Gedanken über das Johannesevangelium
Leiden: "Es ist vollbracht!"
„Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und übergab den Geist“ (Joh 19,30).
Am Kreuz ertönt der triumphale Ruf: „Es ist vollbracht!“ Drei Worte in unserer Sprache, aber nur eines im Griechischen. Dieses eine Wort klingt viel eindrucksvoller, glorreicher als unsere drei Worte.
Es ist der Siegesschrei aus dem Munde eines Eroberers.
Das Wort bedeutet mehr als nur, dass das Werk vollbracht wurde. Es verkörpert den Gedanken von „perfekt“ oder „vollständig“. Wir Menschen vollenden eine Menge Dinge, aber sie sind nie perfekt. Alles, was der Mensch anfasst, ist befleckt mit Versagen und Unvollkommenheit – nicht so das große Werk unseres gesegneten Herrn.
Er kam, um den Willen des Vaters zu tun, um Gott zu verherrlichen, um die Sünde der Welt wegzunehmen. An diesem Kreuz vollendete Er durch Sein kostbares Opfer den Willen Gottes und legte den Grundstein für die Ausführung von Gottes ewigen Pläne und Absichten der Weisheit, Liebe und Macht. Sein Tod war eine Vollendung, wie Lukas uns berichtet. Bei uns Menschen ist der Tod eine klägliche Demonstration von Sünde und Versagen.
Er sagte nicht: „Ich bin fertig“, sondern: „Es ist vollbracht.“ Wenn ich sterbe, bin ich fertig, soweit es meine Arbeit betrifft; aber als Jesus starb, vollbrachte Er wirklich Sein Werk.
Wir lesen im Hebräerbrief, dass die Priester im Alten Testament durch den Tod nicht weiterleben durften:
„Insofern ist Jesus auch Bürge eines besseren Bundes geworden. Und von jenen sind mehrere Priester geworden, weil sie durch den Tod verhindert waren zu bleiben; dieser aber, weil er in Ewigkeit bleibt, hat ein unveränderliches Priestertum. Daher vermag er diejenigen auch völlig zu erretten, die durch ihn Gott nahen, indem er allezeit lebt, um sich für sie zu verwenden“ (Heb 7,22–25).
Als sie starben, war ihr Werk getan; aber unser gesegneter Herr begann Sein Werk für uns, als Er starb. Er fängt dort an, wo andere aufhören.
Ich entdeckte das, als ich gerettet wurde. Als ich aufhörte, Dinge zu tun, um zu versuchen, mich selbst zu retten, da trat Er ein und rettete mich. Sein priesterlicher Dienst begann, als Er starb, und jetzt, da Er von den Toten auferstanden ist und auf dem Thron sitzt, setzt Er diesen gesegneten Dienst fort. Er starb, um zu retten, und lebt jetzt, um uns weiterhin bis zum Äußersten zu retten. Ja, es ist vollbracht. Das große Werk der Erlösung wurde ein für alle Mal vollbracht. Durch ein einziges Opfer macht Er auf immerdar vollkommen alle, die geheiligt werden.
Seinem vollkommenen Werk kann nichts hinzugefügt werden, noch kann etwas davon weggenommen werden.
Wir wollen uns aber daran erinnern, dass es noch ein „unvollendetes Werk“ gibt. Der erste Vers der Apostelgeschichte sagt uns, dass Jesus anfing zu tun und zu lehren. Er hat dieses Werk nicht vollendet. Er allein konnte das mächtige Werk der Erlösung vollbringen; aber Er hat ein Werk hinterlassen, das wir tun können. Er legte das Fundament in Seinem kostbaren Tod auf Golgatha, und nun sollen wir, sein Volk, erlöst und geheiligt, das Werk des Aufbaus auf diesem Fundament weiterführen.
Jeder von uns soll auf dieses Fundament Gold, Silber und Edelsteine bauen. Wir sollen fleißig sein und versuchen, Seelen für Christus zu gewinnen, damit sie als lebendige Steine in dieses große Gebäude, die Kirche, eingebaut werden, wo Er für immer inmitten Seines Volkes wohnen kann. Lasst uns ernsthaft in Seinem Dienst sein, damit wir eines Tages diese glühenden Worte des Lobes hören können, die Er einst über Maria sprach:
„Sie hat getan, was sie vermochte; sie hat im Voraus meinen Leib zum Begräbnis gesalbt“ (Mk 14,8).
Drei Ausrufe unseres Herrn am Kreuz sind im Johannesevangelium aufgezeichnet:
- Der Ausruf „Es ist vollbracht“ erzählt von der mächtigen Kraft und dem Sieg des Gottessohnes über alle Mächte des Bösen.
- Die Worte „Frau, siehe, dein Sohn“ und „Siehe, deine Mutter!“ sagen uns, dass Er sich immer noch um Seine Lieben hier unten sorgt.
- „Mich dürstet“ sagt uns, dass aufgrund der Art und Weise Seines Todes und Seiner Liebe unsere Herzen reagieren sollten. Ihn dürstet jetzt nach der Gemeinschaft, Hingabe und Liebe derer, für die Er Sein Leben hingegeben hat.