Christusliebe
75 anspornende Andachten
Verlangen nach Trinken
Das fünfte Wort Christi am Kreuz
Danach, da Jesus wusste, dass alles schon vollbracht war,
spricht er – damit die Schrift erfüllt würde –:
Mich dürstet! Es stand nun ein Gefäß voll Essig da.
Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn
um einen Ysop und brachten ihn an seinen Mund.
Johannes 19,28.29
Die drei Stunden der Finsternis waren vorüber. Der Herr Jesus wusste, dass alles vollbracht war. Aber eine Prophezeiung aus dem Alten Testament musste noch erfüllt werden: dass Er in seinem Durst mit Essig getränkt würde (Ps 69,22). Deshalb bat der Herr, dessen Zunge an seinem Gaumen klebte, unmittelbar vor seinem Tod seine Feinde demütig um etwas gegen seinen schrecklichen Durst.
Man hatte Christus bereits vor der Kreuzigung und kurz danach etwas zum Trinken angeboten (Mt 27,34; Lk 23,36). Dabei wurde Galle in ein Getränk gemischt, wodurch sich der erste Teil von Psalm 69,22 erfüllte: „Sie gaben in meine Speise Galle.“ Er aber nahm nichts an, was seine Qualen betäubt hätte, und machte keinen Gebrauch davon, dass Umkommende starkes Getränk nehmen durften (Spr 31,6). Er ertrug alles in der Kraft seiner Ergebenheit.
Jetzt aber wollte Christus trinken um der Heiligen Schrift willen. Und was wurde dem gegeben, der alle Wasser dieser Erde mit seiner hohlen Hand gemessen hat und der das Wasser in die Wolken bindet (Jes 40,12; Hiob 26,8)? Er bekam einen Schwamm gereicht, aus dem Er einige Tropfen Weinessig saugte! So erfüllte sich der zweite Teil von Psalm 69,22: „In meinem Durst gaben sie mir Essig zu trinken.“
Wenn im Johannesevangelium von Durst die Rede ist, hat dieser Durst immer eine tiefere Bedeutung (Joh 4,14; 6,35; 7,37). Wir denken hier daran, dass den Herrn Jesus nach Gott dürstete (Ps 42,2; 63,2). Und wir wissen auch um sein Verlangen nach dem Heil verlorener Sünder. Um dieses Heil zu erkämpfen, nahm der Herr die großen Leiden auf sich, von denen schon die Propheten geredet hatten. Ihm sei Ehre!