Römer 12 – eine Bibelarbeit

Teil 2: Ein Leib in Christus – unterschiedliche Gnadengaben (Verse 3-8)

„Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben worden ist, jedem, der unter euch ist, nicht höher von sich zu denken, als zu denken sich gebührt, sondern so zu denken, dass er besonnen sei, wie Gott einem jeden das Maß des Glaubens zugeteilt hat. Denn ebenso, wie wir in einem Leib viele Glieder haben, aber die Glieder nicht alle dieselbe Tätigkeit haben, so sind wir, die Vielen, ein Leib in Christus, einzeln aber Glieder voneinander. Da wir aber verschiedene Gnadengaben haben, nach der uns verliehenen Gnade: es sei Weissagung, so lasst uns weissagen nach dem Maß des Glaubens; es sei Dienst, so lasst uns bleiben im Dienst; es sei, der lehrt, in der Lehre; es sei, der ermahnt, in der Ermahnung; der gibt, in Einfalt; der vorsteht, mit Fleiß; der Barmherzigkeit übt, mit Freudigkeit“ (Römer 12,3–8).

Denn ich sage

Paulus leitet den nun folgenden Teil mit dem Wort „denn“ ein, d. h., er bezieht sich auf einen Teil des Willens Gottes. Es geht darum, die von Gott gegebene Gnadengabe zu erkennen und zu erfüllen. Paulus kommt dabei auf ein Thema zu sprechen, das er ebenfalls in 1. Korinther 12 und in Epheser 4,7–16 behandelt. Allerdings liegen die Schwerpunkte in allen drei Abschnitten anders. Im Epheserbrief ist es der verherrlichte Herr, der seiner Versammlung Gaben gibt – und zwar sind es Personengaben (Hirten, Lehrer und Evangelisten).1 Sie sind gegeben, damit der Leib (die Versammlung) wächst: Ziel ist es, dass „wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Mann, zu dem Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus“ (Eph 4,13). In 1. Korinther 12 finden wir die ausführlichste Behandlung der Gaben. Sie werden dort mit dem Heiligen Geist (als der Kraft), dem Herrn (als dem Auftraggeber) und Gott (als dem, der für die Ergebnisse sorgt) verbunden (1. Kor 12,4–6). Dann folgen eine Vielzahl von einzelnen Hinweisen darüber, wie die Gnadengaben ausgeübt werden. Diese Hinweise gipfeln in 1. Korinther 13, wo wir lernen, dass das Motiv der Ausübung einer Gnadengabe nur die Liebe sein kann.

In unserem Kapitel ist es Gott, der das Maß zuteilt. Wir lernen vor allem drei Dinge:

  1. dass wir bescheiden bleiben und uns nichts einbilden
  2. dass es unterschiedliche Gnadengaben gibt
  3. dass wir bei dem bleiben sollen, was Gott uns gegeben hat

Zur Illustration wird – ähnlich wie an den anderen Stellen – das Bild eines natürlichen Leibes gebraucht. Hier geht es jedoch nicht um die Verbindung zu unserem Haupt (das Haupt des Leibes wird im Römerbrief überhaupt nicht erwähnt), sondern es geht um die Glieder und deren Funktionen (oder Aufgaben). Es gibt eine große Vielfalt von Aufgaben, die jedoch in einer wunderbaren Einheit miteinander funktionieren.2

Durch die Gnade reden

Wir können diesen Abschnitt – ähnlich wie den ersten – als Motivation auffassen. Er wird jedoch nicht als direkte „Ermahnung“ formuliert, sondern als eine Ansprache. Er ist milder als eine Ermahnung. Natürlich spricht Paulus immer mit der Autorität eines Apostels, und doch verbindet er seine Worte ausdrücklich mit dem Hinweis auf die Gnade. Er redet „durch die Gnade“ oder „kraft der Gnade“. Als Erstes warnt er vor Stolz und Selbstgefälligkeit und dazu braucht es besondere Gnade. Ohne die Gnade Gottes wäre unser Denken (selbst das von Paulus) sehr leicht von Stolz und Hochmut geprägt. Paulus war sich bewusst, dass er selbst sein Apostelamt in Verbindung mit Gnade empfangen hatte (Röm 1,5).

In einem Sinn stellt Paulus sich zunächst als Beispiel vor. Was er sagt, sagt er durch die Gnade, die ihm gegeben war. Zum Ermahnen brauchte er Gnade, doch es scheint, dass er hier sagen will, dass die Gaben (es sind ja Gnadengaben), die wir empfangen haben, nur aus der Gnade Gottes hervorgehen können. Gerade deshalb sollen wir nicht hoch von uns denken. Was wir haben und tun, ist aus der Gnade.

Jedem, der unter euch ist

Die Worte richten sich ausdrücklich an alle Briefempfänger. Es gab keine Ausnahme. Es gibt niemand, der keine Gnadengabe empfangen hat und es gibt niemand, der gegen die Gefahr hochmütiger Gedanken immun ist. Deshalb ist Besonnenheit gefragt. Paulus gebraucht ein Wortspiel, indem er das Wort „denken“ dreimal gebraucht, nämlich erstens „denken“, „zweitens „hoch denken“ und drittens „nüchtern denken“ (wie es im Grundtext heißt).

Nicht hoch denken

Paulus warnt hier vor einer generellen Haltung. Das Wort „hoch denken“ kommt nur an dieser Stelle vor. Es ist ein zusammengesetztes Wort und beschreibt jemanden, der sich selbst überschätzt und übermäßig wichtig nimmt. Die Warnung hat eine generelle Bedeutung, steht hier allerdings im direkten Zusammenhang damit, dass jemand eine Gnadengabe ausübt. Bevor man eine Aufgabe übernimmt, ist es wichtig, sich selbst zu kennen. Von Natur aus neigen viele Menschen dazu, sich selbst zu überschätzen und zu wichtig zu nehmen. Das geht so weit, dass man meint, man sei unersetzlich. Paulus spricht in Kolosser 2,18 von Menschen, die „grundlos aufgebläht“ sind. Dass wir Gläubigen davon nicht ausgenommen sind, zeigt das Beispiel der Korinther. Sie waren „aufgebläht für den einen, gegen den anderen“ (1. Kor 4,6). Diese innere Haltung lässt uns hoch von uns selbst denken, während wir gleichzeitig andere in unseren Gedanken herabsetzen. Beides ist verkehrt und führt zu einer Schieflage. Wir sollen vielmehr mit der Aufgabe zufrieden sein, die Gott uns gibt und sie hingebungsvoll tun, ohne viel darüber zu reden und uns selbst in den Vordergrund zu stellen. Salomo drückt es etwas anders aus und schreibt: „Die meisten Menschen rufen ein jeder seine Güte aus; aber einen zuverlässigen Mann, wer wird ihn finden?“ (Spr 20,6). Ein positives Beispiel ist Johannes der Täufer, der ein herausragendes Werkzeug in der Hand Gottes war. Der Herr Jesus nennt ihn den größten von Frauen geborenen Propheten im Alten Testament (Lk 7,28). Er selbst hingegen bezeichnet sich nur als die „Stimme eines Rufenden in der Wüste“ (Joh 1,23) und sagt von sich, dass er abnehmen müsse (Joh 3,30).

Besonnen sein

Wörtlich heißt es hier „besonnen denken“. Das Wort steht im Gegensatz zu „hoch denken“. Erneut wird eine Gesinnung (eine Denkweise) beschrieben. Sie soll den Gläubigen kennzeichnen. Er soll eine gesunde Selbsteinschätzung haben. Man könnte alternativ übersetzen: „Seid auf eine besonnene Selbsteinschätzung bedacht“.

Die eine Gefahr ist, dass wir zu hoch von uns denken und uns überschätzen. Die andere Gefahr gibt es jedoch ebenso. Sie besteht darin, dass wir uns unterschätzen und dann die Aufgabe nicht tun, die Gott uns zugedacht hat. Wenn man sich zu hoch einschätzt, meint man etwas tun zu können, wofür man nicht geeignet ist. Eine Folge davon ist, dass man die eigentlich zugewiesene Aufgabe liegen lässt. Wenn man sich unterschätzt, kann das Gleiche passieren. Die Aufgabe bleibt liegen und das zum Schaden für andere. Was nötig ist, ist ein gesunder Sinn. Wir müssen unsere Begrenzungen in jeder Hinsicht anerkennen. Gott gibt uns gerade das Maß des Glaubens, das nötig ist, um die Aufgabe zu tun, die Er uns gegeben hat.

Besonnen zu sein, hat hauptsächlich mit uns selbst zu tun. Es gilt, eine gesunde Selbsteinschätzung vorzunehmen. Allerdings brauchen wir ebenfalls einen gesunden Blick auf andere. Wir sollen dankbar erkennen (und anerkennen), was Gott unseren Glaubensgeschwistern gegeben hat. Der Maßstab zur richtigen Beurteilung ist in jedem Fall der von Gott gegebene Glaube und das Vertrauen zu Gott. Diese Fähigkeit hat grundsätzlich jeder Christ.

Das zugeteilte Maß des Glaubens

Es ist Gott, der das Maß zuteilt. Wir tun es weder selbst, noch tun es andere Menschen. Es gibt ein gesundes Maß für die richtige Einschätzung und das ist der Glaube an Gott. Dabei geht es hier weder um den rettenden Glauben, noch um das Glaubensgut, sondern um das tägliche Vertrauen, das wir zu Ihm haben. Im Rahmen unseres Glaubensvertrauens wird uns deutlich, was wir tun sollen und was wir nicht tun sollen. Je enger unsere praktische Glaubensbeziehung zu Gott ist, umso leichter fällt es uns zu erkennen, was wir tun sollen und was wir nicht tun sollen. Wenn dieses Glaubensvertrauen ausgeprägt ist, wird Selbstvertrauen nicht zu einer Falle, in die wir hineintappen. Dabei gilt, dass der Glaube zwar mutig, aber nicht übermütig ist.

Es ist wichtig, dass sich jeder von uns – ob Bruder oder Schwester, jünger oder älter – die Frage stellt, welches Maß Gott uns gegeben hat und welche Aufgaben wir im Rahmen dieses Maßes tun können und tun wollen. Paulus schreibt den Korinthern: „Wir aber wollen uns nicht ins Maßlose rühmen, sondern nach dem Maß des Wirkungskreises, den der Gott des Maßes uns zugeteilt hat“ (2. Kor 10,13).

Ein Leib mit vielen Gliedern

Paulus gebraucht jetzt eine Illustration, um die Belehrung gut verständlich zu machen. Jeder Körper hat verschiedene Gliedmaßen. Jedes Glied ist notwendig, aber jedes hat eine andere Funktion. Die Augen benötigen wir, um zu sehen. Mit den Ohren hören wir. Die Hände benötigen wir, um etwas zu greifen. Niemand wird versuchen, mit seinen Füßen zu essen oder mit seinem Mund zu laufen. Paulus spricht hier von den „Tätigkeiten“, d. h. von den Handlungen und Aktivitäten. Sie sind verschieden voneinander.

Die gleiche Illustration wird in 1. Korinther 12 gebracht, dort jedoch ausführlicher als in unserem Abschnitt. In der Gemeinde in Korinth gab es konkrete Gefahren, vor denen Paulus warnt. In Römer 12 geht es besonders darum, einen Punkt herauszustellen, dass es nämlich unterschiedliche geistliche Aktivitäten gibt, die notwendig sind und dass wir bei dem bleiben sollen, was wir als Aufgabe zugeteilt bekommen haben.

Glieder voneinander

Das Bild zeigt noch etwas. Paulus sagt: „... so sind wir, die Vielen, ein Leib in Christus, einzeln aber Glieder voneinander“. Wir bilden, trotz der großen Vielfalt, einen einzigen Leib. Beides ist wahr und bildet doch keinen Widerspruch. Die Gläubigen bilden eine Einheit (das gilt örtlich ebenso wie weltweit) und sind doch einzeln Glieder voneinander. Der individuelle Aspekt sollte keinesfalls unterschätzt werden, ohne den gemeinschaftlichen Aspekt zu vernachlässigen. Die Einheit der Glaubenden ist eine wichtige Wahrheit im Neuen Testament, die weitreichende praktische Konsequenzen hat. In Epheser 4,25 sagt Paulus etwas Ähnliches wie hier, wenngleich in einem anderen Zusammenhang: „Deshalb, da ihr die Lüge abgelegt habt, redet Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten, denn wir sind Glieder voneinander“. Die Wahrheit von dem einen Leib bringt uns eben nicht nur mit dem Haupt in Verbindung, sondern in eine Beziehung zueinander. Hier bedeutet das, dass die Aufgabe, die jeder erfüllt, immer eine Aufgabe in Bezug auf andere ist. Meine Glaubensgeschwister sind davon betroffen, wie ich meine Aufgabe erfülle und ich bin davon betroffen, wie andere ihre Aufgabe erfüllen. In diesem Sinn sind wir Glieder voneinander.

Beachten wir, dass es hier nicht heißt, dass wir „der Leib Christi“ sind. Das ist ohne Frage wahr, jedoch nicht die Belehrung hier. Den Korinthern wird gesagt: „Ihr aber seid Christi Leib, und Glieder im Einzelnen“ (1. Kor 12,27). In unserem Text hingegen steht, dass wir „ein Leib in Christus“ sind. Das macht klar, dass es hier nicht um das Haupt und die Beziehung zu unserem Haupt geht, sondern um unsere Beziehung untereinander. Es geht um die Vielfalt, die zugleich in einer wunderbaren Einheit besteht. Jeder Gedanke an eine solche Vielfalt wäre sinnlos, wenn sie nicht „in Christus“ wäre. Er ist das verbindende Element. In Ihm sind wir – bei aller Unterschiedlichkeit – fest und untrennbar miteinander verbunden. Wir teilen Freude und Leid, Vorrechte und Verantwortung. Jede Aufgabe und Tätigkeit, die Gott gibt, ist nicht für den eigenen Gebrauch gedacht und schon gar nicht zur Selbstdarstellung, sondern zum Nutzen und zur Förderung des anderen.

Verschiedene Gnadengaben

Paulus benutzt jetzt das Wort „Gnadengabe“, das wir bereits mehrfach gebraucht haben. Das Wort ist sehr eng mit dem Wort „Gnade“ verbunden und weist auf etwas hin, das Gott gibt, ohne dass wir es verdient hätten. Es bedeutet so viel wie eine „wohlwollend gespendete Gabe“, oder ein „Gnadengeschenk“. Das Wesen von Gnade ist immer, dass sie unverdient ist und man sie nicht erwerben kann. Der Römerbrief spricht an verschiedenen Stellen von einer „Gnadengabe Gottes“ (vgl. Röm 1,11; 5,15.16; 6,23; 11,29). Im 1. Korintherbrief kommt das Wort ebenfalls häufiger vor (vgl. 1. Kor 1,7; 7,7; 12,4.9.28.31). Darüber hinaus finden wir es auch in anderen Briefen (vgl. 2. Kor 1,11; 1. Tim 4,14; 2. Tim 1,6; 1. Pet 4,10). Ein Vergleich der verschiedenen Stellen zeigt, dass es einmal um etwas geht, das Gott uns ohne Unterschiede gibt, nämlich das Gnadengeschenk der Rettung in seinem Sohn. An den meisten Stellen ist jedoch etwas Anderes gemeint, nämlich eine geistliche Befähigung zu einem bestimmten Dienst. Eine Gnadengabe sollten wir dabei nicht mit einer natürlichen Befähigung verwechseln. Natürliche Fähigkeiten sind durchaus eine Gabe Gottes, jedoch keine Gnadengabe im neutestamentlichen (christlichen) Sinn. Es ist wahr, dass Gott natürliche Fähigkeiten benutzt und sie mit einer Gnadengabe verbinden kann. Dennoch ist beides voneinander zu unterscheiden.

Diese Gnadengaben sind unterschiedlich. Ein Vergleich von Römer 12 mit 1. Korinther 12 zeigt eine große Vielzahl solcher geistlichen Befähigungen. In der Tat sind unsere Gnadengaben tatsächlich unterschiedlich. Jeder hat eine andere Befähigung von Gott bekommen. Das Wort „verschiedene“ kann sich auf die Gaben beziehen. Es kann sich allerdings auch auf die verliehene Gnade beziehen. So oder so ist deutlich, dass Gott in seiner souveränen Gnade unterschiedlich gibt. „Unterschiedlich“ kann ebenso „vorzüglich“ oder „vortrefflich“ bedeuten (vgl. das Wort in Hebräer 1,4 und 8,6). In der Unterschiedlichkeit der verliehenen Gnadengaben zeigt sich zugleich, wie vorzüglich diese Gaben sind.

Es ist eine feststehende Tatsache, dass es verschiedene Gnadengaben gibt. Sie werden durch die Gnade verliehen (d. h. gegeben). Paulus sagt ausdrücklich: „Wir haben verschiedene Gnadengaben, nach der uns verliehenen Gnade“. Die erste Reaktion unsererseits darauf sollte sein, dass wir dankbar sind. Wenn Gott etwas aus Gnade gibt, kann das nicht anders sein.

Lasst uns

Dankbarkeit ist jedoch nur die eine Reaktion auf die verliehenen Gnadengaben. Es gibt eine zweite Reaktion. Wir sollen unsere Gnadengabe tatsächlich nutzen. Dazu motiviert Paulus die Römer, wenn er schreibt: „Lasst uns...“. Wenn eine Gnadengabe genutzt wird, entsteht – im weitesten Sinn – Dienst für unseren Herrn. Eine Gnadengabe zu besitzen bedeutet dabei nicht, sie ständig und an jedem Ort zu nutzen. Es bedeutet allerdings auch nicht, dass wir sie permanent brachliegen lassen. Unter der Leitung des Heiligen Geistes sollen wir sie im Dienst da nutzen, wo Er es will.

Von der Aufforderung ist niemand ausgeschlossen. Paulus schreibt den Ephesern: „Jedem Einzelnen aber von uns ist die Gnade gegeben worden nach dem Maß der Gabe des Christus“ (Eph 4,7). Und Petrus fordert uns konkret dazu auf, die gegebene Gnadengabe tatsächlich zu nutzen: „Je nachdem jeder eine Gnadengabe empfangen hat, dient einander damit als gute Verwalter der mannigfaltigen Gnade Gottes“ (1. Pet 4,10). Darum geht es jetzt in den folgenden Versen. Gnadengaben sollen genutzt werden und zwar in dem von Gott gegebenen Maß.

Vielleicht fragt sich der ein oder andere Leser an dieser Stelle, welche Gnadengabe er denn nun hat. Diese Frage ist gut und sie ist berechtigt. Die Antwort verbindet sich mit dem, was wir weiter oben gesehen haben. Wenn wir unser Leben unserem Gott hingebungsvoll zur Verfügung stellen, wird Er uns zeigen, was wir für Ihn tun können. Es geht nicht darum, zunächst zu erkennen, welche Gabe ich habe und sie dann Gott zur Verfügung zu stellen. Es geht vielmehr darum, Gott einfach mit dem zu dienen, was Er in unsere Hand gibt und auf diesem Weg zu erkennen, welche Gnadengabe ich habe. Der Prediger formuliert das so: „Alles, was du zu tun vermagst mit deiner Kraft, das tue“ (9,10). Mit anderen Worten: Schaue dich um, und du wirst viel Arbeit sehen und auf diesem Weg erkennen, was du tun kannst. Ein alter Bruder wurde einmal von einem jüngeren gefragt, wie er seine Gnadengaben erkennen könne. Der Ältere stellte ihm folgende Gegenfrage: „Woher weißt du, ob du einen Nagel in die Wand hauen kannst? Du musst es einfach probieren. Danach weißt du es“.

Fassen wir zusammen:

  1. Gnadengaben sind eine Befähigung für bestimmte Aufgaben, den anderen Gliedern am Leib Christi nützlich zu sein.
  2. Gnadengaben werden von Gott gegeben. Es gibt keinen Grund, sich etwas darauf einzubilden, sondern wir sollten vielmehr dankbar sein.
  3. Gott gibt unterschiedliche Gnadengaben, den Bedürfnissen der Gläubigen zu entsprechen. Für jeden gilt, das „Maß“ zu erkennen.
  4. Gnadengaben sollen ausgeübt werden. Sie zu vernachlässigen, wäre sträflich. Wenn sie ausgeübt werden, entsteht Dienst.

Es gibt an keiner Stelle im Neuen Testament eine komplette Aufzählung der verschiedenen Gnadengaben. Ein Vergleich – vor allem mit 1. Korinther 12 – zeigt Überschneidungen und Unterschiede. In unserem Abschnitt erwähnt Paulus genau die Gnadengaben, die offensichtlich in Rom wichtig waren. Es sind sieben an der Zahl. Dabei wird deutlich, dass es um Gaben geht, die dem Leib (der Versammlung) gegeben sind. Allerdings beschränkt sich ihre Ausübung keineswegs auf die Zusammenkünfte. Es ist ohne Frage so, dass in den Zusammenkünften der Gläubigen Gnadengaben genutzt werden. Allerdings sind sie keinesfalls darauf beschränkt.

1. Weissagen

Die erste Gnadengabe, die genannt wird, ist die Weissagung. Weissagen bedeutet, aus der Gegenwart Gottes heraus zu reden. Der Dienst der Weissagung ist der Dienst eines Propheten (Weissagung und Prophezeiung sind im Grundtext ein und dasselbe Wort). Der Prophet redet im Auftrag Gottes zu anderen. Er motiviert, ermutigt und ermahnt. Er deckt Fehlverhalten auf und zeigt den richtigen Weg. Dabei geht es für uns nicht darum, neue Offenbarungen von Gott zu bekommen, sondern für bestimmte Lebenssituationen genau die Botschaft zu geben, die gerade notwendig ist. In 1. Korinther 14,3 sagt Paulus: „Wer aber weissagt, redet den Menschen zur Erbauung und Ermahnung und Tröstung“. In der Zusammenkunft zur Wortverkündigung ist Weissagung ein wesentliches Element. Allerdings kann ebenso außerhalb der Zusammenkünfte geweissagt werden. Die Apostelgeschichte gibt uns dazu Beispiele (Apg 19,6; 21,9). Gerade der Vers in Apostelgeschichte 19 zeigt, dass Frauen von dieser Gabe nicht ausgeschlossen sind. Allerdings ist dieser Dienst für Frauen auf den privaten Bereich beschränkt (1. Kor 14,34; 1. Tim 2,12).

Wer die Gabe des Weissagens hat, soll sie nach dem Maß des Glaubens ausüben. Das kann erstens bedeuten, dass die Weissagung entsprechend der Glaubenswahrheit (der Lehre) erfolgt, wie sie im Neuen Testament zu finden ist. Für diese Lesart spricht die Tatsache, dass vor Glauben der Artikel steht und es nicht heißt: „nach dem Maß seines Glaubens“. „Der Glaube“ ist dann ein Synonym für „das Glaubensgut“.3 Dennoch wollen wir die zweite Lesart nicht ausschließen, nämlich dass die Weissagung nach dem von Gott gegebenen Maß des Glaubens dessen erfolgt, der weissagt. Der Glaube ist dann wiederum das Glaubensvertrauen. Ohne dieses Vertrauen ist es in der Tat unmöglich, die Gabe der Weissagung wirklich zu praktizieren. Wer weissagt, redet aus der Gegenwart Gottes. Er soll „Aussprüche Gottes“ reden (1. Pet 4,11). Deshalb wird gerade diese Aufgabe besonders mit dem Maß des Glaubens verbunden. Es geht um die Glaubensbeziehung und das Glaubensvertrauen, das der Prophet zu Gott hat und das nötig ist, um zur richtigen Zeit, am richtigen Ort das richtige Wort zu sagen. Bei dem Lehrer wird das so nicht gesagt. Wir können anderen die Gedanken Gottes nur entsprechend dem Maß unseres persönlichen Umgangs mit Gott mitteilen, entsprechend dem Maß, mit dem wir selbst gelernt haben, Ihm in der Praxis unseres Glaubenslebens zu vertrauen. Der Lehrer hat es – in einem Sinn – einfacher, denn die Lehre ist immer die Lehre, sie verändert sich nicht. Sie ist an sich von der Zeit und von den konkreten Lebensumständen unabhängig. Weissagung hingegen ist immer der persönlichen Situation angepasst, in die hinein die Weissagung geschieht.

2. Dienst

Als zweites wird der Diener aufgefordert, in seinem Dienst zu bleiben. Von dem hier gebrauchten Wort „Dienst“ ist das uns bekannte Wort „Diakonie“ abgeleitet. Es wäre allerdings zu wenig, diesen Dienst nur mit „Werken der Barmherzigkeit“ oder anderen materiellen Hilfsdiensten zu beschreiben, so wie Diakonie heute vielfach definiert wird. Es ist mehr als Hungrigen zu essen und Durstigen zu trinken zu geben. Es ist mehr als Fremde aufzunehmen, Nackte zu bekleiden, Kranke zu besuchen und sich um Menschen in Not zu kümmern. Das Neue Testament gebraucht das Wort tatsächlich für solche praktischen Dienste (z. B. Lk 10,40; Apg 6,1; 11,29). Andererseits werden damit ebenfalls Dienste im weitesten Sinn beschrieben. Ein Beispiel ist Apostelgeschichte 20,24. Dort benutzt Paulus genau dieses Wort, um seine Aufgabe zu beschreiben, die er vom Herrn bekommen hatte: „Aber ich nehme keine Rücksicht auf mein Leben als teuer für mich selbst, damit ich meinen Lauf vollende und den Dienst, den ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium der Gnade Gottes“ (vgl. Apg 21,19; 2. Kor 3,9; 5,18).

Das zeigt, dass wir gut daran tun, hier recht breit zu denken. Der Punkt ist ohnehin vielmehr, dass der, der die Gnadengabe eines Dienstes empfangen hat (welcher Dienst auch immer es sein mag), in diesem Dienst bleibt. Die Gefahr besteht immer, etwas mit viel Begeisterung zu beginnen und dann nicht zu vollenden und aufzugeben. Es ist in der Regel einfacher, etwas anzufangen, als fortzuführen. Die Glaubenden in Kolossä sollten ihren Bruder Archippus ermutigen, auf den Dienst zu sehen, den er im Herrn empfangen hatte. Diesen Dienst sollte er erfüllen (Kol 4,17). Hier gebraucht Paulus dasselbe Wort für „Dienst“ wie in Römer 12. Wir stehen immer in Gefahr, den eigenen Dienst zu vernachlässigen oder zu viel mit den Diensten anderer beschäftigt zu sein. Davor will Paulus uns warnen.

3. Lehre

Wenn jemand eine Lehrgabe hat, so soll er sie zur Belehrung anderer nutzen. Die Gabe des Lehrens steht hier nicht an erster Stelle. Dennoch ist sie wichtig und wer eine solche Gabe hat, sollte sie keineswegs vernachlässigen. Im Alten Testament klagt Gott einmal: „Darum wird mein Volk weggeführt aus Mangel an Erkenntnis“. Ein anderes Mal hören wir ihn sagen: „Mein Volk wird vertilgt aus Mangel an Erkenntnis“ (Jes 5,13; Hos 4,6). Wir leben ohne Frage in einer Zeit, in der wir das Wort der Weissagung benötigen. Allerdings leben wir zugleich (wieder) in einer Zeit, in der es großen Mangel an Kenntnis der Gedanken Gottes gibt. Paulus schreibt in seinem letzten Brief an Timotheus: „Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt“ (2. Tim 4,3). Deshalb ist es wichtig, dass die Gabe des Lehrens in den Zusammenkünften und darüber hinaus ausgeübt wird. Lehren ist Unterrichten und Erklären des Wortes Gottes. Von Anfang an gab es sowohl Propheten als auch Lehrer (vgl. Apg 13,1). Beide Aufgaben und Dienste gehören eng zusammen, sind dennoch voneinander zu unterscheiden (Epheser 4,11 nennt „Hirten und Lehrer“ in einem Atemzug). Dabei ist natürlich wichtig, dass der Lehrer nicht nur lehrt, sondern dass er tut, was er lehrt. So war es vollkommen bei unserem Herrn. Der Lehrer hat ebenso wie der Hirte eine wichtige Vorbildfunktion.

Ein Mut machendes Beispiel finden wir im Alten Testament. In Esra 7,10 lesen wir von Esra, einem kundigen Schriftgelehrten: „Denn Esra hatte sein Herz darauf gerichtet, das Gesetz des Herrn zu erforschen und zu tun und in Israel Satzung und Recht zu lehren.“ Was für Esra das Gesetz war, ist für uns das Wort Gottes. Die Reihenfolge der Satzaussage ist dabei bemerkenswert:

  1. Esra richtete sein Herz darauf, das Gesetz zu erforschen. Es war ihm zuerst eine Herzensangelegenheit.
  2. Esra handelte nach dem, was er im Gesetz seines Gottes fand. Was er las, blieb für ihn keine Theorie, sondern er praktizierte es.
  3. Esra lehrte das Gesetz in Israel. Es war ihm wichtig, dass andere ebenfalls von dem erfuhren, was im Gesetz stand.

4. Ermahnung

Paulus erwähnt als viertes eine Gabe, die wir vielleicht gar nicht als besondere Gnadengabe empfinden. Und in der Tat, in Kolosser 3,16 werden wir alle aufgefordert, uns gegenseitig zu ermahnen. Diese Aufforderung gilt uneingeschränkt. Dennoch gibt es Geschwister, die eine besondere Gnadengabe empfangen haben, andere zu ermahnen. Wie in Vers 1 wird hier für Ermahnung ein Wort gebraucht, das ebenso Ermutigung oder Trost bedeutet. Einige Ausleger verbinden das mit der Gabe der Seelsorge, d. h. der persönlichen Zuwendung, um einem Einzelnen das zu geben, was er nötig hat.

Die Apostelgeschichte zeigt uns einen Mann, der eine solche Gabe hatte. Es ist Barnabas. Er bekam sogar den Namen „Sohn des Trostes“ (Apg 4,36). In Kapitel 11,23 sehen wir, wie er seine Gabe ausübte. Er ermahnte (ermutigte) andere, mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren. Es muss also nicht der erhobene Zeigefinger sein, sondern man kann mit dieser Gabe ermutigen und aufmuntern und die Gläubigen aufrütteln, sich vom Bösen fernzuhalten, um Christus in Hingabe zur Verfügung zu stehen.

Die Gabe des Ermahnens kann öffentlich ausgeübt werden. Häufig jedoch wird es eine persönliche Sache sein, von der Dritte wenig oder nichts mitbekommen. In Apostelgeschichte 20 spricht Paulus über seinen Dienst. Er hatte öffentlich und in den Häusern gepredigt und gelehrt (Vers 20), aber wenn es um die Ermahnung ging, so geschah sie nicht nur „Nacht und Tag“, sondern Paulus hatte „einen jeden mit Tränen ermahnt“ (Vers 31). Das geschah offensichtlich persönlich. Den Thessalonichern schreibt er: „ebenso, wie ihr wisst, wie wir jeden Einzelnen von euch, wie ein Vater seine eigenen Kinder, euch ermahnt und getröstet und euch bezeugt haben...“ (1. Thes 2,11.12). Es gibt seelsorgerliche Dienste, die nur verborgen und im persönlichen Gespräch getan werden können.

5. Geben

Erneut spricht Paulus von einer Gnadengabe, die uns in der Regel weniger präsent ist. Es geht um solche, die geben oder mildtätig sind. Das Wort bedeutet „mitteilen“ oder „abgeben“, anderen „einen Anteil geben“. Es kommt im Neuen Testament fünfmal vor (Lk 3,11; Röm 1,11; 12,8; Eph 4,28; 1. Thes 2,8). Ein Vergleich zeigt, dass es sich sowohl auf geistliche als auch auf materielle Güter beziehen kann. Es geht also darum, anderen etwas von dem zu geben, was uns selbst gehört. Natürlich gilt das wiederum uns allen, hier wird es jedoch mit einer besonderen Befähigung verbunden.

Abzugeben und zu teilen soll nicht einfach eine Pflicht sein. Wer diese Gnadengabe hat, soll sie in Einfalt ausüben. Das Wort Einfalt ist nicht negativ, sondern positiv gemeint. An anderen Stellen wird es mit „Freigebigkeit“ übersetzt (2. Kor 8,2; 9,11.13) – gerade also in dem Kapitel, wo es um das Geben geht. Andere geben den Sinn des Wortes mit Schlichtheit, Lauterkeit, Aufrichtigkeit oder Großzügigkeit an. Es ist klar, worauf Paulus hinaus will. Es geht um das Motiv. Man kann geben, weil der andere in Not ist. Man kann geben, weil man sich verpflichtet fühlt. Man kann sogar geben, um von anderen gesehen zu werden und als großzügiger Spender erwähnt zu werden. In der Bergpredigt werden wir davor ausdrücklich gewarnt, unsere Wohltätigkeit vor uns her zu posaunen. Im Gegenteil. Der Herr sagt: „Du aber, wenn du Wohltätigkeit übst, so lass deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut, damit deine Wohltätigkeit im Verborgenen bleibt; und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird es dir vergelten.“ (Mt 6,3.4). Wer so gibt, gibt „in Einfalt“.

6. Vorstehen

Vorstehen bedeutet „voranstellen“ oder „an die Spitze treten“. Es bedeutet zugleich: „sich um etwas oder jemand zu kümmern“. Es geht um Leiterschaft in der örtlichen Gemeinde. Luther hat das Wort mit „Regierung“ übersetzt. Das trifft durchaus das, was gemeint ist, kann jedoch leicht missverstanden werden. Jemand, der vorsteht oder führt, ist jemand, der vorangeht – vor allem mit gutem Beispiel. Ein guter Führer führt in die richtige Richtung. Zugleich kümmert er sich um diejenigen, die er führt und schützt sie. Derjenige, der vorsteht, ist nicht unbedingt zugleich befähigt, zu lehren und zu predigen (es kann so sein, muss aber nicht so sein). Ebenso wenig ist ein Lehrer und Prediger immer jemand, der zugleich vorsteht. Jemand, der vorsteht, ist jedenfalls jemand, der durch seine Weisheit und Erfahrung in der Lage ist, andere gut zu führen.

Petrus fordert die Ältesten auf, die Herde Gottes zu hüten, die bei ihnen war4 und die Aufsicht nicht aus Zwang zu führen, sondern freiwillig und als Vorbilder der Herde (1. Pet 5,1–3). Paulus spricht von solchen, die unter den Gläubigen arbeiteten und die deshalb geachtet werden sollen (1. Thes 5,12). Die Gabe des Vorstehens auszuüben ist nicht immer einfach, denn die Geschwister, die geführt werden, sind nicht immer einfach zu führen. Deshalb soll diese Gabe mit Fleiß (oder mit rechtem Eifer, vgl. das Wort in 2. Kor 8,16) getan werden. Der Vorsteher soll sich nicht entmutigen lassen und nicht aufgeben.5

7. Barmherzigkeit üben

Barmherzigkeit üben ist im Grundtext ein Wort. Es geht darum, anderen in ihrer Not und in ihren Schwierigkeiten Erbarmen zu zeigen. Vielleicht ist es eine der schwierigsten Aufgaben, die deshalb ausdrücklich mit Freudigkeit verbunden wird. Es ist in der Regel keine öffentliche Aufgabe, sondern geschieht meistens verborgen und ungesehen von anderen. Wer Barmherzigkeit übt, kommt direkt in Kontakt mit der Not von anderen. Dabei geht es nicht um Sünden, die vergeben werden müssen, sondern es geht um herzliches Erbarmen, so wie der Samariter es in Lukas 10 praktiziert hat.

Man kann barmherzig sein und es doch freudelos tun. Deshalb wird ausdrücklich zur Freudigkeit aufgefordert. Das wiederum hat zwei Seiten. Zum einen für den, der barmherzig ist. Er soll es nicht mit Murren tun, sondern freudig und gerne. Das hilft, diese Aufgabe besser tun zu können. Zum anderen für den, der die Barmherzigkeit empfängt. Salomo schreibt: „Ein fröhliches Herz bringt gute Besserung, aber ein zerschlagener Geist vertrocknet das Gebein“ (Spr 17,22).

Fußnoten

  • 1 Damit ist gemeint, dass die Person (der Hirte, der Lehrer, der Evangelist) selbst die vom Herrn gegebene Gabe ist. In 1. Korinther 12 und Römer 12 beschreibt Paulus „Sachgaben“, d. h. Befähigungen, die einzelnen Personen gegeben sind.
  • 2 Es ist gesagt worden, dass uns Römer 12 eine „Vielfalt in Einheit“ zeigt, während wir in 1. Korinther 12 die „Einheit in Vielfalt“ sehen.
  • 3 Das Neue Testament unterscheidet verschiedene Bedeutungen des Wortes „Glauben“. An manchen Stellen ist von dem rettenden Glauben die Rede. Der Glaube nimmt Gott beim Wort und gleicht einer Hand, die das ergreift, was Gott anbietet (z. B. Apg 16,31; Röm 3,28). An manchen Stellen geht es um das Glaubensvertrauen des Gläubigen im Lebensalltag (z. B. 2. Kor 5,7; Gal 2,20). Wiederum an anderen Stellen geht es um das Glaubensgut oder die Glaubenswahrheit (z. B. Jud 3).
  • 4 Das zeigt zugleich, dass dieser Dienst in der örtlichen Gemeinde ausgeübt wird, d. h., an ein örtliches Zusammenkommen gebunden ist. Darüber zeigt das Neue Testament, dass es immer mehrere sind, die das tun. Die Ältesten und Aufseher werden immer in der Mehrzahl genannt.
  • 5 Den Übrigen wird gesagt: „Gehorcht euren Führern und seid fügsam; denn sie wachen über eure Seelen (als solche, die Rechenschaft geben werden), damit sie dies mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn dies wäre euch nicht nützlich“ (Heb 13,17).
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