Hoffnungsfreude
75 ermutigende Andachten
In tausend Ängsten schweben
Wenn du dich oft fürchtest
Glückselig der, dessen Hilfe der Gott Jakobs, dessen Hoffnung auf den Herrn, seinen Gott, ist!
Psalm 146,5
Der Patriarch Jakob war ein sehr harter und erfolgreicher Arbeiter und dennoch war er gleichzeitig ein ängstlicher Typ. Es ist sehr interessant und lehrreich, zu verfolgen, wovor er sich alles gefürchtet hat und was aus seinen Ängsten schließlich geworden ist.
Jakob hatte Angst vor Gott, als dieser ihm auf der Flucht vor Esau in Bethel erschien. Jakob „fürchtete sich und sprach: Wie furchtbar ist dieser Ort! Dies ist nichts anderes als Gottes Haus, und dies ist die Pforte des Himmels“ (1. Mo 28,17). Wie merkwürdig war diese Angst! Denn Gott hatte ihm gerade bedingungslose Verheißungen gegeben. In den kommenden Jahren sollte Jakob die große Treue Gottes auf vielfältige Weise erleben.
Jakob hatte Angst, dass sein Schwiegervater Laban ihm Rahel und Lea wegnehmen könnte, wenn er sich aufmachen würde, um in sein Vaterhaus zurückzukehren (1. Mo 31,31). Deshalb floh er heimlich mit seinen beiden Frauen. Doch Laban hatte gar nicht die Absicht seine Töchter festzuhalten (1. Mo 31,27). Außerdem stand Jakobs Familie unter dem Schutz Gottes, der dem hintergangenen und aufgebrachten Laban im Traum dementsprechend sagte, er solle Jakob in Ruhe lassen (1. Mo 31,29). Als Laban seinen flüchtenden Schwiegersohn eingeholt hatte, redeten sie miteinander und schlossen einen Bund des Friedens.
Jakob hatte Angst vor seinem Bruder Esau. „Die Boten kehrten zu Jakob zurück und sprachen: Wir sind zu deinem Bruder, zu Esau, gekommen, und er zieht dir auch entgegen und vierhundert Mann mit ihm. Da fürchtete sich Jakob sehr, und ihm wurde angst; und er teilte das Volk, das bei ihm war, und das Kleinvieh und die Rinder und die Kamele in zwei Züge“ (1. Mo 32,7.8). Die Schatten der Vergangenheit holten Jakob ein: Er fürchtete die Rache Esaus, weil er ihm das Erstgeburtsrecht und den damit verbundenen Segen listig weggeschnappt hatte (1. Mo 32,12). Doch was geschah? Esau umarmte seinen Bruder, küsste ihn und sie weinten beide miteinander (1. Mo 33,4). Danach bot Esau Jakob sogar an, ihn mit seinen kampferprobten Männern zu begleiten. Esaus Schwert sollte ihn nicht schlagen, sondern beschützen!
Jakob hatte Angst vor den Einwohnern Kanaans. Als zwei Söhne Jakobs die Männer von Sichem listig und brutal getötet hatten, um ihre vergewaltigte Schwester Dina zu rächen, „sprach Jakob zu Simeon und zu Levi: Ihr habt mich in Trübsal gebracht, indem ihr mich stinkend macht unter den Bewohnern des Landes, unter den Kanaanitern und unter den Perisitern. Ich aber bin ein zählbares Häuflein, und sie werden sich gegen mich versammeln und mich schlagen, und ich werde vertilgt werden, ich und mein Haus“ (1. Mo 34,30). Doch was geschah? Gott sorgte dafür, dass die Einwohner der umliegenden Städte noch mehr Angst als Jakob bekamen: die Sippe des Patriarchen konnte unbehelligt weiterziehen.
Jakob hatte Angst vor dem Herrscher über Ägypten (wobei er nicht wusste, dass das sein geliebter Sohn Joseph war). Als seine Söhne nach Hause zurückkehrten und „ihre Säcke leerten, siehe, da hatte jeder sein Geldbündel in seinem Sack; und sie sahen ihre Geldbündel, sie und ihr Vater, und sie fürchteten sich“ (1. Mo 42,35). Jakob und seine Söhne verstanden nicht, warum sich ihr Geld, das für das Getreide vorgesehen war, wieder in den Säcken befand. Statt sich über die Großzügigkeit des Herrschers aus Ägypten zu freuen, sorgte sich Jakob über das, was für ihn unerklärlich war.
Jakob hatte Angst, Benjamin durch einen Unfall zu verlieren, und wollte ihn darum nicht nach Ägypten senden, obwohl das der Herrscher gefordert hatte (1. Mo 42,38). Schließlich ließ es Jakob zu, weil die Hungersnot ihn zwang, Getreide aus Ägypten holen zu lassen. Und was geschah? Benjamin starb nicht auf der Reise, sondern alle seine Söhne kehrten mit einer sehr reichen Ladung und der herrlichen Botschaft zurück, dass Joseph lebe (1. Mo 45,21–26). Jakob hörte also nicht die Nachricht, dass Benjamin gestorben war, sondern dass Joseph lebte!
Jakob hatte offenbar Angst, nach Ägypten zu ziehen. Gott erschien ihm in Beerseba: „Und er sprach: Ich bin Gott, der Gott deines Vaters; fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen; denn zu einer großen Nation will ich dich dort machen“ (1. Mo 46,3). Was geschah in Ägypten? Jakob wurde fürstlich von Joseph versorgt und durfte die letzten 17 Jahre seines Lebens im Kreis seiner großen Familie verbringen. Er empfing Segen und wurde zu einem Segen für andere.
Jakob wollte gern sein Leben „in seine eigene Hand nehmen“ und tat sich deshalb etwas schwer damit, seinem Gott schlicht und rückhaltlos zu vertrauen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Angst bei ihm einschleichen konnte – sogar Angst vor Ereignissen, die gar nicht eintreten konnten, weil sie den göttlichen Verheißungen entgegenstanden. Doch Gott handelte wunderbar mit ihm und führte ihn auf Wegen der Gnade, wo sich seine Furchtsamkeit als belanglos entpuppte.
Glücklich können wir uns schätzen, wenn dieser gnädige Gott Jakobs unser Gott ist! Er wird auch uns weiden an jedem Tag unseres Lebens (1. Mo 48,15). Seine Führung ist gut; und sie mag viel gnädiger ausfallen, als wir es in unserem Kleinglauben gedacht haben. Wie beschämt werden wir eines Tages sein, wenn wir erkennen, wie unnötig wir uns Sorgen gemacht haben! Viel besser ist es, ganz Ihm zu vertrauen, der uns in seiner Barmherzigkeit und seiner Treue leitet.