Fragen zu biblischen Themen
Rühre mich nicht an
Frage: In Johannes 20 sagt der auferstandene Herr Jesus zu Maria Magdalene: „Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater“ (Vers 17). Den Frauen in Matthäus 28 jedoch gestattet Er, Seine Füße zu umfassen. Auch fordert Er Thomas acht Tage später auf, seine Hand in Seine Seite zu legen (Joh 20, 27). Warum diese unterschiedliche Verhaltensweise des Herrn? War Er etwa, wie manche schließen, inzwischen „inoffiziell“ im Himmel gewesen?
Antwort: Die Worte „bis zu dem Tag, an dem er aufgenommen wurde“ in Apostelgeschichte 1, Vers 2, schließen jeden Gedanken an eine frühere, gleichsam „inoffizielle“ Himmelfahrt des Herrn aus. Es ist immer gefährlich, menschliche Überlegungen in göttliche Dinge hineinzubringen.
Die Unterschiede im Verhalten des Herrn liegen vielmehr in der unterschiedlichen Stellung begründet, die der auferstandene Herr bei den verschiedenen Gelegenheiten einnimmt. Am Ende des Matthäus-Evangeliums ist der Herr Jesus inmitten des jüdischen Überrestes damaliger Tage, inmitten jener Armen der Herde, und Er erneuert Seine Beziehungen zu diesem Überrest auf dem Boden der Auferstehung. Er offenbart noch nicht Seine Herrlichkeit als König in der Unterwerfung der Nationen, aber Er verbindet sich mit dem Überrest aus Israel, mit Seinen Jüngern, und nimmt deren Huldigung entgegen.
Ähnlich ist die Begebenheit mit Thomas. Sie ist ein prophetisches Bild späterer Tage. Der jüdische Überrest wird nach unvergleichlichen Drangsalen das Vorrecht erhalten, den Herrn zu sehen und Ihn körperlich bei sich zu haben. „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben, und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme des Landes. Ja, Amen“ (Off 1, 7). Dann wird Er gleichsam zu ihnen sagen: „Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ (Joh 20, 27). Der Überrest wird dann anbetend ausrufen: „Mein Herr und mein Gott!“ Aber der Herr Jesus deutet an, dass es eine größere Glückseligkeit gibt, als Ihn als Messias auf der Erde zu sehen und dann zu glauben, und fügt hinzu: „Glückselig sind, die nicht gesehen und doch geglaubt haben“ (Vers 29).
Das führt uns zu der Begebenheit mit Maria Magdalene. Sie glaubte, dass sie Den, den sie liebte, nun wiedergefunden habe, und so meinte sie, dass Er in dem Charakter des auferstandenen Messias jetzt auf der Erde bleiben würde. Aber das war nicht möglich. Hier war Er noch, was die Juden und Jerusalem anging, der Verworfene. Seine körperliche Anwesenheit war jetzt nicht die Hoffnung der Seinen. Deswegen sagt Er: „Rühre mich nicht an“, und lenkt die Blicke derer, die Er Seine „Brüder“ nennt, auf die himmlischen Beziehungen, die Er innehat und in die Er auch sie bringen würde. Er selbst würde zu Seinem Vater gehen und ihnen dort eine Stätte bereiten, und Sein Vater würde ihr Vater, Sein Gott ihr Gott sein. Glückseliges Teil, das uns schon jetzt durch den Glauben geschenkt ist! Es ist in der Tat besser, als erst zu sehen und dann zu glauben.