Gedanken über das Johannesevangelium
Auslegung: "Die Reinigung des Gläubigen"
„Vor dem Fest des Passah aber, als Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt zu dem Vater hingehen sollte – da er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende. Und während des Abendessens, als der Teufel schon dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, ins Herz gegeben hatte, ihn zu überliefern, steht Jesus, wissend, dass der Vater ihm alles in die Hände gegeben hatte und dass er von Gott ausgegangen war und zu Gott hingehe, von dem Abendessen auf und legt die Oberkleider ab; und er nahm ein leinenes Tuch und umgürtete sich. Dann gießt er Wasser in das Waschbecken und fing an, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem leinenen Tuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.
Er kommt nun zu Simon Petrus, und der spricht zu ihm: Herr, du wäschst mir die Füße? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, weißt du jetzt nicht, du wirst es aber nachher verstehen. Petrus spricht zu ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du kein Teil mit mir. Simon Petrus spricht zu ihm: Herr, nicht meine Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt! Jesus spricht zu ihm: Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein; und ihr seid rein, aber nicht alle. Denn er kannte den, der ihn überliefern würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein“ (Joh 13,1–11).
Dieses Kapitel beginnt mit einer Andeutung, dass der Herr diese Welt verlassen hat und mit seinen Jüngern im Himmel ist. Die nächsten vier Kapitel stellen Wahrheiten dar, die alle in der letzten Nacht, die unser Herr auf Erden verbrachte, gesprochen wurden, als Er Seine Jünger von irdischen Dingen und irdischen Hoffnungen befreite und sie in die himmlischen Dinge einführte, die Teil Seiner Versammlung sind. Johannes 12 bis 14 zeigen in schöner Reihenfolge den Tod Christi, seinen gegenwärtigen Dienst der Fürbitte und sein Wiederkommen, um uns heimzuholen, wo Er ist.
Wir haben hier zuallererst die Fußwaschung der Jünger. Folgende Versen geben uns die Bedeutung dieser Handlung:
„Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort, damit er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und untadelig sei“ (Eph 5,25–27).
Christus hat die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben; er reinigt sie mit der Wasserwaschung durch das Wort – das ist die Waschung aus Johannes 13, und schließlich stellt er sie sich selbst verherrlicht dar – das ist seine Wiederkunft, die in Johannes 14 vorausgesagt wird.
Zuerst weigert sich Simon Petrus, sich vom Herrn die Füße waschen zu lassen. Aber dann geht er ins andere Extrem und bittet Ihn, auch seine Hände und seinen Kopf zu waschen. Aber der Herr antwortet, indem er sagt: „Wer gewaschen ist, braucht nichts anderes zu tun, als seine Füße zu waschen“ (Joh 13,10). Unser Herr benutzt das Wort gebadet. Wer gebadet ist, braucht nicht noch einmal gebadet zu werden, sondern benötigt nur das Waschen der Füße.
Das Baden findet bei der neuen Geburt statt. Das wird in Titus 3,5 bestätigt und meint die Wiedergeburt. Es ist dasselbe Bad, von dem in Hebräer 10,22 die Rede ist, wo unsere Körper in reinem Wasser gewaschen werden. Es wird in 2. Mose 29,4 veranschaulicht, wo die Priester in Wasser gebadet wurden. Auch in Psalm 51,7 haben wir dieselbe Waschung mit Wasser. Da die neue Geburt nur einmal stattfindet, muss dieses Bad nie wiederholt werden. Das ist es, was unser Herr zu Petrus sagte, indem Er sagte, dass derjenige, der gebadet wird, nur die Waschung der Füße benötigt.
Die Füße kommen mit der Erde und der Welt in Berührung und bedürfen daher der täglichen Reinigung. Sie sprechen in der Heiligen Schrift von unserem Wandel als Christen. So wurden die Priester früher nur einmal in Verbindung mit dem Gottesdienst mit Wasser gewaschen. Danach wuschen sie ihre Hände und Füße, wann immer sie in Gottes Gegenwart kamen.
Jesus goss Wasser in ein Becken. Das spricht vom dem Wort Gottes, das die Reinigung bewirkt, die der Gläubige braucht. Die Fußwaschung der Jünger wurde von unserem Herrn durchgeführt und Er tut es immer noch, da Er für uns in der Herrlichkeit als unser Hohepriester lebt. Aber Jesus sagte seinen Jüngern, dass sie sich gegenseitig die Füße waschen sollten. Wenn wir im Leben eines anderen Gläubigen etwas sehen, das Gott missfällt, sollten wir mit dem Wort Gottes zu ihm gehen und ihm auf freundliche Weise seine Sünde zeigen und versuchen, ihn für den Wandel mit Gott zurückzugewinnen.
Wie jemand bemerkte, dürfen wir das Wasser weder eiskalt noch kochend heiß anwenden, sondern genau mit der richtigen Temperatur. Wir dürfen zu unseren Brüdern nicht mit dem Gedanken sprechen, ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen, sondern mit dem Ziel, ihnen zu helfen und sie zu segnen. Galater 6,1 sagt uns, wie wir das tun sollen. Es gibt einige bekennende Christen, die sich gegenseitig die Füße waschen, wie es eine Vorschrift ist. Wenn der Herr das gewollt hätte, hätte das Neue Testament das so gesagt.
Die Ordnungen der Taufe und des Brotbrechens werden uns in den Briefen deutlich befohlen, während von der buchstäblichen Fußwaschung nie wieder die Rede ist. Die Taufe und das Abendmahl sprechen beide vom Tod Christi, und es ist Sein Tod, an den Gott uns erinnern möchte.
Es kann keine Gemeinschaft geben, wie der Herr zu Petrus sagte, ohne diese tägliche Reinigung. „Wenn ich dich nicht wasche, hast du kein Teil mit mir“, sagte Jesus. Es kann keine Gemeinschaft geben ohne die reinigende Kraft des Wortes in unserem täglichen Leben. Nur wenn wir frei von Sünde sind, können wir an seinem Schoß ruhen. Johannes ruhte dort und lernte die Wahrheiten, die er uns in seinem wunderbaren Buch bringt. Dort lernen wir von Seiner Liebe, damit wir hinausgehen können, um sie weiterzusagen.
Leider gab es unter den Jüngern einen, der weder von der Waschung der Wiedergeburt noch vom Abendmahl wusste.
„Als Jesus dies gesagt hatte, wurde er im Geist erschüttert und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich überliefern. Da blickten die Jünger einander an, in Verlegenheit darüber, von wem er rede. Einer aber von seinen Jüngern, den Jesus liebte, lag zu Tisch in dem Schoß Jesu. Diesem nun winkt Simon Petrus, damit er frage, wer es wohl sei, von dem er rede. Jener aber, sich an die Brust Jesu lehnend, spricht zu ihm: Herr, wer ist es? Jesus antwortet: Der ist es, dem ich den Bissen, wenn ich ihn eingetaucht habe, geben werde. Als er nun den Bissen eingetaucht hatte, gibt er ihn Judas, Simons Sohn, dem Iskariot. Und nach dem Bissen fuhr dann der Satan in ihn. Jesus spricht nun zu ihm: Was du tust, tu schnell! Keiner aber von den zu Tisch Liegenden verstand, wozu er ihm dies sagte. Denn einige meinten, weil Judas die Kasse hatte, dass Jesus zu ihm sage: Kaufe, was wir für das Fest nötig haben, oder dass er den Armen etwas geben solle. Als er nun den Bissen genommen hatte, ging er sogleich hinaus. Es war aber Nacht“ (Joh 13,21–30).
Judas war der einzige, der gar nicht errettet war. All die zärtliche Gnade Christi, all das kostbare Wirken des Herzens Gottes, das von Jesu Lippen floss, hatte in seinem Herzen keine Antwort gefunden. Er hatte eine einzige verzehrende Leidenschaft – Geld. Er war ein Dieb, so wird uns gesagt, und trug den Beutel und nahm weg, was darin war. Er verfiel nicht plötzlich oder spontan in diese Sünde, seinen Meister zu verkaufen. In der Tat stürzt man selten in die Sünde, man gerät allmählich in sie hinein, versucht und getäuscht von Satan. Ein gewaltiger Absturz ist das Ergebnis einer langen Vorbereitungszeit.
Während der ganzen Zeit, in der er mit dem Herrn und den Jüngern zusammen war, hatte Judas gestohlen. Er hatte es geschickt gemacht, denn anscheinend wusste niemand außer dem Herrn davon. Und jetzt erreicht er den Höhepunkt eines Lebens der Unehrlichkeit und Habgier durch den Verrat am Herrn. Es macht wenig Unterschied, ob man seine Seele um dreißig Silberstücke oder um dreißigtausend Dollar verkauft. Es macht wenig Unterschied, ob es Gier ist, die zum Verhängnis eines Sünders führt, oder ob es Vergnügen oder Lust ist.
Judas hat Jesus wirklich umsonst verkauft, denn er gab die dreißig Silberstücke zurück und ging hinaus und beging Selbstmord.