde sie von den Kreuzfahrern kurzzeitig eingenommen, aber von Saladin zurückerobert. 1219 n. Chr. wurde sie an die Christen abgetreten, aber anschließend von chorasmischen Horden eingenommen. Im Jahr 1277 n. Chr. wurde Jerusalem nominell vom Königreich Sizilien annektiert. 1517 n. Chr. kam die Stadt unter die Herrschaft des osmanischen Sultans, und blieb bis 1917 ein Teil des türkischen Reiches. Nach der Eroberung Palästinas einschließlich Jerusalems durch die Engländer erhielten diese vom Völkerbund ein Verwaltungsmandat für das Land. Der israelische Unabhängigkeitskrieg (1948/49) endete damit, dass die Stadt in einen israelischen Sektor (Westjerusalem) und einen jordanischen Sektor (Ostjerusalem) aufgeteilt wurde. Die Stadt wurde zur Hauptstadt des jungen Staates Israel erklärt. Im Zuge des Sechstageskrieges (1967) gelang es Israel, Ostjerusalem und die Altstadt zurückzuerobern und so Jerusalem wieder zu vereinen. Die heiligen Stätten in der Altstadt wurden allen zugänglich gemacht. Im Jahr 1980 verabschiedete die Knesset ein Gesetz, das Jerusalem zur „ewigen und unteilbaren Hauptstadt" Israels erklärte und die Annexion Ostjerusalems bedeutete. Die wunderschöne Lage von Jerusalem wird auch in der Schrift erwähnt. Jerusalem liegt etwa 790 m über dem Meeresspiegel. Die Berge um die Stadt herum sprechen für ihre Sicherheit (Ps 125,2). Zwischen den Bergen und der Stadt gibt es drei Täler: im Osten ist das Tal Kidron (oder auch Josaphat-Tal), im Westen ist das Tal Gihon und im Süden das Tal Hinnom. Im Osten liegt der Ölberg, von wo aus man die beste Sicht auf Jerusalem hat. Im Südosten liegt der Berg des Ärgernisses. Er wird so genannt, weil man annimmt, dass Salomo dort seinen Götzendienst ausübte. Im Süden ist weiterhin der Berg des bösen Rates. Der Ursprung dieses Namens kommt wohl daher, das Kajaphas dort ein Haus besaß, in welchem Rat gehalten wurde den Herrn Jesus zu töten. Zum Norden hin ist das Land vergleichsweise eben, sodass die Angriffe auf die Stadt meistens aus dieser Richtung geschahen. Die von einer Mauer umgebene Altstadt umfasst nur ca. 0,85 km². Der nördliche Teil der Mauer, der in Richtung Südwesten verläuft, ist - ohne die Unregelmäßigkeiten zu beachten - ca. 1198 m lang. Die östliche Mauer ist ca. 839 m lang, die südliche ca. 1044 m und die westliche ca. 636 m. Die gesamte Länge der Mauer beträgt somit ca. 3,7 km. Jeder, der mit der Größe von modernen Städten vertraut ist, ist beeindruckt, wie klein die Altstadt Jerusalems wirklich ist. Der Geschichtsschreiber Josephus sagt, dass ihr Umfang in seinen Tagen ca. 6 km betrug. Allerdings ist bei dieser Angabe ein weiterer Teil der Stadt im Süden enthalten, der jetzt außerhalb der Stadt liegt. Auch im Norden umschloss eine zusätzliche Mauer einen großen Teil, der damals Bezetha genannt wurde. Zehn bis zwölf Jahre nach dem Tod des Herrn führte Herodes Agrippa diese letzte Erweiterung durch. Es wurden Spuren dieser zusätzlichen Mauer entdeckt. Anhand umfassender Ausgrabungen aus dem Jahr 1896 kann heute die Lage der Mauer im Süden bestimmt werden. Im A.T. werden einige Tore erwähnt, die man heute nicht mehr auffinden kann; es ist in der Tat wahrscheinlicher, dass sie nicht mehr existieren. Im Norden gelangt man durch das Damaskustor und oder das Herodestor in die Stadt. Im Osten liegen das offene St. Stephanstor (oder Löwentor) und das geschlossene Goldene Tor. Im Süden findet man das Zionstor und ein kleines Tor, das man Misttor nennt. Im Westen liegt das Jaffator und das 1889 errichtete Neue Tor. Eine Straße verläuft etwas nördlich vom Zionstor zum Damaskustor und eine weitere Straße führt vom Jaffator östlich in das moslemische Viertel. Diese beiden Straßen teilen die Altstadt in vier unterschiedlich große Viertel. Das nordwestliche Viertel ist christlich, das nordöstliche gehört den Mohammedanern, im südwestlichen Teil leben die Armenier und das südöstliche ist das jüdische Viertel. Im äußersten Südosten gibt es einen fünften Stadtteil, der Morija genannt wird. Er enthält, wie man annimmt, den Berg Morija des A.T., auf dem wahrscheinlich der Tempel gebaut war. Heute stehen hier auf einer Hochebene von etwa 0,14 km² Fläche zwei Moscheen, nämlich die Omar-Moschee (Felsendom) und die El-Aqsa-Moschee. Um eine so große Fläche zu erhalten, musste man Mauern an den Seiten des ansteigenden Felsen bauen, die zusammen mit Bögen auf mehreren Etagen viele Räume bilden. Einige Räume werden für Zisternen genutzt, andere werden „Salomos Ställe" genannt. Dass dort irgendwann mal Pferde gehalten wurden, erkennt man offensichtlich daran, dass Ringe gefunden wurden, die an der Wand befestigt sind und an denen Pferde angebunden werden konnten.
Der Geschichtsschreiber Josephus spricht davon, dass Jerusalem auf zwei Hügeln und einem dazwischen liegenden Tal, das man das Tyropoeon-Tal nannte, gebaut wurde. Dieses liegt im Westen des Moscheen-Viertels und verläuft etwa von Norden bis Süden. Über diesem Tal sind die Überreste von zwei Brücken entdeckt worden: Die im Süden liegende nennt man nach ihrem Entdecker den Robinsonbogen. Robinson meinte, dass einige Steine, die aus der Mauer der Festung hervorragten, Teile eines großen Bogens, d.h. einer Brücke, sein müssten. Dies stellte sich auch als Tatsache heraus, als man dazu passende Steine an der gegenüberliegenden Seite des Tales entdeckte. Einen weiteren vollständigen Bogen fand Captain Wilson weiter nördlich und nannte ihn den Wilsonbogen. Unter diesen Bögen befanden sich weitere und auch einige Aquädukte.
Fast das ganze Tal ist gefüllt mit Schutt. Vielleicht lag zwischen dem Tyropoeon-Tal noch ein anderes Tal. Falls es so war, ist es wahrscheinlich auch mit Schutt gefüllt. Es scheint in der Tat wirklich so, dass die heutige Stadt auf den Ruinen früherer Häuser gebaut ist (Jer 9,10; 30,18). Die oben genannten Brücken würden den Tempelberg mit dem südwestlichen Teil, von dem man annimmt, dass er Zion beinhaltete, verbinden.
Viele der Häuser sind baufällig, obwohl sie aus Stein gebaut sind. Die Straßen sind schmal. Seitdem die Eisenbahn von Jaffa nach Jerusalem gebaut wurde, werden einige Verbesserungen in der Stadt gemacht und es werden einige Häuser außerhalb der Stadtmauer gebaut. In dem Bereich des Tempels ist es den Juden nicht erlaubt sich aufzuhalten, daher versammeln sie sich an dem Platz vor der Klagemauer, nahe dem Robinsonbogen. Dort können sie zu Mauern des Platzes gehen, die aus sehr großen und alten Steinen gebaut sind. Am Freitag und an den Festtagen versammeln sie sich dort in großer Anzahl. Sie küssen die Steine, weinen und beten für die Wiederherstellung ihrer Stadt und des Tempels. Leider sind sie immer noch verblendet (vgl 2. Kor 3), und erkennen nicht den wirklichen Weg durch den Herrn Jesus, den sie gekreuzigt haben.
Die Juden werden in Jerusalem angeblich nur geduldet. Die Christen, vornehmlich die römischen-katholischen, die griechischen und die armenischen Kirchen haben mehr Freiheiten. Sie haben den Straßen Namen gegeben und haben sich viele traditionelle Plätze von in der Schrift beschriebenen Ereignissen ausgesucht, aber natürlich ohne die geringste Vollmacht. Von diesen willkürlichen Festsetzungen ist die Position der Grabeskirche am unwahrscheinlichsten. Sie soll den Ort bedecken, wo der Herr gekreuzigt und begraben wurde, aber dieser Ort befindet sich mitten in der Stadt. Siehe Golgatha.
Etwa hundert Meter östlich vom Damaskustor liegt der Eingang zu einem Steinbruch, von dem aus ein langer Weg unter die Stadt führt und aus dem eine große Menge an Steinen gewonnen worden sein muss. Dort sind außerdem noch Haufen von Scherben, die zeigen, dass Steine dort auch weiter bearbeitet wurden. Vielleicht wurden dort die großen und wertvollen Steine für den von Salomo gebauten Tempel bearbeitet (1. Kön 5,31; 6,7). Dort findet man geschwärzte Winkel, wo offenbar Lampen für die Arbeiter aufgestellt wurden. Spuren der Werkzeuge sind einfach erkennbar und einige Blöcke sind noch immer da, die nur zum Teil vom übrigen Gestein abgelöst wurden.
Die Wasserversorgung der Stadt ist schlecht, sie hängt fast ausschließlich von großen Wasserspeichern ab. 1894 wurde berichtet, dass der Sultan einst befahl, dass die alten Wasserrohre repariert werden sollten. Sie brachten vormals eine reichliche Versorgung mit Quellwasser aus den so genannten Salomonischen Teichen in die Stadt, gerieten aber dann in Verfall.
Wenn man die Zukunft Jerusalems betrachtet, lehrt die Schrift, dass ein Teil der Juden im Unglauben zurückkehren wird, um die Stadt Jerusalem zu bewohnen und den Tempel wieder aufzubauen, und eine politische Existenz haben wird (Jes 6,13; 17,10.11; 18,1-7; 66,1-3). Wenn sie unter dem Schutz des zukünftigen Römischen Reiches sein werden und der Antichrist aufgestanden ist, werden sie durch große Drangsale hindurch gebracht werden. Die Stadt wird erobert werden und der Tempel zerstört werden (Jes 10,5.6; Sach 14,1.2). Dies wird aber nicht das schlussendliche Schicksal Jerusalems sein. In Jeremia 31,38-40 lesen wir: „es soll nicht ausgerottet und nicht zerstört werden in Ewigkeit". In Sacharja 8,4.5 steht weiterhin: „So spricht der HERR der Heerscharen: Es werden noch Greise und Greisinnen in den Straßen von Jerusalem sitzen, jeder mit dem Stab in seiner Hand vor Menge der Tage. Und die Straßen der Stadt werden voll sein von Knaben und Mädchen, die auf ihren Straßen spielen." Der Tempel wird ebenso wieder aufgebaut werden, und zwar entsprechend den Einzelheiten, die im Propheten Hesekiel beschrieben werden.
Die Seiten des quadratischen Platzes für die zukünftige Stadt sollen 500 Ruten (ca. 1,4 km) breit sein. Die Stadt selber soll eine Länge von 4500 Ruten (ca. 12,4 km) einnehmen, sodass ein Randstreifen von 250 Ruten (690 m) entsteht, mit großen Vororten im Osten und im Westen (Hes 48,15-20). Vielleicht ist die heutige Form der Berge und Täler für manche ein Schwierigkeit. Aber bereits heute werden Häuser außerhalb der Mauern gebaut. Außerdem werden große Veränderungen stattfinden: lebendige Wasser werden aus der Stadt strömen, die Hälfte davon fließen in das westliche Meer, die andere Hälfte in das östliche Meer (Sach 14,8-10), so dass auch topographische Änderungen wahrscheinlich sind.
Die neue Stadt wird 12 Tore haben, drei auf jeder Seite (Hes 48,30-35). In Hesekiel 48,35 finden wir auch etwas von einem neuen Namen: „Und der Name der Stadt soll von nun an heißen: „Der Herr ist hier" (Hebr. Jahwe-Schamma).
Fußnoten
- 1 In den Tell-Amarna-Tafeln taucht Jerusalem einige Male als u-ru-sa-lim auf, dessen Bedeutung wahrscheinlich wirklich "die Stadt des Friedens” ist.