Fragen zu biblischen Themen
Gerechtfertigt: aus - durch - in
Es gibt im Neuen Testament eine Stelle, an der ›rechtfertigen‹ in Verbindung mit drei verschiedenen Präpositionen (Verhältniswörtern) benutzt wird. Das ist sehr bemerkenswert, und wir wollen kurz auf die Bedeutungsunterschiede eingehen, die uns dadurch klargemacht werden sollen.
„Wir, von Natur Juden und nicht Sünder aus (den) Nationen, aber wissend, dass der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern nur durch (den) Glauben an Jesus Christus, auch wir haben an Christus Jesus geglaubt, damit wir aus Glauben an Christus gerechtfertigt würden und nicht aus Gesetzeswerken, weil aus Gesetzeswerken kein Fleisch gerechtfertig werden wird. Wenn wir aber, indem wir in Christus gerechtfertigt zu werden suchen, auch selbst als Sünder befunden worden sind – ist also Christus ein Diener der Sünde?“ (Gal 2, 15–17).
Die erste Präposition (gr. ek = aus) kommt auch in der uns allen bekannten Stelle in Römer 5, Vers 1, in Verbindung mit der Rechtfertigung vor: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“
Wenn ›ek‹ im übertragenen Sinn verwendet wird, bezeichnet es sehr oft den Ursprung, die Ursache, den Charakter einer Sache oder, wie hier, den Grundsatz, nach dem gehandelt wird. Der Grundsatz, nach dem wir gerechtfertigt worden sind, ist Glaube im Gegensatz zu Gesetzeswerken. Rechtfertigung fließt aus dem Glauben hervor, nicht aus Werken.
Aber dann wird uns auch gesagt, dass wir nur durch Glauben (im Griechischen fehlt der Artikel vor ›Glauben‹) gerechtfertigt werden können. Hier benutzt der Heilige Geist eine andere Präposition: ›diá‹ = ›durch, mittels‹. Der Glaube ist sozusagen das Mittel, das Instrument oder Werkzeug, durch das wir in den Besitz der Rechtfertigung gelangen. Dass der Glaube eine Gabe Gottes an uns, die Seinen, ist, sagt uns Epheser 2. Dort lesen wir in Bezug auf unsere Errettung: „Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels (des) Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es“ (Vers 8). Gott bewirkt die Errettung mittels (diá) des Glaubens, den Er in unserem Inneren hervorruft. Und der Glaube in uns ist wie eine Hand, die das Zugesagte ergreift und sich zu eigen macht. Glaube ist das einzig zulässige Werkzeug in den Dingen Gottes.
Aber dann erfahren wir auch noch, dass wir in Christus gerechtfertigt werden. Denselben Gedanken drückt Paulus in der Synagoge in Antiochien in Pisidien vor den dort Versammelten aus:
„Und von allem, wovon ihr durch das (wörtlich: in dem) Gesetz Moses nicht gerechtfertigt werden konntet, wird durch diesen (wörtlich: in diesem [das ist in Christus]) jeder Glaubende gerechtfertigt“ (Apg 13, 38.39).
Hier begegnet uns die dritte Präposition in Verbindung mit der Rechtfertigung: ›en‹ = ›in, durch, in der Kraft von‹. Diese Präposition bezeichnet im übertragenen Sinn sehr häufig einen Zustand, eine Situation oder – und das ist hier der Fall – den Charakter der wirkenden Kraft. Wir können also sagen: Der Mensch wird in oder in der Kraft von Christus gerechtfertigt, nicht etwa kraft des Gesetzes. Ist das nicht auch etwas Wunderbares? Die in Bezug auf unsere Rechtfertigung wirkende Kraft ist Christus selbst. Wir sind nicht nur auf dem Grundsatz des Glaubens und mittels des Glaubens gerechtfertigt worden, sondern auch in der Kraft von oder durch Christus. Kann es eine größere Sicherheit für uns geben?
Wenn übrigens in Apostelgeschichte 13 ›in Gesetz‹ in Gegensatz zu ›in Christus‹ gesetzt wird, so lernen wir daraus, dass unsere Rechtfertigung nicht daraus resultiert, dass wir unserer Stellung nach „in Christus“ sind. Das wird zwar manchmal so gesagt, aber es ist nicht der Gedanke. Gewiss sind wir durch die Gnade Gottes in diese gesegnete Stellung gekommen, und wir können Ihm dafür nicht dankbar genug sein. In Verbindung mit der Rechtfertigung liegt jedoch die angegebene Bedeutung vor.