Fragen zu biblischen Themen
Zerstreute Kinder Gottes
Frage: In Johannes 11 wird gesagt, „dass Jesus für die Nation sterben sollte; und nicht für die Nation allein, sondern damit er auch die zerstreuten Kinder Gottes in eins versammelte“ (Verse 51.52). Der Nachsatz macht mir Schwierigkeiten: Waren denn schon damals die Kinder Gottes zerstreut, so dass der Herr Jesus dafür sterben musste? Sie waren doch zu Anfang ein Herz und eine Seele (Apg 4, 32). Oder bezieht sich ›zerstreute Kinder Gottes‹ prophetisch auf das jüdische Volk?
Antwort: Der Ausdruck ›zerstreute Kinder Gottes‹ kann sich aus zwei Gründen nicht auf das Volk der Juden beziehen. Zum einen unterscheidet gerade der angeführte Vers aus Johannes 11 die ›Nation‹ von den ›zerstreuten Kindern Gottes‹. Es handelt sich also um zwei verschiedene Personengruppen, derentwegen der Herr Jesus starb. Zum anderen werden die Juden oder Israeliten als solche nie ›Kinder Gottes‹ genannt. Gleich zu Anfang des Evangeliums erfahren wir, wer oder was unter ›Kindern Gottes‹ zu verstehen ist: „So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind“ (Kap. 1, 12.13).
Die gedankliche Verbindung zwischen ›zerstreut‹ und in ›Verfall geraten‹ ist sicher irreführend und vom Heiligen Geist nicht beabsichtigt. Gemeint sind vielmehr auf der Erde getrennt oder einzeln lebende Kinder Gottes, die der Herr durch Seinen Tod vereinen wollte. Inmitten der jüdischen Nation gab es schon damals solche, die an den Herrn Jesus glaubten und die somit Kinder Gottes waren. Aber sie waren mehr oder weniger zerstreut, voneinander isoliert. Durch Seinen Tod wollte der Herr sie nun nicht nur erretten, sondern auch vereinen. Als dann der Heilige Geist am Pfingsttag auf die Erde herabkam, geschah gerade das, es entstand die Versammlung, aber die Grundlage dafür hat der Herr Jesus durch Seinen Tod gelegt.
Dass der Heiland noch andere im Auge hatte, machen zwei Schriftstellen aus dem Johannes-Evangelium deutlich. In Kapitel 10 hören wir von „anderen Schafen“, die Er noch habe, die aber nicht aus dem Hof Israels seien. Auch sie müsste Er bringen, und es würde eine Herde, ein Hirte sein (Vers 16). Und als Er zu Seinem Vater betete, bat Er nicht nur für die damals lebenden Apostel, sondern auch für die, die durch ihr Wort an Ihn glauben würden (Kap. 17, 20). Auch hier hat Er deren Einheit im Sinn: „damit sie alle eins seien …“ Gewiss, Johannes redet nicht von dem einen Leib Christi. Was er vorstellt, ist die Einheit der Familie Gottes. Aber was immer der besondere Blickwinkel dieser Einheit ist, es ist die Einheit der Kinder Gottes – eine Einheit, die sich aus Gläubigen aus den Juden und den Nationen zusammensetzt. Um sie zu schaffen, musste der gute Hirte Sein Leben lassen. Ein Vereinigung der Gläubigen mit Ihm und untereinander war auf eine andere Weise nicht möglich. Das ›Weizenkorn‹ wäre allein geblieben.