Fragen zu biblischen Themen
Weder Sandalen noch Stab
Frage: Als der Herr die zwölf Apostel aussandte, damit sie das Reich der Himmel verkündigten, gebot Er ihnen unter anderem, sich nicht mit Sandalen noch mit einem Stab zu versorgen (Mt 10, 9.10). In Markus 6, wo wir dieselbe Begebenheit finden, wird ihnen dagegen geboten, „nichts mitzunehmen auf den Weg als nur einen Stab …, sondern Sandalen untergebunden“ (Verse 8.9). Das eine Mal also sollten sie weder Sandalen noch einen Stab mitnehmen, das andere Mal sollten sie jedoch beides mit sich führen. Wie ist dieser Unterschied zu erklären? Handelt es sich vielleicht um verschiedenartige Stäbe und Sandalen?
Antwort: Beide Evangelisten benutzen dasselbe Wort für ›Stab‹, womit ein Stab oder Stock zum Wandern, nicht ein Knüppel zur Verteidigung bezeichnet wird. Mit den Sandalen verhält es sich ebenso: Es ist jeweils dasselbe Wort.
Die beiden Aussagen widersprechen sich jedoch nur scheinbar. Es ist nicht exakt zu sagen, die Jünger hätten das eine Mal weder Sandalen noch einen Stab „mitnehmen“ sollen, das andere Mal hingegen doch. Der Herr verwendet in beiden Stellen verschiedene Wörter. In Matthäus heißt es: „verschafft (oder: erwerbt, besorgt) euch nicht“; in Markus allein wird von „mitnehmen“ (oder: „mit sich tragen“) gesprochen. Das will sagen: Die Jünger sollten so gehen, wie sie waren – mit den Sandalen, Unterkleidern und Stäben, die sie hatten. Sie sollten sich nicht weitere, neue beschaffen und sich nicht für die Reise besonders ausrüsten.
Diese Anweisung gilt übrigens nicht für die Diener des Herrn zu jeder Zeit. Es handelte sich damals um eine besondere Mission oder Aussendung, die einzig und allein Israel zum Ziel hatte (vergleiche den Ausdruck: „Geht … zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“ in Mt 10, 6). Im übertragenen Sinn können wir jedoch daraus für uns lernen, dass die Jünger ganz von ihrem Herrn abhängig sein sollen – von Dem, der sie aussendet. Wenn sie auf Ihn vertrauen, wird Er sie nie enttäuschen. Als der Herr später Seine Jünger fragte: „Als ich euch ohne Geldbeutel und Tasche und Sandalen sandte, fehlte es euch wohl an etwas?“, konnten sie antworten: „An nichts“ (Lk 22, 35).