Fragen zu biblischen Themen
Anbetung und Dienst
Frage: Was ist der Unterschied zwischen Anbetung und Wortverkündigung (Predigt)? Ist es nicht so, dass wir in der Anbetung Gott etwas bringen (vgl. 1. Pet 2, 5), während wir durch die Wortverkündigung etwas von Gott empfangen? Soll auch das Zusammenkommen zur Anbetung Raum für die Auferbauung der Versammelten in dem Sinn lassen, dass zum Beispiel auch erbauende Glaubenslieder gesungen werden können?
Antwort: Der Unterschied zwischen Anbetung und Dienst des Wortes (Apg 6, 4) wird leider in weiten Teilen der Christenheit nicht klar gesehen. Wenn von ›Gottesdienst‹ geredet wird, wird darunter im Allgemeinen eine Predigt verstanden. Doch Gottes Wort unterscheidet sehr wohl zwischen Gottesdienst (Anbetung) und dem Dienst des Wortes. Es gehen wichtige Wahrheiten verloren, wenn man diesen Unterschied aus den Augen verliert.
Nun ist es genau so, wie Sie schreiben – die von Ihnen angeführte Stelle aus dem ersten Petrusbrief belegt dies eindeutig: In der Anbetung bringen wir Gott etwas dar, geistliche Schlachtopfer nämlich. Was damit gemeint ist, macht Hebräer 13, 15 deutlich: „Durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.“ Alle erlösten Kinder Gottes sind heilige Priester und sind zu diesem Gottesdienst befähigt und berufen. Ob sie allerdings alle auch dieser Berufung entsprechen, ist eine andere Frage. Anbetung ist das Ergebnis der Ausübung des heiligen Priestertums. Sie ist von den Menschen zu Gott gerichtet.
Wie im Alten Testament der Wohlgeruch der geopferten Tiere oder Dinge zu Gott emporstieg, so steigt heute der Wohlgeruch dessen zu Gott empor, was die Herzen der Erlösten über Christus empfinden.
Dagegen ist der Dienst des Wortes, der zum Beispiel in der Wortverkündigung geschieht, die Ausübung einer von Gott verliehenen Gabe (vgl. Röm 12, 3–8; 1. Kor 12; Eph 4). Dieser Dienst ist von Gott zu den Menschen gerichtet. Er kann durchaus nicht von allen Kindern Gottes ausgeübt werden; denn nicht alle sind von Gott zu Dienern des Wortes berufen und mit der dazu notwendigen geistlichen Gnadengabe betraut worden. Priester jedoch sind sie alle. Der Dienst des Wortes hat zum Ziel, die göttliche Wahrheit zu den Herzen und Gewissen der Menschen zu bringen und sie dadurch aufzuerbauen (1. Kor 14, 3.4).
Damit sind wir zum zweiten Teil Ihrer Frage gelangt. Während also einerseits die Wortverkündigung auf die Auferbauung der Versammlung Gottes abzielt, ist andererseits Gott selbst und Seine Verherrlichung das Ziel der Anbetung. Wenn man das vor Augen behält, wird man vor einer Vermischung beider Gedanken bewahrt bleiben. Natürlich werden unsere Herzen, wenn sie sich in Anbetung Gott öffnen, dabei im höchsten Maß auch selbst erbaut, aber das ist nicht das Ziel der Anbetung. Eher könnte man es ein Nebenergebnis nennen. Doch Gott erwartet die Anbetung Seiner Kinder, „der Vater sucht solche als seine Anbeter“ (Joh 4, 23). Wenn nun der Vater danach verlangt, sollten wir dann beim Zusammenkommen zum Brotbrechen, bei dem doch die Anbetung ihren höchsten Ausdruck findet, Lieder singen, die nicht Ihn und Seinen Sohn, sondern uns und unsere Erbauung zum Gegenstand haben? Das entspricht durchaus nicht den Gedanken Gottes.
Wir sollten stets zuerst Gott das geben, was Ihm gebührt, und dabei nicht immer sogleich an uns denken. Gott hat uns, die ehemals Verlorenen, durch Seine Gnade dazu befähigt, Ihn in Geist und Wahrheit anzubeten. Es käme einer Verkehrung der von Gott gegebenen Vorrangigkeiten gleich, würde man selbst die Verkündigung des Evangeliums oder eine Predigt oder irgendeinen anderen Dienst für wichtiger halten als die Anbetung Gottes. Wir sollten das Ausgießen der kostbaren Narde über den Leib des Herrn nicht „Vergeudung“ nennen, wie es einst die Jünger taten. Sie hatten sich durch Judas Iskariot zu der Frage hinreißen lassen: „Wozu diese Vergeudung?“ (Mt 26, 6–8; Joh 12, 5). Die Antwort des Herrn kennen wir.