Wahrsagerei – Bibel-Lexikon
Die Bibel spricht häufig über die verschiedenen Formen der okkulten Wissenschaften, wie sie heute genannt werden, und die strengen Strafandrohungen gegenüber den Israeliten auf gar keinen Fall etwas damit zu tun zu haben. Diese Stellen zeigen, dass es eine gefährliche Realität war, auch wenn zeitweise viel Betrug damit verbunden war. Das erste Mal lesen wir davon in 1. Mose 41,8 als der Pharao alle chartummim, die Wahrsagepriester Ägyptens1 und alle seine Weisen rufen ließ, um seinen Traum zu deuten. Alle ihre Mittel versagten, der Mann Gottes im Gefängnis wurde geholt um den Traum anzuzeigen. Dies erwies sich als Gottes Gelegenheit, seine Ratschlüsse in Bezug auf Joseph auszuführen. Zweifellos zeichnete sich diese vorgenannte Art von Männern durch ihre Gelehrsamkeit aus, ebenso wie die am Hof von Babylon, über die Daniel als Oberster eingesetzt wurde (Dan 4,4.6)
Unter denen in Ägypten waren wenigstens einige, die über Kräfte verfügten, die jenseits dessen lagen, was sie sich durch menschliche Gelehrsamkeit erworben hatten. Als Mose sich bemühte, den Pharao mit Hilfe von Zeichen von der Macht Gottes zu überzeugen, waren die „Wahrsagepriester" oder Zauberer Ägyptens in der Lage, ihre Stäbe in Schlangen zu verwandeln und die ersten beiden Plagen mit ihren Zauberkünsten nachzuahmen 2. Mose 7,22; 8,3. Diese Plagen waren „das Wasser in Blut zu verwandeln" und „die Frösche über das Land zu bringen". Dieses stand jenseits menschlicher Kraft und sicherlich wirkten die Schriftgelehrten nicht durch die Kraft Gottes; deshalb musste es durch die Kraft Satans geschehen sein. Wir kennen nicht die Art oder das Wesen der angewandten Zauberpraktiken; das Wort lat bedeutet Geheimnis, magische Künste. Satan kann die Anregungen geben, welche Mittel und Praktiken zu benutzen sind, wenn der Mensch willens ist, und kann seine Macht ausüben, soweit es Gott zulässt. Nach den ersten beiden Plagen gebot Gott ihrer Macht Einhalt und die Zauberer mussten anerkennen, als die Stechmücken hervorkamen: „Das ist Gottes Finger!" 2. Mose 8,14.
In 5. Mose 18,10–12 gibt es zu unserem Thema eine Liste von Dingen, die für den HERRN ein Gräuel sind:
1. Wahrsagerei, qesem, „Voraussage"
Eine bemerkenswerte Stelle in Hesekiel 21,26–27 gibt einige Beispiele, wie die Heiden wahrsagten. Der König von Babel war an eine Wegkreuzung gekommen, und er wollte wissen, ob er die Straße nach Rabbat oder nach Jerusalem nehmen sollte; er nahm seine Zuflucht zur Wahrsagerei. Zuerst [a] „schüttelte er seine Pfeile". Zweifellos waren zwei oder mehr Pfeile jeweils mit dem Namen einer der Städte markiert und wurden im Köcher geschüttelt. Der Pfeil, der mit der rechten Hand genommen wurde, entschied, welcher Weg eingeschlagen werden sollte. Jerusalem fiel in seine rechte Hand. Vielleicht zweifelte der König, deshalb [b] befragte er Bilder, die Teraphim; es ist nicht bekannt wie diese zur Wahrsagerei benutzt wurden (vgl. Sach 10,2). Der König suchte noch einen anderen Führer [c], „er beschaute die Leber". Nach festgesetzten Regeln wurden die Eingeweide eines Opfers als günstig oder aber ungünstig angesehen. Dadurch dass der König drei verschiedene Arten der Wahrsagerei gebrauchte, zeigte er, dass er kein großes Vertrauen zu diesen Wahrsagereien hatte: vielleicht war er früher oft durch sie falsch geleitet worden. Wie verschieden ist das zu den Antworten von Gott, die er Israel gewährte!
Andere Arten von Wahrsagerei werden bezeichnet als „aus dem Becher weissagen" (wahrsagen, 1. Mo 44,5.15). Das wurde von Ägyptern und Persern praktiziert und wird so beschrieben: kleine Stücke aus Metall und Steinen, die mit Zeichen markiert waren, wurden in den Becher geworfen, und Antworten fand man in den Kennzeichen, so wie sie fielen. Manchmal wurde der Becher mit Wasser gefüllt, und als die Sonne auf das Wasser schien, wurden bestimmte Bilder an der Oberfläche gesehen oder man bildete sich ein, sie zu sehen. Eine andere Stelle ist Hosea 4,12 „Mein Volk befragt sein Holz, und sein Stab tut es ihm kund". Die Araber benutzten zwei Stäbe oder Ruten, auf einem stand „Gott gebietet" und auf dem anderen „Gott verbietet", diese wurden zusammen geschüttelt und der erste, der fiel oder gezogen wurde, wurde als Antwort betrachtet. Oder ein Stab wurde hoch geworfen, und die Richtung, in die er zeigte, als er fiel, war die Antwort. Man sieht hier, dass ein Holz oder Gott angerufen wurde, damit das, was das Holz verkündete, von ihm kontrolliert sein sollte. So wurden in jeder Wahrsagerei Beschwörungen und Zauberformeln benutzt, und man rief die Götter an, dass die erhaltenen Antworten sich als die günstigsten erweisen sollten. Wir wissen, dass hinter all diesem die Dämonen standen, die die erhaltenen Antworten kontrollierten, damit sie die Absichten Satans verwirklichten.
In der Apostelgeschichte finden wir eine Magd, die einen Wahrsagegeist oder einen Python-Geist hatte. Es handelt sich um das Wahrsagerorakel in Delphi, das als Zentrum und Brennpunkt der heidnischen Wahrsagerei galt. Ein böser Geist beherrschte diese jungen Frau, der mit dem Orakel verbunden war. Das Zeugnis des bösen Geistes in Bezug auf die Knechte des höchsten Gottes ist bemerkenswert: es mag erzwungen gewesen sein, so zu sprechen, als dieser der Macht Gottes Angesicht in Angesicht gegenüberstand (wie die Dämonen Christus kannten bzw. anerkannten). Der Apostel konnte jedoch nicht die Empfehlung aus solcher Quelle dulden - der Geist wurde durch eine höhere Macht ausgetrieben. Ihre Wahrsagerei war beendet und ihr Herr verlor die Quelle seines bösen Gewinns (Apg 16,16–19).
2. Beobachter der Zeiten
oder wie andere übersetzen „Zeichendeuter", beides war vielleicht enthalten. Das Wort ist anan, was auch mit Wahrsager, Wolkendeuter und Zauberer übersetzt wird. Ein Beobachter der Zeiten hatte seine glücklichen und unglücklichen Tage, und nichts durfte in Gang gesetzt werden, ohne die Götter befragt zu haben. Wir haben ein Beispiel dafür im Buch Esther, als Haman einen günstigen Tag zu finden suchte, an dem seine Pläne gegen die Juden ausgeführt werden sollten. Sie suchten Zuflucht bei dem Los, aber zweifellos riefen sie auch ihren Gott an, um das Los günstig zu führen. Andere übten Zeichendeuterei aus mit demselben Zweck, um sich über den Willen ihres Gottes Gewissheit zu verschaffen. Ihre Fragen wurden durch Donner, Blitze, das Beobachten der Wolken, der Flug der Vögel oder die Erscheinung von bestimmten Vögeln beantwortet.
3. Beschwörer, nachash, „ein Flüsterer"
Dies scheint sich auf die gesungenen Lieder oder Zauberformeln zu beziehen, die einleitend gemurmelt wurden, um eine Antwort von den Geistern zu erhalten, die sie befragen wollten (5. Mo 18,10).
Beschwörung war eines der Dinge, zu denen Manasse Zuflucht nahm 2. Könige 21,6 (vgl. 3. Mo 19,26; 4. Mo 23,23; 24,1; 2. Kön 17,17; 2. Chr 33,6).
Das hebräische Wort ist kashaph, und verweist auf die Ausübung der magischen Künste. Die Absicht ist dabei, Mensch oder Tier zu schaden oder den Geist völlig zu verwirren, zu verzaubern. Es mag sein, dass sie keine Kraft hatten jemandem zu schaden, wenn nicht diese Person, aus Neugierde oder Freundschaft, ein williger Zuhörer der benutzten Beschwörungsformeln war. Manasse übte auch dieses Böse aus (2. Chr 33,6). Ninive wird einer anmutigen Hure verglichen und wie eine Geliebte der Zauberkundigen betrachtet Nahum 3,4. Die Frau von Endor wird gewöhnlich eine Magierin oder Zauberin genannt. Siehe Magier für Erwähnung im NT.
5. Beschwörer oder Bannsprecher, von chabar, „zusammenfügen, verbinden; faszinieren".
Es ist mit einem anderen Wort verbunden, lachash, in einer milden, sanften Weise sprechen, und wird dann auf die Beschwörung der Schlangen angewandt (Ps 58,6). In gleicher Weise wurde der Mensch getäuscht und seiner Abneigung beraubt, mit bösen Geistern zu verkehren, bis er sich selbst unter ihrem Einfluss befindet. In Jesaja 19,3 wird ein anderes Wort, ittim, mit „Beschwörer" übersetzt, das eine ähnliche Bedeutung hat. Es beschreibt den sanften Klang der Beschwörungen.
6. Totenbeschwörer, Totenbeschwörergeist, Wahrsager
Das hebräische Wort ist ob, das „eine lederne Flasche oder Haut" bedeutet, und man vermutet, dass es allgemein bekannt war, dass die betreffenden Personen einen bösen Geist in sich hatten. Es kommt 16 Mal vor und wird im Englischen immer so übersetzt. Als ein Beispiel der Bedeutung dieses Wortes haben wir die Frau zu Endor, zu der Saul ging um Rat zu erhalten; von ihr wird gesagt, dass sie einen Totenbeschwörergeist hatte. Saul sprach sofort zu der Frau: „…bring mir herauf, wen ich dir sagen werde" (1. Sam 28,8). Die Frau antwortete, sobald sie durch einen Eid ihres Leben sicher war: „Wen soll ich dir heraufbringen?" Anscheinend war es ihr Beruf, Geister Verstorbener heraufzuholen, aber bei diesem Anlass erkannte sie das Werk einer höheren Macht, denn als sie Samuel sah, schrie sie mit lauter Stimme. Samuel sagte Saul, dass er und seine Söhne morgen bei ihm sein würden. Ob in dem oben genannten Wort immer enthalten ist, die Macht zu haben, Geister Verstorbener heraufzuholen, ist nicht bekannt3. Bemerkenswert ist in Verbindung mit solchen, die einen Totenbeschwörergeist haben, dass offensichtlich eine Stimme „aus der Erde" gehört wird (Jes 8,19; 29,4).
7. Wahrsager, Zauberer, von yidde‛ônîy, ein Kenner, ein Weiser.
Das einzige, was die Schrift über solche sagt, ist dass sie zwitschern oder flüstern und murmeln (Jes 8,19; 29,4)2. Das war zweifellos ein Teil ihrer Zauberei, um solche, die um Rat fragten, zu verwirren, und es war vielleicht nötig, um den Geist, den sie befragen wollten, „in Bewegung zu bringen". Der Rat mag zu Zeiten gut gewesen sein und erwies sich dadurch als besonders wirkungsvoll, dass die Verführten unter den Einfluss der bösen Geister kamen.
8. „jemand, der die Toten befragt", Nekromantie,
Zauberei, die die Toten befragt, von darash methim, „die Toten befragen".
Dieses kommt allein in 5. Mose 18,11 vor, obwohl das gleiche auch in Jesaja 8,19 enthalten ist: „Soll nicht ein Volk seinen Gott befragen? Soll es für die Lebenden die Toten befragen?" Und in Psalm 106,28 lesen wir: „und aßen Schlachtopfer der Toten", was vielleicht ihrer Befragung vorausging.
Das oben genannte ist die Liste, die uns in 5. Mose 18,10.11 gegeben wird. Noch einige Begriffe erfordern Aufmerksamkeit.
9. Astrologen, habar shamaym, „Himmelszerleger" für astrologische Zwecke (Jes 47,13).
Das Wort für Astrologe im Buch Daniel ist ein anderes Wort, ashshaph, und enthält überhaupt keine Verbindung mit dem Himmel, sondern bedeutet eher Magie, Zauberei oder Beschwörung, wie wir in Verbindung mit Babylon in den Versen 9,12 lesen, wo von einer Menge von Zaubereien und einer gewaltigen Zahl von Bannsprüchen die Rede ist. Mit den babylonischen Astrologen in Daniel 9,13 sind die Sternbeschauer verbunden, die vielleicht Ereignisse aus den geänderten Positionen der Planeten in Beziehung zu den Sternen vorausgesagt haben. Zusätzlich gibt es Astrologen, die monatliche Vorhersagen machen, und ihre Schlüsse wahrscheinlich aus den Mondphasen herleiteten. Verbunden mit Babylon ist auch das Wort „Wahrsager", gezar, „teilen, Los oder Schicksal bestimmen" durch irgendwelche Mittel, mit denen man angeblich Ereignisse vorhersagen kann.
Im NT lesen wir außer dem bereits genannten Fall des jungen Mädchens (s. 1.), das einen Pythongeist hatte (Apg 16,16–19) noch von anderen, wie Simon, der Zauberei trieb und das Volk von Samaria eine lange Zeit außer sich brachte (Apg 8,9–11), und von Elymas, dem Zauberer, einem Juden der auf Cypern war und die geraden Wege des Herrn verkehrte (Apg 13,6.8). Diese gebrauchten magische ("vorwitzige") Künste (Apg 19,19) und beeinflussten das Volk durch Zauberei.
Ein anderes Wort wird in der Offenbarung für Zauberei verwandt, pharmakeia, welches sich auf Drogen bezieht und bedeutet, sich mit Drogen betäuben, und darüber hinaus für jede Art von Zauberei durch Beschwörung steht (Off 9,21; 18,23; z.B. pharmakeus 21,8; pharmakos 22,15). Zauberei wird zu den gröbsten Sünden gezählt und auch auf die bekennende Kirche im symbolischen, geheimnisvollen Babylon angewandt. Das gleiche Wort wird auch in Galater 5,20 mit Zauberei oder Magie übersetzt.
Das oben Gesagte ist ein flüchtiger Blick auf die verborgene Macht Satans in der unsichtbaren Welt, durch die er die Menschheit verführt, zumindest da, wo der Mensch sein williges Opfer ist. Ist es nicht deutlich, dass Wahrsagerei nicht mit reiner Gaukelei verwechselt werden sollte? Wie viel auch immer damit verbunden sein mag: die wirkliche Macht Satans steckt dahinter. Einige Wahrsager bzw. Zauberer, die sich in letzter Zeit in verschiedenen Erdteilen bekehrt haben, haben zugegeben, dass sie durch eine Macht beherrscht und kontrolliert wurden, die größer als ihre eigene war; aber das diese vollständig aufgehört hatte, als sie gläubig wurden und Christus bekannten. Es ist wichtig zu erkennen, dass diese Macht von Satan kommt, weil in der gegenwärtigen Zeit die Anzahl der Menschen, die versuchen, mit Geistern der Verstorbenen zu verkehren, sehr stark zugenommen hat; sogar Christen haben sich aus reiner Neugier dazu verleiten lassen.
„Niemand bringe euch um den Kampfpreis … indem er auf Dinge eingeht, die er nicht gesehen hat, grundlos aufgebläht von dem Sinn seines Fleisches …" (Kol 2,18).
Fußnoten
- 1 alte Elb.: "Schriftgelehrten" Anmerkung: Schreiber und Deuter der heiligen Geheimschrift
- 2 tsaphaph in Jesaja 8,19; 29,4
- 3 Von vielen ist bezweifelt worden, ob es wirklich Samuel war, der heraufkam, weil er doch ein Prophet Gottes war. Die Frau hatte damit gerechnet, dass ihr vertrauter Dämon wie gewöhnlich ihn darstellen oder personifizieren würde: deshalb ihre Furcht, als Gott in diesem speziellen Fall erlaubte, dass Samuels Geist erschien. Natürlich kann Satan nichts ohne Gottes Erlaubnis tun, aber es muss daran erinnert werden, dass Satan es ist, "der die Macht des Todes hat" (Heb 2,14) und sowohl der Hades als auch der Tod werden als die Mächte Satans schließlich in den Feuersee geworfen vgl. Hölle (Off 20,14).
Verweise auf diesen Artikel
Medium | Prophezeiung | Totenbeschwörer | Totenbeschwörergeist | Wahrsager | Wolkendeuter