Fragen zu biblischen Themen

Warum

Fragen zu biblischen Themen

Frage: Es geht mir um den zehnten Vers in Matthäus 18: „Gebt Acht, dass ihr nicht eins dieser Kleinen verachtet; denn ich sage euch, dass ihre Engel in den Himmeln allezeit das Angesicht meines Vaters schauen, der in den Himmeln ist.“ Dieser Vers wird von Ihnen so erklärt, dass es sich dort um gestorbene kleine Kinder handelt (siehe ›Ein Volk für Seinen Namen‹, Teil 1, Seite 68–69). Sie begründen es damit, dass der Herr von ihren Engeln in den Himmeln spricht, die allezeit das Angesicht Seines Vaters schauen würden. Aber diese „Kleinen“ waren doch nicht im Kindesalter gestorben, sie lebten doch! Der Heiland hatte eines von ihnen herbeigerufen und es in die Mitte der Jünger gestellt (Vers 2)! Wie ist diese Schwierigkeit zu erklären?

Antwort: Dass der Ausdruck ›Engel‹ oft den Gedanken der Stellvertretung wiedergibt, macht die Heilige Schrift an vielen Stellen des Alten wie des Neuen Testaments deutlich. Der Engel Jehovas oder Engel des Herrn im Alten Testament war natürlich Jehova oder der Herr selbst, aber in einer stellvertretenden Form oder Gestalt, die der Mensch wahrnehmen und ertragen konnte. Die sieben Sendschreiben (Briefe) in Offenbarung 2 und 3 sind jeweils an den Engel der Versammlung gerichtet, das heißt an jene, die stellvertretend für das Gewissen, für die Verantwortlichkeit der örtlichen Versammlung stehen. Und als die Magd Rhode in Apostelgeschichte 12 die Stimme des Petrus erkannte, sagten die dort Versammelten in der Annahme, dass der Apostel vom König Herodes bereits umgebracht sei: „Es ist sein Engel“ (Vers 15). Damit meinten sie offensichtlich den unsichtbaren Teil des Petrus, seinen abgeschiedenen Geist.

Mit den Engeln der Kinder in Matthäus 18 verhält es sich ebenso. Der Herr beschreibt damit den Geist oder die Seele solcher Kinder, die im frühen Alter sterben, bevor sie als verantwortlich angesehen werden. Auch Kinder sind von Natur aus böse und daher grundsätzlich verloren, wie es auch Erwachsene sind. Aber der Sohn des Menschen war gekommen, das Verlorene zu erretten (Vers 11). Es ist bemerkenswert, dass hier in diesem Zusammenhang nichts vom Suchen gesagt wird: Diese kleinen Kinder musste der Herr nicht „suchen“. Im Gegensatz zu „erwachsenen“ Sündern (vgl. Lk 19, 10) haben sie sich noch nicht auf eigenen, bösen Wegen verirrt.

Damit komme ich zum zweiten Teil der Frage: ob nämlich der Herr in Matthäus 18, Vers 10, noch von den Geringen spricht, die an Ihn glauben, oder ob Er sich buchstäblich auf kleine Kinder bezieht. Wir müssen wohl von Letzterem ausgehen. Das kleine Kind war tatsächlich noch vor dem Herrn, und Er warnte davor, solche Kleinen zu verachten. Sie dienten Ihm als Beispiel dafür, was für eine Gesinnung die haben sollten, die in das Reich der Himmel eingehen wollen. Aber dieses Kind stand auch für die Kleinen oder Geringen der Herde, denen man keinen Anstoß geben durfte. Um das zu bekräftigen, kommt Er wieder auf wirkliche Kinder zurück und sagt, dass

„ihre Engel“ allezeit das Angesicht Seines Vaters schauen würden. Wenn es sich so verhält, dass selbst kleine Kinder, in jungem Alter gestorben, gewürdigt sind, im Himmel zu weilen und dort das Angesicht des Vaters zu schauen, wie ernst war es dann, die Geringen unter den Gläubigen zu verachten oder ihnen ein Leid anzutun. Das scheint mir der Gedankengang zu sein. Es ist in der Tat ein überaus tröstlicher Gedanke, dass das Erlösungswerk Christi auch die Errettung kleiner, noch nicht verantwortlicher Kinder umfasst. Wir können sicher sein, dass Milliarden solcher Kinder einmal den Himmel bevölkern werden. Im Verlauf von Jahrtausenden sind es überall in der Welt gerade die Kinder gewesen, die unter unbeschreiblichem Elend und Leid früh den Tod fanden. Doch welch ein Triumph der Liebe des Herrn Jesus: Sie alle sind als von Ihm Errettete im Himmel und schauen dort das Angesicht Seines Vaters!

Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel