Fragen zu biblischen Themen
Ruhe Gottes
Frage: In Hebräer 4 wird gesagt, dass „wir, die wir geglaubt haben“, in die Ruhe eingehen (Vers 3). Bezieht sich das auf die Ruhe des Gewissens und des Herzens, in die man bei seiner Bekehrung eintritt?
Antwort: Um in dieser Frage Klarheit zu gewinnen, ist es zuerst einmal wichtig, festzustellen, dass in diesem Abschnitt des Hebräerbriefes beständig von der Ruhe Gottes gesprochen wird (Kap. 3, 11.18; 4, 1.3.4.5.10). Es war – schon ganz zu Anfang – Gott, der nach der Erschaffung der Welt am siebten Tag von allen Seinen Werken ruhte (Kap. 4, 4). Diese Ruhe Gottes floss nicht allein aus der Tatsache hervor, dass das Werk der Schöpfung nun abgeschlossen war, sondern auch daraus, dass Gott über all die Dinge, die Er ins Dasein gerufen hatte, Freude und Befriedigung empfand. Er sah, dass alles „sehr gut“ war (1. Mo 1, 31).
Nun war es die Absicht Gottes und der Ausdruck Seiner unermesslichen Gnade, das Haupt der Schöpfung, den Menschen, in diese Seine Ruhe einzuführen. Doch durch den Eintritt der Sünde wurde nicht nur diese Absicht vorerst vereitelt, sondern es wurde auch die Ruhe Gottes selbst unterbrochen. Gott musste gleichsam aufs Neue ans Werk gehen, wenn der Mensch nicht auf ewig von Seiner Ruhe ausgeschlossen bleiben sollte. Um die Worte eines anderen zu benutzen: „Die Heiligkeit (Gottes) kann nicht ruhen, wo Sünde ist; die Liebe (Gottes) kann nicht ruhen, wo Schmerz ist“ (JND). So erwählte Er sich ein irdisches Volk und wollte es nach vielen schweren Wegen schließlich in das Land Kanaan und damit in Seine Ruhe bringen. Doch wieder war es der Unglaube des Menschen, der das verhinderte, so dass Gott in Seinem Zorn schwor: „Wenn sie in meine Ruhe eingehen werden.“ Dieser Ausdruck bedeutet nichts anderes, als dass sie nicht eingehen werden. Der Zorn Gottes traf die, die gesündigt hatten, und ihre Leiber fielen in der Wüste (Kap. 3, 11.17).
Sowohl die Schöpfungsruhe als auch die Ruhe Kanaans sind Vorbilder von ein und derselben Sache: von der ewigen Ruhe Gottes, in die Er in Seiner Gnade auch den Menschen einführen will. Dieser Ratschluss Gottes, über den wir nur mit Anbetung und Bewunderung nachdenken können, kann nicht durch das Versagen des Menschen ungültig gemacht werden. Es ist wahr – und das zeigen die beiden angeführten Beispiele –, dass Ungläubige nicht in Seine Ruhe eingehen werden. „Wir“ aber, sagt der Apostel dann, die wahrhaft Gläubigen von den bloßen Bekennern abgrenzend – „wir, die wir geglaubt haben, gehen in die Ruhe ein“ (Kap. 4, 3). Aber so wie damals, als Josua das Volk in das verheißene Land einführte und dies noch nicht die endgültige Ruhe war, bleibt auch dem Volk Gottes heute „eine Sabbatruhe übrig“ (Verse 9.10).
Gewiss haben die Gläubigen schon jetzt, was ihr Gewissen und damit ihr Verhältnis zu Gott angeht, Ruhe und Frieden (Mt 11, 28; Röm 5, 1); und wenn sie in willigem Gehorsam den Spuren ihres Meisters folgen, genießen sie auch den Frieden des Herzens (Mt 11, 29). Doch die Sabbatruhe haben sie noch nicht erreicht: Noch ruhen sie nicht von ihren Werken, wie auch Gott heute noch wirken muss und nicht von Seinen eigenen Werken ruht (Heb 4, 10).
Der Ausdruck ›Sabbatruhe‹ weist also auf eine Ruhe hin, die auf Mühe und Arbeit folgt – auf die ewige Ruhe Gottes. Und wie beglückt uns der Gedanke, dass nicht nur Gott einmal von all Seiner „Arbeit“ ruhen, ja, in Seiner Liebe ruhen wird (Zeph 3, 17; Fußnote), sondern dass auch wir nach aller Mühsal der Wüstenwanderung Seine ewige Ruhe und Seine Befriedigung über den vollkommenen Zustand aller Dinge mit Ihm teilen dürfen! Welch ein Wunder Seiner Gnade ist das!