Im Anfang
Ein Kommentar zu 1. Mose 1-11
1. Mose 7
Nachdem der Bau der Arche abgeschlossen ist, wird Noah in Kapitel 7 zunächst aufgefordert, mit seinem Haus und den Tieren in die Arche zu gehen. Anschließend kommt das Gericht der Flut über die Erde.
Noah geht in die Arche
„Und der HERR sprach zu Noah: Geh in die Arche, du und dein ganzes Haus; denn dich habe ich als gerecht vor mir befunden in diesem Geschlecht. Von allem reinen Vieh sollst du sieben und sieben zu dir nehmen, ein Männchen und sein Weibchen; und von dem Vieh, das nicht rein ist, zwei, ein Männchen und sein Weibchen; Auch von den Vögeln des Himmels sieben und sieben, männlich und weiblich: um Samen am Leben zu erhalten auf der Fläche der ganzen Erde. Denn in noch sieben Tagen lasse ich auf die Erde regnen vierzig Tage und vierzig Nächte und werde von der Fläche des Erdbodens alles Bestehende vertilgen, das ich gemacht habe.
Und Noah tat nach allem, was der HERR ihm geboten hatte.
Und Noah war 600 Jahre alt, als die Flut kam: Wasser über die Erde. Und Noah und seine Söhne und seine Frau und die Frauen seiner Söhne mit ihm gingen in die Arche vor den Wassern der Flut. Von dem reinen Vieh und von dem Vieh, das nicht rein ist, und von den Vögeln und von allem, was sich auf dem Erdboden regt, kamen zwei und zwei zu Noah in die Arche, ein Männliches und ein Weibliches, wie Gott Noah geboten hatte“ (7,1–9).
Als die Arche fertig ist, fordert der HERR Noah auf, in die Arche zu gehen. Noch einmal wird dabei betont, dass der HERR Noah unter dem völlig verdorbenen Menschengeschlecht als gerecht beurteilt! Noah und sein ganzes Haus sollen in die Arche gehen. Gott will immer ganze Familien retten, das wird schon hier zu Beginn der Bibel deutlich. Auch die Tiere soll Noah mitnehmen. Dabei fällt auf, dass hier ein Unterschied zwischen reinen und unreinen Tieren gemacht wird. Es ist das erste Mal, dass dieser Unterschied gemacht wird und von reinen Tieren gesprochen wird. Erst im dritten Buch Mose gab Gott genaue Anordnungen bezüglich reiner und unreiner Tiere (s. 3. Mo 11; 20,25). Doch bereits kurz nach Beginn der Schöpfung scheint es eine gewisse Kenntnis über reine Tiere gegeben zu haben (vgl. auch Abels Opfer in Kap. 4,4). Von allen reinen Tieren soll Noah je sieben mit in die Arche nehmen. Offensichtlich geht es hier um eine etwas andere Zielsetzung in den Anordnungen Gottes als in Kapitel 6,19.20.
In Kapitel 6 sprach „Gott“ („Elohim“) zu Noah. Der Schwerpunkt liegt darauf, dass Gott als Schöpfer die Schöpfung bewahren wollte. Deshalb sollten von jedem Tier je zwei in die Arche gehen, damit die Vielfalt der Lebewesen erhalten blieb. Zu Beginn von Kapitel 7 spricht der „HERR“ zu Noah. Als solcher hat Er eine Beziehung zu dem Menschen und will den Menschen erhalten. Daher soll Noah je sieben von den reinen Tieren mitnehmen, um später auf der gereinigten Erde Nahrung zu haben und Opfertiere, über die die Beziehung der Menschen zu dem HERRN erhalten bleiben kann.
In Vers 4 kündigt der HERR Noah den genauen Beginn des Gerichts an. Nun geht die lange Zeit der Vorbereitung zu Ende. In seiner Langmut gibt Gott noch eine letzte Gnadenfrist von sieben Tagen, in der die Tür der Arche für die Menschen offensteht.
Noah gehorcht beim Einzug in die Arche genauso wie beim Bau der Arche. Im Alter von 600 Jahren geht er nun mit seiner Familie in die Arche. Mit Noah gehen die reinen und unreinen Tiere in die Arche (V. 8.9). In Apostelgeschichte 10, 9–16 werden reine Tiere als Symbol für Menschen aus Israel und unreine Tiere als Symbol für Menschen aus den Nationen gebraucht. In der Drangsalszeit werden Menschen aus diesen beiden Gruppen das Evangelium des Reiches annehmen. Offenbarung 7 zeigt, dass Erlöste aus den Stämmen Israels (V. 4–8) und Gläubige aus den Nationen (V. 9–17) gerettet werden und in das Tausendjährige Reich eingehen.
Die Flut kommt
„Und es geschah nach sieben Tagen, da kamen die Wasser der Flut über die Erde. Im sechshundertsten Lebensjahr Noahs, im zweiten Monat, am siebzehnten Tag des Monats, an diesem Tag brachen auf alle Quellen der großen Tiefe, und die Fenster des Himmels öffneten sich. Und der Regen fiel auf die Erde vierzig Tage und vierzig Nächte. An ebendiesem Tag gingen Noah und Sem und Ham und Japhet, die Söhne Noahs, und die Frau Noahs und die drei Frauen seiner Söhne mit ihnen in die Arche: sie und alle Tiere nach ihrer Art und alles Vieh nach seiner Art und alles Gewürm, das sich auf der Erde regt, nach seiner Art, und alles Geflügelte nach seiner Art, jeder Vogel von allerlei Gefieder. Und sie gingen zu Noah in die Arche, je zwei und zwei von allem Fleisch, in dem ein Hauch des Lebens war. Und die hineingingen, waren männlich und weiblich, von allem Fleisch, wie Gott ihm geboten hatte. Und der HERR schloss hinter ihm zu“ (7,10–16).
Gott steht zu seinem Wort. Die Flut kommt genau wie angekündigt. Das Wasser kommt von unten aus den „Quellen der großen Tiefe“, aus gewaltigen unterozeanischen Wasserbecken (s. a. Hiob 38,16; Spr 8,28), die ggf. am dritten Schöpfungstag entstanden, als das Festland von den Wassermassen getrennt wurde. Das Wasser kommt auch von oben aus den „Fenstern des Himmels“. Die „Fenster des Himmels“, die auch in Kapitel 8,2, in 2. Könige 7,2 und Maleachi 3,10 erwähnt werden, zeigen, dass es eine Verbindung zwischen dem Himmel und der Erde gibt. Durch die geöffneten Fenster des Himmels hat Gott den Menschen schon früh Seine Hand und Sein Handeln gezeigt – in diesem Fall im Gericht. Bei dem einsetzenden Regen handelte es sich nicht um einen gewöhnlichen „Dauerregen“, sondern um ein einmaliges Werk Gottes, bei dem vermutlich die Wasser-Dunsthülle, die am zweiten Schöpfungstag über der Ausdehnung platziert wurde, abregnete. Vierzig Tage und Nächte strömt das Wasser, bis die ganze Erde bedeckt ist.
Bei den „Quellen der Tiefe“ (eig. „eine tiefe, rauschende Wassermenge“) denken wir an Golgatha, wo die Wogen und Wellen des göttlichen Gerichts den Herrn Jesus wegen unserer Schuld und Sünde trafen. „Tiefe ruft der Tiefe beim Brausen deiner Wassergüsse; alle deine Wogen und deine Wellen sind über mich hingegangen“ (Ps 42,8). Was für eine Gnade, dass Er für uns in das Gericht gegangen ist!
In den Versen 13–16 wird noch einmal berichtet, wie Noah mit seiner Familie und den Tieren in die Arche geht. Das ist keine bloße Wiederholung, sondern betont das außergewöhnliche Handeln Gottes und den Gehorsam Noahs, der alle Anordnungen Gottes exakt befolgte.
Vers 16 endet mit den ernsten Worten: „Und der HERR schloss hinter ihm zu.“ Von diesem Augenblick an konnte keiner mehr in die Arche gehen (s. a. Mt 25,10; Off 3,7b) und auch keiner mehr hinaus. Alle, die draußen blieben, waren rettungslos verloren. So gilt auch heute, dass die Tür der Gnade einmal endgültig geschlossen sein wird. Noah und seine Familie waren jedoch völlig sicher. „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind“ (Röm 8,1) – das gilt jedem, der die Errettung, die Gott in Christus heute noch anbietet, im Glauben angenommen hat.
Ein weltweites und umfassendes Gericht
„Und die Flut kam vierzig Tage lang über die Erde. Und die Wasser mehrten sich und hoben die Arche empor; und sie erhob sich über die Erde. Und die Wasser nahmen überhand und mehrten sich sehr auf der Erde; und die Arche fuhr auf der Fläche der Wasser. Und die Wasser nahmen so sehr überhand auf der Erde, dass alle hohen Berge, die unter dem ganzen Himmel sind, bedeckt wurden. Fünfzehn Ellen darüber nahmen die Wasser überhand, und die Berge wurden bedeckt. Da verschied alles Fleisch, das sich auf der Erde regte, an Vögeln und an Vieh und an Tieren und an allem Gewimmel, das auf der Erde wimmelte, und alle Menschen; alles starb, in dessen Nase ein Odem von Lebenshauch war, von allem, was auf dem Trockenen war. Und vertilgt wurde alles Bestehende, das auf der Fläche des Erdbodens war, vom Menschen bis zum Vieh, bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln des Himmels; und sie wurden von der Erde vertilgt. Und nur Noah blieb übrig und was mit ihm in der Arche war. Und die Wasser nahmen überhand auf der Erde hundertfünfzig Tage“ (7,17–24).
Vierzig Tage steigt das Wasser, bis auch die höchsten Berge unter dem ganzen Himmel vom Wasser bedeckt sind. Viermal wird in den Versen 17–20 betont, dass die Wasser sich mehrten bzw. überhandnahmen. Dadurch wird klar, dass die Flut nicht nur ein lokales, sondern ein weltweites Gericht Gottes war.
Zudem war die Flut ein umfassendes Gericht, bei dem alles Leben auf der Erde starb. Das wird viermal in den Versen 21–24 betont, ohne nähere Details zu nennen. Wir können uns lebhaft vorstellen, was für schreckliche Szenen sich in diesen vierzig Tagen abgespielt haben müssen. Manche werden an die Arche geklopft und Noah verzweifelt angefleht haben, sie hineinzulassen – doch vergeblich (vgl. Lk 13,25). Dann werden sie immer höher auf die Berge geflüchtet sein, doch auch das vergeblich, da das Wasser noch 15 Ellen höher als die höchsten Berge stieg (V. 20). Während die Arche mit ihren Bewohnern so ungehindert auf der Wasseroberfläche schwimmen konnte, bedeutete es für alles Leben auf der Erde den sicheren Tod.