Gedanken über das Johannesevangelium
Typische Begriffe: "Die Welt"
Die Welt ist die Bühne, auf der sich die Gnade und Macht Gottes entfaltet. Es wird vermutet, dass Satan, bevor er fiel, von Gottes Absicht erfahren hatte, sich in dieser Welt auf wunderbare Weise zu zeigen. Als er also durch seinen Stolz fiel, kam er auf die Erde, um Gottes Vorhaben zu verhindern. Bei Lukas sagt Satan dem Herrn, dass ihm die Herrlichkeit dieser Welt übergeben worden sei, aber ich glaube, dass er nur eine Teilwahrheit sagte. Er könnte damit gemeint haben, dass der Mensch durch seine Sünde die Welt an ihn ausgeliefert hat; aber der Mensch hatte keine Macht, dies zu tun, da die Welt nicht für ihn bestimmt war. Satan ist also ein Thronräuber; er beansprucht, der Herrscher zu sein. Die Heilige Schrift nennt ihn den Fürsten dieser Welt, ihr politisches und religiöses Oberhaupt. Als Jesus auf die Erde kam, begann der große Konflikt zwischen Gott und Satan, von dem das Johannesevangelium so viel zu erzählen hat.
Das Wort „Welt“ (κόσμος) findet sich siebenundsiebzig Mal in diesem Evangelium und nur fünfzehn Mal in den anderen drei Evangelien zusammen. Das andere Wort für Welt, das eigentlich „Zeitalter“ (αἰών) bedeutet, kommt bei Johannes überhaupt nicht vor (Lk 16,8; 20,34.35; Röm 12,2; 2. Kor 4,4). Das ist bedeutsam, denn das Wort αἰών trägt den Gedanken der Zeit in sich, das Wort κόσμος den Gedanken des Charakters der Welt. Johannes betont nicht den zeitlichen Aspekt des Lebens und Wirkens unseres Herrn, sondern den moralischen Aspekt. In diesem Evangelium werden die moralischen Gegensätze zwischen Licht und Finsternis, Gut und Böse, Wahrheit und Falschheit, Christus und Satan deutlich sichtbar.
Der Herr Jesus kam auf die Erde, um die Sünde der Welt wegzunehmen. Sobald Satan Ihm mit der Versuchung begegnete, sich von dieser Absicht abzuwenden und die Welt von ihm anzunehmen, indem er ihn anbetete, lehnte Christus die Herrlichkeit dieser Welt in Satans Händen ab und nahm die Schande des Kreuzes in der Hand seines Vaters an. Er war unbekannt und verhasst in der Welt, die durch Seine Hände geschaffen worden war.
Der Konflikt zwischen Christus und Satan zieht sich durch die ersten Kapitel durch. Sein Höhepunkt wird in Joh 12,31 erreicht. Das Kreuz liegt unmittelbar bevor, und in der Erhöhung des Sohnes des Menschen wird das Gericht über diese Welt verkündet. Der Fürst dieser Welt, Satan, wird gerichtet und verurteilt. In Johannes 16,18 lesen wir, dass der Heilige Geist gesandt ist, nicht um die Welt zu bekehren, sondern um sie von ihrer Schuld zu überführen. „Und wenn er [der Heilige Geist] gekommen ist, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht.“ Die bloße Anwesenheit des Geistes überführt die Welt von ihrer schrecklichen Sünde in der Kreuzigung Christi und sagt ihr den Untergang voraus. Wann immer ein Mensch dieses Urteil annimmt und sich in Reue und Glauben zu Gott wendet und an Christus glaubt, wird er aus dieser Welt gerettet, wie unser Herr in seinem Gebet erklärt (Joh 17). Diejenigen, die an Ihn geglaubt haben, sind nicht von dieser Welt; sie sind aus ihr herausgenommen worden.
Die Welt ist dem Untergang geweiht. Die einzige Möglichkeit der Rettung für jeden schuldigen Sünder ist die Zuflucht zu Christus. Der Mensch muss das sinkende Schiff verlassen und sich in das Rettungsboot, Christus Jesus, flüchten. Die Welt und ihr Fürst sind verurteilt. In Seiner Gnade verweilt Gott über dieser mit Fluch beladenen Erde und drängt Männer und Frauen, sich Christus zuzuwenden und vor ihrem schrecklichen Gericht gerettet zu werden. Die Geschichte von Sodom und Gomorrah ist eine anschauliche Illustration des gegenwärtigen Zustands der Welt. Sie wird durch Feuer zerstört werden, und ihre Bewohner werden entweder gerettet und durch den Glauben an Christus in die Herrlichkeit aufgenommen werden oder in dem schrecklichen Verhängnis untergehen.
In Johannes 17 kommt das Wort „Welt“ neunzehnmal vor. Wenn unser Herr diese Welt verlässt, denkt er an die Seinen, die hier unten zurückbleiben. Lassen Sie mich Ihnen in Erinnerung rufen, was Er sagt: Sie wurden Christus aus der Welt gegeben (Joh 17, 6). Sie sind noch in der Welt, wenn auch nicht von ihr (Joh 17,11.15.16).
Er selbst ist nicht mehr in der Welt (Joh 17,11.12). Er betet für sie, nicht für die Welt (Joh 17,9). Er bittet den Vater nicht, sie aus der Welt zu nehmen (Joh 17,15). Die Welt hasst sie, so wie sie ihn hasste (Joh 17,14). Er hat sie in die Welt gesandt, wie Er gesandt wurde (Joh 17,18).
Jesus spricht so, als ob wir aus der Welt herausgenommen und wieder in sie hineingesandt worden wären –nicht physisch, sondern geistlich, denn in dem Moment, in dem wir gerettet werden, gehören wir einer anderen Welt an. Wir werden zu Fremdlingen und Pilger hier, mit unserer Heimat im Himmel, wo Er ist. Wir sind hier unten, um für Ihn Zeugnis abzulegen, als ob Christus hier noch einmal in uns leben würde. „Ich lebe; doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20). Es ist unsere heilige Mission, Christus darzustellen, zu leben und zu predigen. Die Welt kennt Gott nicht, aber wir kennen Ihn. Wir sollen Ihn den Menschen bekannt machen, bis Er zu uns kommt. Lasst uns nie vergessen, dass diese Welt selbst dem Untergang geweiht ist und den großen Tag des Gerichts erwartet, und dass wir versuchen sollten, Seelen wie aus dem Feuer zu reißen.