Vorträge über den Kolosserbrief
Kolosser 3,1-11
„Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist; denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit.
Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Hurerei, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht, die Götzendienst ist, um derentwillen der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams kommt; unter denen auch ihr einst gewandelt seid, als ihr in diesen Dingen lebtet. Jetzt aber legt auch ihr das alles ab: Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, schändliches Reden aus eurem Mund. Belügt einander nicht, da ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bild dessen, der ihn erschaffen hat; wo nicht ist Grieche und Jude, Beschneidung und Unbeschnittensein, Barbar, Skythe, Sklave, Freier, sondern Christus alles und in allen“ (Kol 3,1–11).
Aus dem in den beiden vorangegangenen Kapiteln bereits behandelten Grund haben wir entnommen, dass Christus als Haupt des Leibes, zu dem wir gehören, für jedes Glied alle Mittel bereithält, um uns zu befähigen, für ihn in dieser Welt zu wirken. Als Heiden, in denen Christus Gestalt annehmen möchte, sind wir in der Lage, jetzt in dieser Welt Gott wohlgefällig zu leben. Dann haben wir in Kolosser 2 viele Dinge gesehen, die wir vermeiden müssen, Dinge, die uns im Dienst für Gott nicht weiterhelfen. Nun kommen wir zur positiven Seite dessen, wozu wir berufen sind, und lesen wieder von anderen Dingen, die wir meiden müssen. Das Kapitel beginnt mit der Darstellung der objektiven Sphäre, in der Christus in der Herrlichkeit ist, und unserer Verbindung mit ihm dort als Auferstandene, und fährt dann fort zu zeigen, dass, nachdem wir den alten Menschen abgelegt und den neuen Menschen angezogen haben, die Züge Christi in jedem von uns zum Vorschein kommen.
Ich nehme an, die Bedeutung dieses „wenn“ ist: „Da dies so ist“, deshalb sucht die Dinge, die droben sind. Wir sehen hier das Gegenstück zu dem, dass wir mit Christus gestorben sind. Jetzt heißt es, dass wir mit Ihm auferweckt werden. Ich nehme an, dass das eine die Folge des anderen ist.
Wir haben bereits in Kolosser 2 festgestellt, dass wir sowohl auferweckt als auch lebendig gemacht werden sollen. Wir haben nicht nur einen Platz in dieser Sphäre mit Christus als auferweckt, wir haben auch die Kraft, darin zu leben – wir sind belebt worden. Es ist eine neue Sphäre des Lebens, ganz in Verbindung mit Christus in der Herrlichkeit. Es ist gut zu bemerken, dass es heißt, wir seien zusammen mit Christus lebendig gemacht worden. Gott hat uns nicht nur zum Leben erweckt, sondern wir leben in Beziehung zu Christus und keineswegs davon losgelöst.
Können wir diese „Dinge, die droben sind“ definieren?
Was diese Dinge charakterisiert, ist, dass sie mit Christus zur Rechten Gottes sind. Wir sollen sie suchen und unsere Gedanken auf sie gerichtet haben. Dazu gehört eine echte Herzensübung nach dem reichhaltigen Dienst in den vorherigen Kapiteln. Diese Dinge sollen für uns attraktiv werden, denn wir suchen nicht nach Dingen, die für uns nicht attraktiv sind. In den Psalm lesen wir:
„Eins habe ich von dem HERRN erbeten, danach will ich trachten: zu wohnen im Haus des HERRN alle Tage meines Lebens, um anzuschauen die Lieblichkeit des HERRN und nach ihm zu forschen in seinem Tempel“ (Ps 27,4).
Es reicht nicht aus, sich diese Dinge zu wünschen – wir müssen nach ihnen trachten. Es scheint, dass, wenn wir die Dinge oben suchen würden, der Geist freier wäre, sie uns zu offenbaren, denn all diese Dinge, obwohl sie als die Tiefen Gottes bezeichnet werden, stehen in Beziehung zu einem Menschen, der zur Rechten Gottes ist.
Eine völlig neue Ordnung der Dinge ist entstanden, die jetzt den Heiligen zur Verfügung steht, und Christus in der Herrlichkeit ist das Zentrum davon. Diese Dinge konnten nicht hervortreten, während Er in dieser Welt lebte. Aber nach Seinem Tod, Seiner Auferstehung und Seiner Himmelfahrt ist der ganze Bereich dieser geistlichen Segnungen für uns eröffnet. Wir werden hier ermahnt, gerade danach uns auszustrecken.
Es gab viele Dinge, die der Herr zu seinen Jüngern sagte, über die sie nicht sprechen sollten, bis Er von den Toten auferstanden war. Sie mussten warten, bis der Geist gekommen war und die richtige Darstellung dessen, was Er gegeben hatte, ihnen bekannt werden würde. Jetzt ist unser Leben mit Christus in Gott verborgen und diese Dinge sind öffentlich nicht bekannt. Sie können nur in einem Bereich bekannt werden, in dem wir in Verbindung mit Ihm sind, als solche, die wie am Anfang des Kapitels erwähnt, „mit Christus auferstanden“ sind.
Was ist die Kraft dieses Ausdrucks zur Rechten Gottes?
Im Hebräerbrief wird vier Mal von dem Herrn gesagt, dass Er „zur Rechten“ sitzt:
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In Heb 1 hat Er sich „zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt“.
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In Heb 8 heißt es „zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln“.
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In Heb 10 ist es „zur Rechten Gottes“, und
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in Heb 12 „zur Rechten des Thrones Gottes“.
Wenn Seine persönliche Herrlichkeit in Hebräer 1 und Hebräer 10 vor den Blicken steht, ist es die rechte Hand Gottes, während Er als Priester und Überwinder zur rechten Hand des Thrones ist. Es verstärkt das Gesagte, dass der Mensch in der Herrlichkeit in seiner Person Gott ist.
„Zu welchem von den Engeln hat Er jemals gesagt: Setze dich zu meiner Rechten?“ (Heb 1,13). Wir sprachen gestern über die Anbetung von Engeln, aber dieser Vers schließt einen solchen Gedanken aus. Als unser Herr vor dem Hohen Rat stand, sagte Er: „Danach werdet ihr den Sohn des Menschen zur Rechten der Macht sitzen sehen“ (Mt 26,64). Das bedeutete, dass Er der Sohn Gottes war. Es ist der Ort der Macht, aber auch ein eindrucksvolles Zeugnis für die Herrlichkeit Seiner Person.
Ich verstehe, dass Sein Sitzen zur Rechten Gottes zeigen soll, dass Er als Gleicher mit Gott alles zum Wohlgefallen Gottes ausführen wird, und dieser Platz ist einzigartig für Christus in seiner Menschkeit. Es wird gesagt, dass wir mit Christus in den himmlischen Örtern sitzen werden, aber es heißt nie, dass wir zur Rechten Gottes sein werden.
Können wir diese Dinge, die droben sind, unsere eigenen geistlichen Segnungen nennen, die wir in Christus haben?
Daran zweifle ich nicht. Im Epheserbrief wird gesagt, dass wir mit ihnen in den himmlischen Örtern in Christus gesegnet sind. Hier am Anfang des Kapitels wird uns gesagt, dass wir sie suchen sollen, während wir noch auf der Erde sind, aber mit Christus in der Auferstehung in der Kraft eines neuen Lebens verbunden sind.
Was bedeutet der Ausdruck „der Christus“?
Einige haben behauptet, dass „der Christus“ immer ein Titel ist, aber wir finden eine wichtige Anmerkung zu diesem Thema in 2. Korinther 1. Wir sehen dort, dass der Ausdruck nicht immer ein Titel und auch nicht immer ein Name ist. Wir haben das gesalbte Gefäß in 1. Korinther 12,12 als den Leib verstanden.
„Sitzen“ deutet auf etwas Vollendetes hin, wie wir es aus dem Hebräerbrief kennen, und Er sitzt dort, um alles zum Wohlgefallen Gottes ins Leben zu rufen.
Die Dinge, die droben sind, stehen offensichtlich im Gegensatz zu den Dingen auf der Erde. Es gibt einen Unterschied zwischen den weltlichen Dingen und den irdischen Dingen, und es kann sein, dass wir von den irdischen Dingen mehr bedroht sind als von den weltlichen Dingen.
Das war es, was dem Apostel die Tränen in die Augen trieb, als er uns im Philipperbrief von denen erzählt, „die auf das Irdische sinnen“ (Phil 3,19), und er sagt von ihnen nicht, dass sie Feinde Christi waren, sondern Feinde des Kreuzes Christi.
Dreimal haben wir im Johannesevangelium aufgezeichnet, dass der Herr davon sprach, erhöht zu werden, aber erst in Johannes 12 werden diese bedeutsamen Worte hinzugefügt, „und werde alle Menschen zu mir ziehen“. Er wird „von der Erde erhöht“; Er hat die Erde verlassen und wir sollen die Erde in unserer Zuneigung verlassen, um zu Ihm hingezogen zu werden. Zuerst suchen wir diese Dinge, dann richten wir unseren Geist auf sie; wir gehen ihnen nach, um sie auf uns einwirken zu lassen.
Würde es uns nicht prüfen, ob wir von irdischen oder himmlischen Dingen sprechen, wenn wir einander begegnen?
Wir haben eine hilfreiche Illustration dafür in den beiden Jüngern, die nach Emmaus gehen. Das Thema ihres Gesprächs war Er selbst. Als Er sie fragte, über welche Dinge sie sprachen, sagten sie: „Über Jesus“. Obwohl sie enttäuscht waren, war das Thema ihres Gesprächs Jesus. Dann erweitert er das, indem Er ihnen etwas mehr gibt – die Erkenntnis, dass Christus auferstanden ist.
Der Bereich des Lebens in Kolosser 3 wurde bereits erwähnt. Wir sind in unseren Seelen belebt worden, wie in Kolosser 2 gesehen, aber hier heißt es „euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott“. Ich denke, es ist wichtig, diese objektive Seite des Lebens zu erfassen, denn das Leben, das wir in unseren Seelen haben, wird in der Sphäre gelebt, in der Christus ist.
Sagen wir etwas über den Satz: „Ihr seid gestorben“, und was es mit „euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott“ auf sich hat.
Wir haben dieses Leben, während wir auf der Erde sind, aber es ist uns nicht für die Erde gegeben. Soweit es unsere geistliche Geschichte betrifft, sind wir für die Dinge hier tot, und wir leben dieses neue Leben an dem Ort, wo Christus ist, ein Leben, von dem gesagt wird, es sei „verborgen mit Christus in Gott“.
Dieses Thema wird in Kolosser 2 aufgegriffen. In Bezug auf unsere Taufe bekennen wir, dass wir gestorben sind. Zweifellos ist das in den Gedanken Gottes wahr, aber wir bekennen es in der Taufe. Das ist eine eindeutige Aussage, die wir akzeptieren müssen. Gott selbst hat es durch den Tod Christi herbeigeführt. Wenn es behauptet wird, dass wir auferstanden sind, dann müssen wir gestorben sein. Man kann fragen: Gestorben, wofür? Gestorben für alles, was nicht mit Christus in der Herrlichkeit verbunden werden konnte.
Dies scheint die absolutste Aussage zu diesem Thema im Neuen Testament zu sein. In Römer 6 werden wir ermahnt, uns für tot zu halten. Paulus sagte, er trage ständig das Sterben Jesu in seinem Leib; aber hier wird gesagt, dass wir gestorben sind, als eine absolute Aussage.
Vor wem ist dieses Leben verborgen?
Vor den Menschen dieser Welt. Vor uns ist es nicht verborgen, denn es heißt „euer Leben“. Wir bewahren nur die Tatsache, dass es unser geistliches Leben ist als die Frucht dessen, was Gott bewirkt hat. „Wenn ihr nun mit Christus auferstanden seid“, das heißt, in der Wirkung Gottes, der uns mit Christus verbindet.
Es wurde gesagt, was unseren Körper betrifft, sind wir noch in Ägypten, was unsere Erfahrung betrifft, sind wir in der Wüste, aber durch den Glauben sind wir im Land.
Auf welches Leben bezog sich der Apostel Paulus, als er sagte: „Das Leben, das ich jetzt im Fleisch lebe, lebe ich durch den Glauben an den Sohn Gottes“ (Gal 2,20)?
Ich denke, es war dieses Leben, das sich in der Praxis zeigte. Er lebte nicht mehr für sich selbst, sondern lebte für und mit Christus in diesem neuen Lebensimpuls, den er vom Sohn Gottes empfangen hatte. Zweifellos steht er im Galaterbrief im Gegensatz zu dem Versuch, nach dem Gesetz zu leben; er lebte durch den Glauben des Sohnes Gottes, was zweifellos auf das Christentum in seiner Kraft hinweist.
Es gibt nur ein geistliches Leben, egal welchen Namen man ihm gibt. Manchmal wird es ewiges Leben genannt, aber es gibt nur eine Art von geistlichem Leben in unseren Seelen.
Wir haben hier eine Definition für dieses Leben: „Christus, der unser Leben ist“.
Wäre nicht Joas, als er sich im Tempel versteckte, ein Bild dafür? Treue Herzen in Israel wussten dort von Ihm und verneigten sich dort vor Ihm im Hinblick auf den Tag, an dem Er hervorkommen und seinen rechtmäßigen Platz auf dem Thron einnehmen würde. So wie Joas letztendlich manifestiert wurde, so wird es auch mit Christus sein. Man konnte sich kaum vorstellen, dass eine Gemeinschaft zwischen den Anhängern von Athalja und denen von Joas möglich sein würde. So ist es auch heute.
Das Leben ist geprägt von Beziehungen, Zuneigungen und Genüssen. Wenn also unser Leben mit Christus in Gott verborgen ist, sind alle unsere Beziehungen, Zuneigungen und Freuden dort.
Im Johannesevangelium heißt es: „Wer an den Sohn glaubt, hat ewige Leben“ (Joh 3,36). Ist dies ein anderer Aspekt dieses Lebens?
Es gibt nur eine Quelle des Lebens und eine Kraft des Lebens in unseren Seelen, was auch immer die verschiedenen Merkmale dieses Lebens sein mögen. Hier wird es in der neuen Sphäre der Dinge gelebt, die durch die Auferstehung Christi ihren Anfang hat. Das ewige Leben wird in der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn gelebt. Dasselbe Leben, aber auf zwei verschiedene Arten betrachtet. Zweifellos geht die Entwicklung in diesem Leben weiter, aber es war im Keim von Anfang an in unserer neuen Geschichte mit Gott vorhanden.
Ist es das, wovon der Apostel spricht, wenn er das ewige Leben festhält?
Ja! Denn die korrekte Wiedergabe dieses Satzes lautet:
„Indem sie sich selbst eine gute Grundlage für die Zukunft sammeln, damit sie das wirkliche Leben ergreifen“ (1. Tim 6,19).
Das Leben in dieser Welt ist nicht wirklich Leben. Das ist deshalb so, weil es wird in den Dingen gelebt wird, die nicht im Tod enden werden.
Wenn von „eurem Leben“ die Rede ist, also von dem, was wir besitzen, dann ist das eine verborgene Sache. Wenn es als „Christus, der unser Leben ist“ definiert wird, hat es die Darstellung im Blick. Der Tag kommt, an dem sich in der kommenden Welt zeigen wird, dass das Leben, das wir jetzt gelebt haben, genau das Leben ist, das dann zu sehen sein wird.
Wenn wir das Wort „Euer Leben ist verborgen in dem Christus“ annehmen, werden wir nicht nach Berühmtheit in dieser Welt streben, ihre Anerkennungen werden uns nicht ansprechen.
Wir wollen niemanden verletzen, aber all diese Dinge werden wir meiden, wenn wir wirklich der Tatsache treu sind, dass unser Leben mit Christus verborgen ist. Wir leben entweder für den Himmel oder für die Erde; es muss das eine oder das andere sein. Wir müssen uns klarmachen, dass wir nicht für beide Welten leben können. Ich kann versuchen, Sie davon zu überzeugen, dass ich es kann, aber die Tatsache ist, dass ich es nicht kann. Ich kann nicht meine Zeit damit verbringen, auf Räten und dergleichen zu sitzen und dann zu den Versammlungen zu kommen und zu beginnen, die Wahrheit des Geheimnisses zu öffnen. Ich werde nicht die Zeit oder die Neigung haben, diese Wahrheit zu würdigen.
Gelten diese eindeutigen Aussagen für jedes Kind Gottes?
Ja, in der Tat! Sie werden gesagt, um unsere Herzen zu ermutigen, so dass wir danach streben können, diese Dinge zu genießen, die droben sind. Wenn ich mich auf natürliche Weise dazu bewegen könnte, bräuchte ich nicht die Ermahnung, danach zu suchen.
Dann kommt die andere Seite: „So tötet nun eure Glieder, die auf Erden sind“. Das Leben dort und mein altes Leben hier können nicht zusammen weitergehen.
Da es für mich gilt, dass ich den Dingen hier gestorben bin, suche ich nun, meine Glieder in Bezug auf mein früheres Leben zu verurteilen. Gott hat mir das Recht gegeben, in dieser neuen Sphäre zu leben, und in Anerkennung dessen suche ich, der Sphäre des alten zu sterben, denn ich kann das alte Leben leben, wenn ich es nicht verurteile. Stellen wir uns dieser Sache wirklich. Wir werden niemals frei von diesen potentiellen Gefahren sein, solange wir hier sind, deshalb brauchen wir diese Warnung. Was sollen wir dann tun? Gott hat gesagt, dass wir gestorben sind, aber hier sind wir als Männer und Frauen in dieser Szene, und es gibt bestimmte Gewohnheiten, die für uns aufgezählt werden, von denen wir niemals sagen können, dass wir frei davon sind. Der Punkt ist, dass wir diese Dinge, wenn sie sich uns präsentieren, schon bei ihrer Entstehung verurteilen sollen.
Wir sprachen am Anfang von der objektiven Sphäre dieses Lebens; jetzt kommt in diesen Versen die subjektive Antwort.
Kommt Gilgal hier vor?
Ja, das tut es. Durch die Beschneidung wird die Schmach Ägyptens beseitigt. Ich erinnere mich, dass ein Bruder das einmal sehr einfach erklärt hat. Er sagte, als er nach einem bestimmten Bruder fragte, der in der Versammlung saß, wurde ihm gesagt: „Wenn du diesen Mann vor seiner Bekehrung gekannt hättest, würdest du ihn jetzt nicht wieder erkennen. Er war ein Trunkenbold usw... Jetzt, wo er so fröhlich in der Versammlung saß, waren all diese früheren Kennzeichen verschwunden. Die Schmach Ägyptens war von ihm abgewälzt worden, denn er war praktisch von seinem alten Leben beschnitten. Sehen die Menschen, die mit uns in der gleichen Stadt leben, dass auch wir nicht von den Dingen gezeichnet sind, die die Menschen dieser Welt kennzeichnen? Solche Dinge sollten in der Abtötung untergehen. „In denen auch ihr eine Zeitlang gewandelt seid, als ihr in ihnen lebtet“. Nicht jetzt! Dieser Vers steht in der Vergangenheitsform.
Erklären Sie bitte die Aussage „Habsucht, die Götzendienst ist“! Sie wird so oft in der Heiligen Schrift verurteilt.
Soweit ich es verstehe, bedeutet Habsucht, dem Verlangen nach etwas, das Gott uns nicht gegeben hat, den ersten Platz in unserem Herzen einzuräumen. So nimmt es den Platz in unseren Zuneigungen ein, die nur Gott gehören, und wird so zu einem Götzen. Was auch immer Gott in unserer Zuneigung verdrängt, ist ein Götze. Wir mögen bestimmte Dinge in diesem Leben begehren, von denen wir denken, dass sie gut für uns wären, aber sie zu begehren führt dazu, dass wir alles aufgeben, um sie zu bekommen, und sie werden dann zu Götzen.
Das ist eine gute Beschreibung von Götzendienst – etwas, das Gott in unseren Zuneigungen verdrängt – und das ist es, wozu die Habsucht führt.
Was wäre der Unterschied zwischen Töten (Vers 5) und Ablegen (Vers 8)?
Das Abtöten bezieht sich auf die Glieder unseres Körpers, während das Ablegen sich auf das bezieht, was wir sind, wie wir durch den alten Menschen charakterisiert werden, wie wir lesen, „da ihr den alten Menschen mit seinen Taten abgelegt habt“. Ich kann die Dinge, die äußerlich böse sind, ablegen, ohne die Dinge abzulegen, die noch in mir schlummern – den alten Menschen. Ich kann sie nicht abtöten, aber ich kann sie ablegen.
Dieses Abtöten ist wirklich eine gewaltsame Sache – ein Abtöten. Wie wirkt es sich in uns aus?
Angenommen, ich habe eine dringende Versuchung in Bezug auf etwas, das mich anspricht, und ich würde mich dem natürlich hingeben, weil es mich anspricht, dann würde es Gewalt gegen mich selbst bedeuten, es abzulehnen. Ich denke, Petrus hat das im Sinn, wenn er sagt:
„Da nun Christus für uns im Fleisch gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit demselben Sinn; denn wer im Fleisch gelitten hat, ruht von der Sünde“ (1. Pet 4,1).
Wir wissen nicht immer, was andere erleiden, wenn wir bestimmte Dinge bewusst meiden.
„Macht euch zu scharfen Messern“ war das Wort Gottes an Israel in Gilgal. Nicht einer von uns weiß, was das Geheimnis eines anderen ist. Der Beweis, dass wir uns dieser Übung mit Gott gestellt haben, zeigt sich, wenn die Merkmale des neuen Menschen zum Vorschein kommen.
Würde diese Wahrheit des Ablegens des alten Menschen und des Anlegens des neuen Menschen in Elia und Elisa veranschaulicht werden?
Ja, in der Tat! Die Söhne der Propheten sagten von Elisa: „Der Geist des Elia ruht auf Elisa“ (2. Kön 2,15). Er hatte seine eigenen Gewänder zerrissen und das Gewand des Elia angenommen. Er hatte keine Verwendung mehr für das alte Gewand.
Dann heißt es: „Belügt einander nicht“. Wir erzählen Lügen über Dinge, die wir getan haben und für die wir uns zu sehr schämen, sie zuzugeben. Wenn wir die Dinge tun, die wir tun sollten, werden wir nie in Versuchung kommen, eine Lüge zu erzählen. Beachten wir den Platz, den die Zunge in dieser Liste einnimmt. Wie wir wissen, sagt uns Jakobus, wie viel Böses sie verursachen kann. Es ist ziemlich demütigend, zugeben zu müssen, dass all diese Dinge in mir sind, und wenn ich nicht wachsam bin, werden sie sich bald zeigen.
Wie können wir sie abtöten?
Sucht nach den Dingen, die oben sind! Nur so haben wir die Kraft dazu. Wenn unsere Gedanken jemals auf diese Dinge gerichtet sind, sagen wir instinktiv: „Das wird keine Hilfe sein“, und wir verurteilen das. Wenn wir nicht von der Anziehungskraft dieser besseren Sphäre beherrscht werden, werden wir nicht einmal den Wunsch haben, sie abzulegen, geschweige denn die Kraft dazu.
Wenn wir unser Herz mit den Dingen, die droben sind, erfüllt haben, werden wir nicht fürchten, dass irgendetwas von diesen Dingen herauskommt.
All diese negativen Dinge werden in dem alten Menschen zusammengefasst. Dieser Begriff wird verwendet, um eine vollständige Darstellung jeder bösen Eigenschaft zu geben, zu der der gefallene Mensch fähig ist. Wenn wir alle bösen Dinge in ihrer Gesamtheit zusammentragen könnten, würden wir eine Personifizierung dieses Menschen sehen, und wir würden rufen: „Weg mit diesem Menschen, es ist nicht angemessen, dass er lebt!“
Genau das hat Gott getan, als Er Ihn mit Christus gekreuzigt hat. Nun heißt es, dass wir ihn abgetan haben. In Kolosser 1, wo es heißt, dass wir der Wahrheit des Evangeliums geglaubt haben, haben wir den alten Menschen durch den Glauben abgelegt. In Kolosser 2, wo es heißt, dass wir den Leib des Fleisches abgelegt haben, haben wir den alten Menschen durch das Bekenntnis abgelegt. Nun, in diesen Versen, indem wir seine Taten ablegen, legen wir den alten Menschen durch die Praxis ab. Wir wussten natürlich nicht, als wir an das Evangelium glaubten, dass wir den alten Menschen ablegten, aber wir taten es durch den Glauben – durch das Bekenntnis, als wir getauft wurden; und durch die Praxis, als wir die Taten des neuen Menschen anlegten.
Nun, nachdem wir den alten Menschen abgelegt haben, was ist mit dem neuen Menschen?
Es ist Christus, der durch den Geist Gottes in unseren Seelen geformt wird. Es heißt nicht „neue Menschen“, als wenn es eine Gruppe wäre. Es ist das Werk durch den Geist in jeder unserer Seelen.
Der neue Mensch ist, was der Geist von Christus in jedem von uns geformt hat. Ich finde nicht, dass die Heiligen in diesem Bezirk etwas Anderes tun als die Heiligen in anderen Bezirken, denn wir alle nehmen den Charakter von Christus an. Der neue Mensch ist nicht Christus persönlich, denn er ist der zweite Mensch, sondern er ist Christus, der durch den Geist in unserer Seele gebildet wurde. Wir mögen uns dafür entschuldigen, dass wir dies nicht beibehalten, indem wir auf eine andere Umgebung verweisen, aber es spielt keine Rolle, wo wir sind oder was wir sind, Christus sollte in jedem von uns zu sehen sein.
Könnten wir ein Wort über „erneuert in der Erkenntnis nach dem Bild dessen, der ihn geschaffen hat“ hören?
Ich gehe davon aus, dass der Schöpfer des neuen Menschen Gott ist, denn Gott bringt immer neue Schöpfung hervor. Ich denke, es ist Gott, der in jedem von uns zum Vorschein kommt.
Gibt mir die Erneuerung zur vollen Erkenntnis die Fähigkeit, die Dinge so zu sehen, wie Gott sie sieht?
Das Wort für „Erneuerung“ ist anakainow, etwas völlig Neues. Wir haben ein völlig neues Motiv, eine völlig neue Kraft in unserem Denken, denn wir denken jetzt für Gott und nicht für uns selbst. Es steht in der Gegenwartsform.
In Bezug auf das Denken, wie Gott denkt, haben wir ein sehr starkes Wort, das in 1. Korinther 2,16 verwendet wird: „Wir aber haben den Sinn Christi“. Es wurde darauf hingewiesen, dass das Wort für „Geist“ dort „dasselbe Denkvermögen“ bedeutet. Das Wunderbare ist, dass wir das Denkvermögen „Christi“ haben und göttliche Dinge mit der gleichen Art von Verstand wie Christus verstehen können. Wir haben das, weil wir den Geist haben, der die Tiefen Gottes erforscht. Mögen wir diesen Geist in unserem Denken gebrauchen und so gefunden werden, dass wir immer für Gott denken.
Dann wird Christus in jedem von uns zum Vorschein kommen und die Eigenschaften Gottes werden im Zeugnis sichtbar werden.