Im Anfang
Ein Kommentar zu 1. Mose 1-11

1. Mose 3

Im Anfang

Kapitel 3 ist ein sehr ernstes und wichtiges Kapitel, ohne das wir den Menschen und seine Geschichte nicht verstehen können:

  • Es zeigt einen weiteren Anfang im ersten Buch Mose – den Anfang der Sünde.
  • Es zeigt den Sündenfall als Erklärung für das Elend in der Welt.
  • Es zeigt die Ursache für die Existenz des Todes.
  • Satan (die Schlange) wird als Gegenspieler Gottes und der Menschen eingeführt und seine Absicht wird deutlich gemacht: den Menschen von Gott zu trennen.
  • Die Neigung des Menschen, sittliches Versagen nicht zugeben zu wollen, wird sichtbar.
  • Es zeigt, wie Gott dem Menschen gnädig nachgeht.
  • Es beinhaltet den Ursprung der (direkten) Prophetie, deren Mittelpunkt immer Christus ist (V. 15 „Same der Frau“).
  • Es deutet an, wie Gott den Menschen auf der Grundlage des Todes eines anderen bekleidet.

Bildlich ausgedrückt, lässt sich Kapitel 2 mit einem schönen Sommertag vergleichen, an dem die Sonne eine wunderbare Landschaft (den Zustand des Menschen in Unschuld im Paradies) bescheint. In Kapitel 3 zieht dann eine schwarze Wolke auf, die die schöne Szene verdunkelt – der Mensch fällt in Sünde. Doch über den Wolken scheint die Sonne weiter und selbst in diesem ernsten Kapitel scheinen einzelne Lichtstrahlen der Gnade Gottes durch die dunklen Wolken.

Die Schlange greift Eva an

„Und die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott der HERR gemacht hatte; und sie sprach zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr sollt nicht essen von jedem Baum des Gartens? Und die Frau sprach zu der Schlange: Von der Frucht der Bäume des Gartens essen wir; aber von der Frucht des Baumes, der in der Mitte des Gartens ist, hat Gott gesagt: Davon sollt ihr nicht essen und sie nicht anrühren, damit ihr nicht sterbt. Und die Schlange sprach zu der Frau: Ihr werdet durchaus nicht sterben, sondern Gott weiß, dass an dem Tag, da ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses“ (3,1-5).

Wir wissen nicht, wann die in diesem Kapitel beschriebenen Ereignisse geschehen sind. Vermutlich ist keine lange Zeit bis zum Sündenfall vergangen. Satan wird nicht lange damit gewartet haben, etwas zwischen Gott und den Menschen zu bringen.

Ganz unvermittelt wird die Schlange genannt. Damit wird, ohne dass es ausdrücklich gesagt wird, der Teufel eingeführt. Das Neuen Testament macht an verschiedenen Stellen deutlich, dass Satan die Schlange war und den Menschen zur Sünde verführte (Joh 8,44; 2. Kor 11,3.14, Off 12,9; 20,2). Die Schlange („Leuchtende“) scheint ein sehr schönes Geschöpf gewesen zu sein. Dieses schöne Tier benutzte Satan, um Eva auf eine attraktive Weise zu nahen (s. a. Hes 28,12.13). – Eine Methode, die der Teufel bis heute als „Engel des Lichts“ anwendet.

„Die Schlange war listiger als alles Getier“ – Warum wird die Schlange vor dem Sündenfall mit dem eher negativ besetzten Ausdruck „listig“ bezeichnet? Das hebräische Wort „arum“ ist nicht einfach zu übersetzen. Oft bedeutet es „klug“ oder „Kluger“ (so z. B. häufig im Buch der Sprüche). Es scheint hier zu bedeuten, dass die Schlange damals ein sehr kluges Tier gewesen ist und erst dadurch „listig“ wurde, dass der Teufel durch sie wirkte. Die List der Schlange zeigt sich deutlich in ihrer Angriffstaktik gegen Eva.

Die Verführungstaktik der Schlange

  • Satan sät Zweifel und stellt die Wahrheit Gottes infrage
    „Hat Gott wirklich gesagt“ – mit diesen Worten leitet Satan seinen Angriff ein. Er stellt das, was Gott gesagt hat, infrage und sät damit Zweifel in das Herz Evas. Er sagt mit anderen Worten: „Gott hat das nicht so gesagt, wie er es meint, und er meint es auch nicht ganz so, wie er das sagt. Sein Wort ist deutungsfähig!“
    Wenn heute die Inspiration der Bibel angezweifelt und unterhöhlt wird, ist das nichts anderes als diese ursprüngliche satanische Frage: „Hat Gott wirklich gesagt?“. Durch Zweifel will Satan einen Keil zwischen Gott und den Menschen treiben. Seine Wortwahl unterstreicht das. Satan spricht zu Eva nur von „Gott“ und nicht von „Gott dem HERRN“, wie es in den Abschnitten vorher und nachher getan wird. Er vermeidet bewusst den Titel Gottes, der Seine Beziehung zu dem Menschen ausdrückt – und das mit Erfolg, wie Evas Antwort in Vers 3 zeigt.
  • Satan verfälscht das Wort Gottes
    Satan gibt das Gebot Gottes nicht korrekt wieder. Er übertreibt, wenn er sagt, dass sie nicht essen sollten „von jedem Baum“ des Gartens (V. 1). Das hieß im Grunde: „Ihr sollt von keinem Baum essen.“ Gott hatte jedoch nur von einem Baum gesprochen. So stellt Satan Gott als streng und ungerecht dar.
  • Satan bezichtigt Gott der Lüge
    An Evas Worten merkt Satan, dass er das Spiel schon gewonnen hat. Nun geht er zum Totalangriff über. Er widerspricht offen und sehr betont dem Wort, das Gott gesagt hat: „Ihr werdet durchaus nicht sterben“ (V. 4). Damit stellt er Gott als Lügner dar.
    Wenn Satan sich so klar als der „Widersacher Gottes“ offenbart, müssen wir ihm in der Kraft des Herrn Jesus mit einem klaren „Nein“ widerstehen. Dann wird er von uns fliehen (vgl. Jak 4,7).
  • Satan unterstellt Gott Missgunst
    Satan leugnet nicht nur die Wahrheit der Worte Gottes, er unterstellt Gott auch Missgunst und leugnet die Liebe und Güte Gottes: „Eva, Gott ist nicht gut zu euch. Er will euch etwas vorenthalten. Gott erkennt Gut und Böse und diese Erkenntnis enthält Er euch vor. Offensichtlich liebt Gott euch nicht wirklich, sonst würde Er euch doch nicht verbieten, von dem Baum zu essen.“ So dringen die Worte des Teufels in Evas Ohren.
    Bis heute ist das Gift der Schlange das Misstrauen in Gott. Damit greift Satan besonders gerne an, wenn wir durch Schwierigkeiten gehen. Wir brauchen dann den Schild des Glaubens, um die Pfeile des Zweifels abzuwehren. Dabei hilft der Blick nach Golgatha, wo Gott den höchsten Beweis seiner Liebe zu uns gegeben hat.
  • Satan macht dem Menschen Versprechungen
    Satan verspricht der Frau, dass sie sein würden wie Gott“ (V. 5). Damit will Satan die Menschen zu derselben Sünde bringen, in die er selbst fiel. In Jesaja 14,12-14 sagt Gott über den König von Babel, der dort ein Hinweis auf Satan ist: „Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte; zur Erde gefällt, Überwältiger der Nationen! Und du sprachst in deinem Herzen:,Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über die Sterne Gottes meinen Thron erheben und mich niedersetzen auf den Versammlungsberg im äußersten Norden. Ich will hinauffahren auf Wolkenhöhen, mich gleichmachen dem Höchsten‘.“
    Zu sein wie Gott, ist bis heute das Ideal der Menschen. Auch der Antichrist in der Zukunft wird „sich selbst darstellen, dass er Gott sei“ (2. Thes 2,4).
  • Satan verschweigt die Konsequenzen des Ungehorsams
    Bei dem, was Satan verspricht, lässt er wesentliche Teile der Wahrheit aus. Ja, Adam und Eva würden Gutes und Böses erkennen können – aber sie würden nicht die Kraft haben, das Gute zu tun und das Böse zu lassen.
    Zudem verschweigt er eine wesentliche Konsequenz des Essens – nämlich dass der Tod in die Welt kommen und dass sie ihre Blöße erkennen und sich schämen würden, ohne etwas daran ändern zu können.

Evas Reaktion auf die Versuchung durch die Schlange

  • Sie lässt sich auf ein Gespräch mit der Schlange ein
    Eva antwortet der Schlange und geht auf ihre übertriebenen Worte ein (V. 2). Dass ein Tier plötzlich redet, scheint sie nicht zu irritieren. Sie holt auch nicht ihren Mann zu Hilfe oder verweist Satan an Adam. Er war es ja gewesen, dem der Herr das Gebot gegeben hatte (2,16.17).
  • Sie antwortet nicht präzise
    Eva gibt das Gebot Gottes nicht genau wieder. Sie setzt den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen in die Mitte des Gartens, obwohl das in Kapitel 2 nur von dem Baum des Lebens gesagt wird (V. 9). Für sie steht nicht Gottes Güte im Mittelpunkt, sondern die eigene Verantwortung. Ganz anders redete der Herrn Jesus, als Er in der Wüste durch Satan versucht wurde. Er wandte das Wort Gottes genau an, weil Er völlig darin lebte (Mt 4; Lk 4).
  • Sie fügt dem Wort Gottes etwas hinzu und sagt etwas Falsches
    Im weiteren Verlauf ihrer Antwort begeht Eva den nächsten Fehler. Sie fügt dem Gebot Gottes etwas hinzu. Gott hatte nicht gesagt, dass sie den Baum nicht anrühren dürften. Gott warnt uns verschiedentlich davor, seinem Wort nichts hinzuzufügen oder etwas davon wegzunehmen (5. Mo 13,1; Off 22,18). Auch sollen wir nicht nach rechts oder links davon abbiegen (5. Mo 5,32; 17,11.20; 28,14; Jos 1,7; 23,6; Spr 4,27; Jes 30,21).
    Eva übernimmt zudem die Worte der Schlange. Sie spricht auch nur von „Gott“ und nicht von „Gott dem HERRN“. Das Gift der Schlange hat schon zu wirken begonnen, ihre Beziehung zu dem HERRN ist ihr nicht mehr voll bewusst.
  • Sie schwächt die Strafe ab, verharmlost etwas Während Gott ganz deutlich gesagt hatte: „musst du sterben“ (o. „musst du mit Tod sterben“), spricht Eva davon, Gott habe gesagt: „damit ihr nicht sterbt“ (V. 3). Damit bricht sie die Spitze der Worte Gottes ab und verharmlost sie.

Der Sündenfall

„Und die Frau sah, dass der Baum gut zur Speise und dass er eine Lust für die Augen und dass der Baum begehrenswert wäre, um Einsicht zu geben; und sie nahm von seiner Frucht und aß, und sie gab auch ihrem Mann bei ihr, und er aß“ (3,6).

Interessiert hat Eva der Schlange zugehört. Jetzt sieht sie zu dem Baum, auf den Satan ihren Blick gelenkt hat. Indem sie sich näher mit dem Baum beschäftigt, erkennt sie drei Dinge, die den in 1. Johannes 2,16 genannten Kennzeichen der Welt entsprechen:

  1. Der Baum ist gut zur Speise – „die Lust des Fleisches“.
  2. Er ist eine Lust für die Augen – „die Lust der Augen“.
  3. Der Baum ist begehrenswert, um Einsicht zu geben – „der Hochmut des Lebens“.

Vorher scheinen ihr diese Dinge nicht aufgefallen zu sein. Doch jetzt, wo Satan diese Begierden in ihr geweckt hat, beschäftigt sie sich damit. „Sie sah … sie nahm … und aß“ – in dieser Reihenfolge kommt Eva zu Fall und sündigt.

Sehen, begehren, sündigen – das ist ein verhängnisvoller „Mechanismus“, den wir an verschiedenen Stellen in der Bibel finden (z. B. 1. Mo 6,1.2; 38,2; Jos 7,21; Ri 14,1; 2. Sam 11,2-4; Jak 1,14.15). Gottes Wort warnt uns durch diese Beispiele vor dieser Gefahr, der wir auch ausgesetzt sind. Wie können wir vor Sünde bewahrt werden, wenn das Böse uns versucht?

Indem wir:

  • uns bewusst machen, dass wir als gläubige Christen nicht mehr unter der Herrschaft der Sünde stehen und nicht mehr sündigen müssen. Wir sind der Sünde gestorben und können und sollen uns der Sünde für tot halten (vgl. Röm 6,2.11).
  • unsere persönlichen „Schwachstellen“ kennen und alle Dinge und Situationen vermeiden, die gefährlich für uns sind. Römer 13,14 sagt dazu: „Zieht den Herrn Jesus Christus an, und treibt nicht Vorsorge für das Fleisch zur Befriedigung seiner Begierden.“
  • das Wort Gottes reichlich in uns wohnen lassen. Der Psalmdichter hat es so ausgedrückt: „Wodurch wird ein Jüngling seinen Pfad in Reinheit wandeln? Indem er sich bewahrt nach deinem Wort“ (Ps 119,9).

Auch der Herr Jesus wurde durch Satan versucht (s. Mt 4 und Lk 4). Dabei verhielt Er sich ganz anders als das erste Menschenpaar. Adam und Eva waren im Garten Eden in den denkbar besten Umständen, als sie versucht wurden. Christus war 40 Tage ohne Nahrung in der Wüste den Versuchungen Satans ausgesetzt gewesen, als Satan abschließend mit drei Versuchungen kam, die genau auf die drei genannten Ebenen zielten: die Lust der Augen, die Lust des Fleisches und der Hochmut des Lebens. Doch da, wo der Mensch versagte und in Sünde fiel, blieb der Herr Jesus standhaft und ging als Sieger über den Feind hervor.

Adam sündigt ebenfalls

Eva hat den Versprechungen Satans geglaubt und sich verführen lassen. Ohne sich mit ihrem Mann abzustimmen, hat sie für sich entschieden, von der verbotenen Frucht zu essen. Doch sie begeht einen weiteren Fehler: Sie gibt auch ihrem Mann davon zu essen!

Scheinbar völlig widerstandslos isst Adam von der Frucht und übertritt damit das Gebot Gottes. Adam wurde nicht betrogen. Er wusste, dass es falsch war und ließ sich doch zu dieser Sünde verleiten. Gott hatte Eva als Hilfe für Adam geschaffen und nicht zur Führerin bestellt. Hier führt sie jedoch ihren Mann und führt ihn in die Sünde. Das ist auch ein Grund dafür, dass die Frau nicht über den Mann herrschen soll (1. Tim 2,12-14). Doch Evas Fehlverhalten entschuldigt Adam nicht. Gott hatte Adam in die verantwortliche Stellung gesetzt und machte ihn daher auch für die Sünde verantwortlich (vgl. Röm 5,12-14).

Wir erkennen in diesen ersten Versen, wie die Schöpfungsordnung Gottes verdreht wird. Zuerst ist ein Tier (die Schlange) aktiv, dann die Frau und erst am Ende der Mann. Nach der Ordnung Gottes hätte es genau umgekehrt sein müssen: Mann, Frau – und dann das Tier. Der Teufel macht seinem Namen alle Ehre1. Von jeher ist es sein Ziel gewesen, Chaos hervorzurufen und die Ordnung Gottes auf den Kopf zu stellen.

Adam und Eva bekommen das Gewissen

„Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan, und sie erkannten, dass sie nackt waren; und sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze“ (3,7).

Nachdem Adam und Eva von der verbotenen Frucht gegessen haben, erkennen sie, dass sie nackt sind. Vorher hatten sie kein Bewusstsein davon und kein Problem damit. Jetzt ist eine innere Stimme da, die sie anklagt. Es ist die Stimme des Gewissens, das der Mensch seit dem Augenblick des Sündenfalls bekommen hat. Das Gewissen ist eine Instanz für „Gut und Böse“ in dem Menschen. Es lässt Adam und Eva nun das Böse erkennen, aber sie erkennen es nur, weil sie selbst böse geworden sind.

Adam und Eva empfinden mit Scham ihre Nacktheit vor Gott. Sie merken, dass sie jetzt, nachdem sie gesündigt haben, nicht vor Gott bestehen können. Nun werden sie aktiv und versuchen, ihre Blöße mit Schurzen aus Feigenblättern zu bedecken. Das ist bis heute das Prinzip aller Religionen: durch eigene Werke vor Gott bestehen zu wollen. Doch nur durch Glauben an das Erlösungswerk des Herrn Jesus wird ein Mensch errettet und vor Gott gerechtfertigt. „Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme“ (Eph 4,8.9).

Gott besucht Adam und Eva

„Und sie hörten die Stimme Gottes des HERRN, der im Garten wandelte bei der Kühle des Tages. Und der Mensch und seine Frau versteckten sich vor dem Angesicht Gottes des HERRN mitten unter die Bäume des Gartens. Und Gott der HERR rief den Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du? Und er sprach: Ich hörte deine Stimme im Garten, und ich fürchtete mich, denn ich bin nackt, und ich versteckte mich. Und er sprach: Wer hat dir mitgeteilt, dass du nackt bist? Hast du gegessen von dem Baum, von dem ich dir geboten habe, nicht davon zu essen? Und der Mensch sagte: Die Frau, die du mir beigegeben hast, sie gab mir von dem Baum, und ich aß. Und Gott der HERR sprach zu der Frau: Was hast du da getan! Und die Frau sagte: Die Schlange betrog mich, und ich aß“ (3,8-13).

Gott beantwortet die Sünde von Adam und Eva nicht sofort mit Gericht. Er wartet bis zum Abend, bevor Er zu ihnen in den Garten kommt. Er gibt ihnen Zeit, sich zu besinnen und mit einem Bekenntnis zu Ihm zu kommen. Doch Adam und Eva kommen nicht. Stattdessen fliehen sie vor Gott, als sie seine Stimme hören. Obwohl sie sich mit den Feigenblattschurzen bedeckt haben, verstecken sie sich dennoch vor Gott. Sie empfinden nach wie vor, dass sie nackt sind und fürchten sich (Hiob 31,33.34). Die Sünde hat sie von Gott getrennt, sie hat ihnen den Genuss der Gemeinschaft mit Gott geraubt. Seit diesem Zeitpunkt ist der Mensch auf der Flucht vor Gott.

„Und Gott der HERR rief den Menschen“ – das ist ein erster Lichtstrahl der Gnade Gottes in diesem dunklen Kapitel. Gott lässt Adam und Eva nicht laufen, Er bemüht sich in seiner Liebe um sie – so, wie Er es auch heute noch mit jedem Sünder tut. Gott stellt dem Menschen Fragen, um sein Gewissen zu erreichen. Er will, dass wir über Sünde so denken wie Er selbst.

Hier finden wir vier Fragen: drei Fragen an Adam und eine Frage an Eva. Der Schlange stellt Gott keine Frage, ihr wird direkt die Strafe mitgeteilt.

  1. „Wo bist du?“
    Das ist die erste, bedeutungsvolle Frage, mit der Gott Adam und den Sünder heute ruft. Sie zeigt etwas von der göttlichen Gerechtigkeit, die Sünde nicht übersehen kann. Sie zeigt den göttlichen Schmerz über den Sünder. Aber sie zeigt auch die göttliche Liebe, die den Sünder sucht und zurechtbringen will.
    Adam antwortet nur ausweichend auf diese Frage. Er gibt zu, dass Furcht vor Gott in sein Herz eingezogen ist. Über die Ursache dieser Furcht spricht er jedoch nicht. Adam muss auch zugeben, dass seine eigenen Bemühungen, die Nacktheit zu bedecken, vergeblich waren. In der Gegenwart Gottes hört jedes Verbergen von Sünde auf.
  2. „Wer hat dir mitgeteilt, dass du nackt bist?“
    Da Adam seine Schuld noch nicht zugibt, fragt Gott weiter. Er spricht das Gewissen an, um ihn zu einem Bekenntnis zu führen. Auf diese Frage antwortet Adam gar nicht. Niemand hatte Adam und Eva sagen brauchen, dass sie nackt waren. Ihr durch die Sünde erwachtes Gewissen klagte sie an.
  3. „Hast du gegessen von dem Baum?“
    Gott fragt weiter und kommt jetzt ganz gezielt auf die Sünde zu sprechen. Jetzt kann Adam die Schuld nicht mehr leugnen, doch er bekennt seine Sünde immer noch nicht klar, sondern weist sie ab! Er gibt seiner Frau und dann sogar Gott (von dem er Eva mit Freuden angenommen hatte) die Schuld!
  4. „Was hast du da getan“!
    Auf Adams Worte hin wendet Gott sich an Eva. Er konfrontiert sie direkt mit ihrer Tat. Doch auch Eva weist die Schuld von sich und gibt sie der Schlange.
    Gott kommentiert die Aussagen von Adam und Eva nicht. Er wendet sich jeweils dem zu, auf den die Schuld abgeschoben wird. Aber wie wird Ihn das Verhalten der beiden geschmerzt haben.

Das menschliche Herz hat sich in 6000 Jahren nicht geändert. Schuld von sich weisen, Ausflüchte suchen und eine verkehrte Tat erst dann zugeben, wenn es gar nicht mehr anders geht, findet sich in unserer Gesellschaft bis heute. Wir wollen uns davon nicht anstecken lassen. Stattdessen wollen wir Sünde direkt und offen bekennen. Wenn wir aufdecken, kann Gott zudecken und vergeben (1. Joh 1,9).

Gottes Urteil über die Schlange

„Und Gott der HERR sprach zu der Schlange: Weil du dies getan hast, sollst du verflucht sein vor allem Vieh und vor allen Tieren des Feldes! Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens. Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Ferse zermalmen“ (3,14-15).

Nach Evas Worten wendet Gott sich der Schlange zu. Ihr stellt Er keine Fragen, sondern verflucht sie direkt mit einem doppelten Fluch.

Der erste Teil des Fluches bezieht sich auf die Schlange als Tier. Dieses Tier, das besonders in den Vordergrund getreten und „listiger als alle Tiere des Feldes“ war (V. 1), erniedrigt Gott „vor allem Vieh und vor allen Tieren des Feldes“, um von nun an auf dem Bauch zu kriechen und Staub zu fressen2. Dieser Fluch wird selbst im Tausendjährigen Reich, wenn die Folgen des Sündenfalls weitestgehend aus der Schöpfung weggenommen sein werden, nicht aufgehoben! „Und die Schlange: Staub wird ihre Speise sein“ (Jes 65,25).

Eine praktische Anwendung: Die Schlange ist ein gedemütigtes Tier, aber weiterhin noch sehr gefährlich für den Menschen. Auch der Teufel ist ein besiegter Feind, der immer noch gefährlich für uns ist.

Wachsamkeit ist ein wichtiges Bewahrungsmittel vor Schlangen und auch notwendig bei den Angriffen des Teufels. Daher gilt es für uns, die vielen Aufforderungen, wachsam zu sein, im Neuen Testament zu beachten (z. B.: Apg 20,31.32; 1. Pet 5,8).

Der zweite Fluch bezieht sich auf Satan, der die Schlange als Sprachrohr benutzte. Gott setzt eine beständige Feindschaft zwischen den Nachkommen der Schlange und den Menschen, die sie ins Verderben führte. Damit werden zum ersten Mal zwei Familien oder Linien angedeutet, die wir in der ganzen Bibel finden: die Nachkommen der Schlange und die Nachkommen Evas. In Kapitel 4 finden wir sie in Kain und Abel. Dort zeigt sich auch die hier angekündigte Feindschaft. Gegen Ende von Kapitel 4 finden wir dann die Familie Kains und im Gegensatz dazu in Kapitel 5 die Familie Seths (Ersatz für Abel) beschrieben. Die Nachkommen der Schlange sind allgemein die ungläubigen Menschen, die in Epheser 2,2 „Söhne des Ungehorsams“ genannt werden. Speziell ist es der zukünftige Antichrist, der hier auf der Erde gegen den Herrn Jesus auftreten wird. Die Nachkommen Evas sind die Glaubenden, die durch die Gnade Gottes „mit dem Christus mitlebendig gemacht“ worden sind (Eph 2,4.5).

Ganz konkret spricht Gott in dem Fluch über die Schlange jedoch von dem „Samen der Frau“ in der Einzahl. Das ist ein erster prophetischer Hinweis in der Bibel auf den Herrn Jesus. Dieser Hinweis deutet eine Reihe wichtiger Wahrheiten an, die im weiteren Verlauf der Bibel näher vorgestellt werden:

  • Christus würde Mensch werden und als Nachkomme3 einer Frau geboren werden.
    Er wurde nicht durch Joseph (Same des Mannes), sondern durch Gott, den Heiligen Geist, gezeugt und von der Jungfrau Maria geboren (Mt 1,20; Gal 4,4).
  • Christus würde Satan, „die alte Schlange“, besiegen und ihr den Kopf zermalmen. Diesen Sieg hat Christus am Kreuz errungen, als Er „durch den Tod den zunichte gemacht hat, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel“ (Heb 2,14; s. a. Kol 2,15; 1. Joh 3,8). Völlig abgeschlossen wird dieser Sieg mit dem ewigen Gericht Satans im Feuersee (Off 20,10).
  • Christus würde leiden, um den Sieg zu erringen, Satan würde Ihm die „Ferse zermalmen“. Das geschah am Kreuz von Golgatha, wo der Herr unsagbar gelitten hat. Dort hat Ihn das Gericht über das Böse, das hier seinen Anfang nahm, getroffen.
  • Christus ist auch der Mittelpunkt der Prophetie. Schon diese erste Prophezeiung macht deutlich, dass es dabei letztlich immer um Christus geht. „Der Geist der Weissagung ist das Zeugnis Jesu“ (Off 19,10).

Diese weitreichende Prophezeiung in diesem dunklen Kapitel ist ein heller Lichtstrahl der Gnade Gottes!

Gottes Urteil über Eva und Adam

„Zu der Frau sprach er: Ich werde die Mühsal deiner Schwangerschaft sehr mehren, mit Schmerzen sollst du Kinder gebären; und nach deinem Mann wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen. Und zu Adam sprach er: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und gegessen hast von dem Baum, von dem ich dir geboten und gesprochen habe: Du sollst nicht davon essen! – so sei der Erdboden verflucht um deinetwillen: Mit Mühsal sollst du davon essen alle Tage deines Lebens; und Dornen und Disteln wird er dir sprossen lassen, und du wirst das Kraut des Feldes essen. Im Schweiß deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zur Erde, denn von ihr bist du genommen. Denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren!“ (3,16-19).

Nachdem Gott mit der Schlange gehandelt hat, wendet Er sich Eva und Adam zu und urteilt über ihre Sünde. Die Strafe, die sie bekommen, ist kein ewiges, sondern ein zeitliches Gericht. Sie besteht im Wesentlichen darin, dass die Aufgaben, die Gott ihnen gegeben hat, deutlich erschwert werden.

Eva werden zwei Folgen ihrer Sünde angekündigt:

  1. Mühsal und Schmerzen in der Schwangerschaft und bei der Geburt
    Gott hatte Adam und Eva den Auftrag gegeben, fruchtbar zu sein und sich zu mehren (Kap. 1,28). Dieser Auftrag wird nicht rückgängig gemacht, aber mit Beschwerden und Schmerzen für die Frau verbunden, die bis heute bestehen (s. a. 1. Tim 2,15).
  2. Ein Verlangen nach der Liebe des Mannes, der jedoch über sie herrschen wird
    Weil Eva unabhängig von ihrem Mann handelte und die Führerrolle übernahm, wird sie emotional an den Mann gebunden und die Autorität des Mannes verstärkt. Wenn es um das Zusammenleben von Mann und Frau in der Ehe geht, hat die Frau seit dem Sündenfall ein besonders ausgeprägtes inneres, seelisches Verlangen nach dem Mann – ein Bedürfnis, das letztlich nie vollständig gestillt wird. Stattdessen herrscht der Mann häufig über die Frau. Allerdings ist das hier keine Anweisung Gottes für den Mann, sondern eine Feststellung. Als gläubige Männer sollen wir unsere Frauen so lieben, wie Christus die Versammlung liebt (Eph 5,25).4

Nach Eva wendet Gott sich Adam zu (V. 17–20). Gott verflucht auch Adam nicht, aber Er verflucht den Erdboden, das Aufgabengebiet Adams. Adams Strafe ist umfassender und schwerer als Evas. Das wird an einigen Punkten deutlich:

  • Gott begründet das Gericht ihm gegenüber – „Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört hast…“. Gott benutzt Adams Ausrede als Basis für seine Strafe.
  • Die Strafe betrifft nicht nur ihn oder sein Geschlecht, sondern den ganzen Erdboden.
  • Die Strafe ist vielfältiger.

Adam werden fünf Konsequenzen seiner Sünde angekündigt:

  1. Der Erdboden wird verflucht
    Adam hatte nicht auf Gottes Stimme, sondern auf die Stimme seiner Frau gehört und hatte Gottes Gebot übertreten (Kap. 2,17; Hos 6,7). Statt seine Frau auf ihren Fehler hinzuweisen, hatte er geschwiegen. Statt zu arbeiten, hatte er sich bedienen lassen und die Frucht einfach aus der Hand seiner Frau genommen. Daher soll er künftig seine Arbeit unter stark erschwerten Bedingungen eines verfluchten Erdbodens ausführen. Römer 8,20-22 zeigt, dass die ganze Erde durch den Sündenfall des Menschen in Mitleidenschaft gezogen worden ist und seufzt. Damit dieser Fluch in der Zukunft einmal aufgehoben werden kann, musste Christus sterben (vgl. Kol 1,20).
  2. Dornen und Disteln sollen sprossen
    Als äußeres Zeichen dieses Fluches soll der Erdboden nun Dornen und Disteln sprossen lassen. Diese schwer auszurottenden, schnell wachsenden und schmerzhaften Unkrautpflanzen sind Symbole für alles, was bei der Feld- und Gartenarbeit Mühe macht.
  3. Adam soll mit Mühsal und im Schweiß seines Angesichts sein Brot essen
    Gott hatte Adam die Arbeit in Kapitel 2 als ein Geschenk gegeben. Das wird nicht weggenommen, aber fortan soll er diese Arbeit im „Schweiß seines Angesichts“ und mit „Mühsal“ tun. Diese Mühe besteht bis heute – und das nicht nur in körperlicher Anstrengung, sondern auch in Stress und Erschöpfung, die für uns vielfach mit der Arbeit verbunden ist.
  4. Adam soll fortan nur noch vom Kraut des Feldes essen
    In Kapitel 1,29 hatte Gott dem Menschen die Früchte des Gartens zur Nahrung gegeben. Es könnte sein, dass Gott aufgrund der Tatsache, dass Adam und Eva von der verbotenen Frucht des Baumes gegessen hatten, nun die Früchte von ihrem „Speiseplan“ ausschloss und erst nach der Flut wieder erlaubte, von allem auf dem Erdboden zu essen (Kap. 9,3.4).
  5. Adam soll zum Staub zurückkehren
    Abschließend wird Adam gesagt: „Denn Staub bist du und zum Staub wirst du zurückkehren.“ Von jetzt an trägt der Mensch das Todesurteil in sich. Sein Leib stirbt und kehrt zum Staub zurück, aus dem er gemacht wurde (Ps 90,3; 104,29; Pred 12,7). Wie demütigt das den Menschen, der so sein wollte wie Gott!


Ein Blick auf den Herrn Jesus

Die Konsequenzen des Sündenfalls werden in dem Urteil Gottes über Adam und Eva mit verschiedenen Ausdrücken beschrieben, die wir mit der gebotenen Vorsicht mit dem Leiden und Sterben des Herrn Jesus verbinden können. Dabei ist uns klar, dass unser Herr nie gesündigt hat und nie sündigen konnte:

Folge des Sündenfalls

Verbindung zu Christus

Mühsal (V. 16.17)

„von der Mühsal seiner Seele“ (Jes 53,11)

Schmerzen (V. 16)

„ein Mann der Schmerzen“ (Jes 53,3)

Fluch (V. 17)

Christus ist „ein Fluch für uns geworden“ (Gal 3,13)

Dornen (V. 18)

„Und sie flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie ihm auf das Haupt“ (Mt 27,29)

Schweiß (V. 19)

„Und sein Schweiß wurde wie große Blutstropfen“ (Lk 22,44)

Staub (V. 19)

„In den Staub des Todes legst du mich“ (Ps 22,16)

Schwert (V. 24)

„Schwert, erwache gegen meinen Hirten“ (Sach 13,7)

Wie sehr hat der Herr Jesus sich an unseren Platz gestellt und das Gericht, das wir verdient hatten, auf sich genommen. Der Gerechte hat für uns, die Ungerechten gelitten!

Ein neuer Name für Eva und Kleider aus Fell

„Und der Mensch gab seiner Frau den Namen Eva, denn sie war die Mutter aller Lebenden.

Und Gott der HERR machte Adam und seiner Frau Kleider aus Fell und bekleidete sie“ (3,20-21).

In Vers 20 zeigt sich ein weiterer Lichtstrahl in dieser dunklen Geschichte. Nachdem Gott die Strafe über Adam ausgesprochen hat, gibt Adam seiner Frau den Namen Eva. Das bedeutet „Leben“ oder „Mutter aller Lebenden“. Er hätte sie ja auch „Mutter aller Sterbenden“ nennen können, aber das tut er nicht. Bei all den ernsten Worten des Gerichts über sich und seine Frau hat Adam nicht überhört, dass Gott von Samen, d. h. von Nachkommen und von Gebären sprach! Er glaubt Gott, dass es weiteres Leben geben wird und drückt sein Vertrauen in Gottes Zusage durch den neuen Namen für seine Frau aus.

Adam spricht hier auch von „seiner Frau“ – das steht im Gegensatz zu seiner Ausrede in Vers 12: „die Frau, die du mir beigegeben hast“. Auch das ist ein kleiner Hinweis darauf, dass Adam Gott verstanden hat und sein Herz und Gewissen erreicht worden ist.

Gott antwortet auf den Glauben Adams. Er bekleidet ihn und seine Frau mit Röcken von Fell. Damit zeigt Er den Weg der Wiederherstellung und zum Leben auf. Er sorgt für eine Bedeckung, die für seine Gegenwart passend ist und die die Blöße von Adam und Eva ganz bedeckt. Die Leibröcke aus Fell waren etwas ganz anderes als die Schürzen aus Feigenblättern:

  • Die Feigenblätter waren das Ergebnis eigener Anstrengungen – die Röcke aus Fell waren eine Gabe Gottes (vgl. Eph 2,8).
  • Die Feigenblätter waren vergänglich und verwelkten (vgl. Jes 64,5) – die Röcke von Fell waren beständig und haltbar.
  • Die Schürzen aus den Feigenblättern waren nur eine unvollständige, spärliche Bedeckung – die Leibröcke aus Fell waren groß genug, den ganzen Körper zu bedecken.

Um die Röcke aus Fell zu machen, musste ein Tier getötet werden, musste Blut fließen. Gott gründet die Bedeckung, die Er zur Verfügung stellt, auf den Tod, der gerade die Strafe für die Sünde war.  Ohne dass es weiter ausgeführt wird, finden wir somit hier einen ersten indirekten Hinweis auf das Opfer, das Gott selbst in der Person Seines Sohnes gestellt hat. Durch dieses Opfer können wir als schuldige Sünder mit Gott versöhnt werden und Vergebung unserer Sünden bekommen (Röm 5,10; 9,22). Durch dieses Opfer stehen wir jetzt als in Christus Begnadigte (o. angenehm gemachte) vor Gott und sind in „Kleider des Heils“, in „Feierkleider“ gekleidet (Eph 1,6; Jes 61,10; Sach 3,4). Sind wir dankbar dafür?

Adam und Eva werden aus dem Garten Eden vertrieben

„Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses; und nun, dass er nicht seine Hand ausstrecke und auch vom Baum des Lebens nehme und esse und ewig lebe! Und Gott der HERR schickte ihn aus dem Garten Eden hinaus, den Erdboden zu bebauen, wovon er genommen war; und er trieb den Menschen aus und ließ östlich vom Garten Eden die Cherubim lagern und die Flamme des kreisenden Schwertes, um den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen“ (3,22-24).

Nachdem Adam und Eva von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen gegessen haben, schickt Gott sie aus dem Garten hinaus. Als sündige Geschöpfe können sie nicht länger ungetrübte Gemeinschaft mit Gott genießen. Die Sünde trennt den Menschen von Gott: „Eure Ungerechtigkeiten haben eine Scheidung gemacht zwischen euch und eurem Gott“ (Jes 59,2).

Gott lässt den Zugang zum Baum des Lebens durch Cherubim bewachen. Das war nötig, um sicherzustellen, dass Adam und Eva nicht doch von dem Baum essen und unsterblich werden würden. Dann wäre das Wort des Herrn, dass sie sterben sollten, hinfällig geworden (vgl. Kap. 2,17) und Satan hätte recht behalten, der gesagt hatte: „Ihr werdet durchaus nicht sterben“ (V. 4).

Andererseits zeigte sich in dieser Maßnahme auch Gottes Gnade: Er wollte nicht, dass der Mensch als gefallenes Geschöpf ewig auf der Erde leben müsste. Das hätte für ihn ein nicht endendes Leid und Elend auf der Erde bedeutet. Gott verschloss den Zugang zum Baum des Lebens allerdings nicht vollständig, Er ließ ihn nur „bewachen“. Denn in seinem Plan hatte Gott es vorgesehen, den Glaubenden durch den Tod des Herrn Jesus einen anderen Weg zum Besitz des ewigen Lebens und zu dem himmlischen, unvergänglichen Paradies zu ermöglichen, indem es nur noch den Baum des Lebens gibt (Off 2,7; 22,2).

Fußnoten

  • 1 Das Wort „Teufel“ stammt von dem griechischen Wort „Diabolos“ ab und bedeutet wörtlich „Durcheinanderwerfer“ im Sinne von Verwirrer und Verleumder.
  • 2 Eine Schlange ernährt sich nicht buchstäblich von Staub, aber alle Nahrung, die sie auf dem Boden fängt und verschlingt, ist voller Staub. Außerdem leckt sie Staub, um über ihr Geruchsorgan Beute zu jagen.
  • 3 Das Wort „Same“ kann auch „Nachkommen“ bedeuten.
  • 4 In 1. Petrus 3,5 finden wir den Gedanken der „Herrschaft“ aus Sicht einer Frau in einem positiven Licht. Saras Stellung zu Gott stimmte und das half ihr, die richtige Stellung ihrem Mann Abraham gegenüber einzunehmen. Sie nannte ihn in ihrem Herzen „Herr“. Sie war ihm nicht zwanghaft unterworfen, sondern ordnete sich ihm freiwillig unter und brauchte keinen Schrecken fürchten (was nicht bedeutet, dass christliche Frauen ihren Ehemann so anreden sollen).
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