Thessalonicher, Der erste Brief an die – Bibel-Lexikon
Paulus und sein Begleiter Silas besuchten während der zweiter Missionsreise Thessalonich. Die Umkehr vieler Juden, einer großen Zahl an Griechen und der „vornehmsten Frauen" (Apg 17,4) führte zur Bildung der dortigen Versammlung. Paulus verließ sie recht bald in der Hoffnung, sie möglichst schnell wieder zu sehen, aber er wurde von dem Teufel gehindert. Besorgt um ihre Festigkeit im Glaubenskampf sandte Paulus Timotheus, um sie zu stärken und zu ermutigen. Paulus freute sich über die Nachricht von Timotheus, dass die Thessalonicher voller Glauben und Liebe waren. Er schrieb ihnen seinen ersten Brief (etwa im Jahr 52 n. Chr.), ungefähr ein Jahr nachdem er sie besucht hatte (Apg 17,1-11). Von den Briefen des Apostels Paulus ist dies der erste.
Kapitel 1
Der erste Brief beschäftigt sich hauptsächlich mit der Entwicklung und der Ausrichtung der Lebenseinstellung der neu bekehrten Heiligen in Thessalonich. Das Kommen des Herrn hat einen sehr wichtigen Platz in diesem Brief, es wird in jedem Kapitel erwähnt. Adressiert ist dieser Brief an die „Versammlung der Thessalonicher in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus" (1. Thes 1,1). Der Apostel dankt Gott für den Glauben, die Liebe und die Hoffnung, die Beweise der Auserwählung Gottes sind. Der Glauben der Thessalonicher zu Gott hatte sich schon herumgesprochen, und sie waren in der Tat Vorbilder in ihrer Umgebung. Sie hatten sich von den Götzen weggewandt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen. Sie erwarteten seinen Sohn vom Himmel, nämlich Jesus, der sie von dem kommenden Zorn errettet.
Kapitel 2
Der Apostel Paulus erinnert die Thessalonicher daran, dass er zuversichtlich das Ziel verfolgt, ihnen das Evangelium zu predigen, obwohl er in Philippi belästigt wurde. Er sagt, dass er mit ihnen zärtlich umgegangen ist, „wie eine nährende Frau ihre eigenen Kinder pflegt" (1. Thes 2,7), und es gefiel ihm auch, ihnen sein eigenes „Leben mitzuteilen". Paulus fügt hinzu, dass er ihnen gegenüber untadelig gewesen war und das Evangelium in einer Weise gepredigt hat, dass sie sein Zeugnis als das Wort Gottes aufnehmen konnten. Das hat die Thessalonicher verändert. Die Folge war, dass sie von den Heiden verfolgt wurden, so, wie einst die Christen aus Judäa von den Juden verfolgt wurden von denen, die den Herrn Jesus gekreuzigt hatten. In dem Wunsch, sie zu sehen, versicherte Paulus den Heiligen in Thessalonich, dass sie die „Freude oder Krone des Ruhmes" (1. Thes 2,19) bei der Ankunft des Herrn Jesus seien. Dies ist die zweite Anspielung in diesem Brief auf das Kommen des Herrn und geht noch einen Schritt weiter als in 1. Thessalonicher 1,10. Hier wird auf die Segnungen der Heiligen, wenn sie zusammen vereint werden, Bezug genommen.
Kapitel 3
Paulus sandte in seiner Besorgnis um die Thessalonicher Timotheus, um sie zu befestigen und zu ermuntern, und wurde erleichtert, als er die guten Neuigkeiten von Timotheus erfuhr, dass sie nämlich voller Glaube und Liebe seien, und sagte: „denn jetzt leben wir, wenn ihr feststehet im Herrn." Er betete für sie, dass sie reich an Liebe sind und dass ihre Herzen untadelig in der Heiligkeit von ihrem Gott und Vater bewahrt werden, bevor der Herr Jesus mit all seinen Heiligen kommen würde. Hier wird von der „Erscheinung" der Herrn gesprochen. Die Zuneigung der Heiligen zueinander und die damit verbundene Heiligkeit sind mit der dritten Erwähnung der Wiederkunft verbunden, wo erwähnt wird, dass der Herr Jesus mit all seinen Heiligen hernieder kommen wird (vgl. 1. Thes 1,10; 2,19.20).
Kapitel 4
Hier werden Ermahnungen mit Hinweisen auf unseren Wandel gegeben. Auf Hurerei (unter den Heiden etwas normales) musste besonders geachtet werden. Wie aus Vers 6 hervorgeht, bezieht sich die Hurerei auch auf das Antasten der Frau seines Bruders. Die Thessalonicher werden zudem angehalten, sich auf ihre eigene Aufgaben und auf ihre Arbeit zu konzentrieren, indem sie ein gutes Erscheinungsbild denen gegenüber abgeben, die draußen sind: eine nötige Ermahnung, wie aus 2. Thessalonicher 3,11.12 hervorgeht. In den Versen 13-18 wird eine Frage in Bezug auf die Entschlafenen geklärt. Die Wiederkunft des Herrn und seine Regierung war so tief in ihrem Glauben verwurzelt, dass sie dachten, den Entschlafenen würden die Segnungen der Herrschaft des Herrn entgehen. Aus den Erläuterungen von Paulus ist ersichtlich, dass der Herr bei seinem Kommen alle Gläubigen mit einem Ruf versammelt, die Toten in Christus zuerst, und dann, zusammen mit den noch lebenden Gläubigen, in die Wolken erhoben werden, um dem Herrn in der Luft zu begegnen. Dies geschieht, bevor wir mit ihm in Herrlichkeit wiederkommen. Sie sollten einander mit diesen Worten ermuntern. Dies ist das, was oft „Entrückung" genannt wird, und ist die eigentliche Hoffnung der Versammlung. Das Kommen des Christus für seine Heiligen ist zu unterscheiden mit dem Kommen des Herrn mit seinen Heiligen, wie aus 1. Thessalonicher 3,13; 4,14 hervorgeht. Wenn die Verse 15-18 als Einschub verstanden werden, dann steht Vers 14, der davon spricht, dass Gott die durch Jesus Entschlafenen mit ihm bringen wird, in Verbindung mit Kapitel 5.
Kapitel 5
Der Tag, von dem der Herr hier spricht ist mit dem Gericht über die Menschen verbunden und ist von der Entrückung klar zu unterscheiden. Der Sprachgebrauch ändert sich auch dahingehend, dass hier statt „wir" „sie" und „ihnen" benutzt wird (1. Thes 5,3). Dieser Tag des Herrn wird kommen wie ein „Dieb in der Nacht", wobei die Heiligen „Söhne des Lichtes und Söhne des Tages" sind. Sie werden ermahnt, nüchtern zu wachen und den Brustharnisch des Glaubens und der Liebe anzuziehen und den Helm der Hoffnung der Seligkeit aufzusetzen. Sie sollen nicht voll Zornes sein (vgl. 1. Thes 1,10), sondern selig sein, ob tagsüber oder in der Nacht. Es folgen noch einige Ermahnungen. Der Brief endet mit Grüßen.