Fragen zu biblischen Themen
Die Fülle der Gottheit
Frage: Wie haben wir die Stelle in Kolosser 2, Vers 9, zu verstehen: „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“?
Antwort: ›In ihm‹ bedeutet in Christus, und zwar wie Er als Mensch unter Menschen war, ›leibhaftig‹, mit einem Leib oder Körper – von ihnen gesehen, gehört, betastet. Das ist das unfassbare Wunder Seiner anbetungswürdigen Person: dass in dem Menschen Christus Jesus die ganze Fülle der Gottheit wohnte und wohnt. „Es war“, sagt uns schon Kapitel 1, „das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen“ (Vers 19). Als der Herr Jesus als Mensch auf der Erde war, wurden der Vater, der Sohn und der Heilige Geist in Ihm völlig offenbart und gesehen. Und so konnte Er sagen: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14, 9). Er war und ist ›das Bild des unsichtbaren Gottes‹ (Kol 1, 15; vgl. auch 2. Kor 4, 4). Das geht über das in Johannes 14 Gesagte noch hinaus. Denn nicht allein den Vater konnte man in Ihm sehen, sondern Er gab auch Gott, das heißt, allen drei Personen der Gottheit, einen sichtbaren, vollkommenen Ausdruck. Er war nicht nur eine Teiloffenbarung Gottes, sondern es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle (der Gottheit), in dem Menschen Christus Jesus zu wohnen, beständig zu wohnen.
Wie unaussprechlich groß ist es, dass die drei Personen der Gottheit, die das weite System der sichtbaren Schöpfung und auch das der neuen Schöpfung erdacht und erschaffen haben, in ihrer Fülle und Ganzheit im Herrn Jesus als einem wirklichen Menschen wohnen. Das war so, als Er in Niedrigkeit auf der Erde weilte, und das ist auch so, seitdem Er verherrlicht den höchsten Platz im Himmel einnimmt. Es ist ein Teil Seines Wesens, seitdem es Ihm gefallen hat, Mensch zu werden.
Der Ausdruck ›Gottheit‹ (gr. theótes) bezeichnet im absoluten Sinn Gottheit, im Gegensatz zu ›theiótes‹ = ›Göttlichkeit‹ in Römer 1, Vers 20, womit nur göttliche Wesenszüge beschrieben werden. In Bezug auf Christus benutzt die Heilige Schrift jedoch nie das Wort ›theiótes‹, sondern nur den stärkstmöglichen Ausdruck ›theótes‹ = ›Gottheit‹. Diese Fülle der Gottheit wohnt in dem Menschen Christus Jesus, ja, es war ihr Wohlgefallen, das zu tun.
Als Ergebnis davon können nun sterbliche Menschen in dem Herrn Jesus Gott sehen und erkennen. Niemand hatte Gott jemals gesehen, aber der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, hat Ihn kundgemacht (Joh 1, 18). In Christus den unsichtbaren Gott erkennen zu können ist ein unermessliches Vorrecht. Im Glauben ist es schon heute unser Teil. Christus ist völlig zugänglich für den Gläubigen. Je inniger wir mit Ihm beschäftigt und vertraut sind, desto tiefer wird Er uns in die Erkenntnis dessen einführen, wer und was Gott ist. Damit wir mit Ihm mehr vertraut werden können, sind uns in der Heiligen Schrift nicht weniger als vier geschichtliche Berichte über den Sohn Gottes auf der Erde gegeben. Darin gewährt Gott es uns, gleichsam an der Seite Seines Sohnes über die Erde zu gehen. Dass wir doch von diesem Vorrecht mehr Gebrauch machten!
Und wenn wir einmal bei Ihm im Himmel sind, werden wir in weit höherem Maß in Christus, dem verherrlichten Menschen, Gott erkennen können. Selbst in der Herrlichkeit brauchen wir diesen „Mittler“. Deswegen bleibt Er auch immer Mensch, wie es 1. Korinther 15, Vers 28, andeutet. Wir müssen eben bedenken: Gott als solcher kann von keinem Menschen gesehen werden, Er bewohnt ein unzugängliches Licht (1. Tim 6, 16). Dennoch, wir werden Gott schauen – in Dem, der Sein Bild und der Abdruck Seines Wesens ist (Heb 1, 3). Dann ist es allerdings keine Frage des Glaubens mehr, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist (1. Joh 3, 2). Deswegen singen und fragen wir zu Recht: Was wäre der Himmel ohne Ihn, und alle Herrlichkeit?