Der Brief an die Hebräer
Hebräer 2,5-18: Der Sohn in seiner Erniedrigung
Der Sohn in seiner Erniedrigung
„Denn nicht Engeln hat er den zukünftigen Erdkreis unterworfen, von dem wir reden; es hat aber irgendwo jemand bezeugt und gesagt: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, oder des Menschen Sohn, dass du auf ihn siehst? Du hast ihn ein wenig unter die Engel erniedrigt; mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt und ihn gesetzt über die Werke deiner Hände; du hast alles seinen Füßen unterworfen.“ Denn indem er ihm alles unterworfen hat, hat er nichts gelassen, was ihm nicht unterworfen wäre; jetzt aber sehen wir ihm noch nicht alles unterworfen. Wir sehen aber Jesus, der ein wenig unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt – so dass er durch Gottes Gnade für alles den Tod schmeckte.
Denn es geziemte ihm, um dessentwillen alle Dinge und durch den alle Dinge sind, indem er viele Söhne zur Herrlichkeit brachte, den Urheber ihrer Errettung durch Leiden vollkommen zu machen. Denn sowohl der, der heiligt, als auch die, die geheiligt werden, sind alle von einem; um welcher Ursache willen er sich nicht schämt, sie Brüder zu nennen, indem er spricht: „Ich will deinen Namen meinen Brüdern kundtun; inmitten der Versammlung will ich dir lobsingen.“ Und wiederum: „Ich will mein Vertrauen auf ihn setzen.“ Und wiederum: „Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat.“ Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in gleicher Weise daran teilgenommen, damit er durch den Tod den zunichtemachte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel, und alle die befreite, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren. Denn er nimmt sich fürwahr nicht der Engel an, sondern der Nachkommen Abrahams nimmt er sich an. Daher musste er in allem den Brüdern gleichwerden, damit er in den Sachen mit Gott ein barmherziger und treuer Hoherpriester werde, um die Sünden des Volkes zu sühnen; denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht wurde, vermag er denen zu helfen, die versucht werden“ (2,5–18).
Der Teil des Briefes, der uns bereits beschäftigt hat, stellte uns Christus in seiner Herrlichkeit als den Mensch gewordenen Sohn Gottes vor, wie er den Menschen offenbart wurde. Wir konnten ihn nicht als den ewigen Sohn Gottes erkennen, es sei denn, Gott offenbart uns diese Tatsache. Aber wenn er seinen Platz in seiner Schöpfung einnimmt, wird er als der Sohn Gottes dargestellt.
Der Geist Gottes ist in diesem Brief sehr darauf bedacht, seinen göttlichen Charakter in seiner ganzen Fülle zu zeigen, wie wir in der wundersamen Entfaltung des ersten Kapitels gesehen haben.
Das, was jetzt vor uns liegt, scheint jedoch in direktem Gegensatz zu dem zu stehen, was wir dort gesehen haben. Wenn wir dort die Eifersucht des Geistes Gottes bei der Aufrechterhaltung der göttlichen Herrlichkeit des Sohnes gesehen haben, sehen wir in diesem Teil mit gleicher Sorgfalt die Betonung der Tatsache, dass er Mensch war. Dies ist das große „Geheimnis der Gottseligkeit“. Er ist „Gott, offenbart im Fleisch“, gewiss; und doch ist dieses Fleisch ein vollkommener Mensch, so dass wir, wenn wir Ihn anschauen, nicht nur sagen können, dass wir „Seine Herrlichkeit sehen, die Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vaters“, sondern wir können auch sagen, dass es den „Mittler zwischen Gott und Mensch gibt, den Menschen Christus Jesus.“
Und der Geist Gottes ist nicht vorsichtig, wenn ich einen solchen Ausdruck gebrauchen darf, wenn er von der göttlichen Herrlichkeit oder von dem menschlichen Charakter des Herrn Jesus Christus spricht, um den vollsten Gedanken an sein jeweiliges Wesen zu prüfen. Wenn Er von Ihm als Gott spricht, gibt es keine Einschränkung, keine Kontrolle für das, was Er sagt. Du bist in der Gegenwart deines Schöpfers, in der Gegenwart des Gottes der Vorsehung, und du musst dich verneigen und anbeten. Wenn Er von Ihm als Mensch spricht, befinden Sie sich in gleicher Weise in der Gegenwart von Einem, der alle Eigenschaften eines absolut echten Menschen hat, abgesehen von der Sünde.
Es ist nicht nur so, dass Er sich in einem Leib offenbart hat, dass Er eine menschliche Gestalt hatte, noch dass Er auch einen menschlichen Intellekt hatte – einen vollkommenen, königlichen, menschlichen Intellekt; sondern Er hatte auch menschliche Zuneigung. Mit anderen Worten, Er war in Leib, Seele und Geist so absolut und vollständig ein Mensch, wie Er auch absolut und vollständig Gott war.
Der Glaube muss immer darauf bedacht sein, zuallererst die ganze Wahrheit festzuhalten, alles zu empfangen, was Gott offenbart, und dann den Geist Gottes das harmonisieren zu lassen, was scheinbar ein Widerspruch sein mag. Der große Fehler, in den die Menschen fallen, ist der, einen Teil der Wahrheit Gottes auszuschließen. Der Weg, das Licht zu haben, ist, alles aufzunehmen. Überlassen Sie es dem Geist Gottes, das zu harmonisieren, was unser armer, endlicher Verstand nur unzureichend begreifen kann. Wir können sicher sein, dass alles perfekt mit der göttlichen Herrlichkeit übereinstimmt. Unsere Sorge ist es, alles zu empfangen.
In dem Teil, der uns jetzt beschäftigen soll, haben wir also deutlich die Menschheit des Sohnes vor Augen. Wenn wir beim ersten Teil „der Sohn Gottes“ sagen konnten, können wir hier ebenso sagen: „der Sohn des Menschen“.
Sie bemerken, dass wir hier wieder Engel haben. Der Apostel ist noch nicht fertig mit ihnen. Der erste Teil war damit beschäftigt, die Überlegenheit Christi über alle Engel zu zeigen; seinen Platz dort in jener unvergleichlichen Herrlichkeit, die keines von Gottes Geschöpfen auch nur einen Augenblick lang bestreiten könnte. Da ist Er, über ihnen allen; und als Er auf diese Erde eingeführt wird, werden alle Engel Gottes aufgefordert, Ihn anzubeten. Hier haben wir wieder die Engel, aber der Gedanke ist genau das Gegenteil davon.
Die Engel werden vor allem nicht als die zukünftigen Herrscher dieser Erde erklärt, wenn sie in das noch vor ihr liegende Zeitalter des Segens eintritt, denn das ist mit diesem Ausdruck gemeint: „Hat er sich nicht die zukünftige Welt untertan gemacht“ (d.h. die bewohnbare Welt), „von der wir reden?“ Mit dieser „zukünftigen Welt“ ist die Erde während des Millenniums gemeint, der Zeit, in der das Böse niedergeschlagen und die Herrlichkeit des Reiches Gottes vollständig offenbart werden wird. Es ist die Zeit, auf die die Menschen mit Sehnsucht geschaut haben – auf die Israel in den Propheten gelehrt wurde, zu schauen -. Es wird uns hier deutlich gesagt, dass es eine Zeit ist, in der die Engel keineswegs Herren und Meister darüber sein werden. Gott hat es ihnen nicht untertan gemacht. Im Gegenteil: „Einer an einem bestimmten Ort hat es bezeugt.“ Wir wissen, dass das im achten Psalm steht; aber es ist sehr bezeichnend, dass er nicht „David“ oder sogar „der Psalmist“ sagt, denn es ist die Tatsache dessen, was offenbart wird, die betont wird, und nicht wo oder wem es offenbart wird. „Einer an einem bestimmten Ort bezeugte und sagte: „Was ist der Mensch, dass Du seiner gedenkst, oder der Sohn des Menschen, dass Du auf ihn Acht hast? „
Psalm 8 ist ein wunderbarer Psalm, sowohl was seine Stellung als auch seinen Inhalt betrifft. Im ersten Teil des Buches hat der Psalmist die großen Prinzipien und die Themen betrachtet, die ihn das ganze Buch hindurch beschäftigen werden. Er hat den Charakter des Überrestes in seinem Gehorsam gegenüber Gott, der Trennung vom Bösen und der Meditation über sein Wort mit der daraus resultierenden Fruchtbarkeit im Gegensatz zum Ende der Gottlosen dargestellt, die wie die Spreu im Gericht weggetrieben werden. Er bringt ihre Treue zu Gottes König zum Ausdruck, der seinen Platz auf Gottes Thron in Zion einnehmen wird, worauf wir bereits im ersten Kapitel eingegangen sind.
Dann beschreibt er alle Widerstände des Feindes, wie man sie in den früheren Psalmen (3–7) findet.
Dann, im achten Psalm, nachdem er sozusagen das ganze Feld überblickt hat, blickt er wieder zu Gott auf und verkündet die Vortrefflichkeit seines Namens:
„HERR, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde, der du deine Majestät über die Himmel gestellt hast!
Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge hast du Macht gegründet um deiner Bedränger willen, um den Feind und den Rachgierigen zum Schweigen zu bringen“ (Ps 8,2.3).
Ein gesegneter und schöner Kontrast ist das – Gottes Herrlichkeit verkündet durch den Mund von schwachen Werkzeugen, sogar von Säuglingen! Der Feind und Rächer wird durch den Lobpreis Gottes aus dem Mund eines Säuglings gestillt, wie beim Einzug unseres Herrn in Jerusalem unter dem Beifall der Kleinen. Dann geht der Psalmist weiter; sein Auge schweift über den Himmel, er denkt an all die mächtige Schöpfung Gottes:
„Wenn ich anschaue deine Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast:
Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du auf ihn achthast?
Denn ein wenig hast du ihn unter die Engel erniedrigt; und mit Herrlichkeit und Pracht hast du ihn gekrönt.
Du hast ihn zum Herrscher gemacht über die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füße gestellt:
Schafe und Rinder allesamt und auch die Tiere des Feldes,
die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres, was die Pfade der Meere durchzieht.
HERR, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde!“ (Ps 8,4–10).
Gott hat diese Himmel ausgeschmückt, hat seine Macht, seine Weisheit, seine Herrlichkeit in diesen Werken gezeigt:
„Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündet seiner Hände Werk“ (Ps 19,2).
Wohl könnte der Betrachter, einer jener Säuglinge und Kleinkinder, wenn er seinen Platz hier in der Unbedeutsamkeit einnimmt und in diese Unendlichkeit der Herrlichkeit hinaufblickt, sagen: „Wenn ich an all die Macht und die Weisheit denke, die darin gezeigt werden, was bin ich? „Was ist der Mensch,“ – jeder Mensch, groß oder klein, – „dass Du seiner gedenkst? oder der Menschensohn,“ – der Mensch im Abstrakten, der ideale Mensch, – „dass Du auf ihn Acht hast?“ Wir könnten das auch vom Menschen als Geschöpf Gottes sagen.
In gewissem Sinne ist er eines der geringsten Geschöpfe Gottes, was bestimmte Maßstäbe angeht. Wenn wir den Himmel betrachten und etwas von der Unermesslichkeit des Raumes wissen, der über die äußersten Grenzen des Sehens hinausreicht, wo die Zeit, in der das Licht mit Lichtgeschwindigkeit von Stern zu Stern wandert, in Jahren gemessen wird; wenn wir die Anzahl und Größe dieser Himmelskörper erkennen, ihre gegenseitige Abhängigkeit und Gruppierung in Systemen; wenn wir die vollkommene Harmonie und Ordnung von ihnen allen beobachten, – dann beginnen wir, eine schwache Vorstellung von der Größe und Herrlichkeit des Wesens zu haben, dessen Finger sie alle geformt haben und der sie aufrechterhält.
Und doch ist die Schöpfung selbst ein Beweis der Erniedrigung dessen, der unendlich hoch über allen seinen Werken steht. Auf diese Weise ist sie eine Vorahnung jenes wundersamen Aktes der Erniedrigung, bei dem wir verweilen sollen, als Er, der in der Gestalt Gottes war, sich beugte, um in der Gestalt eines Menschen gefunden zu werden.
So wird die Kleinheit des Menschen im Vergleich zu der Unendlichkeit von Gottes Schöpfung über ihm gesehen. Wenn wir nun zu den himmlischen Wesen übergehen, vergleichen wir ihn mit den Engeln: „Du hast ihn ein wenig unter die Engel erniedrigt.“ Sie haben einen reinen Geist, haben ihren Wohnsitz in den Himmeln und übertreffen sich an Kraft. Sie sind nicht durch den Körper aus Staub belastet, der sie mit der Erde verbinden würde. Der Mensch trägt das Zeugnis seiner Schwäche mit sich herum, seine Verbindung mit dem tierischen Leben, ja, mit der Erde unter ihm, wie auch seine Verbindung mit Gott.
Aber nicht nur in der Schöpfung ist der Mensch schwach; wenn wir uns daran erinnern, dass er in der Schöpfung ein gefallenes Wesen ist, dass das eigentliche Band, das ihn einst an Gott band, durch die Sünde zerrissen wurde, und das einzige Band, das ihn aus seiner Hilflosigkeit herausheben konnte, durch seine eigene Tat zerbrochen wurde – was für ein völlig hilfloses Wesen ist der Mensch!
Der Psalmist fährt fort: „Du hast ihn ein wenig niedriger gemacht als die Engel und hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Du hast ihn gemacht, dass er herrsche über die Werke deiner Hände; du hast ihm alles unter seine Füße gelegt.“ Wieder werden wir an die Schöpfung erinnert, als Gott sagte: „Lasset uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich, und sie sollen herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.“
Alles wurde unter die Hand des Menschen gestellt. Er war das Haupt der Schöpfung Gottes nach seinem Vorsatz. Aber wenn das gemäß der Schöpfung wahr wäre, werden wir wieder daran erinnert, dass der Fall eingetreten ist und aus der Hand des Menschen das Zepter gefallen ist, dass er über die ganze Schöpfung hätte schwingen sollen. Der gefallene Mensch ist überhaupt nicht Herr und Meister der ganzen Schöpfung. Er kann seine Niedrigkeit sehen, er kann seine Erniedrigung eingestehen, er kann bekennen, dass er niedriger ist als die Engel; aber wenn es darum geht, dass er mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt wird, um über die Werke von Gottes Händen zu herrschen, muss er, wenn er ehrlich ist, bekennen, dass diese Herrschaft nur dem Namen nach besteht, nur teilweise ist und in den Fällen, in denen sie am größten zu sein scheint, nur Zeugnis seiner eigenen völligen Unvollkommenheit ist.
Wir leben in den Tagen der Herrschaft des Menschen. Er hat gezeigt, was sein Verstand zu leisten vermag, was Organisation zu leisten vermag, in der politischen, in der kommerziellen, in der erzieherischen und in der literarischen Welt. Wenn wir uns heute umschauen, sehen wir die Herrschaft des Menschen über die Erde in einer Weise, dass viele uns gerne sagen würden, dass dies, zumindest bis zu einem gewissen Grad, die Erfüllung seiner Herrschaft über die Schöpfung ist.
Aber was hat der Menschen als Herrscher über diese Welt mit seiner Regierung gemacht? Entspricht sie dem Geist Gottes? Hat der Intellekt und der Verstand des Menschen ihn zur Unterwerfung unter Gott geführt? Oder zum Gehorsam Gott gegenüber? Ist es nicht eine Tatsache, dass heute, wie nie zuvor, die Welt durch Weisheit Gott nicht kennt? Gerade die Weisheit, die Licht sein sollte, ist Finsternis und Gott wird immer weiter aus dem Verstand der Menschen verbannt. Und so ist in jedem Bereich des Lebens die eigentliche Größe des Menschen, seine eigentliche Macht, wie Sie es in der Beschreibung des Satans durch den Dichter haben:
„Was sein Haupt zu sein schien
das Gleichnis einer Königskrone trug.“
Es ist nur die Ähnlichkeit einer Krone; es ist nur die Ähnlichkeit der Herrschaft. Der Mensch ist ja nichts als ein armes eitles Geschöpf, und seine Herrschaft über die Schöpfung ist nur ein Bild, ein Abglanz, ein Schatten.
Was aber hat der Glaube inmitten all dieses Verderbens übrig? Sagt er, dass das Wort Gottes keine Wirkung hat? Inmitten all des Verderbens und der Erniedrigung der alten Schöpfung sieht der Glaube die Vorsorge Gottes und sagt: „Indem er alles unterworfen hat, hat er nichts gelassen, was nicht unterworfen ist. Aber jetzt sehen wir noch nicht alles unter ihn gestellt.“ Noch nicht.
Die Welt freut sich auf ein großes Zeitalter des Friedens und der Herrlichkeit für den Menschen; aber der Glaube sagt: Noch nicht; egal, was unter der Regierung des Menschen geschehen mag, der Glaube sagt immer noch: Noch nicht.
Aber was sagt der Glaube, wenn er nach dem Menschen und seiner Herrlichkeit und seiner Herrschaft gefragt wird? „Wir sehen Jesus.“ Er ist der Mann nach dem Herzen Gottes. Er ist der Mensch nach Gottes Ratschluss; er ist der Menschensohn – dieser Titel, den er für sich selbst angenommen hat, als er hier auf der Erde war –, in dem sich alle Absichten Gottes zentrieren und durch den Gott die ganze Herrlichkeit dieser weltweiten, schöpfungsweiten Herrschaft erfüllen wird, die in Psalm 8 vorausgesagt werden. Wir sehen Jesus!
Und hat Er die Herrschaft über alle Dinge? Sind Ihm schon alle Dinge unter die Füße gelegt? Jesus wird heute in der Welt genauso verachtet wie damals, als er gekreuzigt wurde – wirklich von allen abgelehnt, außer von denen, die ihn als ihren Retter und Herrn annehmen.
Wir sehen den, der Seinen Platz in Seiner eigenen Schöpfung unter den Menschen einnahm, die niedriger waren als die Engel, nicht um den Menschen aus ihrem Zustand herauszuhelfen, indem Er ihnen lediglich ein lebendiges Beispiel gab, dem sie folgen konnten. Er nahm Seinen Platz niedriger als die Engel für einen bestimmten Zweck ein, und der Schatten des Kreuzes hängt über der Krippe von Bethlehem genauso wirklich wie über Gethsemane und Golgatha selbst. Er wurde Mensch zu dem eindeutigen Zweck, den Tod zu erleiden. Aber der Glaube sieht Ihn nicht nur als fleischgewordenen Erlöser, nicht nur als leidenden Erlöser am Kreuz; der Glaube blickt jetzt auf, wo Er auf dem Thron Gottes sitzt.
Lasst uns gerade dort etwas sehr Schönes bemerken. Der Glaube hat sein Auge auf Christus gerichtet, und er wird nicht von diesem gesegneten Objekt abgelenkt, bis er Ihn auf dem Thron des Höchsten hat sitzen sehen. Man könnte sagen, nachdem wir Ihn in Seiner Inkarnation gesehen haben, hätte der Glaube innehalten und von den Vorzügen Seines Beispiels sprechen können; oder auf jeden Fall hätte der Glaube nach dem Tod am Kreuz innehalten und von den Vorzügen Seiner Errettung sprechen können. Aber der Glaube muss Ihn zuerst dort hinten auf dem Thron Gottes sehen. Dann, wenn Er Seinen Platz eingenommen hat, den Platz, den Gott Ihm gegeben hat, weil Er Sein Erlösungswerk vollbracht hat, kehrt der Glaube sozusagen auf die Erde zurück und sagt: „dass Er durch die Gnade Gottes den Tod für jeden Menschen schmecken sollte.“
Wir kennen die Wirkung Seines Todes, denn Er hat den bitteren Kelch bis zur Neige getrunken. Er ertrug alles, was der Tod für Ihn bedeutete: aus dem Land der Lebenden ausgerottet zu werden, seine Hoffnungen als König Israels zu verlieren, der Herrschaft über die Erde beraubt zu werden – all das bedeutete es; aber vor allem, dass Gott selbst sich von Ihm abwandte und seinen Zorn und seine Empörung über Ihn ausgoss! Bis zum letzten Schluck kostete Er den Kelch des Gerichts, des Todes, für die ganze Schöpfung.
Ich glaube nicht, dass der Geist Gottes hier Grenzen setzt. Es geht nicht um die Frage, wer dieses Werk annimmt. Wir wissen, dass es keinen Wert hat, wenn man es nicht annimmt. Die Sonne scheint für alle, aber die Blinden bleiben in der Finsternis. Für diejenigen, die Christus ablehnen, gibt es keinen Nutzen in der Erlösung, die er gewirkt hat. Und doch ist ihr Wert vollkommen, vollständig für alle, seien sie in der Menge wie das ganze Menschengeschlecht, sie sind willkommen, das anzunehmen, was eine Wirksamkeit für das ganze Geschlecht Adams hat. Wer auch immer kommen mag; und welch ein Trost ist es, bei der Verkündigung des Evangeliums, bei der Verkündigung der Liebe Gottes, keine versteckten Vorbehalte zu haben, oder zu denken, dass es nicht für jeden ausreichen könnte.
Wir können sagen: „Durch die Gnade Gottes hat er den Tod für jeden Menschen geschmeckt.“ Darf es nicht mehr sein als das? Denn dieses „jeder“ kann sich nicht nur auf die Menschheit, sondern auch auf die ganze Schöpfung beziehen – alles im Himmel und auf der Erde wird durch den Tod Christi versöhnt – so dass selbst der Himmel als Schauplatz der Rebellion Satans durch dieses Opfer gereinigt wurde. Sein Tod bildet die solide Grundlage, auf der die gesamte neue Schöpfung, die tausendjährige Erde, der neue Himmel und die neue Erde ruhen werden; nichts soll erschüttert werden, weil Er den Tod für alles geschmeckt hat. Was für eine Freude, was für eine Wonne ist es, daran zu denken, dass unsere ewige Glückseligkeit und die Sphäre, in der diese Glückseligkeit genossen werden wird, beide gleichermaßen auf einem vollendeten Werk ruhen, auf das Gott sein Siegel gesetzt hat, indem er den, der es getan hat, auf seinen Thron gesetzt hat!
Da ist also die gesegnete göttliche Antwort auf die Frage: „Was ist der Mensch?“ Und wenn du in die Nacht hinausgehst, wenn die Sterne hell über dir leuchten und du anfängst, deine Bedeutungslosigkeit inmitten dieser ganzen großen Schöpfung Gottes zu fühlen; und wenn die Erinnerung an deine eigenen Sünden und die Sünde der Menschheit mit zehnfacher Macht über dich kommt und dich, ein kleines Scherflein, in den Staub selbst zu zermalmen scheint, dann erinnere dich daran, dass es einen Mann auf dem Thron Gottes gibt, über den Sternen, der das Maß von Gottes Gedanken für dich ist. Wenn wir uns fragen: „Was ist der Mensch, dass Du seiner gedenkst?“, können wir sagen: „Da sitzt er zur Rechten Gottes, und Engel und Fürstentümer und Gewalten und alle Werke seiner Hände sind ihm untertan.
Ach, liebe Brüder, das ist ein Thema, das das Herz ergreift, das Anbetung und Freude hervorruft, wenn man an den gesegneten Menschen denkt, der bis zum Tod gedemütigt wurde und nun zur Rechten Gottes sitzt, und Er, Gottes Antwort auf die Frage: „Was ist der Mensch?“
„Denn ihm, um dessentwillen alle Dinge sind und durch den alle Dinge sind, um viele Söhne zur Herrlichkeit zu bringen, stand es zu, den Urheber ihres Heils durch Leiden vollkommen zu machen. Denn sowohl der, der heiligt, als auch die, die geheiligt werden, sind alle aus einem; darum schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen.
Wir kommen nun zu einer Erweiterung dieses gesegneten Themas, zu dem, was etwas ausführlicher darauf eingeht; und wenn wir im ersten Teil die überragende Herrlichkeit dieses Menschensohnes gesehen haben, so haben wir hier, wie Er in Gnade und Liebe an denen festhält, die mit Ihm verbunden sein sollen.
Sehen Sie sich die erlesene Schönheit und Anmut dieses 10. Verses an: „Denn es ist Ihm, um dessentwillen alles ist und durch den alles ist, um viele Söhne zur Herrlichkeit zu bringen, beschieden, den Hauptmann ihres Heils durch Leiden vollkommen zu machen.“ Dieses Wort „wurde“ bedeutet, dass es mit allem, was Er war, übereinstimmte, dass es dem Charakter Gottes entsprach. Lassen Sie uns sehen, was Er tun wollte. Er wollte zur Herrlichkeit führen. Das war das große Ziel Gottes. Und wen wollte Er zur Herrlichkeit bringen? Viele Söhne.
Er gibt sich nicht damit zufrieden, einige wenige Menschen in die Herrlichkeit zu bringen, noch nicht einmal viele; aber wenn sie in die Herrlichkeit gebracht sind, sollen sie in einer ewigen Beziehung der Sohnschaft mit ihm selbst stehen. Wir könnten uns leicht vorstellen, dass Gott uns erlöst hat, ohne uns in die Beziehung von Söhnen zu bringen; er könnte uns einen entfernten Platz in seiner Herrlichkeit gegeben haben; aber Gottes Gedanken gehen weit darüber hinaus. Er will eine Familie von Kindern um sich haben. Erlöste Kinder müssen sie sein, aber Kinder in all der Nähe und Freude der Gegenwart eines Vaters.
Wie sollte Er viele Söhne zur Herrlichkeit bringen? Es musste ein Werk sein, das so gesegnet und vollkommen war, dass es uns in der ganzen Nähe und im Vertrauen der Beziehung von Söhnen vor Ihn stellte. Er musste es in vollkommener Übereinstimmung mit seinem eigenen Charakter tun, den er nicht im Geringsten verletzen konnte. Er konnte seine Heiligkeit nicht verletzen, wenn er mit unheiligen Menschen umging. Er konnte seine Gerechtigkeit nicht verletzen, wenn er mit denen umging, die jedes Gesetz gebrochen hatten, das er ihnen jemals gegeben hatte. Er konnte seine Weisheit nicht verletzen, oder irgendeines seiner Attribute. Er konnte nicht gegen den Thron seiner Herrlichkeit verstoßen, auf dem er in alle Ewigkeit sitzt.
Alles musste in perfekter Übereinstimmung mit seinen Ratschlägen, seiner Herrlichkeit und seinen Absichten sein. Aber in der Erlösung sehen wir jedes Attribut Gottes vollständig gerechtfertigt. Indem Gott viele Söhne zur Herrlichkeit gebracht hat, hat er sich selbst verherrlicht, er hat seinen Charakter offenbart, er hat jedes Attribut gezeigt; und er hat es getan, indem er den Anführer, den Urheber, den Fürsten der Erlösung durch Leiden vollkommen gemacht hat.
Ich halte inne, um ein Wort zu sagen, um einem möglichen Missverständnis entgegenzuwirken, das sicher in keinem nachdenklichen Christen vorhanden ist. Christus hatte es nicht nötig, in irgendeiner Weise vervollkommnet zu werden, außer als Urheber der Erlösung. Wir wissen, dass Er immer vollkommen war; Er war „dieses heilige Ding“ vor Seiner Geburt. Er war während Seines gesamten Lebens vollkommen; vollkommen in Seinem ganzen Dienst; vollkommen in Gethsemane; niemals absolut vollkommener als zu der Zeit, als Er als „ein Lamm ohne Fehl und Flecken“ blutend am Kreuz hing. Er war in jeder Einzelheit seines Lebens vollkommen, und es ist nur Gotteslästerung, an Unvollkommenheit in irgendeiner Weise in Verbindung mit Ihm selbst zu denken. Persönlich vollkommen, und doch musste Er zu einem vollkommenen Heiland gemacht werden; wie Er an einer Stelle von sich selbst sagt: „Ich heile heute und morgen, und am dritten Tag werde ich vollendet sein“ (Lk 13,32).
Er sollte seinen Platz als vollkommener Urheber der Erlösung einnehmen, und der einzige Weg, wie Er als solcher vervollkommnet werden konnte, war durch seine Leiden. Ich sage es ehrfürchtig, dass die Vollkommenheit unseres gesegneten Herrn nichts mit unserer Erlösung zu tun haben konnte, außer dem Kreuz. Seine Vollkommenheit hätte unsere völlige Wertlosigkeit nur noch deutlicher hervorgehoben. Er hätte vielleicht dort aufsteigen können, wo Er vorher war, aber hätte Er es nicht durch den Weg des Kreuzes getan, wären wir immer noch in unseren Sünden gewesen. Aber der vollkommene Hauptmann der Erlösung hat die Erlösung so perfekt vollbracht, dass Er eine Hand auf den Thron Gottes und die andere auf den unreinen Sünder legen und ihn für „rein“ erklären kann.
Nun hat sich dieser vollkommene Herr der Erlösung in vollkommener und schöner Gnade mit seinem Volk identifiziert: „Denn beide, der, der heiligt, und die, die geheiligt werden, sind alle aus einem; darum schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen.“ Christus hat durch sein vollendetes Werk sein Volk für Gott ausgesondert. Das ist es, was Heiligung in diesem Brief in erster Linie bedeutet. Es bedeutet nicht das Werk des Geistes in unseren Herzen: – das ist die Heiligung des Geistes. Wir haben auch die Heiligung des Vaters, wie man sagen könnte, indem er uns in Christus vor Grundlegung der Welt auserwählt hat: – das wäre die Heiligung nach dem Vorsatz Gottes; aber die Heiligung, von der hier gesprochen wird, ist in erster Linie das Werk Christi, das uns für immer von Satan und Sünde befreit und uns vor Gott als sein losgekauftes Volk gestellt hat. Es liegt mir fern zu sagen, dass das Werk Christi in Bezug auf einen wahren Gläubigen jemals von dem inneren Werk des Geistes getrennt sein könnte. Es ist zu unterscheiden, aber nicht von ihm zu trennen.
„Denn sowohl der, der heiligt, als auch die, die geheiligt werden, sind alle aus einem.“ Hier ist ein weiteres Wunder der Gnade. Derjenige, der uns heiligt, und wir, die wir geheiligt werden – wir haben gerade von unserer Sünde und Schuld gesprochen, doch hier bringt er diese beiden zusammen, derjenige, der geheiligt hat, und die, die geheiligt werden, sind „alle aus einem“ – gehören zu einer Gesellschaft, zu einer Familie; oder, wie es von denen gesagt wurde, die hingebungsvolle Studenten des Wortes Gottes sind – sie sind „alle von einem Vater.“
Ich schrecke persönlich davor zurück, absolut zu erklären, dass ich glaube, dass das „eine“, von dem hier gesprochen wird, sich auf den Vater bezieht, denn das ist nicht das allgemeine Thema des Briefes; und doch gibt es keinen Zweifel, dass es eine starke Vermutung gibt, dass genau das die Bedeutung sein könnte, denn er spricht von ihnen als seinen Brüdern. Aber was auch immer die volle Bedeutung dieses Ausdrucks sein mag, „alle eines“, er spricht von unserer Identifikation mit Christus, der in unseren Zustand als der Hauptmann der Erlösung herabgestiegen ist, seinen Platz unter uns eingenommen hat und uns durch den Tod an den Platz gebracht hat, den er für uns gewonnen hat.
Deshalb schämt Er sich nicht, uns Brüder zu nennen, diesen Titel auf Seine gesegneten Lippen zu nehmen, der von den engsten und liebenswertesten Beziehungen spricht. Sie erinnern sich, dass unser seliger Herr, als er von den Toten auferstand, seine Jünger als seine Brüder bezeichnete. Er sagte zu Maria nach Seiner Auferstehung:
„Jesus spricht zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und meinem Gott und eurem Gott“ (Joh 20,17).
Sie bemerken, dass es hier heißt: „Er schämt sich nicht.“ Es ist ein Akt der unendlichen Herablassung. Es liegt uns fern, uns an Ihn zu wenden und zu sagen: „Er ist unser Bruder“, wie es das Volk des Herrn oft sagt, ohne ein zurückhaltendes Gefühl für Seine Größe, wenn sie vom Herrn Jesus als ihrem „Älteren Bruder“ sprechen. Nein; wenn Er in der Herablassung Seiner vollkommenen Gnade uns als Seine Brüder ansprechen kann, dann überlassen wir es Ihm, diese Sprache zu gebrauchen. Der Glaube steht immer mit unbeschuhten Füßen und beugt sein Herz in der Gegenwart der vollkommenen Gnade und der vollkommenen Liebe. Wir überlassen ihn dort, wo die Schrift ihn belässt.
Das Herz ist erfüllt vor Freude, wenn Er dieses Wort gebraucht, und wir beten Ihn an und danken Ihm für die Gnade, die sich herabgelassen hat, um uns Seine Brüder zu nennen, ja, die uns an diesen Ort der Nähe zu Seinem Gott und unserem Gott, Seinem Vater und dem unseren gebracht hat.
Es werden drei Schriftstellen zitiert, die ein vollkommenes Zeugnis dafür geben, indem sie zeigen, dass er das Recht hat, uns jetzt als seine Brüder zu bezeichnen.
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Die erste ist Psalm 22 entnommen: „Ich will Deinen Namen verkünden vor meinen Brüdern; mitten in der Versammlung will ich Dich preisen.“ Es ist ein wunderbarer Psalm. Der erste Teil beschäftigt sich mit dem Kreuz, an dem unser gesegneter Herr für uns zur Sünde gemacht wurde, und in der Tiefe Seiner Qual findet man Ihn von Gott verlassen, von den Menschen verfolgt, die Hunde kläffen ihren Hass und ihre Bosheit gegen Ihn heraus, Seine Hände und Füße sind durchbohrt, als Er ans Kreuz genagelt wird; und doch hören wir Ihn mitten in all dem, nachdem die Wolke des göttlichen Zorns vorübergezogen ist, sagen, dass Gott Ihn aus den Hörnern des Einhorns erhört hat. Und so stirbt Er. Nachdem Er das Werk der Erlösung vollendet hat, indem Er seinen Geist dem Vater übergibt, finden Sie einen gesegneten Kontrast. Es ist nicht mehr einer, der verlassen ist, auch nicht einer, der zu Gott geschrien hat und von den Hörnern des Einhorns erhört wurde, sondern eine starke, süße, mächtige Stimme, die das Lob Gottes inmitten derer verkündet, die er seine Brüder nennt: „Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden; inmitten der Versammlung will ich dich preisen.“
Es ist unser glückliches Vorrecht als Priester, Gott Lob zu singen, Ihm Anbetung und Dank darzubringen, aber ist es nicht wundersam, zuallererst auf Ihn zu hören, der der Priester und Psalmist ist, dessen Thema immer, wie hier auf Erden, der Name des Vaters und die Herrlichkeit des Vaters ist: „Ich habe ihnen Deinen Namen verkündet und werde ihn verkündigen, damit die Liebe, mit der Du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen.“
Hören Sie, wie Er, der auferstandene Herr, inmitten derer, die Er nun als Seine Brüder besitzen kann, die Herrlichkeit des Namens Gottes verkündet und dann Seine eigene hochpriesterliche, mächtige Stimme erhebt und den Lobpreis Seines Volkes in aller Freude jubelnder Anbetung anführt, Sein Herz ausschüttet, indem Er den Lobpreis Seines Volkes in Anbetung und in Danksagung an Gott anführt, der über allem ist, gesegnet für immer.
Was für eine Verbindung, was für eine wunderbare Schriftstelle, die uns unsere Verbindung mit Ihm zeigt! Welch erstaunliche Gnade – wir sind verbunden mit einem, der Gott lobt und unseren Lobpreis anführt! -
Dann gibt es noch zwei weitere Bibelstellen, die aus dem Propheten Jesaja stammen. Die zweite lautet: „Ich will mein Vertrauen auf ihn setzen“ (Jes 8,17). Die erste unterstreicht unsere Beziehung, Christus nennt uns seine Brüder. Die zweite zeigt, dass es der vollkommene Mensch ist, der so spricht, Er, der der vollkommene Mensch des Glaubens war. Sie finden im achten Kapitel von Jesaja, dass der Prophet ein Typus von Christus ist, inmitten des Verderbens, als der Unglaube des Königs Ahas den Einbruch der Assyrer über das Land Israel erzwang. Das Land Israel befand sich in einem Zustand des Abfalls und das ganze Land Immanuels sollte vom Feind, der wie eine Flut hereinkommt, überwältigt werden. „Darum will ich auf den Herrn harren“, sagt der Prophet (wie es in der griechischen Version von Jesaja heißt). Der Glaube – der die Absichten Gottes erkennt, wie sie dem ungläubigen König Ahas gezeigt wurden: „Siehe, eine Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, und sie wird seinen Namen Immanuel nennen“ – der Glaube kann dem Verderben ruhig ins Gesicht sehen, und wenn der Feind wie eine „überwältigende Flut“ hereinkommt, sagt er: „Ich will auf den Herrn vertrauen“, und er sieht, dass der Geist des Herrn eine Fahne gegen ihn erheben wird. So ist es auch mit unserem Herrn Jesus, der immer der vollkommene Mensch des Glaubens auf Erden war.
Der sechzehnte Psalm stellt Ihn auf diese wunderbare Weise vor, als den Führer des Glaubens. Dort findet man Ihn, wie Er erklärt, dass seine Güte sich nicht auf Gott erstreckt; nicht von der göttlichen Herrlichkeit, sondern von dem Ort des Dienstes, von dem Er hier spricht: „Meine Güte erstreckt sich nicht auf Dich, sondern auf die Heiligen, die auf Erden sind, und auf die Vortrefflichen, an denen alle meine Wonne ist.“ Seine Wonne galt den Ausgezeichneten der Erde, den Frommen in Israel, die durch das Bekenntnis der Sünde ihre Herzen für Gottes Gnade geöffnet hatten. Dann fährt Er in diesem Psalm fort, sich von jeder Form von Gottlosigkeit zu trennen. Da er einfach auf Gott vertraut, der sein Anteil und sein Kelch ist, kann er ruhig dem Tod entgegensehen und sagen: „Du wirst meine Seele nicht in der Hölle lassen, noch wirst du zulassen, dass dein Heiliger die Verwesung sieht.“ Es ist der Glaube durch und durch; und der Glaube, den Christus hatte, ist unser Vorrecht, ihn auch zu haben, wenn wir durch diese Welt gehen Er war ein Mann des Glaubens als ein Führer für uns.
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Dann betont die dritte Schriftstelle Seine Beziehung zu Seinem Volk: „Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat“ (Jes 8,18). Auch das ist ein Zitat aus dem achten Buch Jesaja und betont die Tatsache, dass Er sich nicht schämt, uns Brüder zu nennen. Was für eine kostbare Würde wird uns damit verliehen! Wir sind eins mit Ihm, unser gesegneter Herr nennt uns seine Brüder; und wir haben diese drei Schriftstellen, die zeigen, dass Er das Recht hatte, das zu tun!
Die Kinder waren aus Fleisch und Blut, das heißt, sie waren wirklich Menschen. Ich mache Sie hier auf einen Unterschied im Ausdruck aufmerksam, der auf das hinweist, was im Original steht. Die Kinder sind Teilhaber – das heißt, sie gehören zur Ordnung von Fleisch und Blut; sie sind einfache Menschen. Er wurde auch vollkommen Mensch. Das Wort legt jedoch nahe, dass Er von außen, in der Gnade, dazukam: „Auch Er selbst nahm Anteil an demselben.“ Er kam in die Sphäre der Menschheit. Natürlich außerhalb der Sünde, aber Er nahm teil, verband sich mit dem Menschen. Er ergriff nicht die Engel, sondern den Samen Abrahams, alle, die durch den Glauben der geistliche Same Abrahams sind; obwohl der Apostel, da er sich an die Hebräer wandte, durchaus meinen könnte, dass unser Herr dem Fleisch nach aus dem Stamme Abrahams stammt. Er ist in jenen Zustand gekommen, in dem er den Menschen ergreifen kann.
Warum ist Er gekommen? Hier sehen wir, dass es in einem anderen Zusammenhang deutlich wird: „Damit er durch den Tod den vernichte“ (oder aufhebe), „der die Macht des Todes hat, nämlich den Teufel, und die erlöse, die durch Furcht vor dem Tod ihr Leben lang in Knechtschaft waren.“
Hier haben wir die Befreiung des Volkes Christi durch seinen Tod von aller Macht des Satans. Satan hatte die richterliche Macht des Todes. Die bekam er dadurch, dass der Mensch in Eden absichtlich sein Wort statt das Gottes nahm. „Das Weib wurde verführt und war in der Übertretung“, und der Mann nahm bewusst und mit offenen Augen alle Folgen der Herrschaft der Schlange in Kauf. „Da nun durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde“, wurde Satan auf diese Weise der Fürst und Gott dieser Welt und hatte die Macht über den Tod. Der Tod war also die gerichtliche Verhängung Gottes über den Menschen, und Satan war damit in einer Weise verbunden, dass die Schrift sagt, er habe die Macht oder Autorität des Todes. Satan war auf diese Weise der Vollstrecker von Gottes Gericht über den Menschen. Und wie hat er seine Autorität genutzt! Wie hat er die Angst vor dem Tod über die Köpfe der Menschen gehalten! Wie hat er sie in Angst und Schrecken versetzt, hat sie leiden lassen, hat ihre Religion in Aberglauben verwandelt, hat sie durch die Angst vor dem Tod zu unglaublichen Grausamkeiten getrieben! Satan ist der Herr über die Religion der Menschen, und du wirst feststellen, dass das meiste davon von der Angst vor dem Tod diktiert wird.
Aber jetzt ist Christus gekommen und hat von der Angst vor dem Tod befreit. Wie? Indem er selbst gestorben ist, ist er zum Zerstörer des Todes geworden, hat ihm den Stachel und die Furcht genommen und so alle befreit, die durch die Furcht vor dem Tod in Knechtschaft waren. Für den Gläubigen ist die Angst vor dem Tod nun weg; er ist wirklich nur noch Schlaf. Könnten Sie sich ruhig hinlegen mit der Gewissheit, dass Sie nie wieder aufwachen und in die Ewigkeit eingehen werden? Hat das Werk Christi jede Angst vor dem Tod so wirksam von Ihnen genommen, dass Sie das tun könnten? Dafür ist Er gekommen.
Unser gesegneter Herr ist gekommen und hat die Macht des starken Mannes gebrochen; ein Stärkerer als Satan ist gekommen und hat ihm die Rüstung weggenommen, auf die er vertraute; der Mensch ist frei geworden.
Der natürliche Mensch fürchtet den Tod, denn „es ist dem Menschen bestimmt, einmal zu sterben, und nach dem Tod das Gericht.“ Ein mutiger Mensch mag den physischen Tod nicht fürchten; aber es gibt keinen Menschen, der so mutig ist, dass er an das Gericht des allmächtigen Gottes denken kann, ohne zu zittern. Es ist das Gericht nach dem Tod, das „aus uns allen Feiglinge macht“. Und es ist dieses Gericht, das unser Herr in seinem Tod trug und damit seinen Fluch von uns nahm.
Anstelle unseres Feindes, „des Königs des Schreckens“, ist der Tod unser Diener geworden, um die Tür zur Gegenwart unseres Herrn zu öffnen, um die süße Gemeinschaft mit Ihm zu genießen, während wir auf die Auferstehung des Leibes warten. Sogar sein eigenes Volk in alttestamentlichen Zeiten war mehr oder weniger in Knechtschaft. Seien Sie Zeuge des Gebets von Hiskia, als die Botschaft kam: „So spricht der Herr: Bringe dein Haus in Ordnung; denn du wirst sterben und nicht leben.“ Bezeugen Sie, was er sagt, als er sich flehentlich an Gott wendet: „Gedenke nun, Herr, ich flehe dich an, wie ich vor dir gewandelt bin in Wahrheit und mit reinem Herzen und getan habe, was gut ist in deinen Augen. Und Hiskia weinte heftig.“ Er fleht und schreit zu Gott, dass er verschont werden möge, er war in gewissem Sinne in Knechtschaft. Wie vollkommen hat unser gesegneter Herr Jesus diejenigen befreit, die ihr ganzes Leben lang in Knechtschaft waren! Lasst uns Ihn in der Tat dafür preisen.
In den beiden letzten Versen haben wir die dritte Wahrheit, die hervorgehoben wird: unser Herr ist durch den Tod gegangen, „damit er ein barmherziger und treuer Hoherpriester in Sachen Gottes sei, um für die Sünden des Volkes Sühne zu leisten. Denn da er selbst gelitten hat, indem er versucht wurde, ist er fähig, denen zu helfen, die versucht werden.“ Ich möchte Sie hier nur auf den sechzehnten Teil des Buches Levitikus verweisen, wo Sie finden, dass der Hohepriester in das Allerheiligste ging und das Blut einmal an den Gnadentisch und siebenmal davor sprengte. Wenn er dann herauskam, konnte er den Segen über das Volk aussprechen; obwohl es versagt und gesündigt hatte, konnte Gott unter ihnen wohnen, wegen des Blutes der Versöhnung, das auf und vor dem Gnadentisch war.
So ist Christus, „ein barmherziger und treuer Hoherpriester“, in die Gegenwart Gottes eingegangen, nicht „durch das Blut von Böcken und Kälbern, sondern durch sein eigenes Blut, ... und hat die ewige Erlösung erworben.“ Das ist sein treues Werk als Hoher Priester. Dann haben wir Ihn auch als Führer und Hauptmann unseres Heils, der fähig ist, seinem versuchten Volk beizustehen; denn Er weiß aus Erfahrung, was äußere Versuchung ist. Satan bedrängte unseren Herrn mit jeder Form der Versuchung: Er wurde versucht, seine göttliche Macht zu zeigen, indem er die Steine zu Brot machte, und so an Gottes Fürsorge und Güte zu zweifeln; Er wurde versucht, sich diese Güte anzumaßen, indem Er sich aus dem Tempel stürzte; Er wurde mit allen Reichen dieser Welt und ihrer Macht versucht, wenn Er nur dem Satan huldigen würde; aber in all dem und in jedem Punkt wies Er den Satan durch das Wort Gottes zurück.
Wie wandte sich unser seliger Herr von allen solchen Versuchungen ab! Er litt; Er würde lieber auf Seinem bescheidenen Weg der Verwerfung weitergehen, missverstanden, abgelehnt, widerstanden, und schließlich bis zum Kreuz selbst, als alle Reiche und Herrlichkeiten dieser Welt aus der Hand Satans anzunehmen.
Sind Sie heute in Versuchung geraten? ist Ihnen irgendein armer, elender kleiner Gott dieser Welt vor die Nase gehalten worden? haben Sie danach gegriffen und der Versuchung nachgegeben? sind Sie versucht, der Versuchung nachzugeben? Schauen Sie auf den gesegneten Einen, der in Seinem ganzen Leben hier immer alles abgelehnt hat, was nicht von Seinem Vater gegeben wurde, und Sie sehen das vollkommene Beispiel und Einen, der die Macht hat, uns zu helfen, wann immer wir versucht werden. So kommt Er als barmherziger Priester Seinem schwachen Volk zu Hilfe – barmherzig uns gegenüber, treu Gott gegenüber.
Unser Herr hat nicht nur – in der Sprache des Vorbildes – das Blut im Heiligtum gesprengt, sondern Er ist auch herausgekommen, um Seine Arme um Sein versuchtes, schwaches, irrendes Volk zu legen, um uns auf unserem ganzen Pilgerweg zu unterstützen.
Hier haben wir in einem kleinen Maß den Sohn des Menschen vor uns. Gibt es hier nicht genug, um uns mit Freude und Entzücken zu erfüllen, wenn wir auf Ihn, den Hohenpriester Gottes dort droben, schauen und unsere Herzen in Anbetung vor Ihm beugen?