Siebzig Jahrwochen Daniels – Bibel-Lexikon

Diese Zeit ist aus einer wichtigen Prophezeiung aus Daniel 9,25-27 entnommen. Die siebzig Wochen werden in drei Abschnitte untergliedert: 7 Wochen, 62 Wochen und 1 Woche. Eine Jahrwoche entspricht dabei einer „Woche" von sieben Jahren. Die siebzig Jahrwochen ergeben also zusammen 70 x 7 = 490 Jahren.

Die erste Periode von 7 Wochen weist auf das Bauen der Straßen und Gräben in Drangsal der Zeiten hin, was wir im Buch Nehemia finden. Die zweite Periode von 62 Wochen geht bis zu der Zeit des Messias, dem Fürsten, hin, indem er weggetan und nichts haben wird (nichts von seiner messianischen Herrlichkeit). Es muss beachtet werden, dass diese Wochen nicht mit dem Bau des Tempels beginnen (was im ersten Jahr Kores’ stattfand; Esra 1,1), sondern mit dem Befehl im zwanzigsten Jahr Artasastas, die Stadt Jerusalem wieder aufzubauen (Neh 2,1-8).

Dieses Datum wird allgemein als das Jahr 445 v.Chr. angenommen1. Weiterhin geht man davon aus, dass der Herr ca. 33 ½ Jahren auf Erden gelebt hat, und dass die Kreuzigung um 30 n.Chr. stattfand.2 Wenn man beachtet, dass hier mit den Jahren prophetische Jahre (360 Tage) gemeint sind, passt diese Rechnung ziemlich genau, wie nachfolgende Tabelle veranschaulicht. Es liegt hier also eindeutig eine erfüllte Prophetie vor.

 

Beginn des Aufbaus von Jerusalem

 

445 v.Chr.

7 Jahrwochen Aufbau

(7*7)*360/365 ≈ 48 Jahre

396 v.Chr.

     Geburt Jesu

 

4 v.Chr.

     Öffentlicher Dienst

 

26 n.Chr.

     Einzug in Jerusalem

 

29 n.Chr.

62 Jahrwochen bis zum „Wegtun" des Messias, der Kreuzigung

(62*7)*360/365 ≈ 428 Jahre

31 n.Chr.

(Es ist zu beachten, dass alle Angaben nur ungefähr sind.)

Der Rest der Prophetie aus Daniel 9,26 sagt Verwüstung und Krieg bis ans Ende einer bestimmten Zeit voraus und stimmt mit der Zerstörung Jerusalems 70 n.Chr. durch Titus überein. Heute bleibt also nur noch die letzte der 70 Jahrwochen offen. Daniel 9,27 spricht von den äußeren Umständen der letzten Woche, welche zukünftig ist3. Die Prophezeiung betrifft Israel; die gegenwärtige Zeit (in der die Gemeinde gebildet wird) wird nur beiläufig erwähnt und nimmt keinen Raum in diesen 70 Wochen ein. Die letzte Woche wird, entsprechend dem oben Gesagten, eine Zeit von 7 Jahren dauern.

Die Verse 26 und 27 sprechen von dem „kommenden Fürsten", der „einen festen Bund mit den Vielen schließen [wird] für eine Woche". Es wird ohne Zweifel der Führer des wieder erstanden römischen Reiches sein. Dies wird in Offenbarung 17,9-12 bestätigt, wo von Königen gesprochen wird die waren, sind und sein werden. Dieser Führer wird einen Bund mit Israel für 7 Jahre schließen, aber bricht ihn in der Mitte der Woche indem er die Schlacht- und Speisopfer aufhören lässt. Die Szene schließt damit, dass ein „Verwüster" (der Assyrer) wegen dieses „Gräuels" kommt. Siehe Gräuel der Verwüstung. Die bedeutsamsten Ereignisse werden am Ende der letzten „halben Woche", wie in der Offenbarung beschrieben, stattfinden. Das wird eine Zeit von 3 ½ Jahren sein, nicht weniger als sieben Mal in der Bibel erwähnt wird:

  • Zeit, Zeiten und ein halbe Zeit4: Daniel 7,25; 12,7 und Offenbarung 12,14
  • 42 Monate: Offenbarung 11,3; 13,5
  • 1260 Tage: Offenbarung 11,3; 12,6

Somit wird diese halbe Woche in 3 ½ Jahren, 42 Monaten, oder 1260 Tagen angegeben.

Wie schon angedeutet, wird die Gemeinde hier nicht erwähnt; sie hat nichts mit den Zeiten und Zeitpunkten zu tun, die mit Israel in Verbindung stehen. Die Gemeinde ist himmlischer Art und ihre Hoffnung ist das Kommen des Herrn, was jeden Moment sein kann. Er sagt: „Ja, ich komme bald", worauf die Antwort der Braut ist: „Amen; komm, Herr Jesus!" (Off 22,20).

Wenn wir nun gesehen haben, dass der Herr in diesen 70 Wochen nicht nur in dem „weggetan sein" erwähnt wird, sondern auch in dem Unterwerfen seiner Feinde, um sein Volk Israel zu segnen und um sein Reich hier auf Erden zu errichten, so können seine Heiligen - in Erwägung dieser Prophetie - sicher sein, dass nichts den Vorsatz Gottes hindern, oder zur Seite setzen kann. Alles ist geordnet und eilt der Zeit entgegen, wenn der Herr Jesus anerkannt wird als „König der Könige und Herr der Herren".

Fußnoten

  • 1 Hengstenberg, Krüger und andere gehen aber davon aus, dass man hier das Jahr 455 v. Chr. ansetzen müsste. Sie begründen es damit, dass laut einigen ägyptischen Hireoglyphen Artasasta sich mit seinem Vater im zwölften Jahr des Königs Xerxes verbunden hat.
  • 2 Ein Anhaltspunkt dafür ist der triumphale Einzug in Jerusalem, ca. eine Woche vor dem letzten, großen Passah. Dieser Einzug wird in Sacharja 9,9 prophezeit: "Siehe dein König wird zu dir kommen: ... und zwar auf einem Fohlen, einem Jungen der Eselin" (s.a. Mt 21,6-11).
  • 3 Eine Hälfte wurde im übertragenen Sinn schon durch den Dienst Christi erfüllt.
  • 4 Das Wort Zeiten bezieht sich auf Jahre. Zeit = 1 Jahr; Zeiten = 2 oder mehr Jahre.