Gedanken über das Johannesevangelium
Typische Begriffe: "Woher?"
Das Wort „woher“ wird von Johannes häufiger verwendet als von den anderen drei Schreibern der Evangelien. Das erste Mal benutzt Johannes den Ausdruck in Johannes 1,48: „Woher kennst du mich?“ und das letzte Mal in Johannes 19,9: „Wo bist du her?“. Beide Stellen deuten etwas von Seiner Gottheit an. Die erste Stelle weist auf Seine Allwissenheit, die andere Stelle auf seine ewige Existenz. Aber auch die anderen Stellen, an denen dieses Wort vorkommt, tragen denselben Gedanken.
Das Johannesevangelium führt uns zurück zur Quelle aller Dinge – Gott selbst. Es beginnt, indem es die Aufmerksamkeit auf die ewige Gottheit Christi im Anfang lenkt. Es führt seine wunderbaren Wahrheiten auf den zurück, der die Quelle aller Wahrheit ist – „der Woher“. So, wie der Herr Jesus es in Johannes 8,14 sagt: „Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Auch wenn ich von mir selbst zeuge, ist mein Zeugnis wahr, weil ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wisst nicht, woher ich komme und wohin ich gehe“. Das ist kennzeichnend für Johannes, denn er spricht von dem Einen, der von Gott ausgegangen ist und wieder zu Gott geht. Vierzig Mal lesen wir in seinem Evangelium über den Herrn, dass er von dem Vater gesandt war. Mehrmals lesen wir, dass der Herr von Gott oder von dem Vater gekommen ist und wieder zurückkehren wird (Joh 13,1.3; 16,28).
Beachten wir die verschiedenen Gelegenheiten, bei denen das Wort „woher“ verwendet wird. In Johannes 1,48 fragt Nathanael: „Woher kennst du mich?“ Jesus antwortet, dass er ihn gesehen hat, bevor Philippus ihn rief, als er unter dem Feigenbaum war. Der Feigenbaum spricht in der Schrift von der ungläubigen, abgefallenen Nation Israel, wie in Lukas 13,6–9 und Matthäus 21,20. Doch dort sieht der Herr einen Israeliten, der wahrhaftig ist – ein gläubiger Überrest –, denn Nathanael ist ein Bild für den Überrest Israels, der sich in der Trübsal dem Herrn zuwenden wird; und so bekennt er Jesus als den Sohn Gottes und den König Israels. Darum versicherte der Herr dem Nathanael, dass er größere Dinge sehen wird. Er wird sehen, wie sich der Himmel öffnet und wie die Engel Gottes auf den Sohn des Menschen herauf- und herabsteigen. Das ist eine Vorahnung der herrlichen tausendjährigen Herrschaft Christi, wenn der Herr seine Rolle als universeller Herrscher übernehmen wird und auch die Heiden unter Seine Herrschaft gebracht werden. Damit haben wir eine Erklärung zu der Frage „Woher kennst du mich?“. Jesus kannte sowohl Israel als auch die Kirche von Ewigkeit her; und da Er sie im Voraus kannte, erwählte Er die Kirche zu Seinem himmlischen Volk und Israel zu Seinem irdischen Volk.
Die Jerusalemer argumentieren:
„Diesen aber kennen wir, woher er ist; wenn aber der Christus kommt, so weiß niemand, woher er ist.
Jesus nun rief im Tempel, lehrte und sprach: Ihr kennt mich und wisst auch, woher ich bin; und ich bin nicht von mir selbst aus gekommen, sondern der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, den ihr nicht kennt“ (Joh 7,27.28).
In einem späteren Kapitel sagen sie zu dem früheren Blinden:
„Wir wissen, dass Gott zu Mose geredet hat; von diesem aber wissen wir nicht, woher er ist. Der Mensch antwortete und sprach zu ihnen: Hierbei ist es doch erstaunlich, dass ihr nicht wisst, woher er ist, und er hat doch meine Augen aufgetan“ (Joh 9,29.30).
Es ist bemerkenswert, dass sie einst wussten, woher Er kam (Joh 7), aber jetzt wissen sie es nicht. Beide Aussagen sind auf vorsätzliche Unwissenheit zurückzuführen. Sie hätten es in beiden Fällen besser wissen können. Wie oft wissen die Menschen heute einfach deshalb nicht, weil sie es nicht wissen wollen. Im siebten Kapitel sagen sie, dass sie wissen, woher Er ist; sie meinen, dass sie Seine Eltern kennen und dass Er aus Nazareth in Galiläa kam. Er könne nicht der Christus sein, argumentieren sie, denn Christus solle nicht aus Galiläa kommen, sondern aus Bethlehem, der Stadt Davids. Und die Pharisäer sagen spöttisch, dass aus Galiläa kein Prophet kommt.
Sie irrten sich in doppelter Hinsicht. Es ist tatsächlich ein Prophet aus Galiläa gekommen, der hieß Jona. Und sie irrten auch, als sie leichtfertig behaupteten, der Herr sei aus Galiläa gekommen. Das ist sicherlich bewusste Ignoranz. Das kleinste bisschen Interesse ihrerseits hätte sie in den Besitz der Wahrheit gebracht, dass Christus in Bethlehem geboren wurde. Sie brauchten nur seine Mutter zu fragen. Sie hatte keinen Grund, die Wahrheit zu verbergen, dass ihr Sohn dort geboren wurde. Aber sie kümmerten sich so wenig darum – vielmehr waren sie so bereit, alles Abfällige über ihn zu glauben –, dass sie nicht einmal nachforschten.
Sie sagten, dass sie wüssten, woher Er war, aber sie wussten es nicht.
Die beklagenswerte Unwissenheit der Menschen in Bezug auf Gottes Weg, die Unkenntnis von Gottes Wort, entschuldigt niemanden in jener Zeit. Sie hätten es wissen können; und heute können sie es wissen, denn Gottes Wort enthält alles, was sie wissen müssen. Lassen Sie mich fragen, ob Sie jemals ernsthaft das Wort Gottes erforscht haben, um zu sehen, ob die Wahrheiten, die es präsentiert, fundiert sind?
Wiederum sagen diese Menschen in Johannes 9, dass sie nicht wissen, woher Er ist. Auch hier ist ihr Nichtwissen unentschuldbar, wie der Mann, dessen Augen geöffnet wurden, sie daran erinnert. „Denn“, sagt er, „das ist eine wunderbare Sache, dass ihr nicht wisst, woher er ist, und doch hat er meine Augen aufgetan. Gerade diese Tatsache beweist Seine Herkunft, denn seit Beginn der Welt hatte niemand je davon gehört, dass ein Mensch einem Blindgeborenen die Augen geöffnet hat. Dieser ehemalige Blinde argumentiert daher, dass ein solches Wunder von Gott gekommen sein muss. Nachdem er so viel erkannt hat, fährt er fort, Gott zu erkennen; dann betet er Ihn an. Der Blinde folgt dem Licht und erhält mehr Licht.
Ich weiß, woher Jesus kommt, weil Er mir die Augen geöffnet hat, um meine tiefe seelische Not zu sehen; Er hat mir das Augenlicht gegeben, um Ihn als meinen Retter zu sehen; und schließlich hat Er mich dazu gebracht, Ihn als meinen Herrn anzubeten. Dies ist ein reichhaltiger Beweis.
Da Christus der ist, der Er ist, müssen alle Segnungen durch Ihn kommen. So kommt die neue Geburt von Ihm, denn wie „der Wind weht, wo er will“, und der Mensch nicht sagen kann, „woher er kommt und wohin er geht: so ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.“ Der Heilige Geist wurde von Christus gesandt; er ist die Quelle, Erfrischende Freude und die Fülle des göttlichen Lebens in der Kraft des Geistes kommen von Ihm. Die Frau fragte in Johannes 4,11: „Du hast nichts, womit du schöpfen kannst, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn das lebendige Wasser?“ Es kommt vom Thron Gottes selbst und entspringt in der Anbetung und im Dienst Seines erlösten Volkes, wie ein Wasserbrunnen, der in das ewige Leben quillt.
Auch das geistliche Brot kommt von Ihm. Er fragte Philippus, wo sie Brot kaufen könnten, damit die Menge essen könne. Der Herr wollte, dass Philippus auf Ihn schaute und erkannte, dass Er allein es liefern konnte. Er ist mehr als bereit, uns mit dem Brot des Lebens – Seinem lebendigen Wort – zu speisen, als einst Millionen in der Wüste vierzig Jahre lang ernährte.
Und die Fülle der Freude hat ihren Ursprung in Ihm. Beim Hochzeitsmahl wussten die Diener, woher der Wein – das Symbol der Freude – kam. Es ist eine besondere Freude, zu dienen – jetzt und in der Ewigkeit. Dann wird der treue Diener aufgefordert werden: „Geh ein in die Freude deines Herrn“.
{Mt 25,21.23}