Setze einen König über uns
Eine Auslegung zum ersten Buch Samuel
Kapitel 13
Die Kapitel 13 und 14 berichten von Krieg zwischen Israel und den Philistern. Gott will Israel durch Saul aus der Hand der Philister retten (1. Sam 9,16). Jetzt kommt die Bewährungsprobe für den neuen König: Wird er diese Aufgabe mit der Hilfe Gottes und in Übereinstimmung mit Gottes Gedanken bewältigen? Dieses Kapitel zeigt, dass Saul die Probe nicht besteht. Kaum hat er die Verantwortung für das Volk übernommen, versagt er. So ist es immer in der Geschichte des Menschen gewesen. Jeder Neuanfang wurde durch die Sünde zerstört: im Garten Eden, nach der Flut, nach der Einsetzung der Zehn Gebote ...
Sauls erste Erprobung und sein Versagen
„Saul war ... Jahre alt, als er König wurde; und er regierte zwei Jahre über Israel. Und Saul erwählte sich 3000 aus Israel; 2000 waren bei Saul in Mikmas und auf dem Gebirge von Bethel, und 1000 waren bei Jonathan in Gibea-Benjamin. Das übrige Volk aber entließ er, jeden zu seinen Zelten. Und Jonathan schlug die Aufstellung der Philister, die in Geba war, und die Philister hörten es. Und Saul ließ im ganzen Land in die Posaune stoßen und sprach: Die Hebräer sollen es hören! Und als ganz Israel sagen hörte: Saul hat die Aufstellung der Philister geschlagen, und auch hat sich Israel bei den Philistern stinkend gemacht, da versammelte sich das Volk hinter Saul her nach Gilgal. Und die Philister sammelten sich zum Kampf mit Israel: 30000 Wagen und 6000 Reiter, und Fußvolk, wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist, an Menge; und sie zogen herauf und lagerten bei Mikmas, östlich von Beth-Awen. Und die Männer von Israel sahen, dass sie in Bedrängnis waren, denn das Volk war bedrängt; und das Volk versteckte sich in den Höhlen und in den Dorngebüschen und in den Felsen und in den Burgen und in den Gruben. Und Hebräer gingen über den Jordan in das Land Gad und Gilead. Saul aber war noch in Gilgal, und das ganze Volk zitterte hinter ihm her. Und er wartete sieben Tage, bis zu der von Samuel bestimmten Zeit; aber Samuel kam nicht nach Gilgal. Und das Volk zerstreute sich von ihm weg. Da sprach Saul: Bringt mir das Brandopfer und die Friedensopfer her! Und er opferte das Brandopfer“ (V. 1–9).
Der erste Vers dieses Kapitels gehört zu den wenigen Versen im Alten Testament, die nicht vollständig überliefert sind. Im hebräischen Text fehlt die Altersangabe Sauls. Die eigentliche Berichterstattung setzt dann mit Vers 2 fort und knüpft an Kapitel 12 an. Saul stellt sich eine Armee von 3000 Soldaten zusammen, die er an zwei Orten stationiert. 1000 Soldaten übergibt er Jonathan, der hier und in Vers 3 ganz unvermittelt eingeführt wird und erst in Vers 16 als Sohn Sauls bezeichnet wird. Jonathan muss hier schon ein erwachsener Mann gewesen sein, so dass Saul selbst kein junger Mann gewesen sein konnte als er König wurde.
Jonathan („der HERR hat gegeben“) ist ein guter Mann, der aufrichtigen Glauben und echte Hingabe an Gott zeigt. Er liebt den Herrn, seinen Gott, und er liebt das Volk Gottes. Er ist ein Kämpfer, der im Vertrauen auf Gottes Kraft Siege erringt. Sein Glaubensmut steht in großem Kontrast zu seinem Vater Saul. Vers 3 berichtet, wie Jonathan die Initiative ergreift und den Mut hat, eine kleine Aufstellung der Philister zu schlagen. Das bleibt nicht unbemerkt und ruft sowohl bei den Philistern als auch bei den Israeliten eine entsprechende Reaktion hervor: Die Feinde sammeln sich in großer Zahl und bringen Saul unter Zugzwang. Jetzt muss er sich zum Kampf rüsten. Doch die Art und Weise, wie er das tut, macht deutlich, was für einen Charakter er hat.
Wir lesen nicht, dass Saul jetzt betet. Er lässt im ganzen Land in die Posaune stoßen. Wenn das Volk Israel gegen einen Feind, der es bedrängt, in den Kampf zieht, soll mit den Trompeten Lärm geblasen werden (4. Mo 10,9). Gott selbst hat es so angeordnet, denn Er will sein Volk retten. Hier entsteht jedoch der Eindruck, dass Saul die Posaune dazu benutzt, um von dem erkämpften Sieg zu berichten, wobei er den Sieg sich selbst zuschreibt. Auch seine Wortwahl ist befremdend: Er verwendet einen Ausdruck („Hebräer“), den sonst nur die Feinde des Volkes als eine eher verächtliche Bezeichnung für die Israeliten gebrauchen (vgl. Kap. 14,11). Die Bezeichnung „Hebräer“ nimmt Bezug auf die Herkunft des Volkes Israel als Nachkommen Abrahams, des Hebräers (vgl. 1. Mo 14,13). Aber Gott hat die Nachkommen Abrahams und Jakobs – dem Er den Namen „Israel“ (Kämpfer Gottes) gegeben hat (vgl. 1. Mo 32,29; 35,10) – zu seinem Volk berufen und ist mit diesem Volk eine Beziehung eingegangen. Doch diese Sicht auf das Volk Gottes hat Saul nicht. Der Gott Israels ist nicht sein Gott. Saul hat offensichtlich keine persönliche Beziehung zum Herrn.
Während Saul von den „Hebräern“ spricht, sagt der inspirierte Text direkt im Anschluss: „ganz Israel“ – ein auffallender Gegensatz.
Das Heer, das sich zum Kampf gegen Israel versammelt, ist überaus stark: 30000 Wagen, 6000 Reiter und eine unzählbare Menge an Soldaten. Doch für Gott spielen große Mengen keine Rolle; mit seiner Hilfe ist den Israeliten der Sieg sicher. Denken wir an Gideon: Mit nur 300 Mann erschlug er ein Heer der Midianiter, das ähnlich groß war wie das der Philister hier (vgl. Ri 7,12).
Doch ohne Glaubensvertrauen lässt einen diese Heeresgröße erzittern. Und so geschieht es dann auch mit dem Volk Israel: Eine Gruppe versteckt sich, eine andere Gruppe flieht über den Jordan und eine dritte Gruppe folgt zitternd ihrem König. Was für ein Bild gibt das Volk des allmächtigen Gottes hier ab! Von Glaube und Mut keine Spur! Erinnert sich denn niemand an den gewaltigen Sieg über die Philister bei Mizpa (1. Sam 7) oder an den Sieg über die Ammoniter (1. Sam 11)? Warum jetzt diese große Furcht vor dem Feind? Ihr Blick ist nicht (mehr) auf Gott gerichtet, sondern auf die große Bedrängnis. Sie rechnen gar nicht mit der Hilfe Gottes. Leider ergeht es uns oft ähnlich, wenn sich Schwierigkeiten vor uns auftürmen.
In Vers 7 fällt auf, dass der Geist Gottes auch von „Hebräern“ spricht – und nicht von Israeliten. Warum das? Eine Antwort liegt vielleicht darin, dass diese Männer wegen ihrer Fahnenflucht kein Anrecht auf die Bezeichnung „Israelit“ haben. Sie können hier nicht als „Kämpfer Gottes“ bezeichnet werden.
Saul bleibt mit einer Gruppe ängstlicher Israeliten in Gilgal. Es ist nicht auszuschließen, dass er seit seiner Salbung zum König erst jetzt die Gelegenheit hat, seinen Gehorsam gegenüber Samuels Anordnung zu beweisen (vgl. Kap. 10,8). Während er in Gilgal wartet, löst sich sogar die kleine, zitternde Schar auf, die bei ihm ist. Vermutlich gehen sie nach Hause. Saul ist daran nicht unbeteiligt. Er ist nicht imstande, das Volk zusammenzuhalten.
Wie wichtig ist eine gute, geistliche Führung im Volk Gottes. Wenn diese fehlt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn Kinder Gottes den Kampf des Glaubens aufgeben und sich in die Bequemlichkeit zurückziehen. Andererseits steht jeder persönlich in der Verantwortung, seiner Berufung entsprechend zu leben (Eph 4,1).
Saul wartet sieben Tage, doch Samuel kommt nicht. Die ersten Soldaten verlassen schon ihren König. Da Saul nicht auf Gott, sondern auf seine natürlichen Hilfsquellen vertraut, kann er die Situation nicht länger ertragen. Statt wie angeordnet zu warten, bis Samuel kommt, meint er, unbedingt etwas tun zu müssen. Noch bevor die Frist abgelaufen ist, lässt er sich Brand- und Friedensopfer bringen und fängt an zu opfern. Ob er selbst opfert oder anwesende Priester es tun, lässt sich nicht sagen. Einer hochgestellten Person werden manchmal Dinge zugeschrieben, die tatsächlich ihre Bediensteten oder andere für sie getan haben. Fest steht: Samuel will kommen, um zu opfern, und Saul soll so lange warten. Saul ist damit eindeutig ungehorsam gegenüber dem Gebot Gottes.
Zu warten fällt manchmal schwer – besonders dann, wenn während der Wartezeit Nachteile oder Verzicht in Kauf genommen werden müssen. Wie schnell gewinnt dann der Eigenwille die Oberhand! Statt zu beten und still auf den Herrn und seine Zeit zu warten, sind wir geneigt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen; dabei übertreten wir schnell die Gebote Gottes. Denken wir an die Aufforderung in Jakobus 1,4: „Das Ausharren aber habe ein vollkommenes Werk“, oder an Jesaja 30,15: „Im Stillsein und im Vertrauen würde eure Stärke sein.“
Samuels Urteil über Sauls Tun
„Und es geschah, als er das Opfern des Brandopfers vollendet hatte, siehe, da kam Samuel; und Saul ging hinaus, ihm entgegen, ihn zu begrüßen. Und Samuel sprach: Was hast du getan! Und Saul sprach: Weil ich sah, dass das Volk sich von mir weg zerstreute und du nicht kamst zur bestimmten Zeit und die Philister in Mikmas versammelt waren, so sprach ich: Jetzt werden die Philister zu mir nach Gilgal herabkommen, und ich habe den HERRN nicht angefleht! Und ich überwand mich und opferte das Brandopfer. Und Samuel sprach zu Saul: Du hast töricht gehandelt, du hast das Gebot des HERRN, deines Gottes, das er dir geboten hat, nicht beachtet; denn jetzt hätte der HERR dein Königtum über Israel bestätigt bis in Ewigkeit; nun aber wird dein Königtum nicht bestehen. Der HERR hat sich einen Mann gesucht nach seinem Herzen, und der HERR hat ihn zum Fürsten über sein Volk bestellt; denn du hast nicht beachtet, was der HERR dir geboten hatte“ (V. 10–14).
Kaum hat Saul das Brandopfer geopfert, kommt Samuel. Saul möchte Samuel begrüßen, doch Samuel erwidert die Begrüßung nicht, sondern fragt Saul ohne Umschweife: „Was hast du getan!“ (V. 11). Diese herzerforschende Frage stellte Gott auch Eva und Kain (1. Mo 3,13; 4,14). Keiner von ihnen antwortete mit einem klaren Bekenntnis. Saul hat gleich eine passende Ausrede. Er führt drei Gründe an:
- Das Volk hat sich während der Wartezeit von ihm weg zerstreut.
Dieser Punkt offenbart Sauls innere Einstellung. Anstatt sich an Gott und sein Gebot zu halten, denkt er an sich selbst – er hat Angst vor den Philistern. - Samuel ist nicht zur bestimmten Zeit gekommen.
Saul erklärt Samuel mitschuldig. Anderen die Schuld für das eigene Versagen zu geben, ist typisch für uns Menschen. Schon Adam und Eva taten es, als Gott sie wegen ihrer Sünde zur Rede stellte. - Die Philister haben sich gegen ihn versammelt und er hat den HERRN nicht angefleht (o. „das Angesicht des HERRN nicht besänftigt“).
Diese fromm klingenden Worte zeigen, dass Saul eine falsche Vorstellung von Gott hat. In dieser Notsituation brauchte Gott nicht „besänftigt“ zu werden. Saul hätte Gott freimütig um Hilfe bitten können. Erst jetzt, nach seiner Sünde, ist es nötig, das Angesicht des HERRN zu besänftigen. Es ist auch keine Frage der Überwindung, sondern des Gehorsams für Saul. Wahrer Glaube vertraut auf Gottes Wort und kann gehorsam und geduldig warten, bis Gott eingreift.
Saul ist sich durchaus bewusst, dass er das Gebot Gottes und Samuels übertreten hat. Letztlich ist es die Menschenfurcht, die ihn angetrieben hat, nicht länger auf Samuel zu warten. Menschenfurcht kann uns dazu verleiten, gegen unser Gewissen und gegen den Gottes ausdrücklichen Willen zu handeln. In Sprüche 29,25 heißt es: „Menschenfurcht legt einen Fallstrick; wer aber auf den HERRN vertraut, wird in Sicherheit gesetzt.“
Samuel geht mit keinem Wort auf Sauls Argumente ein. Er teilt ihm auch nicht mit, warum er später als erwartet eingetroffen ist, sondern kommt sofort zum eigentlichen Punkt: Saul ist schlicht ungehorsam gewesen und das wird weitreichende Konsequenzen haben. Ähnlich wie Belsazar ist Saul „auf der Waage gewogen und zu leicht befunden worden“ (vgl. Dan 5,26.27). Gott lässt ihm sagen, dass sein Königtum nicht länger bestehen wird. Seine Tat hat bewiesen, dass er nicht dem Herzen Gottes entspricht, dass er nicht in der Lage ist, nach Gottes Gedanken zu regieren.
Gott hat auch uns Gebote gegeben (vgl. 1. Thes 4,2; 1. Joh 2,3). Die Anweisungen des Neuen Testaments entsprechen dem Verlangen eines wiedergeborenen Menschen und sind uns zum Segen gegeben. Sie zu befolgen ist nicht unserem Empfinden überlassen. Wir wollen diese Gebote gerne und von Herzen tun. Dadurch können wir zeigen, dass wir unserem Retter und Herrn dankbar sind und Ihn lieben (vgl. Joh 14,21.23). Und vergessen wir nicht: Gehorsam hat immer Segen zur Folge.
Das vollkommene Vorbild für Gehorsam ist unser Herr. Er konnte sagen: „Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat“ (Joh 4,34).
Saul erfährt dann, dass „der HERR sich einen Mann nach seinem Herzen gesucht hat“ (V. 14). Es ist David (vgl. Apg 13,22 und Ps 89,20–21). Wie Gott über ihn denkt, erfahren wir aus den Versen in Psalm 89. Dort werden ihm drei verschiedene Titel gegeben:
- Mächtiger (o. Held) – in seinem Tun und Handeln zeigte sich Gottes Kraft und Macht. Durch ihn rettete Gott das Volk von den Feinden.
- Auserwählter – David war von Gott selbst erwählt worden, während Saul der König des Volkes war.
- Knecht Gottes – David „hatte zu seiner Zeit dem Willen Gottes gedient“ (Apg 13,36). So fasst Gott sein Leben zusammen.
Wir merken, dass David prophetisch auf Christus, den wahren König Israels, hinweist, der im vollsten Sinn der „Mann nach dem Herzen Gottes“ ist. Auf Ihn möchte Gott uns in seinem Wort hinweisen – auch im ersten Buch Samuel.
Israels beklagenswerter Zustand
„Und Samuel machte sich auf und ging von Gilgal hinauf nach Gibea-Benjamin. Und Saul musterte das Volk, das sich bei ihm befand, etwa 600 Mann. Und Saul und Jonathan, sein Sohn, und das Volk, das sich bei ihnen befand, lagen in Geba-Benjamin; die Philister aber lagerten bei Mikmas. Und der Vernichtungszug ging aus vom Lager der Philister in drei Abteilungen: Eine Abteilung wandte sich auf den Weg nach Ophra, zum Land Schual hin, und eine Abteilung wandte sich auf den Weg nach Beth-Horon, und eine Abteilung wandte sich auf den Weg zur Grenze, die emporragt über das Tal Zeboim zur Wüste hin. Und es war kein Schmied zu finden im ganzen Land Israel; denn die Philister hatten gesagt: Die Hebräer sollen sich weder Schwert noch Speer machen! Und ganz Israel ging zu den Philistern hinab, jeder, um seine Pflugschar und seinen Spaten und sein Beil und seine Sichel zu schärfen, wenn die Schneiden an den Sicheln und an den Spaten und an den Gabeln und an den Beilen abgestumpft waren, und um den Rinderstachel zu richten. Und es geschah am Tag des Kampfes, da wurde weder Schwert noch Speer gefunden in der Hand des ganzen Volkes, das mit Saul und mit Jonathan war; doch bei Saul und seinem Sohn Jonathan fanden sie sich vor. Und eine Aufstellung der Philister rückte aus zum Pass von Mikmas“ (V. 15–23).
Nach dem kurzen Lichtblick verdunkelt sich das Bild wieder. Saul zeigt keine Einsicht für seinen Ungehorsam. Von Bedauern, Reue oder Bekenntnis lesen wir nichts. Er geht zur Tagesordnung über und mustert das Volk, das sich bei ihm findet. Darin zeigt sich ein großer Gegensatz zwischen Saul und David. David war durchaus nicht fehlerlos; manches Mal fiel er in Sünde. Doch jedes Mal bekannte er aufrichtig seine Sünde und wurde wiederhergestellt. Die Psalm 32 und 51 zeigen das sehr deutlich. Auch in dieser Hinsicht war David ein „Mann nach dem Herzen Gottes“.
Samuel geht von Gilgal nach Gibea-Benjamin hinauf, während Saul unten am Jordan bleibt. Von Samuel hören wir zunächst nichts mehr. So, wie wir ihn kennengelernt haben, wird er über Sauls Entwicklung sehr betrübt gewesen sein. Saul mustert dann das Volk, das sich bei ihm befindet. Das Ergebnis ist äußerst bescheiden: nur etwa 600 Mann. Mit dieser kleinen Truppe lagern Saul und sein Sohn Jonathan in Geba-Benjamin, während die Philister bei Mikmas lagern, von wo aus sie in drei Richtungen ausziehen, um die Israeliten zu berauben und in Knechtschaft und Furcht zu halten. Saul hat dem nichts entgegenzusetzen, denn die Philister haben schon einige Zeit vorher dafür gesorgt, dass keine Waffen und kein Schmied mehr im Land Israel sind. – Eine erbärmliche Situation, die an die Zeit der Prophetin Debora erinnert. Sie klagte: „Wurde wohl Schild und Lanze gesehen unter 40000 in Israel?“ (Ri 5,8). – Bei Saul fehlen nicht nur die Waffen zum Kampf, es fehlt sogar an Leuten, die Geräte für die Land- und Forstwirtschaft herstellten bzw. bearbeiten: Es gibt keine Schmiede mehr.
Wie tragisch, wenn es dem Feind gelingt, unsere geistlichen Waffen (vgl. Eph 6,11–18) zu rauben und uns dazu noch daran hindert, im Wort Gottes zu „pflügen“ und zu „graben“, um geistliche Nahrung zu finden.
Die traurige Lage der Israeliten lehrt uns, wie wichtig es ist, dass „Schmiede“ im Volk Gottes vorhanden sind. Sie lassen uns an Männer denken, die der Herr befähigt hat, das Wort Gottes auszulegen, damit die Gläubigen gut ausgestattet werden für den geistlichen Kampf und für die Erfüllung geistlicher Bedürfnisse. Wenn wir allerdings unsere geistlichen Werkzeuge von solchen schärfen lassen, die zwar Frömmigkeitsformen aber kein Leben aus Gott haben (Philister), brauchen wir uns über eine geistliche Niederlage nicht zu wundern. In gewissem Sinn will der Herr auch Eltern oder solche, die mit Kindern oder jung bekehrten Gläubigen zu tun haben, als „Schmiede“ einsetzen. Junge Gläubige müssen angeleitet werden, das Wort Gottes zu lesen und zu studieren. Dann werden sie nicht nur geistlich wachsen, sondern auch dazu in der Lage sein, geistliche Kämpfe zu führen und dabei das Wort Gottes als „Waffe“ zu gebrauchen.
Die einzigen, die „am Tag des Kampfes“ Schwert und Speer zur Verfügung haben, sind Saul und sein Sohn Jonathan. Der „Tag des Kampfes“ ist für uns heute „der böse Tag“ (Eph 6,13), an dem wir die ganze Waffenrüstung nehmen sollen, um dem Teufel widerstehen zu können. Das ganze Leben der Gläubigen ist gewissermaßen ein „böser Tag“, ein „Tag des Kampfes“. Darüber hinaus gibt es Situationen, in denen der Feind besonders hart angreift. Das tut er auf ganz unterschiedliche Weise. Mal greift er aus unmittelbarer Nähe an. Dann brauchen wir das „Schwert“ als eine Nahkampfwaffe. Ein anderes Mal greift er aus größerer Entfernung an. Da ist es nötig, einen „Speer“ werfen zu können, um den Feind auf Distanz zu halten. Für uns ist wichtig, die ganze Waffenrüstung anzuziehen, damit wir gut geschützt sind, und stark zu sein „im Herrn und in der Macht seiner Stärke“ (Eph 6,10).