Fasten – Bibel-Lexikon
Wir lesen zum ersten Mal von Fasten, als Mose auf den Berg ging, um die Gesetzestafeln zu empfangen, und dort 40 Tage und 40 Nächte mit dem Herrn war (5. Mo 10,10). Das erste Fasten des ganzen Volkes finden wir, als Israel von Benjamin geschlagen wurde. Sie „kamen nach Bethel, und sie weinten und blieben dort vor dem HERRN und fasteten an jenem Tag bis zum Abend; und sie opferten Brandopfer und Friedensopfer vor dem HERRN" (Ri 20,26). Hier, wie auch an anderer Stelle, ist Fasten mit Demütigung verbunden; aber im Fall von Elia zeigt Fasten – wie bei Mose – die Trennung vom natürlichen Leben im Fleisch, um bei dem Herrn zu sein (1. Kön 19,8). Als die Kinder Moab und die Kinder Ammon in den Kampf gegen Josaphat zogen, rief Josaphat ein Fasten aus über ganz Juda (2. Chr 20,3). Als Ninive die Zerstörung drohte, demütigte sich der König von Ninive, rief ein Fasten aus und kleidete sich in Sacktuch. Jeder sollte heftig zum Herrn rufen und das Böse wegtun (Jona 3,5). Das einzige durch das Gesetz vorgeschriebene Fasten war das am Sühnungstag. Das Wort „fasten" kommt hier zwar nicht vor, aber das Gebot „ihr sollt eure Seelen kasteien" schloss wohl das Fasten ein. Das scheint durch das in Apostelgeschichte 27,9 erwähnte Fasten bestätigt zu werden, denn der Zehnte des Monats Tisri entspräche der Zeit, in der Stürme, die durch die Tagundnachtgleiche bedingt waren, das Segeln auf dem Mittelmeer gefährlich machten.
Später lesen wir von vier Fastentagen, die gehalten wurden (Sach 7,5; 8,19), obwohl nicht berichtet wird, dass Gott sie eingerichtet hätte: 1. Im vierten Monat, entsprechend der Einnahme Jerusalems, als kein Brot mehr für das Volk da war (Jer 52,6). 2. Im fünften Monat, zur Erinnerung an die Zerstörung des Tempels (2. Kön 25,8.9). 3. Im siebten Monat, zum Gedenken an den Mord an Gedalja (Jer 41,1.2). 4. Im zehnten Monat, zur Erinnerung an den Beginn der Belagerung Jerusalems (Jer 52,4). Der Prophet konnte sagen, dass diese Fasttage zur Freude und zu fröhlichen Festzeiten werden würden.
Im N.T. finden wir in Johannes dem Täufer den Geist des Fastens, einen Geist der Absonderung des Nasiräers (Mt 3,4). Er lehrte auch seine Jünger, zu fasten. Der Herr sagt von seinen Jüngern, dass sie fasten würden, wenn er von ihnen weggenommen sein würde; und während er hier war, sprach er von einer bestimmten Kraft über unreine Geister, die nur durch Gebet und Fasten ausfahren würden (Mt 17,21). Er selbst fastete 40 Tage und 40 Nächte, als er vom Geist in die Wüste geführt wurde, um vom Teufel versucht zu werden. Das ist ein Gegensatz zu Mose und Elia, denn sie wurden von dem natürlichen Zustand des Menschen getrennt, um mit Gott zu sein; und er, der als Mensch ohne Unterbrechung mit Gott war, musste in diesem Zustand der Absonderung den Kampf mit dem Teufel erleben.
Paulus und Barnabas wurden nach Gebet und Fasten auf ihre erste Missionsreise geschickt (Apg 13,2.3). Weil Fasten zur Vorschrift wurde und dem Fasten ein abergläubischer Verdienst zugesprochen wurde, ist es zu befürchten, dass deshalb andere Christen die Verbindung von Fasten und Gebet vernachlässigt haben. Selbstverleugnung zur Gewohnheit zu haben entspricht ohne Zweifel eher dem Geist des Fastens als der bloße, gelegentliche Verzicht auf Nahrung.