Betrachtung über das Buch Hiob (Synopsis)
Kapitel 1
Im Buch Hiob wird der Mensch auf die Probe gestellt. Mit unserer gegenwärtigen Erkenntnis dürften wir sagen – es war der durch Gnade erneuerte Mensch, ein aufrichtiger Mensch und gerecht in seinen Wegen, und es sollte gezeigt werden, ob er im Beisein der Macht des Bösen vor Gott stehen kann, ob er in seiner Person vor Gott gerecht sein kann. Andererseits finden wir, wie Gott verfährt, um das Herz zu erforschen und um ihm das Bewusstsein seines wahren Zustandes vor Ihm zu verleihen.
Alles dieses ist um so lehrreicher, da es uns unabhängig von jeglicher Verwaltungszeit, von jeglicher besonderen Offenbarung von seiten Gottes vor Augen gestellt wird. Es geht um den gottesfürchtigen Menschen, wie einer der Nachkommen Noahs es sein würde, der die Erkenntnis des wahren Gottes nicht verloren hatte, als sich die Sünde wieder in der Welt verbreitete, und der Götzendienst einsetzte; der Richter war aber da, um dies zu bestrafen. Hiob war von Segnungen umringt, und er besaß wirkliche Frömmigkeit. Satan, der Verkläger der Knechte Gottes, wandelt auf der Erde umher, eine Gelegenheit zum Bösen suchend, und er stellt sich vor der HERR inmitten seiner mächtigen Engel, den „Bene-Elohim“ (den Söhnen Gottes), und Gott legt den Fall Hiobs, des Gegenstandes seiner Regierung in Segnung, des Treuen in seinem Wandel, dar.
Hier soll sorgfältig beachtet werden, dass der Ursprung und die Quelle aller dieser Handlungen nicht die Beschuldigungen Satans sind, sondern Gott selbst: Gott wusste, was sein Knecht Hiob brauchte, und Er selbst bringt seinen Fall zur Sprache und setzt alles in Bewegung. Wenn Er den Satan fragt, ob er auf seinen Knecht Hiob achtgehabt habe, so ist das, weil Er selbst auf ihn achtgehabt hatte. Satan ist bloß ein Werkzeug (und ein unwissendes, obwohl hinterlistiges Werkzeug), um den gnädigen Vorsatz Gottes zu vollbringen. Seine Beschuldigungen ergeben nichts gegen Hiob; das aber, was ihm zu tun erlaubt wird, beweist bloß ihre Unwahrheit. Zum Wohl Hiobs wird ihm erlaubt, bis zu einem gewissen Punkt seinen eigenen Willen zu tun, und zwar, damit er sein eigenes Herz erkennte und auf diese Weise zu einem tieferen Grund einer praktischen Beziehung mit Gott gelangte. Wie gesegnet und vollkommen sind die Wege Gottes! Wie nichtig ist das Ergebnis der Anstrengungen Satans wider die, die Ihm gehören.
Satan schreibt die Frömmigkeit Hiobs der offenbaren Gunst Gottes und seinem Wohlstand zu, der Tatsache, dass Er ihn ringsum eingezäunt hatte. Gott gibt das alles in die Hände Satans, der geschwind die Begierde der Feinde Hiobs erregt, und sie greifen ihn an und nehmen all sein Hab und Gut weg. Seine Kinder kommen durch die Wirkung eines Sturmes ums Leben, den hervorzurufen dem Satan erlaubt wird. Hiob erwähnt aber weder die gebrauchten Werkzeuge noch Satan, er empfängt, ohne zu murren, diesen bitteren Kelch aus der Hand Gottes selbst.