Gedanken über das Johannesevangelium
Auslegung: "Gott wirkt"
„Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke“ (Joh 5,17).
Die Juden verfolgten Jesus und versuchten, Ihn zu töten, weil Er am Sabbat Wunder tat. Aber Jesus antwortete ihnen: „Mein Vater wirkt, und ich wirke.“ Es gab eine Zeit, in der Gott ruhte. Das war nach der sechstägigen Arbeit, die in 1. Mose 2,2.3 aufgezeichnet ist:
„So wurden vollendet der Himmel und die Erde und all ihr Heer. Und Gott hatte am siebten Tag sein Werk vollendet, das er gemacht hatte; und er ruhte am siebten Tag von all seinem Werk, das er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an ihm ruhte er von all seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, indem er es machte“ (1. Mo 2,1–3).
Gott ruhte nicht, weil Er müde war, denn die Schrift versichert uns, dass Er niemals müde wird (Ps 121,3.4). Aber Er ruhte, weil es nichts anderes zu tun gab. Wir müssen jedoch nicht viel weiter in dem 1. Buch Mose gehen, bis wir erfahren, dass Gottes Ruhe gestört wurde. Unsere ersten Eltern sündigten und Gott musste ihnen eine Bekleidung für ihre Blöße geben. Jesus versichert uns hier in Johannes 5,17, dass der Vater seither wirkt und dass auch Christus wirkt. Gott kann nicht ruhen, wenn Sünde da ist.
Die Juden prahlten mit ihrem Sabbat, aber Jesus zeigte ihnen, dass ihre Sabbathaltung eine Farce war. Wie kann der Mensch von Ruhe reden, wenn das Feuer der Sünde den Frieden von der Erde genommen hat?
„Aber die Gottlosen sind wie das aufgewühlte Meer, denn es kann nicht ruhig sein, und seine Wasser wühlen Schlamm und Kot auf. –“ (Jes 57,20).
Die Sünde muss beseitigt und verbannt werden, bevor entweder Gott oder der Mensch zur Ruhe kommen kann. Das war das mächtige Werk, das der Vater seinem Sohn zu tun gegeben hatte. Als Jesus zu seinem Vater über das vollendete Werk von Golgatha sprach, sagte er:
„Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte“ (Joh 17,4).
Die Sünde muss gerecht gerichtet werden, bevor Gott wieder ruhen kann. Es ist im Hinblick auf dieses Werk, dass Jesus zu den Müden und Mühseligen ruft:
„Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben“ (Mt 11,28).
Im Hinblick auf dieses vollendete Werk von Golgatha sagt unser Herr:
„Wirkt nicht für die Speise, die vergeht, sondern für die Speise, die bleibt ins ewige Leben, die der Sohn des Menschen euch geben wird; denn diesen hat der Vater, Gott, versiegelt“ (Joh 6,27).
Unser Herr war immer mit den Geschäften seines Vaters beschäftigt. Die einzige Zeit, in der Er ruhte, war, als Er tot am Kreuz hing, als das Werk der Erlösung vollbracht war. Gott der Vater ruhte, als das Werk der ersten Schöpfung vollbracht war. Gott der Sohn ruhte, als das Werk der neuen Schöpfung vollbracht war, am Kreuz. Jesus sagte am Kreuz: „Es ist vollbracht.“ Dann neigte Er Sein Haupt und gab den Geist auf. Dieses Wort „beugen“ hat eher die Bedeutung von „ruhen“. Jesus hat sein Haupt nicht nach vorne fallen lassen, wie man vielleicht denken könnte, sondern er hat es in Ruhe zurückgelegt. Das Substantiv dieses Wortes „neigen“ ist das Wort „Bett“. Dasselbe Verb finden wir in Matthäus 8,20, wo wir lesen, dass, während die Füchse ihre Höhlen haben und die Vögel des Himmels ihre Nester, der Menschensohn keinen Ort hat, wo er sein Haupt hinlegen kann.
„Und Jesus spricht zu ihm: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlege“ (Mt 8,20).
Obwohl unser Herr das Werk der Erlösung vollendet hat, hat Er ein Werk unvollendet gelassen. Wenn man aus dem Johannesevangelium in die Apostelgeschichte übergeht, fällt uns der erste Vers direkt auf:
„Den ersten Bericht habe ich verfasst, o Theophilus, von allem, was Jesus anfing, sowohl zu tun als auch zu lehren“ (Apg 1,1).
Dieses Werk ist das große Werk, lebendige Steine für seine Versammlung zu sammeln. Wir können auch nicht daran denken, irgendeinen „Sabbat“ zu halten:
„Also bleibt eine Sabbatruhe dem Volk Gottes übrig“ (Heb 4,9).
Diese Ruhe ist in der Herrlichkeit. Heute ist es unser Vorrecht als Christen, für und mit dem Herrn zu wirken, um mit Freude auf den gesegneten Tag zu blicken, an dem die Sünde vollständig aus Gottes Universum verbannt sein wird und wir diesen ewigen Sabbat in seiner Gegenwart genießen werden.